Wie kann ich von der Trauer wegkommen?
Schon mit 10 Jahren machte ich mir immer unnormale Sorgen um meinen Vater. Er hatte eine eingeschränkte Herzleistung, dazu war er übergewichtig und arbeitete viel und vorallem hart, wodurch auch die Herz probleme kamen. Über die Jahre verschlechterte sich der Zustand seines Herzes. Ich wurde paranoid und hatte Panik Attacken. Als mein Vater eines Abends von der Arbeit kam unterhielt er sich unter zwei Augen mit meiner Mutter im Zimmer neben an. Ich stand an det anderen Seite der Tür und lauschte dem Gespräch. Ich hörte meinen Vater sagen, dass Menschen mit diesen Herzproblemen nur noch eine Lebenszeit von 5 Jahren haben (er war damals Ende 40). Ich war schockiert und tat so als hätte ich es nie gehört. Dazu kam, dass er eine Uhr hatte, die seinen Puls messen konnte. Kurz vor dem Urlaub den wir schon längere Zeit geplant hatten, zeigte die Uhr an, dass er nur einen extrem niedrigen ruhepuls hatte. Wir dachten damals, dass es von seinen Medikamenten kam, doch ich machte mir wieder Sorgen und sagte ihm dass er zum Arzt gehen soll. Das war leider nicht mehr möglich, da es bereits 23 Uhr war und wir am Tag darauf in den Urlaub geflogen sind. Der Urlaub lief fantastisch bis Mittwoch. Am Tag danach, kamen wir zurück in unser Hotelzimmer und mein Vater beschloss zu duschen. Ihm ging es gut und er hatte keine Anzeichen für irgendetwas. Nach circa 10 Minuten hörten wir einen Knall und meine Mutter fragte ob meine Schwester und ich spielten. Ich sagte dass wir nur auf den Betten lagen, also sah meine Mutter ob etwas im Zimmer umgefallen ist, auch ohne Erfolg, sie klopfte bei meinem Vater im Bad ob ihm etwas runter gefallen sei doch dieser gab keine Antwort, meine Mutter wurde panisch und trat die Tür ein, woraufhin sie meinen Vater auf dem Boden liegen sah. Sie schrie und ich rannte zu ihr. Anschließend rannte ich aus meinem Zimmer und schrie panisch nach Hilfe, das letzte was ich realisierte ist, dass ich auf die Knie zusammengefallen bin und einen Nervenzusammenbruch hatte. Von da an passierte alles wie in Zeitlupe. Meine Schwester und ich wurden auf das Zimmer von Freunden gebracht und haben 7 Stunden gewartet bis meine Mutter ins Zimmer kam. Sie sagte, dass mein Vater es nicht geschafft hätte. Ich konnte in dem Moment nicht weinen, ich habe nur geschrien und mein Kopf war so leer. Es ist mittlerweile 1 Jahr her (Ich bin 14) und ich bekomme das Szenario nicht aus dem Kopf. Es ist wie ein Trauma. Ich denke daran und starre einfach mit aufgerissenen Augen in die Leere und weine. Ich konnte mich nicht einmal von ihm verabschieden es kam alles so schnell und er war einfach alles für mich. Ich fühle mich einfach nutzlos, was wäre gewesen wenn ich ihn überzeugt hätte zum Arzt zu gehen? Was ist wenn ich schon früher gemerkt hätte, dass etwas nicht stimmt? Ich weiß nicht warum aber ich gebe mir die Schuld und ich realisiere es bis heute noch nicht, dass mein Vater, mein bester Freund, mein Held, einfach weg ist. Was kann ich gegen dieses Gefühl machen?
10 Antworten
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Hallo Axolotl142,
Deine Geschichte hat mich sehr bewegt! Mein herzliches Beileid! Es gibt sicher kaum etwas Schlimmeres, als seinen Vater oder seine Mutter durch den Tod zu verlieren. So hat der Verlust Deines Vaters ganz sicher ein riesiges Loch in Deinem Leben entstehen lassen und Du weißt nicht, wie Du mit dem daraus entstehenden Gefühlschaos umgehen kannst.
Im letzten Jahr musste ich etwas Ähliches durchmachen: meine Frau starb an Krebs! In den letzten Wochen vor ihrem Tod musste sie sehr schwer leiden. Sechzehn Wochen lang habe ich sie zu Hause gepflegt. Als es dann immer schlimmer wurde, kam sie ins Krankenhaus, wo sie nur wenige Tage danach verstarb. Ich kann Dir also gut nachfühlen, wie furchtbar es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren.
