Wieso sagt Freundin zu mir unfair du gehst auf Privatschule und ich nicht?

5 Antworten

Die meisten Privatschulen stehen nur besser bezahlten Familien zur Verfügung. Stipendien und Unterstützung für einkommensschwächere Familien gibt es kaum. Anders als in anderen Ländern, wo fehlendes Geld durch Stipendien ausgeglichen werden kann, kommt das in Deutschland kaum zum Tragen.

Der überwiegende Teil der Privatschulen wird durch Steuer- oder Kommunengelder teilfinanziert. Das heißt auch diejenigen, die nicht in den Genuss kommen auf eine solche Schule zu gehen, zahlen dafür. (selbstfinanzierte Schulen haben häufig Beiträge von 1000+ Euro/Monat)

Während für so ziemlich jede andere Dienstleistung mit 19% (bei ausnahmen auch mit 7%) besteuert werden (inklusive Nachhilfeunterricht) , können Eltern, die ihre Kids auf Privatschulen schicken, Steuerfreibeträge von bis zu 5000 Euro im Jahr geltend machen.

Das ist schon eine Schieflage, die weniger einkommenstarke Familien ausgrenzt, insofern ist es durchaus "unfair"

Ob sie das aber auch so gemeint hat oder ob eine andere Intenstion dahinter steckt, musst du sie selbst fragen :)

Von Experte notting bestätigt

Das kann dir nur die Person selbst sagen, was genau gemeint ist. Aber ich finde es ist eigentlich sehr selbsterklärend. Die Person empfindet es als 'Unfair', weil sie nicht auf eine Privatschule geht, du jedoch schon. Das Wort unfair steht hier vermutlich als 'Synonym' für "Neid". Die Formulierung lässt aber auch darauf schließen, dass es nicht wirklich ernst ist, sondern nur daher gesagt, weil man eben selbst auch gerne auf eine solche Schule gehen würde.

Sie wäre vielleicht auch gerne dort. Vielleicht empfindet sie es auch als unfair, da sie es ihrer Meinung nach eher verdient hätte, als Du, weil sie bspw. sich in der Schule mehr Mühe gibt, intensiver lernt usw.

Privatschulen haben den Vorteil, dass dort die Klassen deutlich kleiner sind. Während in einer öffentlichen Schule teilweise 35 Schüler in einer Klasse waren, bestehen Privatschulklasen meistens aus maximal 23 Schülern. In der Oberstufe sogar deutlich weniger. So waren bei uns in der 12. Klasse im Politik & Wirtschafts Grundkurs gerade mal 8 Leute, weil die meisten PoWi nach der 11. Klasse abewählt waren. In Chemie sogar nur noch zu fünft!!

Also kleinere Klassen, intensiver Lernatmosphäre.

Die Privatschulen sind jedoch auch sehr teuer, oft mindestens 300 € pro Monat.
ich würde allerdings nicht sagen, dass man auf Privatschulen wirklich neidisch sein muss, denn die haben natürlich auch ihre Schattenseiten.

Meine Eltern haben mich damals auf ne Privatschule geschickt und wir kamen eigentlich alle aus ärmeren Verhältnissen. Sie waren jedoch der Meinung, daß es wichtig wäre in die Bildung zu investieren, dafür mussten wir dann halt anderswo sparen. (Wir waren z.b. seit ich 10 Jahre alt war, nie mehr im Urlaub). Ich selbst hab das damals gar nicht so mitgekriegt, weil ich mich als Kind nie dafür interessiert hab ob Privatschule oder nicht, und meine Eltern das quasi über meinen Kopf entschieden haben, so dass ich gar nicht wusste, wie privilegiert ich damals war. Das böse Erwachen kam dann erst , z.b. wenn man auf Geburtstagsfeiern eingeladen worden ist und man dann gesehen hat, in welchen Häusern oder gar Villen meine Mitschüler wohnen, während ich selbst auf einer 60 m²-Wohnung mir ein Zimmer mit Geschwistern teilen musste.

Oder umgekehrt - wenn man dann selbst Geburtstagsfeier bei sich machte - und sich noch blöde Sprüche anhören musste. ("Das ist dein Haus? Ich dachte das wär euer Flur!" - "Kauf dir mal ein größeres Haus!" -)

Ich war auch der einzige in meiner Klasse, der nicht in eimem Haus, sondern in einer Wohnung lebte. Der einzige in meiner Klasse, der kein eigenes Zimmer hatte. Der einzige in meiner Klasse, der nicht im Urlaub war usw.

Man hatte sich dann automatisch neidisch gefühlt, wenn man gesehen hat, wie meine Mitschüler in den Ostern-, Herbst-, Sommer- und Winterferien im Urlaub waren und man sich selbst keinen einzigen Urlaub leisten konne. Oder wenn die Hälfte der Klasse zum 18. Geburtstag ein Auto geschenkt bekommt, während man selbst noch nicht mal geügend Geld hatte um sich den Führerschein zu finanzieren. Das zehrt, oh ja und wie das zehrt. Ich gebe es offen zu, ich war neidisch auf meine Mitschüler. Ok neidisch, vielleicht das falsche Wort, weil das hat so einen negativen Beigeschmack. Ich sah zumindest Sehnsüchtig auf ihre Besitztümer und Privilegien.

Hinzu kommt halt auch, dass Privatschulen manchmal den Ruf haben, dass man sich dort quasi den Abschluss kaufen kann. Natürlich machen zwar alle daselbe Abitur, aber der Ruf bleibt natürlich trotzdem haften. Bei mir in der Klasse waren auch sehr viele, die z.b. nach der Grundschule nur eine Real- oder Hauptschulempfehlung bekommen haben, aber dann trotzdem auf's Privatgymnasim ging. Und bei den mündlichen Prüfungen wurde auch viel Schmu betrieben - Schülerin fängt während der Prüfung an zu weinen und sagt kein Wort - bekommt aber trotzdem den notwendigen 1 Punkt zum Bestehen. Eine andere Schülern betritt das Prüfungszimmer mit mega-knapper Hotpants - zieht sich vor Betreten des Raumes extra nochmal die Hose hoch, so dass die halbe Arschbacke sichtbar ist und stopft sich ihr Shirt zum Croptop mit der Aussage "Mal sehen, ob's was bringt" - und geht plötzlich mit 12 Punkten aus der Prüfung. (in den Klausuren war sie die ganze Oberstufe nie besser als 5 Punkte). Gut, das kann's vielleicht auch an öffentlichen Schulen geben, aber es ist halt an der Privatschule schon gehäuft vorgekommen.

Und mich Leute heute fragen, an welcher Schule ich war, dann muss ich mir halt auch immer diesselben Sprüche anhören "Boah,ich bin neidisch", "Ey, du Bonze" oder "Ach du hast dir den Abschluss gekauft"

Rückblickend wäre ich wohl lieber auf einer öffentlichen Schule gewesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt oftmals das Vorurteil, dass eine Privatschule einfacher ist oder man dort Abschlüsse geschenkt. Ob das so tatsächlich ist, hängt sicher auch von der Schule ab. Mein Halbbruder war z.B. bis Klasse 10 auf einer privaten Realschule. Die Schule an für sich war nicht einfacher. Aufgrund der wesentlich kleiner Klassengröße konnte aber einfacher auf Fragen eingegangen werden. Ich war für meine Ausbildung auf einer privaten Berufsfachschule. Die war zwar einfacher als viele der staatlichen Schulen. Aber am Ende stand ohnehin das zentrale Staatsexamens, Vornoten waren absolut irrelevant. Es war also eher von Nachteil.