Wieso schaden short positions (Wetten auf fallende Aktienkurse) dem Unternehmen?

Hallo allerseits,

gestern habe ich einen Artikel gelesen, in welchem behauptet wurde, short positions gegen ein Unternehmen würden diesem schaden.

Insofern man mit short positions nun aber derivative Finanzprodukte wie Optionen / Optionsscheine, CFDs und Hebel- / Knock-Out-Zertifikate bezeichnet, erschließt sich mir aber nicht wirklich, inwiefern die Behauptung zutreffend sein soll.

Mein erster Gedanken war, dass diese Derivate, mit denen ja auch die Leerverkäufe in Hedgefonds stattfindet, von Emittenten herausgegeben werden, die mit dem Unternehmen, auf das man eine short Position aufbauen möchte, in keinerlei Zusammenhang stehen.

Steigt nun der Aktienkurs des Unternehmens und fällt somit der Kurs der shorten Derivate, so machen letzten Endes sowohl das Unternehmen als auch der Emittent der Derivate Gewinne. Lediglich der Anleger verliert.

Macht der Aktienkurse hingegen Verluste, so steigt der Wert der Derivate und der Emittent erleidet einen Verlust, während nur der Anleger einen Gewinn verzeichnet.

Nun dachte ich aber, dass hierbei dem Unternehmen doch eigentlich überhaupt nicht weiter geschadet wird, da die Derivate ja in keinem unmittelbarem Zusammenhang zum Unternehmen stehen.

Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass short Positionen - solange es sich hierbei um Leerverkäufe handelt - dem Unternehmen sogar helfen können. Denn sollte der Kurs des Unternehmens erst einmal gefallen sein, kommt der Zeitpunkt, an dem beispielsweise Hedgefonds die tatsächlichen Aktien nun erwerben müssen um die "Option zu erfüllen". Dadurch steigt die Nachfrage - bei großen Hedgefonds sogar erheblich - was den Kurs wieder nach oben treiben könnte, was wiederum dem Unternehmen zu Gute käme.

Der einzige Grund, der mir nun einfällt, weshalb short Position gegen ein Unternehmen Probleme für selbiges bedeuten könnte, ist der, dass short Positionen im großen Stil hauptsächlich bei Hedgefonds zu finden sind. Diese haben nicht selten Präsenz in den Medien, sodass es dazu kommen könnte, dass Aktionäre eines Unternehmens ihre Anteile verkaufen, sobald Hedgefonds gegen dieses Unternehmen wetten.

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand etwas Licht ins Dunkle bringen könnte und mir sagen würde, wo mein Denkfehler liegt.

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Du bringst da verschiedene Sachen durcheinander, daher will ich das ganze ausführlicher erklären.

Was bedeutet ein fallender Kurs für eine Firma?

Erstmal garnichts. Ein fallender Kurs hat auf eine Firma erstmal keine Auswirkung. Es sei, denn diese Firma will eine Kapsitalmaßnahme durchführen. Wenn eine Firma 1 Millionen Aktien für 10 Euro verkaufen kann ist das besser, als wenn eine Firma 1 MIllionen Aktien für 5 Euro verkaufen kann.

Beispiele:

Wirecard und Germanwings sind vor der Pleite nochmal massiv gestiegen, als die Leerverkäufer sich eingedeckt haben, aber der Nutzen für die Firmen war null.

Hertz, GME, AMC haben hingegen Kapitalerhöhungen durchgeführt und konnten sich zumindest kurzfristig vor einer Insolvenz so retten. Das waren aber nicht unbedingt Short Squeezes.

Tesla war lange Zeit die meistgeshortete Aktie und es wurde mit allen mitteln versucht die Aktie klein zu machen. Heute ist es die mit Abstand wertvollste Autofirma. Tesla hat das shorten als Firma also nicht geschadet. Die Aktienkurse waren allerdings lange Zeit künstlich gedrückt und für die Aktionäre war das nicht schön.

Das shorten eines Unternehmens schadet diesem also erstmal eher nicht. Was einem Unternehmen aber schaden kann sind die verbalen und medialen attacken der Shortseller. Diese versuchen den Kurs gezielt zu drücken indem diese Zweifel sähen und versuchen Vertrauen zu vernichten. Damit können dann auch komplett gesunde Firmen ruiniert werden.

Die technischen Dinge

Eins vorneweg: Optionsscheine, CFDs und Zertifikate sind Müll. Das ist sone deutsche Erfindung, die echt kein Profi jemals nutzen würde. Aber natürlich nutzen Hedge Fonds auch Derivate und kaufen auch Produkte bei Banken (erinnern wir uns daran, wie Christian Bale in The Big Short von Bank zu Bank tingelt um Derivate zu kaufen)

Leerverkäufe

Bei Leerverkäufen leihe ich mir eine Aktie und verkaufe diese dann. Und der Verkauf von Aktien sorgt allgemein für fallende Kurse. Zurückkaufen muss man die Aktien allerdings nicht, aber man sollte irgendwann Gewinne mitnehmen.

Leerverkäufe haben dadurch eine dämpfende Wirkung. Es reduziert die Hochs, aber auch die Tiefs, da Leerverkäufer am Top verkaufen und am Tief kaufen.

Optionen

Bei Optionen hat man eine Option. Daher auch der Name. Sprich: Eine Option hat grundsätzlich nichts mit müssen zu tun, sondern nur mit wollen. Wenn ich mir einen 20$ Put kaufe habe ich die Option eine Aktie für 20$ zu verkaufen.

Optionen werden auch häufig von Hedgefonds genutzt.

Bei einem Kauf solch einer Put Option wird in der Regel mit den Marketmakern gehandelt. Diese hedgen ihr Risiko dann sofort. Wenn ein Hedgefunds z.B. einen Put mit einem Delta von 70 kauft, dann verkauft der Marketmaker 70 Aktien um das Risiko auf null zu setzen. Dadurch erzeugt der Kauf eines Puts indirekt Aktienverkäufe.

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