Wie sieht der Arbeitsmarktsituation in der Zukunft aus (Prognose)?

5 Antworten

Derzeit beginnen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente zu gehen... also fehlt es vorne und hinten an ausgebildeten/auszubildendem Nachwuchs.

Wer einen vernünftigen Abschluss baut, findet also auch eine Lehrstelle.

Allerdings ist die Arbeitswelt als solche massiv im Wandel...die Digitalisierung nimmt erst Fahrt auf. Es wird immer mehr ziemlich spezialisierte Tätigkeiten geben, die einfacheren "Anlerntätigkeiten" werden mit der Zeit immer weniger. Wenn sie erst mal auch Gurkenflieger und Spargelstecher durch Roboter ersetzen können, sieht es finster aus für die Leute, die sich nicht um eine Ausbildung bzw den Erwerb der erforderlichen Grundlagen bemühen.

Nur wer bereit ist, zu lernen, und das ggf ein Leben lang, wird am Ball bleiben und eine langfristige Perspektive haben.

Deswegen gehen mir die ewigen Fragen "Ich hab nicht gelernt für die Aufgabe heute, wie kann ich krank machen" und so furchtbar gegen den Strich.

Mir machen einige meiner (beruflichen) Aufgaben auch nicht wirklich Freude, aber sie müssen halt gemacht werden. Also setz ich mich konsequent an diese Sachen als erstes dran und ziehe das durch... als "Belohnung" kommen dann die Sachen, die mir leicht(er) von der Hand gehen.

Btw...in 8 Jahren erreiche ich die Regelaltersgrenze. Trotzdem werde ich wohl vorher noch einen riesigen Schulungsblock durchlaufen "dürfen"... wenn nämlich das Bürgergeld kommt, ist unsere Abteilung mit involviert (öffentlicher Dienst) und das heißt, alles neu lernen...und binnen kürzest möglicher Zeit aus dem Effeff beherrschen.


Katlin1603 
Beitragsersteller
 30.05.2022, 18:30

Vielen Dank :)

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Es wird so sein, dass es immer weniger Arbeit gibt, die dafür hochspezialisierter sein wird. Wir stecken gerade in der nächsten "Industriellen Revolution" nur eben nicht mit Maschinen, sondern mit KI und Automatisierung.

Das heißt im Umkehrschluss, wir brauchen IT-Experten und Spezialisten, die die KI baut, programmiert und wartet. Das sind alles Hochleistungsjobs und die daraus folgende, weitere Automatisierung wird immer mehr "manuelle Jobs" überflüssig machen, oder aber, so billig, dass die Menschen noch weniger, als heute, davon leben können. Ist KI und Automatisierung erstmal ausgereift, werden sehr viele Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren. Das heißt im Umkehrschluss, dass Zuwanderung aus bildungsfernen Gegenden noch prekärer werden wird, weil diese Menschen dann nur das mieseste vom miesesten an Jobs bekommen - oder direkt in immer mehr Geld verschlingende Sozialsysteme getrieben werden.


Edict123  30.05.2022, 17:54

Ganz im Gegenteil. Es wird wird erwartet, dass durch Automatisierung, Digitalisierung und den demografischen Wandel in Zukunft mehr Arbeitsplätze entstehen als dadurch verloren gehen.

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Winterlimonade  30.05.2022, 17:59
@Edict123

Wie soll das funktionieren? Nehmen wir mal die Landwirtschaft. Früher hast du hunderte von Feldarbeitern gehabt. Heute reichen ein paar Maschinen und ein Operator, der alles fernsteuert. Du brauchst keine Heerscharen an Arbeitern für Jobs, die im Grunde nur menschlichen Imput benötigen, wenn was schiefläuft oder etwas geändert werden soll.

Die Autoindustrie ist ein weiterer Fall: Du hast heute eine derartig hohe automatisierung, dass du sehr viel weniger Spezialisten brauchst. Du könntest praktisch über Nacht - oder einige Jahre von mir aus - die allermeisten Lieferjobs, Putzjobs, Reinigung usw. automatisieren.

Das Problem wird sein, dass diese Hightech-IT Jobs einfach nicht von jedem erfüllt werden kann. Ein Beispiel sind die sagenumwobenen "IT-Inder" - von denen sind, glaube ich 3% fähig, im IT-Markt der Zukunft zu arbeiten, weil die Ausbildung dort so mies ist.

Zu glauben, dass wir "mehr" Jobs durch Automatisierung und Digitalisierung bekommen, ergibt schon rein logisch keinen Sinn.

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Edict123  30.05.2022, 18:19
@Winterlimonade

Durch demografischen Wandel: Viele unbesetzte Stellen - muss ich glaube ich nicht näher erläutern. Durch Automatisierung, Digitalisierung: Automatisierungs- und Digitalisierungsprozesse müssen umgsetzt werden = neue Jobs. Durch die damit entstehenden neuen technologischen Möglichkeiten = mehr Lebensbereiche, in denen gewinnbringend Wertschöpfung betrieben werden kann = mehr Jobs.
"Rein logisch" macht es also sogar sehr viel Sinn. Die Mär von der Massenarbeitslosigkeit durch Strukturwandel auf dem Arbeistmarkt geistert schon seit Jahrhunderten (mindestens seit der beginnenden industriellen Revolution) in den europäischen Gesellschaften umher. Bis heute hat sie sich (langfristig) nicht bewahrheitet. Was nicht heißt, dass es nicht kurzfristig zu Verwerfungen und Anpassungsschwierigkeiten kommen kann. Die momentane Forschung bestätigt, dass die Anzahl der verfügbaren Jobs in Zukunft durch Automatisierung und Digitalisierung (in Deutschland) weiter steigen wird.

