Wie lange muss ich Kampfsport machen um mich richtig verteidigen zu können?
Ich mache schon seit einem Jahr Taekwondo. Ja ich weiß, Taekwondo ist keine Selbstverteidigung und nicht wirklich für Straßenkampf gedacht. Also kommt mir ja nicht mit solchen Antworten ;). Mein Großmeister macht schon seit 20 Jahren Taekwondo und musste sich schon oft gegen Typen mit Messern verteidigen. Er hat es immer geschaft heil rauszukommen. Meine Frage:
Muss ich wirklich 20 Jahre lang Taekwondo/Kampfsport machen um wirklich zu einer richtigen Kampfmaschine zu werden?
14 Antworten
Du kannst jahrelang Kampfsport betreiben und trotzdem auf der Straße verprügelt werden. Dies ist und bleibt eine unberechenbare Situation. Klar mag Kampfsport helfen und dir Sicherheit geben. Meist ist es das sichere Auftreten, das solche Situationen verhindert oder entschärft. Aber dennoch kannst du überrascht werden und in einer Art Schockstarre verfallen. Für den Fall lohnt sich ein Besuch eines Selbstverteidigungskurses oder ein System wie Krav Maga oder Systema. Beim Kampfsport oder anderen Kampfkünsten ist es stark Trainer abhängig. Meist kommt die Komponente zu kurz.
...und nein, kein Kampfsport oder Kampfkunst will eine Kampfmaschine heranzüchten. Sie wollen nette, verständnisvolle Menschen, die selbstsicher auftreten und einen Kampf als letztes Mittel sehen. Und genau darauf wollen sie dich vorbereiten.
Naja, aber irgendwie/wo muss man sowas doch lernen können :/ ist jetzt n behindertes beispiel aber...der mensch kann zum mond fliegen...aber sich gegen nen typen mit Messer verteidigen kann er nicht?
Niemand hat gesagt, dass der Mensch sich nicht verteidigen kann.
Ein Täter sucht immer ein Opfer. Du kannst dich schützen in dem du nicht danach aussiehst. Also selbstbewusst und stark herüber kommst. Sollte dich ein Täter stellen, dann sag mit tiefer, deutlicher Stimme: ''Halt! Bis hier her und nicht weiter!'' So wird der Täter aus seiner Bahn geworfen und eröffnet dir neue Möglichkeiten. Zudem kommt hinzu, dass durch das laute Sprechen sich dein Selbstvertrauen steigert, sich dein Körper auf mehr vorbereitet und andere Passanten angelockt werden.
Ob du einen Messerkampf unbeschadet überstehst weiß nur Gott. Aber aus meinen Trainingserfahrungen weiß ich, dass ein Messerkampf immer dumm ausgeht. Durch den Adrenalinausstoß erkennst du Verletzungen und Schnittwunden nicht gleich. Du kannst dich selbst stark verletzen. Daher musst deine Handlung sitzen. Und das ist der Knackpunkt. Du weißt nicht was sitzt und was nicht. Du musst es im Gespür haben und hoffen, dass du besser bist. Das mag bei einem unerfahrenem Straßenräuber klappen, aber wenn du einen Messerfechter vor dir hast, dann wünsche ich dir viel Glück. Darum hoffe, dass du nie in solch eine Situation kommst und sie nur Üben musst ;)
Nein. es kommt immer auf die Situation an. Einige, können gerade den ersten Kick und können sich erfolgreich verteidigen, während andere lange trainieren, ohne in so eine Situation zu kommen. Natürlich lernt man viele Techniken mit der Zeit, aber was man auch lernen muss, ist, dass die Grundlagen die Wichtigsten Techniken sind, auf die man immer zurückgreifen kann und muss. Also rechen dir auch schon wenige Monate, um sich gegen entsprechende Angriffe zu verteidigen.
Es gibt Sportarten, wo man nur auf diese Situationen vorbereitet wird. Ich glaube, wenn man ein paar Verteitigungsmöglichkeiten hat und kennt, ist das schon gut. Aber man kann es erst bewerten, wenn man irgentwann mal in einer solchen Situation war.
Konfliktvermeidung ist ein wesentlicher Bestandteil der Selbstverteidigung. Wenn dein Meister in 20 Jahren gleich mehrmals mit Messern angegriffen wurde, hat er irgendetwas falsch gemacht.
Zu deiner Frage: Vermutlich recit weniger Zeit, um sich im Kampfsport zurechtzufinden, aber auch ein Meistergrad ist keine Garantie dafür, dass du immer gewinnst oder unbeschadet aus einer Gefahrensituation rauskommst. Der Ausgang eines Kampfes ist immer unvorhersehbar.
Konnte leider nicht mehr editieren.
