Wieso ist der Mensch monogamisch und nicht polygamisch veranlagt?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Bis zu einem gewissen Grad ist das Sexualverhalten des Menschen natürlich biologisch und damit evolutionär begründet.

Monogamie etabliert sich im Tierreich immer dann, wenn beide Elternteile als Pärchen einen höheren Fortpflanzungserfolg haben als als Einzelgänger mit wechselnden Partnern.

Bei Arten mit Brutpflege ist Monogamie eigentlich immer im Interesse der Weibchen, da sie nur eine begrenzte Anzahl Nachwuchs auf einmal bekommen können und durch die Hilfe eines Männchens dessen Überlebenschance erhöhen können.

Unter gewöhnlichen Umständen haben Männchen hingegen kein Interesse an Monogamie, da sie einen höheren Fortpflanzungserfolg erzielen, wenn sie mehrere Weibchen gleichzeitig begatten, auch wenn nur ein Teil des Nachwuchses von jedem Weibchen überlebt.

Monogamie wird nur unter speziellen Umständen auch für Männchen zu einer lohnenden Strategie, z.B. dann, wenn die Kindersterblichkeit bei einem alleinerziehenden Weibchen so hoch ist, dass sie nicht genügend Sexualpartner finden können, um dies auszugleichen oder wenn sie während der Paarungszeit völlig von weiteren Weibchen abgeschnitten werden, die sie befruchten können (z.B. bei Gänsen, aber nicht bei Menschen der Fall).

Auch wenn es paradox klingt, kann Haremsbildung ein Grund für Monogamie sein. Bei der Mehrzahl der menschlichen Kulturen ist es vor dem Kontakt mit der westlichen Welt einem Mann grundsätzlich erlaubt gewesen, mehrere Frauen zu haben (Monogamie ist also kein universelles Prinzip der Menschheit), faktisch war das aber nur für die Reichen und Mächtigen möglich. Wenn dies die Gesellschaftsordnung der frühen Menschen widerspiegelt, wäre es für die rangniedrigeren Männchen vorteilhafter gewesen, sich dauerhaft an ein einziges Weibchen zu binden als mehreren nachzustellen und dabei wahrscheinlich abgewiesen zu werden.

Andere Erklärungsansätze zur Monogamie gehen von kulturellen Entwicklungen aus. Manche Soziologen sind der Ansicht, dass Einzelehe mit der Erfindung des Ackerbaus aufkam und eine Strategie der Männer mit Grundbesitz darstellt, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ihre Erben auch ihr biologischer Nachwuchs sind.


Wie Inquisitivus bereits sagte ist der Mensch nicht gegebener Masse monogamisch! Ob sich ein Individuum monogamisch oder doch polygamisch verhält liegt nicht an der Evolution oder sonstigen biologischen Prozessen, sondern an der Toleranz seiner Kultur mit ihrenTraditionen und Sitten. 

Würden sich alle Menschen in deinem Umfeld in einer Polygamie leben, würdest du das ganz normal finden und dich fragen, weshalb nicht alle in einer Monogamie leben... 

Der Mensch empfindet eben das als "normal", mit dem er aufgewachsen und vertraut ist. Mit biologischen und evolutionären Prozessen hat das denklicht wenig zu tun.


Jona29  16.11.2016, 18:22

Top Antwort 

1

Ursprünglich hat der Mensch wohl promisk gelebt (nicht zu verwechseln mit polygam), in losen Verbänden. Allerdings hat sich in den letzten Jahrtausenden im Rahmen der Neolithischen Revolution kulturell viel getan. Der Mensch wurde sesshaft, baute Städte und feste Siedlungen, hielt sich Tiere, baute Getreide an und bekam nicht zuletzt mehr Kinder, um die Feldarbeit zu bewältigen. Das machte die Frau wirtschaftlich abhängig vom Mann. Das war die Geburtsstunde der Paarbinduung, sowohl Polygamie als auch Monogamie.

Kleiner Exkurs: Dieser Prozess samt weiterer neolithischer Veränderungen lässt sich übrigens schon in der Bibel verfolgen. In Gen. 1.28 ist noch die Fortpflanzung die Triebfeder des geschlechtlichen Miteinanders. Diese Menschen werden zakar & neqebah genannt, zu deutsch männlich und weiblich. Das sind generische Begriffe, die im Hebräischen auch für Tiere verwendet werden. Später zeigen Adam und Eva beispielhaft den Übergang zur festen Bindung, siehe Gen. 2.24. Sie heißen isch & ischah, Mann und Frau, dem Menschen vorbehaltene Bezeichnungen. Sie führen eine Monogamie, Lamech führt später eine Vielehe (Polygamie). Ich empfehle dir für weitere Informationen dazu die Bibelkorrektur von Paul Hengge, außerdem Die Geschichte von Paradies und Sintflut von Elmar Buchner. 

Treue ist den meisten von uns sehr wichtig und selbstverständlich und die meisten denken nicht mal im Traum daran, mehrere Partner gleichzeitig zu haben. Natürlich ist das nicht, sondern anerzogen. Insofern sind wir alle eher polygamisch. Es lebt nur fast keiner aus. Oder siehst Du das anders?


EinstAstral 
Beitragsersteller
 18.11.2016, 21:06

Ich habe keine Meinung dazu, deswegen ja die Frage... 

0

Einfache Antwort: Er ist es nicht.

Die Monogamie ist ein rein gesellschaftliches und vor allem religiöses Konstrukt und hat nichts mit der natürlichen Neigung des Menschen zu tun.

Tatsächlich ist der Mensch ein polygames Wesen, was in so manchen monogamen Beziehungen für Probleme sorgt.