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Winterlimonade  30.05.2022, 18:25
@Edict123
Die momentane Forschung bestätigt, dass die Anzahl der verfügbaren Jobs in Zukunft durch Automatisierung und Digitalisierung (in Deutschland) weiter steigen wird.

Hast du dazu einen Link? Würde mich jetzt mal interessieren.

Und ja - der demographische Wandel ... aber gerade hier ist doch auch genug "Platz", um gewisse Jobs eben zu entschlacken. Und ja - du hast recht, die Automatisierung und Digitalisierung muss erstmal durchgesetzt werden. Aber du kannst doch z.B nicht einfach die Kohlekumpel alle zu IT-Fachpersonal umschulen.

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Edict123  30.05.2022, 19:11
@Winterlimonade
Und ja - der demographische Wandel ... aber gerade hier ist doch auch genug "Platz", um gewisse Jobs eben zu entschlacken. Und ja - du hast recht, die Automatisierung und Digitalisierung muss erstmal durchgesetzt werden. Aber du kannst doch z.B nicht einfach die Kohlekumpel alle zu IT-Fachpersonal umschulen.

Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Einige Jobs/Berufsgruppen wird es hart treffen. Und ob die, die es schnell und hart trifft, einfach so umgeschult und in neue Jobs gesteckt werden können ist mehr als fraglich. Diese temporären Anpassungsschwierigkeiten gibt es und sie sind wahrscheinlich auch die größten Schwierigkeiten die unsere Gesellschaft in Zukunft im Rahmen des technologischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt lösen muss. Worum es mir aber geht ist, dass das keine langfristige Entwicklung ist. Irgendwann wird diese Anpassung abgeschlossen sein. Irgenwann stellt sich die Gesellschaft darauf ein. Die Anzahl der vorhandenen Jobs reduziert sich dadurch nicht. Am Ende wird jeder die Möglichkeit haben einen Job zu bekommen (oder im Wirtschaftssprech: Die Allokation der Arbeitskräfte wird sich an die neue Marktsituation anpassen). Massenarbeitslosigkeit wird es (sehr wahrscheinlich - sind natürlich alles nur Prognosen) nicht geben.

Zu den Quellen:

Wissenschaftliche Papiere und Berichte (hab extra welche rausgesucht, die nicht so technisch sind):

Vom IZA (PDF download)
https://www.iza.org/publications/s/77/die-zukunft-der-arbeit-und-der-wandel-der-arbeitswelt

Vom IAB (PDF download)
https://www.iab.de/751/section.aspx/1286
https://www.iab.de/751/section.aspx/1178

Vom IFO-Institut (PDF download):
https://www.ifo.de/node/43014

uvm.

Und noch der ein oder andere Zeitungsartikel auf den ich gestoßen bin, falls dir die Paper zu viel zum lesen sind (die sind leider immer vergleichsweise lang):

Südddeutsche:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/automatisierung-jobs-roboter-1.4278998
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/digitalisierung-automatisierung-arbeitsplaetze-zew-studie-1.4501771

Der Standard:
https://www.derstandard.de/story/2000121092901/durch-automatisierung-sollen-97-millionen-neue-jobs-entstehen

Die Zeit:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2016-05/arbeitsmarkt-fachkraeftesicherung-erwerbspersonen-steigerung-zuwanderung

uvm.

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Vielleicht als kleiner Disclaimer: Was mir bei der kurzen Recherche gerade aufgefallen ist, ist dass es sehr viele Zeitungsartikel und auch wissenschaftliche Papiere gibt die davon sprechen, dass durch die Digitalisierung/Automatisierung/den Strukturwandel viele Arbeitsplätze gefährdet sind. Das ist richtig! Gleichzeitig entstehen aber mindestens genau so viele Arbeitsplätze wieder! Das ist das was dort oft nicht erwähnt wird - nicht weil diese Quellen das fälschlicherweise auslassen, sondern weil das in diesen Artikeln und Papieren nicht die Fragestellung ist. Wenn ich Frage: "Wird der Strukturwandel Arbeitsplätze vernichten?", dann ist die klare Antwort: Ja! Wenn ich Frage: "Werden durch den Strukturwandel weniger Arbeitsplätze vorhanden sein als vorher?", dann ist die Antwort: Nein! Wenn man nicht aufpasst, welche Frage in dem Artikel/Papier beantwortet wird, dann kann man schnell zu falschen Schlüssen kommen.

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Katlin1603 
Beitragsersteller
 30.05.2022, 18:32

Vielen Dank!

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Arbeit wird es bestimmt geben, aber keine gerechte Belohnung.

Erst langsam, dann immer schneller zunehmende Zahl arbeitsloser Personen und darneben auch zunehmende Bildungsverweigerung/ Aussteiger, wenn die Leute dann wiederum sehen, wie die verbleibenden, dann einmal immer besser/passender qualifiziert sein sollenden in Überlastung bei gleichzeitig weitgehender Wegbesteuerung ihres Lohns getrieben wird.

Als Ergebnis dann Zusammenbruch des Sozialstaats und nachfolgend eine dann linke oder rechte Autokratie mit in beiden Fällen erhebliche Abstriche im Sozialen und Druck zur /Kontrolle der Arbeit.

Es werden sehr viele Arbeitsplätze wegfallen, wenn wir die K.I perfektionieren.

Die Arbeiterklasse wird aussterben. Es wird nur noch Unternehmer und "Kriminelle" geben.

Wir werden in einer (noch mehr) dystopischen Zukunft verelenden. Die Städte werden ganz im Stile des Cyberpunk-Settings aussehen.

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