Wie vereinbart man Verteidigung und Gewaltlosigkeit im Buddhismus oder als Mönch? Wie wird man als "Gewaltloser" nicht zum Opfer?
Wie verteidigt man sich und lebt trotzdem im Einklang mit Mitgefühl und Gewaltlosigkeit? Es gibt auch viele Kampfkünste, wie Shaolin Kung Fu oder Karate die großen Wert darauf legen diese nur zur Verteidigung zu nutzen. Trotzdem gibt es diese Verteidigungstechniken - was bedeutet man sollte sich auch in einer Grundhaltung von Gewaltlosigkeit verteidigen können.
Wie bringt man das in Einklang? Verteidigung, Kampf, Mitgefühl, Gewaltlosigkeit? Wann ist es falsch zu kämpfen? Wann ist es falsch nicht zu kämpfen?
Was wenn andere das merken, dass man gewaltlos bleibt und diese nutzen das fortan aus weil kein Gegenwind kommt? Aber wenn man zurück schlägt produziert man schlechtes Karma? Aber wenn man nicht zurück schlägt geht man auch am "immer einstecken" zu Grunde.
Was ist hier der richtige Weg? Und wie praktiziert man diesen?
6 Antworten
- Was ist hier der richtige Weg? Und wie praktiziert man diesen?
E gibt keine allgemein gültige Handlungsanweisung hierfür - du mußt aufgrund deiner momentanen Einsicht handeln/nichthandeln.
Deine Handlungsneigung wird durch deine Erfahrungen beeinflußt - dazu gehören auch (dir gegenwärtige) Lehren von Weisen, z. B. von Buddha.
Wir Buddhisten "glauben" ja, daß diese jetzige Existenz als Mensch nicht unser einziges Leben ist. Buddha sagte, er habe 91 Weltzeitalter zurückgeschaut - und trotzdem war kein Anfang zu erkennen.
Und da wir im Samsaro (je nach unserem Wirken) mal oben, mal unten sind, können wir davon ausgehen, daß wir selbst schon x-Mal jede nur denkbare "Untat" begangen haben, so daß wir beispielsweise keinen Grund haben, auf z. B. Hitler & Co überheblich herabzublicken.
Ich gehe somit davon aus, daß es sich bei jedem Erleben um eine vor mehr oder weniger langer Zeit verursachte (karmische) Auswirkung handelt - und mit einer duldenden bzw. schonenden Reaktion habe ich eine winzige Faser meines karmischen gordischen Knotens aufgelöst.
Ich betone ausdrücklich, daß diese Sicht keinesfalls bedeutet, daß Ich denke, irgendwelche Menschen hätten ihre Schicksalsschläge verdient, denn ich gehe davon aus, daß wir alle gleich sind und uns als von Buddha Belehrte in universeller Liebe und Mitgefühl üben.
Du hast es doch schon angesprochen. Wenn du dich verteidigst, wendest du doch nicht unbedingt gewalt an. Ich finde es nicht gut, einfach einzustecken, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Da würde ich sogar eher zurück schlagen, aber der beste Weg liegt in der Mitte und benötigt keine Gewalt. Du musst dich verteidigen, nicht angreifen. Du musst du Schläge abblocken. So, dass du nicht leidest, deinem Gegner aber auch keine Schaden zufügst.
Wenn jemand ungerecht ist, hat das ja von forne rein nichts mit Gewallt zu tun. Da wäre eine sachliche und respektvolle Diskussion am besten. Wenn er aber psychische Gewalt (zb beleidigung) anwendet, bleib ruhig und lass dich nicht angreifen. Es sind nur Worte. Bleib sachlich und regel das in respektvollen Worten.
Wenn dein Gegenüber physische Gewalt anwendet meine ich das mit dem Abblocken wörtlich. Also wenn er versucht, dich zu schlagen, halte den Schlag ab, oder weich ihm aus, dass er dich nicht verletzt. Aber man sollte halt nicht zurück schlagen, du willst ja selbst keine Gewalt anwenden.