Doch es gibt einiges, was einem in einer solchen Situation helfen kann! Viele Trauernde haben die Feststellung gemacht, dass ihnen Weinen Erleichterung gibt. Wenn Du daher das Gefühl hast, weinen zu müssen, dann lasse Deinen Tränen einfach feien Lauf! Andererseits kann es jedoch auch sein, dass Du im Moment gar nicht weinen kannst. Das ist nicht unnormal und Du solltest nicht denken, dass Du Dich zum Weinen zwingen musst.
Um die Trauer besser zu verarbeiten, wäre auch das Führen eines Tagebuchs von Vorteil. Darin könntest Du z. B. einige schöne Erinnerungen an Deinen Vater festhalten oder notieren, was Du ihm noch gern gesagt hättest. Oder schreib zwei oder drei Fragen auf, die Du ihm noch gern gestellt hättest und versuche mit Deiner Mutter darüber zu sprechen.
Manchmal ist es so, dass der Hinterbliebene von Schuldgefühlen geplagt wird. Da er möglicherweise glaubt, etwas zu tun versäumt zu haben, fühlt er sich mitschuldig am Tod des Verstorbenen. Solche Gefühle können durchaus auftreten. Dennoch sind sie eigentlich fehl am Platz. Wenn der Betreffende gewusst hätte, was passieren wird, hätte er wahrscheinlich das eine oder andere anders gemacht.
Ein guter Rat ist auch, mit jemanden, dem Du vertraust, über Deine Gefühle zu sprechen. Allein schon mit jemandem über seine inneren Empfindungen sprechen zu können, kann zu großer Erleichterung führen.
Und falls Du an Gott glaubst, dann vergiss nicht, dass Du Dich jederzeit an ihn im Gebet wenden kannst. In der Bibel findest Du die Aufforderung: "Vertraut auf ihn zu allen Zeiten. Vor ihm schüttet euer Herz aus. Gott ist uns eine Zuflucht" (Psalm 62:8).
Der größte Trost für viele Trauernde ist jedoch das Versprechen Gottes, die Toten eines Tages wieder zum Leben zu erwecken. Jesus Christus erklärte seinen Jüngern einmal: "Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden, die, welche Gutes getan haben, zu einer Auferstehung " (Johannes 5:28, 29). Kannst Du Dir die Freude vorstellen, Deinen Vater dann wieder in die Arme schließen zu können?
So schmerzlich der Tod eines lieben Angehörigen auch ist, er wird durch dieses Versprechen ganz sicher abgemildert. Das kann ich aus eigener Erfahrung nur allzu gut bestätigen! Ich wünsche Dir für die Zeit der Trauer viel Kraft und Menschen an Deiner Seite, die Dir reichlich Trost spenden!
LG Philipp
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Hallo Eva,
ganz herzlichen Dank für Deine Anteilnahme und Deine lieben Worte!
Ich kann Dir versichern, dass der ganz große Schmerz, der zu Anfang besteht, allmählich nachlässt. Außerdem denkt man mit der Zeit nicht mehr ständig an den Toten. Man durchläuft eben verschiedene Phasen der Trauer!
Und vielen Dank für den Stern! :-)
LG Philipp
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Selbst ältere Menschen sind so.
Meine Mutter ist definitiv krank, 70 Jahre und verweigert den Arztbesuch
das höchste gut des Menschen ist unter anderem sein Wille! Das versuche ich zu akzeptieren. Was nicht leicht ist, wenn man ihren schlechter werdenden Zustand beobachtet.
In deinem Alter den Tod des eigenen Vaters so zu erleben ist wirklich sehr schlimm.
Versuche an die schönen Zeiten zu denken. Das mache ich mit allen meinen lieben die schon gegangen sind. Versuche das Verhalten deines Vaters zu akzeptieren, es war sein Wille so damit umzugehen.
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Hall0..Erstmal mein aufrichtiges Beileid... ja ich verstehe dich sehr gut..alles schien so gut zu laufen und dann das..vergesse allerdings nie das dein Vater vorbelastet war und es Ihm halt im Urlaub passiert ist. Du hast keine Schuld.. warum denn?..es sollte so sein und nicht anderes.
Wenn du absolut nicht mehr klar kommst mit dieser Situation dann suche dir einen Psychologen damit du lernst das es nicht deine Schuld ist.
Alles gute für dich und deiner Familie
LG von Herzen Sky...💥💥💥
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Zuerst einmal trifft dich keine Schuld, du hast getan, was du tun konntest. Und es macht keinen Sinn, darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn xyz, denn das werden wir nie erfahren. Außerdem hast du ja nicht die Probleme ausgelöst. Du bist unschuldig an seinem Tod. Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen, denn du hast dir nichts vorzuwerfen.
