Wie werden philosophische Texte übersetzt?

6 Antworten

Ja, solche Leute gibt's. Und sie arbeiten oft gratis oder für einen sehr geringen Lohn. Die Kritik der reinen Vernunft ist ja nicht gerade ein Bestseller und wenn sie das wäre, wäre die Übersetzung vermutlich sehr schlecht.

Auf was denn überzersetzen? Das ist doch schon deutsch - man muss es nur verstehen 😅

Verstehen tut man durch diszipliniert Aufmerksamkeit und Konzentration auch wenn das bedeutet das man anfangs, notfalls ein und den selben Satz 300x lesen muss bis man ihn versteht aber mit der Zeit wird das leichter..

Letztlich könnte man natürlich auch alles direkt in einfach aufschreiben.. Naja da gibt's eben die einen Philosophen die mit möglichst viele Wörter glänzen wollen und andere denen es um verständlichen Inhalt geht ^^

Man kennt das aber auch im Alltag nur achtet man da einfach ncuht drauf weil sich nicht zwei millionen menschen für eine meinung interessieren sodas man sich anstrengen müsste jede meinung zu verstehen und nicht nur die geforderte in einem philosophischen Buch.. Deine engsten Freunde und Familie verstehst du immer auch wenn sie sich undeutlich ausdrücken warum?

Man gewöhnt sich an die Sprache der jeweiligen Person... Wenn du die nächsten 2-3 Jahre Kant von morgens bis abends liest dann ist der für dich verständlich wie die Gebrüder Grimm..

Bedenke: viele Worte heißt nicht automatisch recht haben - ein bekannter Name ebenso wenig.

letztlich macht es keinen Unterschied ob einer recht hat oder die andern nur genauso blöd sind ;)

Lg,

Lacrimis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst aktiv beobachtet über viele Jahre; belesen

Das ist extrem schwierig, du hast die Probleme ja alle schon genannt. Man muss eigentlich 4 Experten haben: 2 Sprachexperten und 2 Philosophieexperten auf dem Hintergrund der jeweiligen Muttersprache, die sich wechselseitig kontrollieren.

Dennoch wird es immer wieder passieren, dass mit der Übersetzung etwas schiefe Interpretationen herauskommen. Vor allem, wenn man nicht mehr beim Autor zurückfragen kann :-)

Man nehme nur abweichende Bibelübersetzungen selbst bei nichtphilosophischen Abschnitten.


Kingworld 
Beitragsersteller
 25.09.2020, 15:35

Können eigentlich die Forscher an Unis dann meistens auch mehr Sprachen bzw. müssen sich diese aneignen, um dann möglichst die Werke im Original lesen zu können(Deutsch, Englisch, Französisch,...)?

Solche Leute verlassen sich ja sicherlich nicht auf Sekundärliteratur oder ?

RudolfFischer  25.09.2020, 17:28
@Kingworld

So ist es, und dabei ist selten jemand Spezialist in mehr als einer Fremdsprache. Darüber hinaus wird in der Regel nur in die eigene Muttersprache übersetzt, mit der Möglichkeit, zu dem zu übersetzenden Text in Zweifelsfällen bei kompetenten Muttersprachlern zurückzufragen, wenn möglich, beim Autor selbst. Zusätzlich muss man auch noch die Fachthemen beherrschen, die für den Text evtl. erforderlich sind.

Ich bin nie beruflicher Übersetzer gewesen, übersetze bis heute nur aus Liebhaberei aus mehreren Sprachen ins Esperanto, sowie aus dem Esperanto ins Deutsche, meist Gedichte und Lieder, seltener sprachwiss. Fachtexte.

Es IST extrem schwierig - siehe die Antworten von ausgewiesenen Experten wie Rudolf und wizard. Ich könnte mir vorstellen, an einem einzigen Satz eine Stunde lang zu knabbern.

Dem habe ich eigentlich nichts hinzufügen. Nur diesen Aspekt: Es zeigt, dass ein Mensch als Übersetzer hier nicht durch eine Maschine ersetzt werden kann, auch nicht durch eine gute Maschine.

Du kannst dir ja mal den Spaß machen, einen Absatz von Kant (der Name des Herrn klingt etwas seltsam auf Englisch) durch den recht ordentlichen DeepL zu jagen.

Gruß, earnest


Generell wird in die Muttersprache übersetzt, und ja, es ist schwer.
Solche Übersetzungen werden oft nicht von Berufsübersetzern gemacht, sondern von Leuten an der Uni, die sich Lorbeeren verdienen wollen und wohl auch Forschungsmittel bekommen.

Die Kritik der reinen Vernunft habe ich in den USA studiert, und zuerst dachte ich, es müsste für meine Kommilitonen schwerer sein, wenn sie nur die Übersetzung lesen können. Dann merkte ich, dass die Übersetzung leichter zu verstehen war. Das hat damit zu tun, dass ein (menschlicher) Übersetzer immer auch deutet und bei uneindeutigen Sätzen entscheidet, welche Bedeutung er wiedergibt. Das macht den Text einfacher, aber dabei geht mit den impliziten Nebenbedeutungen Tiefenschärfe verloren. Und Kant ist ein Extremfall.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sprachdienstleister