Hans Jonas Ethik :bestimmte Begriffe ?

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Heuristik der Furcht

Heuristik ist eine Kunst des Findens (abgeleitet vom griechischen Verb εὑρίσκειν [heuriskein] = finden), eine Lehre von der Auffindung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf methodische Weise, eine Lehre/Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen.

Bei Heuristik können versuchsweise und vorläufig Regeln, Vermutungen und Annahmen zugrundegelegt werden, um etwas finden. Die Regeln, Vermutungen und Annahmen werden dabei nicht als tatsächlich wahr und endgültig beurteilt, sondern nur als möglicherweise zutreffend.

Eine Heuristik der Furcht ist von Furcht geleitet. Bei der Vorstellung zukünftiger Ereignissen, Zustände und Entwicklungen lassen sich die Menschen von Befürchtungen, dem vorgestellten Schlechten/Schlimmen, beeinflussen und dies auf sich einwirken.

Hans Jonas meint, das Erkennen des Schlechten/Schlimmen sei für die Menschen leichter als das Erkennen des Guten, weil es unmittelbarer, zwingender und viel weniger Meinungsverschiedenheiten ausgesetzt sei und sich ungesucht durch die bloße (vorgestellte) Gegenwart des Schlechten/Schlimmen aufdränge. Schreckliche Gefahren spielen eine wichtige Rolle bei Überlegungen, was in Zukunft geschehen könne. Dabei wird durch die Gefährdung zugleich bemerkt, was auf dem Spiel steht, woran jemand selbst Interesse hat und was jemand selbst als bewahrenswert beurteilt.

Furcht ist eine Emotion (ein Gefühl), die ein Beweggrund für Entscheidungen sein kann. Die Heuristik der Furcht dient dazu, die Pflicht zum Handlen zu erkennen und die (gesollte) Existenz künftiger Menschen zu ermöglichen. Hans Jonas vertritt das Prinzip, den erwartbaren maximalen Schaden zu minimieren.

Nach der Heuristik der Furcht ist grundsätzlich die schlechtere Prognose (Vorhersage, die schlimmere zukünftige Ereignisse, Zustände und Entwicklungen annimmt) der besseren Prognose vorzuziehen, um der Versuchung des Herunterspielens, der Abwiegelung und des Beschwichtigen zu entgehen und um sich die mögliche Schadenshöhe deutlich zu machen.

Bestimmung der Zukunft

Ohne einen Satzzusammenhang kann der Ausdruck nicht ganz eindeutig erklärt werden.

Denkbar ist vor allem: Gestaltung/Prägung/Festlegung der Zukunft.

Hans Jonas hat die Auffassung, der Mensch habe Freiheit und die Zukunft sei offen. Die Menschen sind daher Träger von Verantwortung, wie die Zukunft sein wird. Durch Entscheidungen in der Gegenwart, welche Techniken auf welche Weise eingesetzt werden, bestimmen sie aufgrund der Folgen zumindest ein Stück weit über die Zukunft.

Ungewissheit

Ungewissheit ist ein Zustand mangelnden Wissens/mangelnder Kennntis. Es kann etwas nicht klar und sicher abgeschätzt werden.

Bei Zukunftsprognosen besteht Ungewissheit. Zum einen kann der Grad der Wahrscheinlichkeit nicht genau bestimmt werden, zum anderen kann etwas, das tatsählich eine Rolle spilet, nicht bekannt sein.

Prinzip des Vorrangs der schlechten vor der guten Prognose

„Prinzip des Vorgangs der schlechten vor der guten Prognose“ ist wohl ein versehentlicher Feher oder eine abändernde Automatik eines Texteditors.

Das gemeinte Prinzip ist eng mit der Heuristik der Furcht verbunden.

Ein Prinzip/Grundsatz ist eine Grundlage, auf dem anderes aufbaut. Ein Prinzip/Grundsatz ist eine grundlegende Regel/ein grundlegender Gedanke, der Erkennen und Handeln leitet.

Hans Jonas vertritt ein Prinzip des Vorrangs der schlechten vor der guten Prognose.

Vorrang bedeutet, bei einem Vergleich einen wichtigeren Stellenwert und eine größere Bedeutung zu haben, Anpruch auf Bevorzugung zu haben.

Eine schlechte Prognose ist eine Vorhersage über die Zukunft, die verhältnismäßig ungünstige/schlechte/schlimme Ergebnisse und Folgen annimmt, gute Prognose ist eine Vorhersage über die Zukunft, die verhältnismäßig günstige/gute Ergebnisse und Folgen annimmt.

Hans Jonas tritt dafür ein, bei der Bewertung der Folgen des Einsatzes von Technik der äußerst schwerwiegende Folgen haben kann, der Zukunftsprognose, die ungünstige/schlechte/schlimme Ergebnisse und Folgen annimmt, den Vorzug zu geben.

Das Können der Menschen ist durch Naturwissenschaft und Technik stark gewachsen. Es sind ganz neue Möglichkeiten zu Zerstörung und Vernichtung entstanden (bis hin zu Untergang der Menschheit durch Selbstauslöschung und unumkehrbarer Zerstörung der Biosphäre des Planeten Erde).

Vor allem über Fernwirkungen (Wirkungen, die große Reichweite haben, sich räumlich und zeitlich weit erstrecken) besteht Ungewissheit.

Ein Prinzip des Vorrangs der schlechten vor der guten Prognose bedeutet, sich bei Entscheidungen mehr von der Vermeidung ungünstiger/schlechter/schlimmer Ergebnisse und Folgen leiten zu lassen, also nicht einfach nach einem (vermuteten) Grad der Wahrscheinlichkeit zu gehen.

Dies kann darauf hinauslaufen, bestimmte technische Entwicklungen zu unterlassen, solange Ungewissheit besteht und ein möglicher Schaden sehr schwerwiegend ist.

ethischer Grundsatz

Ein ethischer Grundsatz ist ein Grundsatz der Ethik.

Ethik ist die Theorie der Moral und dazu, wie gehandelt werden soll bzw. - anders ausgedrückt - welches Verhalten gut und richtig ist. Ethik bietet also eine wissenschaftliche Betrachtung. Sie ist ein Teilbereich der Philosophie. Ethik enthält ein Nachdenken (Reflexion und Diskussion über das gute Leben und das sittlich richtige Handeln). Sie systematisiert, sucht nach Begründungen und entwickelt Maßstäbe/Kriterien.


empirisches Wissen

Empirisches Wissen ist Wissen, das auf Erfahrung beruht. Erfahrung heißt mit einem Fremdwort Empirie (griechisch ἐμπειρία [empeiria]).