Immer wenn der Paragraph 32 StGB zutrifft, darfst Du körperlich kämpfen
(2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
Ich finde, dass ist eine sehr gute Leitlinie für unseren Alltag. Natürlich muss man in diesem Satz jedes Wort verstehen, aber darüber wurde gewiss schon genug geschrieben.
Notwehrfähig ist übrigens nicht nur das eigene Leben, oder das eines Anderen, sondern jedes Rechtsgut die dem Angegriffenen oder bei Nothilfe Dritten zustehende Güter und alle rechtlich anerkannten Interessen.
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In vielen Kampfkünsten lenkt man die Kraft des Gegners um, damit man nicht verletzt wird. Das ist das Ideal. Auch in verbalen Situationen kann man oft so handeln.
Im Wing Tsun (Kung Fu) nutzt man die Kraft des Gegners (also dessen Schlagenergie) gegen ihn, fügt jedoch seine eigene Kraft hinzu.
Im Aikido ist man da viel friedfertiger. Im Aikido lenkt man nur die Kraft des Gegners ab, so, dass man nicht geschädigt wird und bis irgendwann der Gegner die Lust verliert, anzugreifen.
So möchte man ihm die Chance geben, sich jederzeit umzuentscheiden und ein friedfertigeres Leben zu führen. Das kann ja niemand mehr, wenn man ihn tötet, oder weniger dramatisch, wenn man ihn verletzt.
Es ist tatsächlich so, dass ein Besiegter sich gedemütigt fühlt und aus diesem Gefühl entsteht rasch wieder der Sinn nach Vergeltung und Rache. Man hat die Spirale der Gewalt und des Hasses nicht durchbrochen. Darum versucht man im Aikido den Angreifer nicht zu verletzen oder zu besiegen, sondern ihm die Chance auf Einsicht der Sinnlosigkeit seiner Angriffe zu geben, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.
Man behandelt den Angreifer mit Respekt, denn irgendetwas wird ihn verletzt haben, dass er meint angreifen zu müssen.
Das Handeln im Aikido kann und sollte man auch in das alltägliche Verhalten und seine Kommunikation übertragen.
Der Abschnitt "(...) dass ein Besiegter sich gedemütigt fühlt und aus diesem Gefühl entsteht rasch wieder der Sinn nach Vergeltung und Rache (...)" hat mir sehr gut gefallen.
Kannst du hier weiteres schreiben wie dir das im alltäglichen Leben - in verbalen Situationen - von Nutzen ist oder wie du das z.B. bereits angewendet hast? Sowohl mit Fremden auch als mit Bekannten (Kollegen, ...)?
Mir gefällt die Philosophie des Aikido, aber bevor hier jetzt ein Mißverständnis aufkommt: Ich bin (noch?) kein echter Aikidoka. Ich habe zu Jahresbeginn mit dem Training dieser Kampfkunst begonnen, bin dort also ein totaler Anfänger.
Trotzdem lebe ich schon lange nach der Philosophie des Aikido, bzw sie stimmt (zufällig?) mit meinem Handeln überein. Ich demütige oder beleidige niemanden. Das macht mir keinen Spaß, weil ich grundsätzlich möchte, dass jeder sich wohlfühlt. Das ist einfach so. Das finde ich richtig. Das ist mein Weg.
Weil ich niemanden willentlich demütige oder beleidige, versucht das bei mir auch kaum jemand.
Bei Diskussionen vertrete ich meinen Standpunkt, solange mir mein Gegenüber zuhört - aber ich greife dabei niemals die Person verbal, auf der persönlichen Ebene, an, egal, wie hitzig die Diskussion ist und wie sehr ich von meinem Standpunkt überzeugt bin. Es geht mir immer nur um die Sache und ich muss niemanden in einer Diskussion verbal besiegen. So gibt es nie Besiegte, die evtl. deshalb einen Hass entwickeln könnten.
Greift mein Gegenüber mich persönlich an, mache ich ihn darauf aufmerksam, dass wir gern weiter diskutieren können, aber auf der sachlichen Ebene. Mich hat niemand anzugreifen, auch nicht verbal. Hält er sich nicht daran, gehe ich weg und beende die Diskussion. Ich empfinde das nicht als Schwäche, sondern als angebracht, damit der Andere sich beruhigen und wieder klar denken kann.
