Wieso schaden short positions (Wetten auf fallende Aktienkurse) dem Unternehmen?

2 Antworten

es werden immer gerne Artikel geschrieben, um Marktsegmente zu verteufeln, welche die Mehrheit nicht kennt. Im gleichen Boot sitzt auch die Politik, die steuerrechtliche Regelungen für den Bereich erlassen hat, deren Tragweite man dort, mangels Kenntnis, gar nicht überblickt.

Hedgefonds handeln bei ihren short Positionen selbstverständlich n i c h t mit Derivaten. Wer kostengünstig am Markt unterwegs sein will, kauft niemals ein Produkt, was von einer Bank auf den Mark gebracht wurde. Die Bank ist in dem Fall Zwischenverdiener, den kein hedge Fond braucht.

Die Bank verkauft ein gehebeltes Zertifikat und geht im Investmentbanking ein closing an der Terminbörse ein. Die hat am Abend schon keine offene Position mehr; nur eben die Differenz verdient (links kleiner Marktkrauter Mitte die Bank und rechts die Terminbörse).

Der hedgefond geht entweder direkt an die Terminbörse, was in dem Fall gar nicht nötig ist, oder, so läuft es dann wirklich, verkauft die Aktie, die er nicht hat, wie jeder normale Otto Normalverbraucher. Beim Kassageschäft nach dt Börsenusancen ist die Belieferung nach 2 Tagen nötig. Wurde das Geschäft unter dieser Reglementierung durchgeführt, hat der hedgefond die Möglichkeit, sich die Aktien zu beschaffen, meist erfolgt dies durch Wertpapierleihe, gibt aber auch andere Möglichkeiten.

Ein Schaden für das Unternehmen kann ich nicht erkennen, mit der Ausnahme, das short meist das Ergebnis gescheiterter Unternehmensführung ist und dies damit bekannt gemacht wird. Die Unternehmensbeteiligung bleibt ja erhalten, da die Aktie von anderen gekauft wird, wenn auch meist zu rückläufigen Kursen.

Du bringst da verschiedene Sachen durcheinander, daher will ich das ganze ausführlicher erklären.

Was bedeutet ein fallender Kurs für eine Firma?

Erstmal garnichts. Ein fallender Kurs hat auf eine Firma erstmal keine Auswirkung. Es sei, denn diese Firma will eine Kapsitalmaßnahme durchführen. Wenn eine Firma 1 Millionen Aktien für 10 Euro verkaufen kann ist das besser, als wenn eine Firma 1 MIllionen Aktien für 5 Euro verkaufen kann.

Beispiele:

Wirecard und Germanwings sind vor der Pleite nochmal massiv gestiegen, als die Leerverkäufer sich eingedeckt haben, aber der Nutzen für die Firmen war null.

Hertz, GME, AMC haben hingegen Kapitalerhöhungen durchgeführt und konnten sich zumindest kurzfristig vor einer Insolvenz so retten. Das waren aber nicht unbedingt Short Squeezes.

Tesla war lange Zeit die meistgeshortete Aktie und es wurde mit allen mitteln versucht die Aktie klein zu machen. Heute ist es die mit Abstand wertvollste Autofirma. Tesla hat das shorten als Firma also nicht geschadet. Die Aktienkurse waren allerdings lange Zeit künstlich gedrückt und für die Aktionäre war das nicht schön.

Das shorten eines Unternehmens schadet diesem also erstmal eher nicht. Was einem Unternehmen aber schaden kann sind die verbalen und medialen attacken der Shortseller. Diese versuchen den Kurs gezielt zu drücken indem diese Zweifel sähen und versuchen Vertrauen zu vernichten. Damit können dann auch komplett gesunde Firmen ruiniert werden.

Die technischen Dinge

Eins vorneweg: Optionsscheine, CFDs und Zertifikate sind Müll. Das ist sone deutsche Erfindung, die echt kein Profi jemals nutzen würde. Aber natürlich nutzen Hedge Fonds auch Derivate und kaufen auch Produkte bei Banken (erinnern wir uns daran, wie Christian Bale in The Big Short von Bank zu Bank tingelt um Derivate zu kaufen)

Leerverkäufe

Bei Leerverkäufen leihe ich mir eine Aktie und verkaufe diese dann. Und der Verkauf von Aktien sorgt allgemein für fallende Kurse. Zurückkaufen muss man die Aktien allerdings nicht, aber man sollte irgendwann Gewinne mitnehmen.

Leerverkäufe haben dadurch eine dämpfende Wirkung. Es reduziert die Hochs, aber auch die Tiefs, da Leerverkäufer am Top verkaufen und am Tief kaufen.

Optionen

Bei Optionen hat man eine Option. Daher auch der Name. Sprich: Eine Option hat grundsätzlich nichts mit müssen zu tun, sondern nur mit wollen. Wenn ich mir einen 20$ Put kaufe habe ich die Option eine Aktie für 20$ zu verkaufen.

Optionen werden auch häufig von Hedgefonds genutzt.

Bei einem Kauf solch einer Put Option wird in der Regel mit den Marketmakern gehandelt. Diese hedgen ihr Risiko dann sofort. Wenn ein Hedgefunds z.B. einen Put mit einem Delta von 70 kauft, dann verkauft der Marketmaker 70 Aktien um das Risiko auf null zu setzen. Dadurch erzeugt der Kauf eines Puts indirekt Aktienverkäufe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

JanyoOoO 
Beitragsersteller
 16.09.2021, 05:30

Danke für deine ausführliche Antwort. In etwa so hatte ich mir das auch vorgestellt.

Bei Leerverkäufen leihe ich mir eine Aktie und verkaufe diese dann. Und der Verkauf von Aktien sorgt allgemein für fallende Kurse. Zurückkaufen muss man die Aktien allerdings nicht, aber man sollte irgendwann Gewinne mitnehmen.

Aber wie wird dann derjenige entschädigt, der mir die Aktie geliehen hat? Wenn ich nicht anschließend die Aktie zu einem billigeren Preis kaufe und dem Verleiher zurückgebe, dann muss ich ihm doch zumindest den Preis der Aktie irgendwie zurückzahlen. Ansonsten würde doch niemand Aktien verleihen, oder übersehe ich hier etwas?

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Muxxi  16.09.2021, 05:34
@JanyoOoO

Gemeint war, dass ich die Aktien ja theoretisch für eine unbegrenzte Dauer leihen könnte. Es gibt also keinen festen Termin, wo ich die Aktien zurückgeben muss. Allerdings kann der Verleiher die Aktien jederzeit zurückfordern, sofern er das wünscht. Der Verleiher bekommt für das verleihen der Aktie eine Gebühr, die je nach Aktie beträchtlich sein kann. In Extremfällen kann die Leihgebühr auch mehr als 100% im Jahr betragen.

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