Es gibt nie ne garantie dass man einen kampf gewinnt ^^ das weiß ich schon. aber ich will nur etwas lernen das die chance ERHÖHT :)
Das lässt sich so pauschal nicht sagen: Eigentlich tun das alle Kampfsportarten. Ob du nun Taekwondo, Karate, Aikido, Judo, Boxen, Krav Maga, Kung Fu oder spitze Fingernägel nutzt oder wegrennst. Am Ende hängt es von dir ab, ob du einem Konflikt aus dem Weg gehen kannst, ob du vor Angst erstarrst, ob du dich an die Techniken erinnern kannst, ob du sie an einem echten Gegner anwenden kannst etc. Finde etwas, das dir vom Stil her gefällt und mach das. Du kannst auch 50 Jahre irgendeinen Kampfsport trainieren und in der ersten realen Situation versagen, weil du deine Techniken nicht anwenden kannst. Oder du machst dein Leben keinen Kampfsport und rettest dein Leben, weil du einem Angreifer auf der Straße zwischen dei Beine trittst.
Kampfkunst und Kampfsport dienen nicht dazu, sich in eine "Kampfmaschine" zu verwandeln.
Im Fall von Kampfkunst geht es um Persönlichkeitsentwicklung und beim Kampfsport um Charakterschulung und Fairness. Beides hat somit nichts mit Gewalt zu tun.
Auch geht es bei Kampfkunst nicht um Leistungsdenken, oder darum, möglichst schnell Meister zu werden, sondern um den ganzen Menschen
Konfliktvermeidung"Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft" - das ist nicht nur irgendein Glückskeks-Spruch, sondern kann ganz konkrete Anwendung finden.
Weshalb sich selbst oder die andere Person in gesundheitliche Gefahr bringen, wenn die Konfliktsituation schon durch die Aushändigung von Geld gelöst werden kann.
Es sollte wirklich ein sehr guter Grund vorliegen, bevor man sich auf eine Eskalation und das eintretenn einer Verteidigungssituation einlässt
Reale KämpfeIm Bezug auf Selbstverteidigung gegen gewalttätige Angriffe mit oder ohne Waffen gibt es meiner Ansicht nach igentlich nur einen wichtigen Grundsatz:
Kein Kampf läuft so ab, wie er im Lehrbuch steht und für das Überleben eines Angriffs hat der erlernte Stil, oder die genutzte Methode nur wenig Bedeutung.
Letztlich geht es darum, wer die Situation mental besser bewältigt und sich der Situation besser anpassen kann.
- Wenn ein Boxer sich vom herumgefuchtel irgendeines Kung-Fu-Typen einschüchtern lässt, kann er nicht angemessen reagieren, sich nicht auf die Situation einstellen - und wird aufgrund mangelnder Anpassungsfähigkeit vermutlich verlieren
aber
- Wenn der Boxer die Nerven behält und sich der ungewohnten Angriffe anpassen kann, dann weicht er so lange aus und blockt, bis der Möchtegern Bruce Lee einen Moment lang nicht aufpasst - und schlägt ihn sofort K.O.
Hier ging es nicht um Boxen oder Kung Fu...ich hätte auch Karate und Aikido nennen können.
Es nutzen einem weder die 108 geheimen Techniken der Shaolin, noch das krasseste Militär-Selbstverteidigungssystem, wenn man die Nerven verliert und sich der Situation nicht anpassen kann.
Außerdem läuft ein realer Kampf nie unter optimalen Bedingungen ab, wie man sie vom Training kennt.
- Im Winter trägt man einen dicken Parka, schwere Stiefel, Fäustlinge, hat die Mütze tief gezogen, und einen Schal vor dem Gesicht. Es ist rutschig und schneit.
Das ist eine ganz andere Situation, als im sauberen und frisch gestärkten Kampfanzug barfuß auf einer Matte zu stehen.
Ein realer Kampf ist niemals fair, es gibt keine Regeln und es geht nicht um Punkte, sondern um das eigene Leben
- Wenn du die Möglichkeit hast, dem Angreifer im Winter Streusalz oder Schnee in die Augen zu werfen, ihn gezielt ausrutschen zu lassen, oder die herumstehende Schneeschaufel um die Ohren zu hauen - dann solltest du das in Erwägung ziehen.
Ist nicht fair, sieht nicht schön aus und mit solchen dreckigen Tricks würdest du aus einem Sportverein fliegen - es rettet dir aber vielleicht den Allerwertesten.
Deshalb sind Diskussionen wie "Methode XY ist effektiver als System YX" aus meiner Sicht einfach Marketing-Unsinn und nutzloser Schw...vergleich - sie haben mit der Realität eines Kampfes nichts zu tunEigene Erfahrung: Ich habe mehrere Jahre Erfahrung mit Aikido und musste mich selbst noch nie ernsthaft verteidigen - allerdings war ich dreimal gezwungen, anderen Personen aus akuter Bedrohungslage zu helfen.
Ich bin nicht stolz darauf, oder glücklich, endlich die Effektivität des Aikido erfahren zu haben - tatsächlich tut es mir um alle Beteiligten in dem konflikt leid - auch um den Angreifer.
Tatsache ist, dass niemand dauerhafte Verletzungen davontrug und die Anwendung von körperlicher Gewalt auf ein Minimum reduziert wurde - ein Umstand, den ich auf mein Aikido-Training zurückführe.
