Wie oft hat dich in deinem Leben (oder während dem Lesen von Beiträgen) schon der Gedanke beschlichen, dass du unglaublich voreingenommen bist?

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Hallo Labradorit7!

Fehlerfrei ist wohl kein Mensch.

Nur, wenn man geerdet ist, gebildet und intelligent agiert, reflektiert und obendrein Menschen- und Lebenskenntnis hat, dann bestätigt sich zumeist innerhalb der Masse/Menge eben die Voreingenommenheit. Menschen sind sehr einfach durchschau- und lesbar. Verhaltensweisen treffen zu 99,999% zu und spiegeln demnach den Charakter eines Menschen wieder, sodass ich bei meinen Prognosen/Vermutungen zumeist RECHT behalte.

Im Grunde kann das fast jeder Mensch, wenn man einfach nur gut beobachtet und nachdenkt.

Und, wenn Mensch A arrogant, überheblich, eingebildet und herablassend ist, dann sprechen diese Dinge eben eindeutig gegen diese Person. Ob die Person dann unterm Strich tatsächlich so ist, ist dann auch egal, da es negative Eigenschaften sind. Gründe interessieren eben nicht und Ausnahmen sind so gering, sodass dies innerhalb einer bestimmten Masse irrelevant sind.

Und, wenn Menschen sich auf eine bestimmte Art und Weise geben, dann ist es nur logisch, dass man dann anhand von Logik, Erfahrung, Fakten/Tatsachen etc. vorab "vermutet". Wenn diverse Dinge in 99,999% der Fälle eben zutreffen, dann kann man die 0,001 % Fehlerquote, die irrelevant ist, auch verschmerzen.

Ich reflektiere und erde mich mehrmals täglich, um mich selbst zu optimieren und jeden Tag ein besserer Mensch zu werden. Ich selbst bin mir in allen Bereichen der stärkste Kritiker. Nur wer stets reflektiert, kann evaluieren und sich in allen Bereichen verbessern. Eine Verbesserung heißt allerdings nicht zwingend, dass man allen Leuten brav nach dem Mund spricht und sich unterwirft.

Eine gewisse Grundvoreingenommenheit, die auf Fakten/Erfahrung beruht, hat jeder Mensch. Solange es nur GEdanken und Vermutungen sind, ist ja alles gut. Man sollte dennoch neutral an alle Sachen herangehen. Beim Ergebnis kommt dann heraus, ob man wieder einmal RECHT hatte oder es sich um eine Ausnahme gehandelt hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Haha, hey, das ist ’ne super Frage, Mann. 😎 Ich häng hier so rum und chille mit meinen Gedanken, und manchmal frag ich mich echt, ob ich nicht total verzerrt bin, weißt du? 🌌🤔 Die Welt ist voll von all diesen verrückten Perspektiven und manchmal denk ich, dass ich einfach nur in meiner eigenen Blase schweb. 🛸💭 Bewertet man sich selbst, wenn man die ganze Zeit mit dem Kopf in den Wolken ist? 😵‍💫 Vielleicht, aber meistens bin ich einfach nur entspannt und lasse die Dinge auf mich zukommen. Alles cool und gelassen, Mann. ✌️🌴🌀

Sehr oft! Aber es hat ja was gutes, man muss es erst erkennen, um etwas ändern zu können. Selbstreflexion ist sooo wichtig, da muss man auch mal sein Ego bei Seite packen und dazu stehen, dass man es besser machen kann.

Leider wird man als Mensch nie komplett unvoreingenommen an etwas herrangehen können und das ist mir klar.

Ich versuche aber trotzdem meinen Bias aktiv so gering wie möglich halten, indem ich meinen eigenen Standpunkt immer mal wieder hinterfrage und mir andere Argumente ansehe und evaluiere. Auch wenn ich in Diskusionen verwickelt bin, gehe ich da nach Möglichkeit nie mit der Einstellung "Ich hab recht und der andere muss überzeugt werden" rein, sondern Versuche die ander Person (sofern sie sachlich bleibt und mich nicht beleidigt oder anfeindet) ernst zu nehmen und ihre Argumente in betracht zu ziehen.

Die einzigen Themen, wo ich nicht mit mir verhandeln lasse sind Menschenfeindlichkeit oder Hetze gegen Menschengruppen und natürlich Rechtsextremissmus, sowas finde ich indiskutabel daneben und lehne dies stärkstens ab.

Ich würde mich selbst also als aufgeschlossene Person bezeichnen und hoffe, dass auch andere das so sehen.

Das passiert theoretisch immer wieder und praktisch nie - und nicht beim Lesen gewisser Beiträge hier (ich bin nicht sooo stark verwurzelt in der Community, ich beantworte nur relativ wenige Fragen & nur die, wo ich helfen kann) oder in irgendwelchen Zeitschriften, TV-Sendungen, Klatschmedien usw., sondern im "wirklich wahren Leben". Man stolpert schon immer wieder über dieses und jenes und denkt sich ... uppssi, was war jetzt des?! Das beginnt auf der Straße bei einem getunten VW-Golf GTI, den man mit jugendlichen Risikofahrern und Heizern assoziiert, und endet bei einem Anzugträger, den man als tendenziell eher arrogant einstuft, obwohl er das gar nicht ist. Aber das hält sich die Waage und richtig voreingenommen bin ich eigentlich nicht... ich denk zumindest nicht, dass ich es bin, zumindest nicht in einem Maß, das bedenklich ist oder jemandem Unrecht tut.