Was du gegen das Gefühl tun kannst, ist leichter gesagt als getan, denn um seinen Tod verarbeiten zu können, musst du erstmal akzeptieren, dass er tot ist. Als ich 11 war, ist mein zweiter und letzter verbliebener Opa seinen gesundheitlichen Problemen mit dem Herzen erlegen. Ich wollte es erst nicht glauben, ich dachte, das sei unmöglich, die Ärzte müssten einen Fehler gemacht haben. Dann war ich allerdings eine Woche später auf seiner Beerdigung. Ich habe den letzten Gang mit ihm zusammen angetreten und mich von ihm verabschiedet. Dadurch konnte ich akzeptieren, dass er tot ist, auch wenn es mich heute noch traurig macht. Aber dadurch konnte ich bewusst wie unterbewusst mit der Verarbeitung beginnen. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich seinen Tod endgültig akzeptiert hatte, und nochmal sechs Monate, bis ich es vollständig verarbeitet hatte.
Damals habe ich gelernt, wie grausam das Leben sein kann. Außerdem weiß ich, dass er von seinen irdischen Leiden erlöst worden ist. Ich bin mir sicher, dass er mich vom Jenseits aus beobachtet und sieht, was aus mir geworden ist. Solange ich mich an ihn erinnern kann, lebt er in mir weiter.
Das Gleiche gilt auch für deinen Vater. Er wird immer bei dir sein, auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Wie der Wind: Du siehst ihn nicht und trotzdem ist er da.
Warst du bei seiner Beerdigung dabei? Hast du sein Grab besucht? Wenn nicht, hol es unbedingt nach, das hilft! Geh hin und verabschiede dich bzw. besuche ihn. Ich besuche Opas Grab auch immer mindestens einmal pro Urlaub bei Oma. Das Grab ist für mich wie ein Ort, an dem ich ihn sozusagen sehen und mit ihm in direkten Kontakt treten kann, als hätte er ein Handy und das wäre der Ort mit der besten Verbindung zu seinem Handy. Darüber hinaus spreche ich in Gedanken sozusagen immer mal wieder mit ihm und erzähle ihm sozusagen, was ich erlebt habe. Denn im Grunde genommen wünschte ich, er hätte noch miterleben dürfen, was aus seinen Enkeln wird/geworden ist.
Dieser Schmerz ist der schlimmste Schmerz: der Verlust eines Lebewesens, das einem wichtig ist. Aber der Tod ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und daher müssen wir ihn akzeptieren. Wenn du den Tod und damit auch seine Macht über dich akzeptierst, lernst du Vieles über Leben und Tod. Du betrachtest den Tod automatisch anders. Früher hab ich den Tod gefürchtet. Heute weiß ich, dass der Tod die Erlösung von allen irdischen Qualen und Teil des Lebens ist. Somit ist der Tod nicht mein Feind. Und mir ist durchaus bewusst, dass sich das, was ich erlebt habe, wiederholen wird, wenn meine Eltern irgendwann sterben. Deswegen genieße ich nach Möglichkeit die Zeit, die ich mit ihnen verbringen kann, ohne mich selbst einzuschränken. Ich koste jede Sekunde meines Lebens voll aus, denn die Zeit meines Lebens, die ich mit meiner Familie verbringen kann, ist trotz allem unbezahlbar.
Sorry für den Roman😅
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Er hatte schon länger zu kämpfen mit seinen Beschwerden + WOLLTE nicht zum Arzt.
DU kannst gar nichts dafür.
Deine Mama wird es ihm auch ständig "gepredigt" haben.
Es war seine Entscheidung:
"Erst die Arbeit, dann die Familie und dann ich. Ich halte das schon aus + ein Urlaub mit Erholung wird alles wieder in Ordnung bringen."
Leider war das nicht der Fall.
Alles Gute für dich und deine Familie.
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Danke für die Antwort, das war früher der Fall aber in den letzten Jahren war er immer für die Familie da und stellte die Arbeit ganz hinten an, auch wenn es dafür wahrscheinlich zu spät war.
Hallo Phillip59,
Erst einmal mein aufrichtiges Beileid, ich weiß ja selbst wie schrecklich es ist eine der wichtigsten Personen zu verlieren. Vielen vielen Dank für die tolle Antwort, ich werde versuchen meinen Tränen einfach mal freien Lauf zu lassen, bisher habe ich sie immer unterdrückt, da es mir unangenehm war. Ich wünsche dir viel Kraft für deine Familie und dich.
Lg Eva