Wie soll man Kinder eigentlich zur Bescheidenheit erziehen, wenn sie von der Gesellschaft täglich das Gegenteil lernen?

11 Antworten

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Genau deswegen soll man das ja machen!

Das geht aber NUR, wenn die Eltern auch echte Alternativen, also Zeit, anbieten.

Fee Czisch (Grundschullehrerin) hat das mal schön in einem Buch beschrieben, da waren die Grundschüler schon weihnachtsfeiersatt, ständig gab es kleine Geschenke, Schokonikoläuse etc. Und sie hat dann bewusst eine Gegenfeier gemacht ohne Geschenke, mit Geschichten und Liedern im Kerzenschein - das war etwas geheimnisvoll und kam bei den Kindern viel besser an.

Das schaffen Eltern auch, WENN sie Zeit haben, Rituale etablieren - Kinder lieben normalerweise Rituale zur Weihnachtszeit! - und vielleicht auch Gespräche über Geschichten über Verzicht oder einfache Weihanchten (die meisten klassischen Kindergeschichten, Lindgren und Co) anregen. Auch wenn man fragt: Was ist dir denn wirklich wichtig? Wenn du nur ein Geschenk haben könntest, was wäre das?

Eltern könnten auch erzählen, dass es laut Untersuchungen ein schöneres Gefühl ist, zu schenken als beschenkt zu werden und mit den Kindern gemeinsam überlegen: Für wen sollen wir mal ein besonderes Geschenk machen? Also für die einsame Nachbarin, für einen Obdachlosen, für jemanden ohne Familie oder für einen Kranken, den man kennt. Und was soll das sein? Worüber würde der sich freuen? Dabei denken Kinder dann - alleine oder mit Anleitung - auch darüber nach: Was brauche ich, worüber freue ich mich?

Auch können Eltern jüngerer Kinder das ganze Schenken geheimnisvoller gestalten. Kürzlich las ich einen Text, in dem der Bruder immer wusste, was der andere Bruder bekam, vermutlich, weil die Eltern ihn zum Einkaufen mitgenommen hatten. Das kenne ich von früher gar nicht. Da wurden die Gescehenke versteckt und wir hätten auch nicht gesucht, um uns die Überraschung nicht zu verderben.

Für Kinder ist Weihnachten teilweise wie "Zahltag", endlich bekommt man mal die großen Sachen, die man nicht selbst kaufen kann und die es sonst nicht gibt.

Aber man kann auch zur Reflektion anregen: Vorher: Was wünschst du dir? Wie lange wünschst du dir das schon? Wünschst du dir das nur, weil bald Weihnachten ist, also hast du das aus der Werbung rausgesucht? Wie lange hast du dich mit den Geschenken vom letzten Jahr beschäftigt? Weißt du noch, was du letztes Jahr alles bekommen hast? Wenn nein, war einiges vielleicht gar nicht so wichtig für dich?

Und auch: Wie lange, glaubst du, wird dich diese Sache glücklich machen/ wie lange wirst du sie benutzen, WENN du sie bekommst?

Und auch mal darüber nachdenken: Gibt es Geschenke, die wenig wert sind, dir aber sehr wichtig sind, weil sie von einem bestimmten Menschen kommen, der verstorbenen Oma, dem Freund, der weggezogen ist usw.? Was verbindest du mit diesen Geschenken?

Gibt es Wünsche/ Geschenke, die nichts kosten? Gibt es unerfüllbare Wünsche (noch mal ein Weihnachtsfest mit der verstorbenen Oma, den Freund noch mal zu sehen, der mit der Familie ins Ausland gezogen ist)? Wüdest du auf ein großes Geschenk verzichten für solche Wünsche?

Was ist ein Herzenswunsch? Wo besteht der Unterschied zwischen einem echten, heiß ersehnten Wunsch und dem Aussuchen der Sachen für die Wunschliste aus der Werbung/ beim Schaufensterbummel?

Vielleicht auch mal die anderen Verwandten, besonders die Großeltern fragen: Was war euer schönstes Weihnachten? Was war euer schönstes Geschenk?

Das relativiert die Wünsche der Kinder oft.

Und zuletzt: Wäre Weihanchten für euch/ dich noch schön, wenn du NUR die Geschenke bekommen würest, ohne Rituale, ohne Geschenkpapier, ohne Weihnachtsessen, ggf. ohne Gottesdienst, ohne Besuch, ohne Weihnachtsbaum usw.?

Und dann fragen: Was (davon) macht Weihnachten für dich/ euch eigentlich so besonders?

Dabei denken Kinder dann schon darüber nach, was sie mit Weihanchten verbinden, was ein Geschenk ist, auf was sie verzichten könnten und was sie wirklich wertschätzen.

Es ihm genauso vorleben. So einfach funktioniert Erziehung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Tasha  07.12.2019, 14:54

Das klappt aber manchmal nicht. "Dieses Jahr schenken wir mal weniger" - und dann kommen zig Geschenke von Oma, Opa, Tante, Onkel, Großtante, Patenonkel - die man den Kindern nicht vorenthalten kann, weil die Schenkenden auf eine Rückmeldung warten...

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Kev112430  07.12.2019, 14:57
@Tasha

Ja, ich beziehe mich weniger auf Weihnachten. Eher auf allgemein.

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adianthum  07.12.2019, 15:07
@Tasha

Was aber nicht zwingend bedeutet, dass DU selbst deine Kinder übermäßig beschenken sollst.

Die "Anderen" machen das so, aber ich finde das nicht gut weil....., und deswegen machen wir das nicht. Wir haben gedacht, dass wir stattdessen lieber zusammen...."Bäume pflanzen, Armen etwas warmes zum Anziehen geben, Weihnachten im Schuhkarton mit ein paar Päckchen versorgen, weil das Kinder bekommen, die wirklich arm sind....usw.usf."

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Eltern müssen sich schon selber in die Erziehung einbringen. Du kannst die Erziehung deiner Kinder nicht der Gesellschaft überlassen.

Das ist die Kunst der Erziehung. Man bereitet Kinder auf das Leben vor und lehrt sie auch das Geld zu schätzen.

wer hier versagt sollte es nicht auf die Gesellschaft schieben.

Du kannst es in der Familie vorleben.