Wie kann ich meine Mutter dazu überreden, dass ich die Schule wechseln kann?

2 Antworten

Verstehe ich nicht. Wieso musst Du Deine Mutter überreden? Das ist doch Deine Entscheidung, auf welche Schule Du gehen willst. Du musst die Lernleistung erbringen, nicht Deine Mutter.


Tamtamy  30.09.2023, 20:24

Du ignorierst etwas großzügig den Fakt, dass die Entscheidung bei den Eltern liegt.

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tachyonbaby  30.09.2023, 21:26
@Tamtamy

Nein, liegt sie nicht! Die meisten Eltern meinen nur sich anmaßen zu können über das Leben ihrer Kinder zu entscheiden. Oft müssen die Kinder die Träume und verpassten Gelegenheiten der Eltern leben. Das ist indiskutabel und stellt in meinen Augen eine Vergewaltigung des Kindes dar.

Meine beiden Mädels haben schon als Kleinkinder über ihr Schlafbedürfnis selbst entschieden. Ich habe sie nie ins Bett geschickt, die sind freiwillig gegangen, wenn sie müde waren.

Auch über ihren Schulweg haben sie selbst entschieden. Ich brauchte mich nie um ihre Hausaufgaben zu kümmern, denn die haben sie vollkommen selbständig erledigt. Nur wenn sie Hilfe brauchten, haben sie die bei mir abgefordert. Dann habe ich ihnen gezeigt, in welchem Regal die entsprechenden Fachbücher zum Nachschlagen stehen, nach kurzer Zeit hatten sie das Ordnungssystem verstanden und haben auch das selbständig erledigt. Gaben meine Bücher nicht das her, was sie brauchten, bin ich mit ihnen in die Bibliothek gefahren (damals steckte das Internet noch in den Kinderschuhen).

Beide haben ihr Abitur mit einem Eins-Komma-Schnitt hingelegt. Beide haben sich ihr Studium selbst verdient.

Es gab in unserem Hause niemals Stress wegen einer verhauenen Arbeit. Sobald die beiden rechnen konnten, habe ich ihnen unsere Finanzen offen gelegt. So wussten beide, was das Leben kostet, wie viel zur Verfügung steht und haben keine unangemessenen Wünsche angemeldet.

Ich hatte verantwortungsbewusste, selbständige Mädchen, die sich mit 14 ihr Taschengeld durch Austragen des Wochenblatts und Babysitting selbst verdient haben. Wenn andere Mütter weinend an meinem Kaffeetisch saßen und sich über ihre pubertierenden Teenager beschwerten, konnte ich immer nur mit den Schultern zucken, denn solche Probleme kannte ich nicht. Beide sind vertrauensvoll zu mir gekommen, egal ob es um den ersten Kuss, das Erste Mal oder um Liebeskummer ging.

Meine beiden waren glückliche, liebevolle, friedliche, freundliche, zuvorkommende, verlässliche, dankbare, disziplinierte, selbstbewusste Kinder, die von all ihren Schulfreunden beneidet wurden, ob der Freiheit, die die beiden genossen.

Als Mutter stehe ich hinter meinen Kindern und wenn Entscheidungen anstehen, kann man die gemeinsam besprechen, das Für und Wider abwägen, aber die Entscheidung liegt bei den Kindern selbst.

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Tamtamy  30.09.2023, 21:30
@tachyonbaby

Das Ganze von dir Geschilderte ändert nichts an der rechtlichen Situation - die Entscheidung über den Schulbesuch liegt formal bei den Eltern. Das war auch bei dir der Fall.
Ansonsten: Respekt für dein konsequentes Vertrauen in die Richtigkeit dessen, was deine Kinder für sich gewünscht haben! ('Summerhill' im home office sozusagen).

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tachyonbaby  30.09.2023, 22:25
@Tamtamy

Noch einmal: Nein! Die Entscheidung liegt nicht bei den Eltern. Sie maßen sich nur an, über das Leben ihres Kindes zu entscheiden. Mir obliegt nur die gesetzliche Pflicht dafür zu sorgen, dass meine Kinder regelmäßig das Zwangsschulsystem besuchen.