Aikido hat mir geholfen, nicht exzessiv vorzugehen, sondern den gewalttätigen Konflikt so schonend wie möglich zu beenden - eine Kampfmaschine bin ich dadurch nicht geworden.
> Ich bin nicht stolz darauf, oder glücklich, endlich die Effektivität des Aikido erfahren zu haben - tatsächlich tut es mir um alle Beteiligten in dem konflikt leid - auch um den Angreifer.
Das Gefühl kenn ich auch nur zu gut. Zumal man sich im Nachhinein oftmals denkt, dass man die Situation ggf. auch anders hätte lösen können,.
Das ist richtig.
Beim ersten Mal, als ich mich mit einem Raubüberfall mit Messerangriff konfrontiert sah, hatte ich kein Geld dabei, was die Situation eskalieren liess - rückblickend hatte ich mit dem kote-gaeshi (einem Handgelenkhebel) vermutlich mehr Glück als Menschenverstand.
Meine Lehrerin musste mir anschließend erst einmal die Gewissensbisse "ausreden" und mir versichern, dass ich nicht übertrieben reagiert habe.
Ich weiß nicht, wie bekannt dir die Technik ist - hier ein Video: https://www.youtube.com/watch?v=o8RipNS85bQ
Ich hatte dann jedenfalls ein ziemlich schlechtes Gewissen, und Angst, ihm das Handgelenk gebrochen zu haben.
Ja, da hast du vollkommen recht.
In solchen Situationen braucht es auch immer eine gehörige Portion Glück. Cleverer wäre es tatsächlich, wenn man versucht aus einer solchen Situation zurück zu ziehen. Allerdings stellt sich da auch immer die Frage, wie hoch ist die Chance, dass der Rückzug gelingt. Bei der einen oder anderen erlebten Situation denke ich mir im nachhinein auch, dass es zu sicherlich 80 bis 85% eher das Glück war, dass mir den Allerwertesten gerettet hat.
Das Video zu der Technik habe ich mir angesehen, eine Technik die mich persönlich sehr anspricht, da sie noch verhältnismäßig sanft ist und keine übermäßigen Verletzungen für den Angreifer zur Folge hat.
Das ist eben ein klarer Nachteil beim Tae-Kwon Do. Man kann es zwar durchaus als SV anwenden, die Frage ist da eben immer nur ob die Verletzungen die der Angreifer unter Umständen davon trägt noch in einer Relation zur Situation stehen. Gerade beim ITF Tae-Kwon Do, welches sehr traditionell und originalgetreu unterrichtet wird ist es gerade bei den Tritttechniken so, dass man das Ziel nicht wie beim WTF TKD mit dem Fussspann sondern mit dem Fussballen trifft.
Definitiv sehr effektiv, aber wenn man die verursachten Verletzungen sieht quält einen das im Nachhinein schon sehr.
Ist ja auch kein Wunder... Man kennt die Techniken bis zu dem Moment ausschließlich aus dem Training und die Wirkung nur aus der "Theorie". Dann kommt hinzu, dass eine reale Auseinandersetzung wie du schon sagtest nie nach dem Lehrbuch verläuft.
Das Video zu der Technik habe ich mir angesehen,
eine Technik die mich persönlich sehr anspricht,
da sie noch verhältnismäßig sanft ist und keine
übermäßigen Verletzungen für den Angreifer
zur Folge hat.
Eine Himmelfahrtskommando war es dennoch - jemandem, der wie eine hyperaktive Marionette mit dem Messer rumfuchtelt mal eben am Handgelenk zu packen, ohne das einem der Unterarm aufgeschnitten wird - wie gesagt, mehr Glück als Verstand gehabt. ;-)
Definitiv sehr effektiv, aber wenn man die
verursachten Verletzungen sieht quält einen
das im Nachhinein schon sehr.
Mit dem Fußballen? Autsch, das stelle ich mir in der Tat schmerzhaft und das Ergebnis optisch nicht gerade ansprechend vor.
Den einzigen Kontakt zum Taekwondo den ich je hatte, besteht zugegebenermaßen in einem uralten Artikel in einem Magazin über Südkorea, in dem vor allem die Bedeutung des TKD für die nationale Identität betont und das Training auf harten Holzböden beschrieben wurde.
PS: Wer sich gegen Messer wehren will. Vergesst es! Rennt lieber weg oder händigt euer Portemonnaie aus. Erst wenn die Bedrohung stärker wird greift ihr auf euer Training zurück. Und dann bitte ohne zu zögern und mit Bewegungen über die ihr nicht nachdenken müsst, denn sonst habt ihr eine unwahrscheinlich große Verletzungsgefahr. Und der Angriff ist auch nicht ohne Risiko. Auf einem Seminar habe ich schon das verunglückte Ergebnis gesehen und er hatte langjährig die Messerentwaffnung geübt. Also wer in solch einer Situation angst verspürt sollte wegrennen und das ist in dem Fall keine Schande.