Wieso gibt es insbesondere in der Gastronomie keinen anständigen Umgangston?

4 Antworten

Also was ich hier so als Antworten lese ... Stress und schwierige Gäste sind keine Entschuldigung für derartiges Verhalten unter Kollegen bzw Mitarbeiter.

Ich habe selber auch schon als Küchenhilfe bzw Springer für Kita- und Schulküchen gearbeitet und häufig vom Personal ein derart aggressives und feindseliges Verhalten erlebt, dass echt nicht nachvollziehbar ist. Ich würde auch nie wieder im Gastronomiebereich arbeiten. Da ist der Umgangston auf dem Bau freundlicher.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist inzwischen das schlechte Arbeitsklima in vielen Unternehmen bekannt. Selbst Forschungsgruppen befassen sich mit dem Phänomen schlechtes Arbeitsklima auf dem deutschen Arbeitsmarkt und den darauf resultierenden hohen Krankenstand unter den Angestellten. Bei den Studien kam heraus, dass die Angestellten eher mit dem Arbeitsklima unzufrieden seien als mit dem zu geringen Gehalt. Den meisten sei, laut der Studien, ein besseres Arbeitsklima wichtiger als ein höheres Gehalt. [Quelle: Google]

Zudem ist ein mieses Arbeitsklima und Mobbing am Arbeitsplatz schlecht fürs Geschäft. Daher verstehe ich nicht, warum Chefs nicht für ein besseres Arbeitsklima sorgen, schon alleine aus Interesse am Profit. Denn...

Ein besseres Arbeitsklima sorgt für motivierte Mitarbeiter, motivierte Mitarbeiter erhöhen die Produktivität und eine höhere Produktivität sorgt für mehr Umsatz. Ein höherer Umsatz sorgt für höhere Gehälter, wieder eine Motivation für mehr Leistung... Also eine Win Win Situation.

Eine ganz einfache Rechnung, die die meisten Geschäftsführer in Deutschland nicht verstehen können oder wollen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Jobs in der Gastronomie sind oft Knochenjobs - ob nun als Koch in der Küche, am Herd mit 6 Flammen, während 14 Personen gleichzeitg unterschiedlich "à la carte" bestellen und selbstverständlich zusammen ihr Essen bekommen wollen... Oder im Service, wo ohnehin die Mitarbeiterfluktuation stark ist, ständig neue Kollegen kommen und gehen, nicht immer tiefere Bindungen zwischen den Kollegen entstehen, dazu dann die Gäste, die auch ihre Eigenarten haben und mehr oder weniger fordernd sein können ...

Je nach Restaurant gibt es weniger gute Bezahlung und der Service ist auf die Trinkgelder mit angewiesen. Aber dann gibt es auch sehr knickrige Gäste, echte Krämerseelen, die am liebsten gar kein Trinkgeld geben würden, aber sich dann doch hinreißen lassen, wenigstens 10 Prozent zu geben (selbst, wenn der Service absolut top war und man selbst nicht am Hungertuch nagt...). Schwere, heiße Teller, volle Tabletts ... Kaum ein Wochenende frei, Spätschichten, Arbeiten gehen an den Festtagen, oft mit Überschneidungen mit dem Partner, dem man dann morgens beim Nachhausekommen die Klinke in die Hand gibt, während er gerade zur Arbeit geht...

Bei den Rahmenbedingungen leidet dann oft auch der Umgangston untereinander. Wahrscheinlich ist die Fluktuation auch deshalb so stark.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Felix968629  02.11.2021, 17:41

Gut aufgelistet.

Aber gerade beim Hilfspersonal läuft aber auch nicht gerade die creme de la creme rum.

Wer dort "rumsteht" hat nichts begriffen.

Fängt schon damit an "nie leer zurück" , wo könnte etwas zu tun sein?

Da ist etwas für Macher mit Überblick.

Gesegnet das Restaurant und die Gäste, die solches Personal erleben dürfen.

1
isilang  03.11.2021, 09:22
@Felix968629

Da hast du natürlich recht. ☺ Es gibt Leute, die intuitiv "wissen", dass es in einem Gastronomischen Betrieb immer etwas zu tun gibt.☺ Sei es, bei kurzem Leerlauf die Tische abzuwischen oder kurz nachzufragen, ob alles passt. Die sehen das, während andere auf die klare Anweisung "warten".

1

In den meisten Gastronomie-Betrieben gibt es keine "Personal-Reservebank". Im Gegenteil, die Personaldecke ist so dünn wie nur möglich, damit dem Betreiber noch etwas an Gewinn übrigbleibt (Corona mal ganz außen vor).

Das heißt, wenn die Menschen dann nicht so funktionieren wie sie sollten, etwas fallen lassen, rumstehen, ... dann müssen die übrigen Angestellten umso mehr arbeiten, obwohl sie vorher schon an ihrer Grenze waren.

Und dann sind dank der Lockdowns und Auflagen viele Betriebe finanziell echt mit dem Rücken an der Wand. Ein Eimer Soße kostet Geld, ein herum stehender Mitarbeiter kostet ebenfalls Geld - und die Nerven liegen bei einigen blank.

Da kann es schon mal passieren, dass man in einem etwas rüdem Ton auf etwas aufmerksam gemacht wird und das auch durchaus etwas lauter.

Auch, wenn das nicht so toll ist - zurück schreien war wohl die schlechteste Option.

Weil die oft unter Druck stehen, wenn z.B. viele Gäste da sind und auf ihr Essen warten...