Und ja, natürlich habe ich als Erwachsene, die Konsequenzen zu tragen, wenn Gesetze verletzt werden. Beispiel:

Als meine ältere Tochter fünfzehn war, wollte sie von mir die Erlaubnis, in die Disco zu gehen. »Meine Schulfreundinnen dürfen alle.« »Mäuschen, die sind auch schon alle sechzehn. Du bist die Jüngste in Deiner Klasse, du bist fünfzehn.« Ich druckte ihr das Jugendschutzgesetz aus und gab es ihr in die Hand: »Lies nach, was du darfst und was nicht. Dieses Gesetz heißt nicht umsonst Jugendschutzgesetz; es dient dem Schutz von Jugendlichen. Selbst wenn ich damit einverstanden wäre, dass du in die Disco gehst, darf ich dich nicht gehenlassen, denn dann verletze ich meine Aufsichtspflicht. Was glaubst du, was passieren wird, wenn dich die Polizei in der Disco aufgreift? Erstens bringst du den Betreiber der Diskothek in Schwierigkeiten, denn der darf eine saftige Strafe bezahlen, weil der das Alter nicht kontrolliert hat. Zum zweiten bringst du mich in eine schwierige Lage. Die Polizei bringt dich nach Hause, ich bekomme eine Rüge und vielleicht sogar noch eine Anzeige und eine Woche später steht das Jugendamt vor meiner Tür. Ich habe mit deinem Vater geteiltes Sorgerecht und du weißt ganz genau, dass dein Vater nur auf einen Grund wartet, das alleinige Sorgerecht für euch beide zu beantragen. Möchtest du gern bei deinem Vater leben?« »Nein, bloß nicht!« »Mäuschen, ich kann die Gesetze dieses Landes nicht ändern, aber ich mache dir einen Vorschlag: Veranstalte deine eigene Disco. Der Hobbaraum ist groß genug für eine Party. Von mir aus können wir auch ein Kaltes Buffet herrichten. Baut eine Frucht-Cocktail-Bar auf. Sagt den Nachbarn Bescheid, dass es am Samstag etwas lauter wird und ladet die Nachbarskinder auch mit ein.« »Darf ich auch Jungs einladen?« »Klar, lade ein, wen immer du willst, allerdings sollten es nicht mehr als 25-30 Personen werden und frag auch deine Schwester, wen sie einladen möchte.«

Interessant war, was bei dem Vorschlag letzten Endes herauskam: Eine Mädels-Video-Nacht. Einige der Mädels hatten ihre Gitarren mitgebracht, es wurde gesungen, gescherzt und gelacht und die neuesten Liebesschnulzen gesehen. Die meisten Mädels blieben über Nacht. Eine Mutter rief mich sogar an und meinte: »Bin ich froh, dass Sie eine Alternative zu dem Diskotheken-Besuch geschaffen haben. Ich hatte Bauchschmerzen dabei, meiner Tochter den Diskotheken-Besuch zu erlauben. Aber wenn man was verbietet, dann werden die Mädels ja nur um so bockbeiniger.«

Also ich wundere mich nicht, wenn Kinder bockbeinig und rebellisch werden, weil sie ständig von ihren Eltern gegängelt, kontrolliert und überwacht werden. Wenn ich hier so manches Mal lese, dass Eltern das Handy ihrer 17-Jährigen jeden Abend kontrollieren, dem 15-jährigen Sohn das Internet abschalten, dann stehen mir meine Haare zu Berge.

Wie gesagt, für mich gestaltete sich das Zusammenleben mit meinen Töchtern so einfach wie das Atmen. Die beiden hielten sich stets an Absprachen - nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus Einsicht.

Vielen Dank für die Blumen! Weißt Du, es gehörte gar nicht viel Vertrauen dazu, denn wir besprachen die Schulwege. Ich sagte ihnen mehr als einmal, dass meine Liebe zu ihnen nicht davon abhängig ist, welchen Schulabschluss sie machen. Aber ich zeigte ihnen detailliert auf, welche Möglichkeiten sie mit welchem Schulabschluss haben und fragte sie, was sie im Leben mal erreichen wollen. Zweimal grätschte der Vater in die Schulwegentscheidungen rein und beide Töchter nehmen es ihm noch heute übel, weil er sie zwang "Umwege" zu gehen.

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Du müsstest ehrlich deine Gründe dafür offenlegen.
Dann kann man in ein vernünftiges Gespräch kommen darüber, was sinnvoll sein könnte und was dafür oder dagegen spricht.
Vielleicht solltest du dich mit einem Zettel vorbereiten, damit du auch nicht etwas Wichtiges vergisst.


Tamtamy  21.10.2023, 09:38

Falls du dazu bereit bist:
Bitte noch an die Wahl der 'hilfreichsten Antwort' denken! 😊

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