Wie kommt ihr mit der Tatsache klar, dass ihr keinen freien Willen habt?

4 Antworten

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Wie Quantenphysik uns zeigt, entwickelt sich unsere Welt keineswegs nur in deterministischer Weise fort.

Mit Existenz oder Nichtexistenz von freiem Willen hat das aber rein gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, denn: Wo Wille gegeben ist, der sich durchsetzt, wird sich die Welt noch am ehesten deterministisch entwickeln: eben diesem Willen entsprechend.

Gehen wir mal ruhig davon aus, dass wir ihn haben. Jede Art von Erziehung, Gerichtsbarkeit und alle persönlichen und gesellschaftlichen Bestrebungen wären sonst sinnentleert, mehrere Individuen könnten nicht interagieren usw.

Das Determinismus-Problem löst man meistens dadurch, dass man es einfach auf eine andere Ebene hebt und geltend macht, dass wir ja "nicht wollen können, was wir wollen" (Schopenhauer), weil unsere Entscheidungen schließlich durch alle möglichen Bedürfnisse, Erfahrungen und Regeln geprägt sind.

Damit geht man dem physikalischen (besser physiologischen) Determinismus-Problem aus dem Weg (das ohnehin kaum gesehen wird). Es gibt philosophische Ansätze (starker und schwacher Kompatibilismus), die aber nichts Erhellendes zu bieten haben.

Die Frage ist im Rahmen der Physik nicht zu beantworten. Man könnte sich noch mit der unermesslich komplexen Dynamik der Stromimpulse zwischen den 100 Mrd. verschalteten Nervenzellen herausreden, die den Determinismus nicht aufheben, aber sozusagen im Chaos verschwinden lassen. Mancher ist damit sicher zufrieden.

Die Kraftfelder, die die Impulse zu Gedanken und Bewegungsentscheidungen kanalisieren, kommen aber trotzdem nicht aus dem Chaos, sondern scheinbar aus dem Nichts (sei es das Bewusstsein), was physikalisch nicht geht. Es ist keine Reizbeantwortung, wenn du jetzt kurz deinen Finger hebst.

Man muss einfach akzeptieren, dass es eine Eigenschaft des Lebens ist. Lebende Materie unterscheidet sich halt von nichtlebender Materie dadurch, dass bestimmte Dinge über reine Physik und Chemie hinausgehen, wenngleich sie auf Physik und Chemie beruhen. Nicht umsonst köcheln wir völlig erfolglos an Ursuppen herum.

Nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand ist die Welt eben nicht deterministisch:

https://de.wikipedia.org/wiki/Quantenphysik

Es ist übrigens nicht möglich Determinismus wirklich zu testen, da es unmöglich ist bei einem Versuch mehrfach die exakt gleichen Rahmenbedingungen zu schaffen und das exakt gleich Ergebnis zu messen. Das scheitert sowohl an der erfahrbaren Physik wie auch bei höchst präzissen Messinstrumenten erneut an der Quantenphysik.

Insgesamt bleibt ein "wir wissen es nicht" und ich gehe bis zum Beweis des Gegenteils daher davon aus dass es einen freien Willen gibt.


EVYTNG 
Beitragsersteller
 30.06.2024, 15:31

Wie funktioniert denn ein freier Wille, dass du davon ausgehst? Wenn das Universum nicht komplett deterministisch verläuft, wie dann? Wie soll der Zufall einen freien Willen schaffen? Was soll es sonst noch neben Determinismus und Zufall geben?

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DerRoll  30.06.2024, 19:11
@EVYTNG

Der Zufall schafft überhaupt die Voraussetzung dafür das ein Prozess bei gleichen Inputdaten einen anderes Ergebnis liefern kann als vorher, dass also eben NICHT alles determiniert ist. Wie der Zufall dann einen "freien" Willen ermöglicht ist noch mal eine andere Frage. Diese würde erfordern dass der Prozess der Willensbildung soweit analysiert ist dass man überhaupt weiß welche Parameter da hinein fließen. Von so einer Erkenntnis sind wir noch weit enfernt.

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Die Kausalität funktioniert doch so, dass du selber, MIT FREIEM Willen, Ursachen in +++ oder in --- setzt. Was dann, bis zu 10 Jahren danach wieder, als ++++++ oder ------, zu dir zurück kommt.

Jeder ist doch selber der Verursacher.

Wer --- aussendet, wird davon kein ++++++ ernten. _ So funktioniert Natur, was ALLES ist, auch wir, nicht.

Denke mal --- Schlechtes. Kann es dir davon ++++++ gut gehen? _ So im Kleinen. So ist es auch im grossen Ganzen. _ Menschen sind mit allem Schöpfer, Erschaffer. Sich selber, im Kollektiv u für alle/alles.