Wenn Du etwas über Aikido und dessen Philosophie lesen möchtest, empfehle ich Dir das folgende Buch:
Schöne Antwort, hat mir sehr weitergeholfen.
Ich mache Qi Gong. Mein Lehrer hat früher auch Aikido unterrichtet, aber ich glaube nur für Kinder und macht es auch nicht mehr. Hier in meinem Ort gibt es ansonsten kein Aikido. Aber ich weiß von einer Wing Tsun Schule. Denkst du das kann man trotzdem machen mit der Philosophie der Gewaltlosigkeit?
Schön, dass ich Dir weiterhelfen konnte!
Selbstverständlich kann man sich selbst aussuchen, nach welcher Philosophie man lebt. Dazu muss man nicht unbedingt eine Kampfkunst praktizieren.
Wie ich schon schrieb, lebte ich ja schon jahrelang so, bevor ich überhaupt auf Aikido stieß.
Wing Tsun wird Dir in bezug auf Philosophie nicht viel weiterhelfen, auch, wenn anderes behauptet wird. Ich habe 13 Jahre lang diese Kampfkunst betrieben und liebe sie. Ich würde sie noch immer trainieren, wenn ich hier eine adäquate Möglichkeit dazu hätte, aber hier gibt es leider nur meine alte Schule, die ich ablehne.
In den WT-Schulen wurde nur kurz gelehrt, dass Wing Tsun auf Prinzipien des Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus beruht. Aber zu der Philosophie, wie sie gelebt werden kann, außerhalb des Trainings, wurde nichts erzählt. Also sollte dies dein Begehren sein, würde ich an deiner Stelle nicht unbedingt eine Wing Tsun Schule aufsuchen, zumal ich da bös auch anderweitig auf die Nase gefallen bin.
1. Nach ca drei Jahren durfte ich (fast) nicht mehr selbst trainieren, sondern musste als Übungsleiter unterrichten, obwohl genügend Schüler meiner Graduierung vorhanden waren, die mit mir auch trainieren wollten. Aber die waren auch Übungsleiter. Selten, an manchen Tagen, bekamen wir mal 15 min Zeit eine Übung zu trainieren, dann mußten wir weiter unterrichten. Du kannst Dir vorstellen, dass man dann, während seines eigenen Trainings bereits wieder am überlegen ist, was man der nächsten Gruppe zeigt? Ich habe gern unterrichtet, aber wollte gern auch selbst trainieren. Alle Gespräche halfen nicht.
Das ging soweit, dass, als ich mal eine berufliche Fortbildung hatte und nur freitags nach Hause und zur WT-Schule kam, auch unterrichten sollte, obwohl ich vorher extra dringlich darum bat, einfach nur traineren zu dürfen, egal mit wem, ruhig auch mit einem Anfänger, denn ich war psychisch total auf, der Lehrang war extrem schwer, aber wichtig für meine Zukunft.
Es hat meinen SiFu (Trainer) nicht interessiert. Wieder wurde ich automatisch zum unterrichten eingeteilt. Das tat ich zunächst und erinnerte ihn dann nach ca 15 min daran, dass ich nicht weiter unterrichten könne. Daraufhin ließ er mich alleine stehen, weil er angebl. keinen Partner für mich hatte, in einer Halle voller Schüler! Ca 30 Schüler waren anwesend und ein paar Übungsleiter, und SiFu und seine Frau als Trainerin.
Ich lieh mir von einem Übungsleiter einen Anfänger aus und trainierte mit diesem, was dem Anfänger gut gefiel.
Übrigens zahlte ich lange Jahre meinen vollen Beitrag, obwohl ich selbst kaum Training erhielt, bis ich das vehement ansprach. Dann reduzierte sich der Beitrag etwas. Das passierte nicht etwa von selbst, aufgrund seiner edlen Einstellung...
