Wieso ist Wrestling ein Show und nicht ein echtes Kämpfen?

7 Antworten

Wenn es real wäre wie stellst du dir das vor? Das sie sich ohne Handschuhe ins Gesicht hauen aber 100 kilo wiegen? Im Kampfsport gibt es Regeln

Du kannst auch fragen "warum gibt's Kino und Theater?". Das ist eine große Show, für die man aber auch sportliche Leistungen zeigen muss. Echte Kämpfe gibt's beim Boxen, Judo, Ringen etc., das sieht aber nicht so spektakulär aus, weil die meiste Zeit über gekontert und geblockt wird und nur selten ein Griff oder Schlag sitzt. Wenn das der Fall ist, ist der Kampf auch meist bald zu Ende.

Deswegen gibt es Wrestling, weil die Kämpfer das absprechen und zur Unterhaltung der Leute ihre spektakulären Moves zeigen können.

Die meisten Moves taugen so nichts für einen echten Kampf, dort wird gekontert und ausgewichen. Glaub nicht, dass ein Gegner brav liegen bleibt, wenn du vom Hausdach einen Moonsault zeigen willst, der würde dich schon packen, wenn du hochkletterst. Auch "einfaches" Zeug wie Bodyslam oder Supplex werden dir nicht bei einem Gegner gelingen, der sich dagegen wehrt. Manche Moves, wie der Dropkick oder Hogan's Legdrop, fügen dem, der sie ausführt sogar noch mehr Schaden zu. Beim Legdrop landet man hart auf dem Hintern und beim Dropkick fällt man selber auf den Boden.

Wäre Wrestling keine Show, wäre es MMA. Und das ist das Problem. Viele Wrestlingfans schauen kein MMA und viele MMA-Fans schauen kein Wrestling. Das lässt sich nicht miteinander vereinbaren.

Wrestling kann man sich aus unterschiedlichsten Gründen ansehen, jedoch nicht mit den Augen, wie man sich einen Boxkampf oder einen MMA-Kampf ansieht, sondern mit den Augen, wie man sich einen Actionfilm ansehen würde.

Es gibt Wrestler, die aus dem Kampfsport kommen. Es gibt aber auch Wrestler, die keinen Kampfsport als Hintergrund haben. Letztendlich ist erlaubt, was unterhält.

In Japan gab es mal einen Feldversuch, Wrestling und MMA zusammenzuführen. Dies ist die IGF, die Inoki Genome Federation. Der Promoter Antonio Inoki (Wrestling-Legende aus Japan) buchte für seine Events Wrestler und Kampfsportler, der Stil ist originell, nennen wir es mal gescriptetes MMA, letztendlich verblasst diese Promotion jedoch im Gegensatz zu den Wrestlingligen.

Wahrscheinlich wird der Fragesteller nur WWE kennen, daher nehme ich die mal als Beispiel: Die Familie McMahon hat ein Milliardenunternehmen zu leiten, man muss pro Woche 8-10 Stunden TV-Material leisten, zusätzlich durch die Welt touren und dazwischen auch pro Woche viele zusätzliche Events abhalten (wie die in Deutschland), die nicht einmal im TV zu sehen sind. Würde man dies mit "echtem Kämpfen" machen, wäre die Verletzungsgefahr so hoch, dass man irgendwann mehr Leute im Lazarett hätte, als man einsetzen könnte. Ein Wrestler hat einen größeren Arbeits- und Reiseaufwand als ein MMAler, dies ist nur durch Show möglich. Während ein MMAler sich auf ca. 2-4 Kämpfe pro Jahr vorbereitet, arbeiten WWE-Wrestler mehrere hundert Shows im Jahr.

Woher ich das weiß:Hobby – Wrestling-Nerd seit 1992 mit großem Detailwissen

Manche Moves liessen sich überhaupt nicht ohne aktive Mithilfe beider Wrestler im Ring realisieren. Daher ist der Grossteil eines jeden Wrestling - Kampfes eine zuvor gründlich einstudierte Choreografie ähnlich wie beim Paartanz oder bei Stuntmen für professionelle Stunts .

Es gibt beim Wrestling zwar auch echte Moves z.B. aus dem Ringsport oder Judo, aber bei den meisten Flying - Moves ( z.B. Power - Bomb, Choke - Slam, Hip - Toss etc. ) geht es garnicht so wie dargestellt aus alleiniger Aktion eines Wrestlers ohne entsprechende Hilfsaktion des anderen Wrestlers.

Da musst Du mal ganz genau drauf achten, wann derjenige Wrestler , welcher gerade eine entsprechende Aktion erfährt, selbst mit abspringt, bewusst Körperspannung und Balance im Griff hält, oder wann er bewusst Bauchmuskeln anspannt oder kurz vorher schon die Arme zum Schutz und puffern hoch nimmt.

Ist eben ein Unterhaltungssport, aber ich würde nicht sagen, dass es kein "echtes Kämpfen" ist. Denn natürlich sind viele der Moves echt und man kann einiges nicht faken, aber das Ergebnis bzw. zum Teil der Matchverlauf sind halt vorher geplant. Aber dadurch ist das Match auch viel unterhaltsamer, schau dir mal einen MMA Kampf oder olympisches Ringen an, das ist wesentlich langweiliger als ein Wrestlingmatch, was vor allem daran liegt, dass man gescriptete Matches viel unterhaltsamer gestalten kann.

Davon abgesehen aber finde ich den Begriff "echtes Kämpfen" generell fragwürdig, denn gibt es sowas überhaupt? Auch vermeintlich "echte" Kampfsportarten wie Boxen, MMA, Ringen oder Martial Arts haben Regeln und können keineswegs mit einem Kampf auf Leben und Tod gleichgesetzt werden. Deshalb finde ich auch immer Aussagen wie "MMA FIghter würden gegen Wrestler in echten Kämpfen immer gewinnen" ziemlich albern.


