Wieso gibt es in Deutschland private Versicherung für Beamte und Gutverdiener?

8 Antworten

Weil der Staat schon immer rechnen konnte ...

Bis dato war es durchgehend billiger - und das wird alle paar Jahre nachgerechnet -, das Beihilfesystem für Beamte zu behalten, weil da eben nur dann gezahlt werden muss, wenn tatsächlich Ausgaben anfallen, wobei das auch nur ein Teil der Kosten ist, den Rest müssen die Beamten selbst versichern, die Beiträge für eine Pflichtversicherung fallen immer und anlassunabhängig in voller Höhe an.

Die Frage ist durchaus berechtigt, allerdings wird daran seit geraumer Zeit gearbeitet.

Die Hintergründe bitte nicht den Beamten in die Schuhe schieben. Es ist für Vater Staat einfach billiger, wenn er zunächst mit großer Sorgfalt die für eine Laufbahn geeigneten Bewerber aussucht (GESUNDHEIT spielt hier die wesentliche Rolle) und diese dann teilweise oder ganz mit Beihilfe unterstützt. Er zahlt dann einfach im Durchschnitt deutlich weniger als der notwendige Arbeitgeberanteil und spart dabei.

Dass die Beamten dadurch den Rest mit einer privaten Krankenversicherung abdecken müssen, die nicht gerade billig ist, wird grob missverstanden. Es besteht doppelte Abrechnungspflicht, teils ist das Geld vorzustecken und wird erst nach Wochen oder Monaten zurückgezahlt und dann auch noch mit Abzügen für BW zum Beispiel mit dem "Kostendämpfungsgesetz". Und was noch hinzu kommt, bei bestimmten Laufbahnen, schließt man kurz nach Beginn eine Übernahmeversicherung für die Privaten ab und zahlt dafür pro Monat bis zu 75 Euro, bis zu 45 Jahre lang, obwohl man gar keine Leistung erhält - nur dafür, dass man danach mit dem Eintrittsalter übernommen wird.

Es hat also immer alles zwei Seiten.


Ontario  04.10.2023, 08:37

Ich komme aus einer Beamtenfamilie. Da habe ich in Erinnerung, dass man im Krankheitsfall die Arztrechnungen sammelt und quartalsweise diese dann sowohl an die Krankenkasse, als auch an die Beihilfeeinrichtung schickt.

Diese Art Abwicklung ist den Ärzten ja bekannt.

Ich habe öfter das Formular für die Beihlfe mit den Rechnungen ausgefüllt

Da weiss ich, dass z. B. bei 1000 Euro Gesamtkosten am Ende eine Vergütung in Höhe von 1200 Euro herauskam. Die Krankenkasse zahlte ihren Anteil. und die Beihilfe ihren Anteil. Zusammengerechnet ergab die Vergütung 120%. Der Patient hat in diesem Falle 200 Euro mehr bekommen, als die Arztrechnungen ausmachten.

Ob das heute noch so ist, weiss ich nicht.

Versorgt sind die Beamten im Krankheitsfalle sehr gut. Zudem geniessen sie den Vorteil eines Privatpatenten, was bekanntlich dazu führt, dass man schneller einen Termin bei den Ärzten bekommt.

Ist schliesslich auch verständlich.Wenn ein Arzt für eine Leistung 100 Euro bekommt die von der AOK bezahlt wird, von der privaten Versicherung dafür aber 250 Euro bekommt, dass ein Arzt einem Privatpatienten den Vorzug gibt.

Beamte sind für den Staat billiger als Angestellte. Für Beamte fallen keine Beiträge für Renten oder Arbeitslosenversicherung an., solange die Beamten im Berufseben stehen.

Wenn dann Beamte in Pension gehen, wird das für den Staat sehr teuer. Viele Bundesländer haben große Probleme mit den Pensionslasten, weil es immer mehr Beamte gibt und demzufolge auch mehr in Pension gehen.

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Als Reichskanzler Bismarck 1883 die „Krankenversicherung der Arbeiter“ einführte, ging es vordringlich um den Schutz des Produktionsfaktors Mensch, um die Aussöhnung der Arbeiter mit dem Staat und darum, das Wachstum der Sozialdemokratie zu stoppen. Die Industrie brauchte den Facharbeiter, nur der sollte durch die Sozialversicherung geschützt werden.

Besserverdiener, Selbstständige, Handwerker und Gewerbetreibende sowie die vielen Landarbeiter durften nicht in die gesetzlichen Krankenkassen und blieben so ohne Krankenversicherung. Die Ausdehnung des Versichertenkreises der GKV stellte aus der damaligen Sicht eine „nationale Gefahr für Reich und Staat“ dar.