2. Ich kam dahinter, dass man in einer EWTO-WT-Schule niemals das gesamte Konzept der Kampfkunst trainieren kann, weil wichtige Teile (z.B. Schrittarbeit) davon bis in die höchsten Lehrergrade verteilt sind. In dem Ausweis konnte man nachlesen, dass der letzte Teil der Holzpuppe erst auf den 5. Lehrergrad unterrichtet und geprüft wurde. Holzpuppe bedeutet Schrittarbeit und die ist enorm wichtig, damit alles funktioniert. Aber es gab auch noch andere wichtige Teile, in den höheren Graden, die fehlten, um die Kampfkunst anwendbar zu machen.
Schüler wurden durch andere Übungen davon abgelenkt und man sagte ihnen, dass diese Teile nicht so wichtig wären (was ich lange glaubte), schließlich braucht man erst eine Basis.
Mein 1.Lehrergrad hat aber über 1000,-€ gekostet. Außerdem gibt es viele Jahre "Wartezeit", bis man den nächsten Lehrergrad machen darf. Und wenn man nie selbst trainieren darf, wann soll man den Stoff des Lehrergrades eintrainieren? Dazu hätte man viele, viele Privarstunden bei seinem SiFu buchen sollen, von denen eine 45 min dauert und damals schon 60,-€ kostete. Aber so ist tatsächlich das Konzept der EWTO - Lehrergrade nur durch Privatstunden. Das wird einem in jeder EWTO-WT-Schule passieren.
Ich habe mal eine Privatstunde gehabt bei meinem SiFu und die war sehr schlecht, weil er nichts vorgab und während "meiner Zeit" ständig hereinkommende Leute begrüßte und damit das Training unterbrach. Aber das war nur dieser spezielle Mensch...
3. Ich weiß heute, dass auch mein SiFu nicht kämpfen kann mit seiner Kampfkunst, weil er inzwischen zwar alle Teile des EWTO-WT kennt, diese aber nie mit Partnern trainieren und verinnerlichen kann, weil er keine regelmäßigen Trainingspartner hat.
Ich weiß das heute, was alles fehlte, weil ich nach 9 Jahren zu einer freien WT-Schule wechselte und dort sehr viel lernen durfte, u.a. auch die Holzpuppe. Und ich durfte das alles dort trainieren. Darum kann ich es jetzt beurteilen, was alles fehlte.
4. Mein damaliger SiFu erklärte uns in den ersten Stunden, was ein SiFu (väterlicher Lehrer) ist und das diese Bindung zwischen ihm und einem Schüler lebenslang wäre. Sofort nach meiner Kündigung (nach 9 Jahren ständiger Anwesenheit und meiner stets tatkräftigen Mithilfe) erhielt ich die Kündigungsbestätigung und entgegen all seiner vorherigen Schreiben, war dieses nicht mit SiFu XY unterschrieben, sondern nur mit seinem Vornamen. Nix Bindung, alles Fake, Verkaufsmasche. Es war alles Show.
Ich wollte eigentlich nicht kündigen, aber ein Gespräch interessierte meinen "SiFu" nicht sonderlich und ich sah keinen Ausweg mehr.
Es ist noch viel, viel mehr vorgefallen. Vielleicht verstehst Du nun, warum ich eine EWTO-WT-Schule nicht gerade an philosophisch interessierte Leute empfehlen würde?
meine Alltagspraxis ist die Buddha-Lehre - aber das kann ich dir nicht auf so kurzem Raum in einem Dreizeiler erklären. Eine ganz hervorragende Darstellung aus buddhistischer Sicht sind die Drei Schriften von 沢庵宗彭 Takuan Soho, einem Meister der Rinzai-Zen-Schule und spiritueller Lehrer von Samurais, dem japanischen Kaiser Go Yozei und dem Shogun Hidetada, er war auch Lehrer des Schwertmeisters Musashi und von Yagyu Munenori
die "Drei Schriften" sind ein einziges schmales Buch, das es aber in sich hat, es gehört zu meinen ständig zu lesenden Bücher.
In dem man die Römer bittet Jesus zu kreuzigen !
In dem man dafür zahlt das sich jemand anders die hände schmutzig macht.
Einen anderen weg gibt es nicht , zumindest nicht in der zeit in der wir leben ...
Simple Jack Logika
Ok kannst du das näher beschreiben was für dich Schläge abblocken bedeutet? Angenommen jemand ist ungerecht zu dir. Wie reagierst darauf?