Wie sicher sind unsere wissenschaftlichen Theorien, wenn das unbeobachtbare Universum unbekannte Faktoren enthalten könnte?

5 Antworten

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Wenn man versteht, wie Wissenschaft funktioniert, gibt es da nicht viel zu diskutieren. Die Wissenschaft ist da, im Gegensatz zu fundamentalistischen Meinungen absolut rational und stringent in ihrem Vorgehen und vorallem ergebnisoffen.

Wenn Theorien eindeutig falsifiziert werden, werden sie angepasst oder komplett verworfen. Oft müssen lediglich die exogen vorgegebene Parameter bzw. Grundannahmen entsprechend angepasst werden.

Die größte Hürde, an der regelmäßig Leute scheitern, ist die eindeutige Verifikation bzw. Falsifikation. Es besteht häufig der Irrglaube, dass das Fehlen des einen als Beweis für das Andere herangezogen werden kann. Nur weil etwas (noch) nicht bewiesen werden kann, bedeutet das aber nicht, dass es damit falsch sein muss.

Da man idR aber ohnehin kaum eine Theorie zu 100% bestätigen oder widerlegen kann, bedient man sich häufig der statistischen Wahrscheinlichkeit. Dieser Begriff wird jedoch auch häufig im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet, ohne die mathematischen Voraussetzungen dafür zu berücksichtigen, so dass es hier auch schnell mal zu Irrtümer kommen kann.

Bei neuen Theorien ist die Wissenschaft idR immer ergebnisoffen. Genau das gilt auch für den unbekannten Teil des Universums.

Der Beste Weg, Theorien darüber zu erstellen, liegt darin, einen logischen Ansatz zu verfolgen. Konkret ist das die anfänglichen Annahme, dass die naturwissenschaftlichen Basics auch dort gelten, es sei denn, es gibt logische Hinweise darauf, dass dem nicht so ist.

Ohne irgendwelche Ansatzpunkte ist es aber schwer, aug wissenschaftlicher Basis Theorien über Unbekannte zu entwerfen. Das gehört wohl eher zur Kernkompetenz anderer Disziplinen (Philosophie, Theologie etc.)


CatsEyes  08.06.2024, 17:25

Gute Darstellung!

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Es sind nur 5% des Universums bekannt, der Rest ist unbekannt. Allerdings ist bekannt, dass nur 5% bekannt ist. Es ist also nichts verloren.


Aeroplanus  10.06.2024, 13:47

Was nennst du denn "bekannt"? Offensichtlich haben wir nicht mal den Mond soweit erforscht, das man sagen könnte "wie kennen ihn".

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der kosmologische Horizont ist ja symmetrisch um jeden Beobachter im Universum herum. Wenn es also woanders im Universum andere Gesetze gäbe, gäbe es auch einen Beobachter, der genau auf der Grenze zwischen beiden Varianten sitzt und ständig Widersprüche zwischen zwei "Varianten" beobachtet. So ein Ort falsifiziert sich damit selbst.


HAL9zx 
Beitragsersteller
 09.06.2024, 05:17

Hallo hologence,

vielen Dank für deine interessante und prägnante Antwort! Deine Erklärung zur Symmetrie des kosmologischen Horizonts und wie diese zur Konsistenz der physikalischen Gesetze im Universum beiträgt, fand ich sehr aufschlussreich. Es macht Sinn, dass Widersprüche an den Grenzen verschiedener Varianten physikalischer Gesetze zu einer Selbstfalsifikation führen würden.

Allerdings kenne ich auch Orte in unserem beobachtbaren Universum, an denen es den Anschein hat, als würden unterschiedliche physikalische Gesetze gelten. Zum Beispiel zeigen die extremen Bedingungen in der Nähe von Schwarzen Löchern oder die Unterschiede zwischen Quantenmechanik und klassischer Physik, dass unsere aktuellen Theorien möglicherweise unvollständig sind oder spezielle Anpassungen benötigen.

Es wäre spannend zu diskutieren, wie diese Phänomene interpretiert werden können und ob sie tatsächlich auf fundamentale Unterschiede hinweisen oder lediglich auf die Grenzen unseres gegenwärtigen Verständnisses.

Nochmals vielen Dank für deine wertvolle Antwort! HAL9

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Die Astrophysik, Astronomie entdeckt derzeit immer mehr noch nicht erklärbare Phänomene, da ist schon einige Bewegung drin. Man sollte nie annehmen, im Besitz der "Wahrheit" zu sein, die einzige Wahrheit ist, dass selbige dynamisch ist. Die Sehnsucht Vieler, die Weltordnung endgültig gefunden zu haben, verbauen sich damit nur die Sicht auf Neues.

Wenn man bedenkt, dass das sichtbare Universum nur 5% ausmacht, dann herrscht an unbekannten Faktoren kein Mangel. Das Rätsel gilt es nach wie vor zu lösen.