Wieso lehnen ultraorthodoxe Juden meist Zionismus ab?
Müsste ein israelischer Ethnostaat nicht in ihrem Sinne sein?
Ich verstehe die Debatte irgendwie nicht.
5 Antworten
Wenn mich nicht alles täuscht, akzeptieren sie einen jüdischen Staat nur, wenn der Messias erscheint.
Du hast recht,;
„An einer Stelle in der Tora heißt es: Wenn die Juden im Exil Reue zeigen und die Gebote wieder mit ihrem ganzen Herzen befolgen, wird der Allmächtige sie in das Land Israel zurückführen, aus dem sie vertrieben wurden. Das bedeutet nach der Erklärung der Propheten: Wenn der Messias erscheint. Im Talmud heißt es im Traktat Ketubot in Anlehnung an einen Vers aus dem Hohelied, dass der Allmächtige den Juden einen Eid abverlangt habe: Erstens – sie sollen sich nicht selbst aus dem Exil zu einem eigenen Staat aufmachen vor der Ankunft des Messias. Und zweitens: Sie sollen sich nicht gegen die Völker der Welt erheben.
Nein, ,die Mehrheit der "ultraorthodoxen" Juden lehnen den Staat nicht ab. Das ist eine Minderheit dieser Gruppe.
Die Mehrheit der "Ultraorthodoxen" in Israel beteiligt sich am politischen Leben, wählt "ultraorthdoxe" Parteien, spricht hebräisch.
Allerdings ist es ihnen meist wichtig, an ihrer Befreiung vom Militärdienst, die seinerzeit von ben Gurion versprochen wurde, festzuhalten.
Ausserdem schicken sie ihre Kinder meist nicht in staatliche Schulen, sondern haben ihr eigenes Erziehungssystem ("Chinuch Atzmai")
Zudem demonstrieren sie manchmal, wenn sie das Gefühl haben, dass grundlegende Gebote der Religion vom Staat verletzt werden. Das betrifft insbesondere Strassenverkehr am Shabbat, jüdische Grabstätten, und eben den Widerruf der Militärdienstbefreiung für Männer, die sich ganz dem Studium der religiösen Schriften und Gebote widmen. (In Deutschland wären das Äquivalent wohl "Theologiestudenten").
Eine Minderheit der "ultraorthodoxen" lehnt den Staat mehr oder weniger konsequent ab. Da gibt es welche, die zahlen keine Steuern, nehmen keine Dienste des Staates in Anspruch, haben keinen israelischen Pass, verwenden Shekel nicht als Zahlungsmittel und sprechen nur Jiddisch statt hebräisch als Alltagssprache.
Beide Gruppen wachsen, weil sie hohe Geburtenraten haben. Ihr Anteil unter den Geburten oder Schulkindern ist höher als ihr Anteil in der GEsamtbevölkerung.
Der Grund für die Ablehnung des Zionismus vor Staatsgründung war einerseits weil sie glauben, dass Juden die Gründung des Staates nicht selbst in die Hand nehmen sollen, sondern auf den Messias warten sollen, und andererseits dass der Zionismus einen sekulären Staat und keine jüdische Theokratie gründen wollte, d.h. keinen Staat, wo das jüdische Religionsgesetz von allen Bewohnern eingehalten werden muss.
"....Seine Antwerpener Gemeinde steht in der Tradition der Satmarer Chassiden, einer besonders orthodoxen, nach außen streng abgegrenzten Community, in der die Einhaltung der 613 Mizwot der Halacha – der Ge-und Verbote der des jüdischen Gesetzes oberste Priorität genießt.
„An einer Stelle in der Tora heißt es: Wenn die Juden im Exil Reue zeigen und die Gebote wieder mit ihrem ganzen Herzen befolgen, wird der Allmächtige sie in das Land Israel zurückführen, aus dem sie vertrieben wurden. Das bedeutet nach der Erklärung der Propheten: Wenn der Messias erscheint. Im Talmud heißt es im Traktat Ketubot in Anlehnung an einen Vers aus dem Hohelied, dass der Allmächtige den Juden einen Eid abverlangt habe: Erstens – sie sollen sich nicht selbst aus dem Exil zu einem eigenen Staat aufmachen vor der Ankunft des Messias. Und zweitens: Sie sollen sich nicht gegen die Völker der Welt erheben.
Rabbiner Yisroel lehnt einen weltlichen Staat Israel, dessen Selbstverteidigung und dessen Siedlungspolitik auf Kosten der Palästinenser ab. Auch der Terminus „jüdischer Nationalismus“ überzeugt ihn nicht.....
„Der Begriff ‚jüdischer Nationalismus‘ ist ein Widerspruch in sich. Es ist eine Neudefinition jüdischer Identität, indem man Judentum von einer Religion in eine Nationalität umdefiniert. Judentum ist keine Nationalität im modernen Wortsinn. Juden sind nur deshalb Juden, weil sie Gottes Gesetze akzeptieren, nicht weil sie ein gemeinsames Land oder eine gemeinsame Sprache haben. Die Idee des Zionismus ist ein Angriff auf unsere Religion und aus jüdischer Sicht eine Art Götzenanbetung.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ultra-orthodoxe-gegen-den-staat-israel-die-idee-des-100.html
Noch so Frage, bei der der Fragesteller sich naiv stellt.
Ich maße mir nicht an die Haltung einzelner Gruppen zum jüdischen Staat zu beurteilen. Es gibt immer Gruppen in der Gesellschaft die die Staatsform ablehnen.
Als Nachfahre der für den Holocaust verantwortlichen Gesellschaft habe ich die Existenz des Staates Israel nicht zu kritisieren.
Als Nachfahre der für den Holocaust verantwortlichen Gesellschaft habe ich in erster Linie sehe ich keinen Spielraum die Existenz des Staates Israel zu kritisieren.
Da kann ich dich beruhigen: So etwas wie Erbschuld gibt es gar nicht. Sonst dürfte niemand irgendwas kritisieren, weil jeder Vorfahren besitzt, die Dreck am Stecken hatten.
Sie vertreten die Auffassung, dass nur der Messias einen jüdischen Staat gründen kann.
Könnte man sagen, dass Jesus durch seine Anhänger, britische Christen, insbesondere die christlichen Zionisten, dann die Balfour-Erklärung und die britische Unterstützung bei der jüdischen Besiedlung Palästinas als Voraussetzung für die Staatsgründung Israels, dass also Jesus - indirekt, aber kausal - den Staat Israel bewirkt hat?
Jap und daher auch die Demonstrationen und leider die innere Zerrissenheit in Israel...