Damit wurde das Geschäftsfeld der privaten Krankenversicherung (PKV) geschaffen, es entstanden zahlreiche private Krankenunterstützungsvereine. Der Grundstein für das heutige duale System aus GKV und PKV war gelegt. Die Botschaft des Staates war eindeutig: „Ohne die PKV gibt es keine Zukunft der GKV“.

Warum gibt es eigentlich das System aus GKV und PKV? - hc consulting AG

Hast Du das System denn überhaupt vestanden? Ich bezweifele es, wenn du Beamte und Privatversicherte einfach in einen Topf wirst.

Es gibt schon lange Bestrebungn in der Richtung, die ich auch befürworten würde. Aber anscheinend wollen Privatversicherte das nicht geändert haben.

Beamte ist wieder ein ganz anderes Thema.


FordPrefect  15.05.2023, 11:23

Nachdem die GKV ein Fass ohne Boden ist, ist das auch kaum verwunderlich. Tatsächlich könnte man sich die GKV auch insgesamt sparen, und stattdessen der PKV einen Kontrahierungszwang auferlegen - oder eine Basisversicherung tatsächlich nur für die Mindestsicherung einrichten, und alles darüberhinaus privat abrechnen. Aber dann gibt es halt auch keine FamV und kein Kinderkrankengeld mehr etc.pp. (gibt es nur in der GKV, und ist eine verdeckte Sozialleistung).

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Guardianangel1  15.05.2023, 11:29
@FordPrefect

Nein, das wäre dann wie in den USA.

Ich finde nicht, dass die GKV ein Fass ohne Boden sind. Vor wenigen Jahren noch machten die Versicherungen Gewinne.

Das Eindringen so vieler Migranten in unser Gesundheitssystem die alle zuerst, keine Beträge bezahlen und dann wenn sie Arbeit haben 5-6 Familienmitglieder mitversichern, hat die Versicherungen geschwächt. .

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FordPrefect  15.05.2023, 11:47
@Guardianangel1
Ich finde nicht, dass die GKV ein Fass ohne Boden sind.

Das sind sie schon seit den 70er Jahren.

Vor wenigen Jahren noch machten die Versicherungen Gewinne.

Möglich - aber nur dank immer höherer Beiträge bei immer weniger Leistung. Das ist wohl kaum im Sinne der Gesundheitsvorsorge oder -pflege. Und: Die Zahlungen der GKV für die Leistungen an die VN stagnieren seit Jahren, weswegen auch die Qualität und die Verfügbarkeit von medizinischen Leistungen seit Jahrzehnten sinkt. Gäbe es die PKV nicht, hätten viele Arztpraxen längst dichtgemacht - und würden viele KKH nicht mehr existieren.

Das Eindringen so vieler Migranten in unser Gesundheitssystem die alle zuerst, keine Beträge bezahlen und dann wenn sie Arbeit haben 5-6 Familienmitglieder mitversichern, hat die Versicherungen geschwächt. .

Früher hatte praktisch jede Familie nur einen Beitragszahler und 4, 5 oder mehr VN, und dennoch waren die Leistungen besser. An der Zahl der Migranten entscheidet sich die Qualität medizinischer Versorgung ganz sicher nicht, auch wenn das die Finanzmisere der GKV nicht besser macht.

Übrigens zahlt der Staat der GKV für jeden Migranten sehr wohl einen Ausgleichsbetrag. Dass der allerdings nicht ausreicht, steht auf einem anderen Blatt.

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Wieso gibt es in Deutschland private Versicherung für Beamte

Politket denke in 4 Jahresrythmen. Das war damals kurzfristig billiger, da man sich die Sozialabgaben gespart hat. Beamte sind sogar nur zu 25% versichert. Den Rest zahlt der Staat über die Beihilfe.

und Gutverdiener?

Ich vermute Mal, weil Krankenkassen früher Reiche aus dem staatlich gestützten System raus haben wollen. Das hat man dann einfach bei behalten, als stillle Reserve. Die Sozialsysteme werden so wie sie aktuell sind kollabieren. Um diese zu stützen wird man in naher Zukunft selbstständige Gutverdiener in die Sozialkassen als Einzahlen reinholen. Damit gewinnt man mehr Einzahler ohne kurzfristig die Auszahler im gleichen Moment zu integrieren, wie es z.B. bei den Beamten der Fall ist.

Wieso keine Grundversicherung, wo alle einzahlen.
Man kann zudem Zusatzversicherung abschließen.

Wird auch so kommen. Wobei die Grundversicherung nicht mehr die Grundlagen wird bedienen können.