Shiranam  04.03.2019, 12:26

Bei "echten Kampfsportarten wie Boxen" gibt es tatsächlich "echte Wettkämpfe", wie bei anderen Sportarten, wie Fußball oder Tennis eben auch.

Wettkämpfe haben immer Regeln.

Wettkämpfe sind natürlich nicht mit Straßenkämpfen zu verwechseln. Das wissen alle Wettkämpfer, wie z.B. Boxer, MMAler, Ringer usw.

Natürlich sind die Wettkämpfe echt.

Wrestler sind natürlich auch gute Sportler, aber ihr Metier ist die Show, nicht der Wettkampf.

0
DerDood12  04.03.2019, 16:05
@Shiranam

Ich habe ja nicht abgestritten, dass die Wettkämpfe dort nicht echt sind, das sind sie absolut. Im übrigen sollte es diesen Wettkampf in einer perfekten Wrestling Liga auch geben, sodass untalentierte Wrestler nicht an der Spitze stehen dürften (Ist leider in der WWE nicht so, bei anderen Ligen lässt sich darüber streiten).

Ich habe nur den Begriff "echter" Kampf problematisiert. Was ist ein echter Kampf? Ein MMA Fight? Ein Boxkampf? Ein Straßenkampf?

Ich finde es schwierig zu sagen solche Sportarten sind mehr "echte" Kämpfe als Wrestling, nur weil sie nicht gescripted sind. Am Ende sind es alles Sportarten mit ihren eigenen Dimensionen und Regeln.

0
Shiranam  04.03.2019, 16:56
@DerDood12

Echte Wettkämpfer kämpfen innerhalb der Regeln. Vorher wissen sie nicht, wer verliert und wer gewinnt. Beide wollen gewinnen.

Wrestler kämpfen nicht. Es ist vorherbestimmt, wie sie sich bewegen, wer welchen Griff macht, wer "gewinnt" und wer "verliert". Es ist ähnlich, wie eine Kata...eben vorherbestimmt. Es ist eine Show.

Beides sind Sportler.

0
DerDood12  04.03.2019, 19:10
@Shiranam

Ich habe doch nichts anderes gesagt, aber dennoch würde ich den Begriff "echter" Kampf oder "echte" Kämpfer problematisieren. Was soll das bedeuten? Und wenn Wrestling kein echter Kampf ist, ist es dann Boxen, MMA, Karate, Judo oder etwas anderes?

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Wrestling und anderen, nicht gescripteten Kampfsportarten, aber auch diese haben wenig mit einem "echten" Kampf auf leben und tod zu tun.

Natürlich hast du recht und Wrestling ist im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten kein richtiger Wettkampf, aber das habe ich auch nie abgestritten.

0
Shiranam  04.03.2019, 21:13
@DerDood12

Natürlich haben Wettkämpfe nichts mit Kämpfen auf Leben und Tod zu tun.

0
DerDood12  04.03.2019, 21:26
@Shiranam

Natürlich nicht. Und daher ist die Aussage "MMA Fighter/Boxer etc. würden gegen Wrestler in "echten" Kämpfen gewinnen" auch schwachsinnig. Sie würden natürlich in ihrer Sportart gewinnen, aber das ist auch nichts überraschendes. Auf der anderen Seite könnten sie zwar theoretisch im Wrestlingmatch gegen Wrestler gewinnen, aber das heißt gar nichts, denn gute Wrestler sind sie noch lange nicht und werden sie so einfach auch nicht werden, wie man es ja aktuell bei Ronda Rousey leider sehen kann.

0
Shiranam  04.03.2019, 21:37
@DerDood12

Die Aussage, die Du mir unterstellst, habe ich nie getroffen. Ich finde sie genauso unsinnig, wie Du.

Ich sage nur, Wrestler kämpfen in ihrer Sportart nicht, Boxer und Co aber schon.

Würden Wrestler und Boxer auf Leben und Tod kämpfen, wüßte man nicht, wer gewinnt, denn beide sind sehr gut trainiert. Der Boxer müßte sich ebenso umstellen, wie der Wrestler.

0
DerDood12  04.03.2019, 21:49
@Shiranam

Ich hab dir ja auch nicht die Aussage unterstellt, ich glaube wir haben aneinander vorbeigesprochen. Ich gebe dir da absolut recht, dass sich Boxer genauso umstellen müssten wie Wrestler absolut.

Ich finde nur die Aussage falsch, Wrestler kämpfen in ihrer Sportart nicht. Was machen sie denn sonst? Turnen, Schwimmen, Tanzen? Natürlich kämpfen sie auch, genauso wie übrigens auch Bruce Lee oder Jackie Chan in ihren Filmen kämpfen. Nur weil etwas vorher abgesprochen ist, heißt das doch nicht, dass es kein Kampf sein kann. Natürlich ist es dann kein Wettkampf mehr, aber das ist wieder etwas anderes. Aber wenn zwei Leute sich gegenseitig schlagen, submission-holds ansetzten, sich kicks geben, was ist daran kein Kampf?

0
KrizKey  18.03.2019, 20:59
@Shiranam

Ich stelle mal zusätzlich die Behauptung auf, dass Wrestler einen weitaus größeren Reise- und Arbeitsaufwand haben als Kampfsportler. Dies ist der Show geschuldet, so ist es ihnen z. B. bei WWE möglich mehrere hundert Shows im Jahr zu arbeiten, während MMAler, Profi-Boxer usw. sich auf maximal 2-4 Kämpfe pro Jahr vorbereiten.

0