Wieso denken manche Eltern, dass man nach der Hauptschule oder Realschule kein Abitur machen kann?

8 Antworten

Also zunächst mal: Die Sendung "Anwälte im Einsatz" behandelt ausgedachte Fälle, die von Hamdlung und Emotion ziemlich zugespitzt sind. Es ist eine Unterhaltung auf unterem Niveau.

Was die Frage angeht: Eltern sind auch nur Menschen... sie sind vor allem von ihrem eigenen Erleben geprägt und davon, was sie als Wissen aufgesammelt haben. Wenn die Eltern Abitur oder gar studiert haben, werden sie auch anders auf die Bildung ihrer Kinder schauen... und ich gehe davon aus, dass sie sich im Zweifel informieren würden oder einfach wissen, welche Wege es gibt.

Schwer haben es oft Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten. Die müssen sich alles selbst erarbeiten... wie man mit Gymnasium und Abitur zurecht kommt, wie man lernt und später auch studiert. Die Hürden sind nicht ohne und manchmal stoßen die Kinder dann auf Unverständnis der Eltern, wenn eine Prüfung nicht bestanden wurde oder irgendwas nicht perfekt läuft - obwohl es objektiv betrachtet gar nicht schlimm, bzw. normal ist.

Da kommen dann auch schnell Aussagen wie: "Mach lieber eine Ausbildung" oder "bleibe bei was solidem". Früher war es sicher auch noch eher so, dass man auf seinen Bildungsweg festgenagelt war.

Sehr viele Eltern - vor allem in Familien mit Migrationshintergrund - kennen sich einfach nicht aus. Sie haben gelernt: "Das Gymnasium ist die beste Schule" und wollen, dass ihr Kind dorthin geht. Allerdings ist auch so, dass in der Schule die Durchlässigkeit des Schulsystems Thema und kluge Schüler können das im Powi-Unterricht lernen oder erfahren es bei der Bildungsberatung.

In HEssen ist das Schulsystem schon seit vielen Jahren ziemlich durchlässig. Wir haben in Südhessen mehrere Berufliche Gymnasien, die sehr gut besucht sind und auf denen auch Realschüler ihr Abi machen. Die FOS allein an unserer Schule läuft 6-zügig (!!!). Hier kann man aufgenommen mit einer mittleren Reife von bis zu 3,4 - (es gibt noch ein paar andere Bedingungen). Die meisten Schüler schaffen den Abschluss.

Übrigens auch auf der Allgemeine Obeststufe kann man weitermachen, wenn man die entsprechenden Noten hat. Hier sollte man aber eine Schule suchen, die Erfahrung mit der Übernahme von Realschülern hat und vielleicht sogar extra Klassen für Realschüler hat. Hier werden die Schüler mehr gefördert.

Das Abi am BG ist übrigens gleichwertig wie das Abi an der allgelmeinen Oberstufe und berechtigt - entgegen so manchen Gerüchten - zu allen Studiengängen, sofern man sonstige Bedingungen (z.B. NC) erfüllt.

Ich selbst hatte eine Gymnasial-Empfehlung, war aber eher der Typ für handwerklichere Sachen, was es auf dem Gymnasium halt nicht gibt. Außerdem sind die Leute beim einzigen hiesigen Gymnasium eher versnobt.

Bei BORS ging's total um das Thema Ausbildung. Dass es berufl. Gymnasien gibt, war nur eine Randnotiz.

Da mein Wunsch-Ausbildungsberuf zu neu war und deswegen zu wenig Lehrstellen, bin ich als Plan B auf's TG. Heute bin ich Ing.

Manche Eltern raten den Kindern evtl. auch davon ab, weil sie meinen ihnen in der Oberstufe nicht helfen zu können und sie es deswegen nicht schaffen werden. Oder schlicht weil sie weniger für ihre Kinder bezahlen müssen, je früher sie eine Ausbildung machen (statt noch Oberstufe und Studium, wo DH-Stellen eher rar sind).

Meine Eltern haben nur Haupt- (Vater) bzw. Realschul-Abschlusser (Mutter). Meine Mutter konnte mir trotzdem bei sprachlichen Dingen bei Texten helfen und mich Französisch-Vokabeln abfragen, obwohl sie es nie hatte. Mein Vater konnte mir bei techn. Dingen helfen, die mit seinem Beruf zutun hatten.

Möchte jeden ermuntern einen möglichst hohen Schulabschluss zu versuchen, auch wenn er zunächst in der Hauptschule gelandet ist. Bzw. auch Studium, wenn er sich zusätzl. gut selbst organisieren kann (und eben der Abschluss reicht, ggf. über Ausbildung + Abendschule oder danach).

notting

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Also aus eigener Erfahrung:

Es geht weniger darum, dass es nicht geht, sondern extrem selten passiert.

Total oft haben SuS einfach keine Lust mehr, nach dem Abschluss noch weiter zur Schule zu gehen. Die meisten Freundinnen und Freunde machen auch nicht weiter, was zusätzlich noch die Motivation senkt und es kommt auch vor, dass die Eltern selbst der Ansicht sind, dass das Kind sonst noch länger den eigenen Geldbeutel belastet und schicken es dann lieber in eine Ausbildung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – studiere in Bayern

Es ist nicht ungewöhnlich und kommt nach meiner Erfahrung oft vor, dass Hauptschüler oder Realschüler - manchmal nach einer Ausbildung - die Fachhochschulreife oder das Abitur nachholen und studieren. Die zwischenzeitliche Berufsausbildung kann sogar von Vorteil sein, weil Absolventen dann die Berufswelt besser einschätzen können und einen anderen Blick auf die Studieninhalte haben.


MSAExtern 
Beitragsersteller
 07.07.2024, 12:36

Die Frage war eher, wieso manche Eltern behaupten, dass man als Hauptschüler später kein Abitur machen kann, obwohl es möglich ist?

Ich kenne ebenfalls einige ehemalige Hauptschüler, die (Fach)Abitur gemacht haben.

0