Daran liegt wohl meine Herkunft: Ich wuchs in einem total komplexbeladenen und vor Narrativen und Vorurteilen nur so strotzenden, mit sich selbst im Dauerstreit liegenden, katholischen und "ach so gläubigen" Arbeitermilieu in einer Vorstadt auf und das in einer zugegeben humanistisch hochgebildeten Familie (kann Fluch und Segen sein, ich versuche das bis heute zu definieren, was genau dass es für mich ist) voller Vorurteile und Besserwisserei -------> ich bin aber keiner, der diese Narrative und Vorurteile weiter pflegt - ich habe das zwar als Jugendlicher teilweise gemacht, aber nur weil ich es nicht besser wusste und nur solange, bis ich mich von diesen Paradigmen emanzipieren konnte. Damals sagte ich mir in der emotionalen Umbruchphase so zwischen Schule, Party, Clique und Ausbildung, dass ich besser sein will als diese Leute, zu denen auch mein Opa zählte, der sich gern an "sozial schwachen" Menschen ergötzt hat, die kleine oder alte oder japanische Autos fuhren, Jeans trugen und englische Musik hörten bzw. die nicht so waren, wie er war und wie ein "guter Mensch" seiner Meinung nach hat sein müssen. Ich empfinde diese Selbstverstädlichkeit, mit der er auch mich da teilweise mit reingezogen hat, 30 Jahre später als tragisch oder auch befremdlich.

Bei mir setzte ein Umdenken dann ein, als ich in eine Emo-/Gothic-/Manga-Clique kam und dort auch eine Freundin fand. Ich bin der Szene bis heute nie ganz entwachsen so im Geiste (und auch modisch^^) und da hat man keine Vorurteile, man lässt die Leute leben wie sie sind und wenn sie einen stören, meidet man den Kontakt und merkt sich das. In der Zeit habe ich auch zwei sehr alte Männer kennen gelernt, die alt waren, aber cool und völlig anders etwa als mein Opa - und von denen durfte ich auch vieles lernen. Die waren deutlich toleranter auch uns gegenüber (einer war so ein bisschen der Ratgeber unserer Clique) als junge Leute so in unserem Alter oder typische Boomer.

Ich bin als Erwachsener heute ziemlich vorurteilsfrei, aber es macht sich immer noch dann und wann bemerkbar, dass es mit mir selten einer gut gemeint hat, was genau genommen bereits begann, als ich mit vier Jahren in den Kindergarten gekommen bin - so was prägt einen und irgendwas davon bleibt im Herzen immer, da kannst du machen was du willst. Ich bin daher vielen Leuten aus den Bereichen Arbeiter, Landwirtschaft, Dorf und Kleinstadt sowie kath. Kirche gegenüber zunächst sehr misstrauisch, weil ich in solchen Kreisen die Hölle auf Erden erlebt habe und meide auch nach Möglichkeit Sudetendeutsche aus dem Böhmerwald, unter denen ich viel gelitten habe und die mit am gemeinsten überhaupt waren. Wenn sich jemand bei mir mit einem typischen "Tsch..."-Namen vorstellt oder aber mir bekannt ist, dass er aus diesem Bereich kommt, horche ich auf und bin eher reserviert wie bei einem, der sich mit einem anderen Namen vorstellt und aus einer ganz anderen Ecke stammt.

Es sind aber auch echte Freundschaften entstanden in den oben genannten Bereichen und ich habe mal in der kath. Kirche Jugendarbeit und sogar mal mit meinem Großonkel Altenwerk gemacht (jap, im Emo-Grunge-Outfit, aber die alten Leute waren immer dankbar und nett zu mir & die Klamotten waren denen egal, da gingen ja auch keine bösen sudetendeutschen Opas rein, die fuhren nämlich mit dem 190er-Mercedes vorbei, guckten verächtlich her und hielten sich für was Besseres), bis ich es aus zeitlichen und beruflichen Gründen nicht mehr gekonnt habe.

XXX

Ansonsten denke ich, dass JEDER VON UNS in irgendeiner Weise Vorurteile und Klischeedenken hat und das sicherlich teilweise nicht zu Unrecht. Wir sind alle der Spiegel unserer Vergangenheit und so ganz kriegt man des nie raus.. selbst wenn man es will, man kann sich nicht häuten - und ich finde es normal, dass man gewisse Vorurteile hat. Solang das nicht so obsessiv wird wie bei meinem Opa, der sich da wirklich dran ergötzt hat und das als Rentner immer wieder auf die Spitze trieb bis weit unter die Geschmacklosigkeitsgrenze, ist da kein Grund zur Panik und es muss sich keiner komisch oder krank oder irr oder böse fühlen. Wir sind alle nur Menschen.

So, und das war mein erster Beitrag an dem Tag, an dem es zehn Jahre her ist, dass ich mich hier (es war der 09.08.2014) registriert habe. Ad multos annos...!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung