Wie würdet ihr die damaligen SS-Angehörigen bezeichnen?

8 Antworten

Die SS-Angehörige sind für mich erstmal SS-Angehörige. Viele waren selbst Mörder und grausame Verbrecher. Andere waren nur Mitläufer oder Mittäter.

Deswegen sollte jeder SS-Angehörige als Einzelfall betrachtet werden. Was waren die Motive der SS beizutreten? In welcher Einheit war er? An welchen Taten war er beteiligt.

Vor allem die jüngeren SS-Angehörige waren erstmal oft nur Opfer der damaligen Zeit. Die wurden mit der NS-Ideologie erzogen und für viele war die SS einfach nur die Elite, wo die besten hinkommen. Viele wurden selbst zum Täter, Mörder und Verbrecher. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass so manch einer eine falsche Vorstellung von der SS hatte und später bemerkt hatte, dass die SS keine Helden sind, sonder grausame Verbrecher. Der ist für mich zwar ein Mitläufer, aber kein Mörder oder Verbrecher.

Erstmal

Die SS war das wichtigste Terror- und Unterdrückungsorgan im NS-Staat. Während des Zweiten Weltkriegs war sie mit ihren unterschiedlichen Gliederungen maßgeblich verantwortlich für beispiellose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, insbesondere den Holocaust und den Porajmos (die „industriellen Massenmorde“ an den europäischen Juden sowie an den Sinti und Roma) sowie Verbrechen an der Zivilbevölkerung im Deutschen Reich und im besetzten Europa. Seit Kriegsende verboten, wurde sie in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft.

Und das vollkommen zu Recht.

Im Juni 1944 zählte die SS 794.941 Angehörige. Davon gehörten 264.379 zur Allgemeinen SS.[30] Vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg machte Robert Brill, ehemaliger Leiter des „Ergänzungsamtes der Waffen-SS“, am 5. und 6. August 1946 Angaben zur Personalentwicklung der Waffen-SS:

„Bei Kriegsende war die Waffen-SS noch ca. 550.000 Mann stark; bis Ende Oktober 1944 waren ca. 320.000 Mann gefallen oder schwerstverletzt. […] In der Waffen-SS dienten etwa 400.000 Reichsdeutsche, 300.000 Volksdeutsche und 200.000 Angehörige anderer Völker. […] Im Jahr 1944 wurde die Masse der noch Kriegsverwendungsfähigen aus den Wachmannschaften der Konzentrationslager herausgezogen und für den Wehrdienst freigemacht. Bis dahin wurden die Wachmannschaften aus Notdienstverpflichteten der Allgemeinen SS und des ehemaligen Frontkämpferbundes 'Kyffhäuser' gestellt. 1944 kam noch ein starkes Kontingent aus der Wehrmacht. Es handelte sich meines Wissens zunächst um 10.000 Mann. Später mehr. […] Meines Wissens setzten sich die Wachverbände in den KZs im Jahre 1944 aus 6.000 Notdienstverpflichteten, 7.000 Volksdeutschen, 7.000 Heeresangehörigen und einer Anzahl von Luftwaffenangehörigen zusammen. […]“

– Documents of the Major War Criminals. Vol. XX, S. 371–471

Im Verlauf des Krieges war eine zunehmende Verwendung ausländischer Staatsangehöriger in Verbänden der Waffen-SS zu beobachten. Bei „Kriegsende bestanden 19 ihrer 38 Divisionen weitgehend aus Ausländern“, meist aus Osteuropa.

Schutzstaffel – Wikipedia

Es ist also quasi unmöglich alle 794 941 Mitglieder der SS ( Allgemeine SS und Waffen-SS) über einen Kamm zu scheren.

Diese Liste gibt einen Überblick über die Führer der SS . Wie man sieht, sind Verwendung und Aufgaben sehr unterschiedlich. Ebenso unterschiedlich war die Motivation der Leute, der SS beizutreten.

Liste der SS-Führer im Generalsrang – Wikipedia

Rückblickend bleibt festzuhalten:

Viele waren Überzeugungstäter.

für den Rest gilt

mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.

Mit Ausnahme eines kleinen Teils ( ca. 10000 Mann, überwiegend in den letzten Kriegsmonaten) musste man nicht der SS beitreten, wenn man nicht wollte.

