Wie viel Prozent der Menschen waren in Europa Atheisten vor 100 Jahren?

5 Antworten

Menschen, die dachten, es gibt keinen Gott, die gab es schon wesentlich früher. Doch wie hoch die Prozentzahlen vor 300 oder 200 Jahren waren, das weiss man nicht. Es brauchte damals sehr viel Mut zu seinem Atheismus zu stehen.

Statista.com geht um 1900 von einer Zahl von 3 % weltweit aus, die sich als Konfessionslos sahen. (Wobei Konfessionslos nicht Atheistisch bedeutet).

2010 waren es 16 %, die sich als Konfessionslos bezeichneten.

Das, was deine Oma sagt, das zeigt es auch. Man gehörte einfach einer Religion, in der Regel dem Christentum, an. Vor allem in einem Dorf.


Daoga  16.08.2023, 18:28

Auf den Dörfern gehörte man nicht bloß einer Religion an, sondern war entweder katholisch oder evangelisch, das war streng mit unsichtbaren Mauern getrennt. Für die Katholischen waren die anderen Abtrünnige, die man gern "missioniert" und in den Schoß der alleinseligmachenden Katholischen Kirche zurückgeführt hätte, für die Evangelischen waren die anderen schon halbe Götzenanbeter mit ihren prachtvoll in Gold und Schmuck strahlenden Kirchen und dem exzessiven Glauben an wundertätige Heilige und die Gottesmutter.

Heiraten zwischen den Konfessionen waren noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein halbes Drama, weil jede der Konfessionen das Recht auf einzig gültige kirchliche Eheschließung und die "rechte" religiöse Unterweisung der erwarteten Kinderschar für sich beanspruchen wollte, daher haben besonders die katholischen Pfarrer/Bischöfe deswegen oft Zicken gemacht, eine Trauung kurzerhand verweigert.

Ich glaube nicht, dass man von einer Erfindung oder Philosophie sprechen kann. Das Wort sagt schließlich nur, was eine Person oder eine Gruppe von Menschen nicht ist. Es war/ist nicht so, dass Menschen den Verein der Atheisten gegründet hätten.

Die Vorsilbe/der Buchstabe A sagt, dass jemand nicht Theist ist. So wie der Asoziale kein sozialer und der Asoziale kein sozialer Mensch ist. Anormal und asozial ist auch keine Erfindung oder Philosophie, es sind Zuschreibungen.

Wahrscheinlich müsste man den umgekehrten Weg gehen. Man zählt die Theisten (Monotheisten + Polytheisten) und zieht die Zahl von der Gesamtbevölkerung ab. Was übrig bleibt, ergibt die ungefähre Menge derer, die nicht an GOTT glauben. Wahrscheinlich gibt es noch die versprengte, aber zu vernachlässigende Gruppe derer, die an etwas anderes als an Götter glauben.

Gruß Matti

Heimliche Atheisten gab es immer, aber da früher das Mitmachen religiöser Rituale wie z. B. sonntäglicher Kirchgang ein gesellschaftlich vorgegebener und auch überwachter Zwang war, konnten sie es sich nicht leisten sich zu outen, deswegen wird man keine Zahlen finden. Also so ähnlich wie es in islamischen Ländern bis heute der Fall ist. Wer sich als Atheist outete, mußte mit Diskriminierungen aller Art rechnen, er wurde von den "Gläubigen" gemieden und man versuchte ihm alle möglichen Unarten anzuhängen, ähnlich wie Juden.

Zahl grob geschätzt irgendwo im niedrigen einstelligen Bereich, denn damals war die religiöse Hirnwäsche von frühester Kindheit an halt überall noch dominierend, die meisten Menschen glaubten "irgendwie", selbst wenn sie mit Kirche und Klerus nichts anfangen konnten.


Daoga  16.08.2023, 18:21

"Wann hat die Frommheit im Westen aufgehört", ich würde sagen daran haben die zwei Weltkriege einen wichtigen Anteil gehabt, denn die Kirchen standen jedesmal fest an der Seite der Kriegstreiber - auch Hitler wurde zumindest anfangs von Kirchenvertretern bejubelt wie ein neuer Messias - und das wurde nach den Niederlagen zum Bumerang, als die Bevölkerung wegen der Fehlentscheidungen dieser realitätsfernen Elite leiden mußte.

Die menschlichen Verluste durch Kriegsopfer, Vertreibung und Flucht Ausgebombter zerstörte über lange Zeit gewachsene religiöse Ortsgemeinden, und die fortschreitende Modernisierung mit Fortschritt der Wissenschaften, Verbesserung der Medizin, Konzentration der Schulen mehr auf Naturwissenschaften statt (wie früher in den Sonntagsschulen) auf religiöse Themen nagte ebenfalls stetig am Glauben, der vielerorts (Bayern, Marien- und Heiligenverehrung) regelrecht abergläubische Züge entwickelt hatte.

Seit der Zeit der Aufklärung gibt es immer mehr Atheisten, Agnostiker oder andere .... die der Vernunft oder der Wissenschaft mehr vertrauten als Gott

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung

Woher ich das weiß:Recherche

Meine sehr grobe und spekulative Schätzung ist, dass ein niedriger zweistelliger Prozentsatz der Bevölkerung in Europa vor 100 Jahren heimliche Atheisten waren. Diese Schätzung basiert jedoch auf Vermutungen und nicht auf harten Fakten.

Atheismus hat es zu allen Zeiten gegeben. Selbst im schlimmsten Mittelalter gab es Leute, die sich nicht vom Geschwafel der Kirche einlullen ließen.