Günther Grass ist seine Heuchelei vorzuwerfen, mehr nicht. Er hat anderen ihre Mitgliedschaft in der SS vorgeworfen und gleichzeitig seine eigene verheimlicht.

Ich würde sie als Mitglied der SS bezeichnen - was sie waren. Da die SS durch die Bank jedoch radikal, extremistisch und nicht für jeden offen war (man musste gewisse Fähigkeiten mitbringen, um rein zu kommen), muss man das differenzierter betrachten.

In der (Waffen-) SS gab es Mörder, Sadisten und andere Monster und sofern dies nachweisbar ist, sind die Personen auch individuell als Solche zu bezeichnen.

Egal, was die Leute behaupten, diese Menschen HATTEN EINE WAHL, sie hätten (wie viele mutige Menschen auch) den Dienst in der (Waffen-)SS verweigern können, ja damit hätten sie ihr Leben riskiert und oftmals auch verwirkt, aber sie hätten es tun können.
Niemand zwang sie in der Waffen-SS zu unmenschlichen Grausamkeiten (abgesehen vom Töten...), die Opfer vorher grausam zu foltern, zu erniedrigen, zu vergewaltigen, etc. war nirgens festgelegt, aber so ist das, wenn ein Mensch so viel Macht über einen anderen Menschen hat (siehe Gefangenenexperiment).

Woher ich das weiß:Hobby – Schon seit Kindesbeinen an politisch aktiv und interessiert

Schlechtmentsch 
Beitragsersteller
 12.06.2024, 10:45

Informiere dich. Natürlich wurden 15-, 16-jährige gegen Ende des Krieges zur Waffen-SS gepresst.

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Mork77  12.06.2024, 11:05
@Schlechtmentsch

Die SS hatte insgesamt 1944 790 000 Mitglieder. Die Zahl der "Zwangsverpflichteten" belief sich laut Robert Brill auf eta 13000. Die Zahl war gering. Der Rest war schon freiwillig dabei. Eine Ausnahme stellen die Esten in der Waffen-SS da, die 1944 als Wehrpflichtige eingezogen wurden.

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Ich kannte einen Mann, der bei der Waffen-SS war und im hohen Alter davon sprach, nachdem er ein Leben lang nicht über den Krieg geredet hat. Er sei auch "ganz nah bei Theresienstadt" gewesen, wie er mehrfach betonte. Er hatte auch diese Blutgruppentätowierung.

Für mich war er kein Verbrecher, sondern ein alter Mann, der in seiner Jugend keine andere Wahl gehabt hat und den Krieg sonst wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Er war 15 oder 16, als er eingezogen wurde - fast noch ein Kind. Ich habe ihn als Mensch sehr geschätzt und er war letztlich ein Opfer seiner Zeit und des Systems.

Es waren ganz normale Menschen, die einen Job zu erfüllen hatten. Hätten sie sich geweigert, wären sie selbst erschossen worden.

Selbverständlich waren auch welche dabei, die Spass am Quälen von Menschen hatten, doch solche gibt es auch noch jetzt.


urannoying  12.06.2024, 10:32
Es waren ganz normale Menschen, die einen Job zu erfüllen hatten. Hätten sie sich geweigert, wären sie selbst erschossen worden.

Es gab auf Netflix eine Doku wo auch nachgewiesen worden ist das man die Exekutionen freiwillig durchgeführt hatte.

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Geraldianer  12.06.2024, 10:32

Mein Großvater, mein Vater und sein älterer Bruder konnten sich im Krieg der Wehrmacht entziehen. Mein Schwiegervater war Soldat, er hat das Angebot, zur SS zu gehen ohne Konsequenzen abgelehnt. Das ist also nicht wahr.

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EquiSinn  12.06.2024, 10:33

In der (Waffen-)SS war man nicht, weil man einberufen wurde, wie zur Wehrpflicht. Da WOLLTE man hin, weil man Ansehen und Respekt bekam (aus Angst), nicht weil man zwangsrekrutiert wurde...

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Bruno2308  12.06.2024, 10:45

Dirlewanger war ein schrecklicher Sadist und wurde vom NS-System geduldet. "...solche gibt es auch noch heute". Gibt es nicht!

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