Wie kann ich es schaffen nicht mehr eine all in Starke Bindung zu meinem Lehrer zu empfinden?


24.04.2022, 17:13

Aber ich möchte natürlich nicht das wir wie Feinde werden oderso.

WeiserNathan  24.04.2022, 17:14

Geht das denn auch von ihm aus oder nur von dir?

Leiawissenwill 
Beitragsersteller
 24.04.2022, 17:14

Das weiß ich leider nicht

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Klingt eindeutig danach, dass dir ein Vater fehlt. Und es ist auch gut und wichtig eine Vaterfigur zu haben, das braucht jeder, genau wie eine Mutter, um sich gut zu entwickeln.

Ich würde sagen du solltest v. a. versuchen noch jemand anderen zu suchen, der diese Rolle leichter für dich erfüllen kann (ohne berufliche Beschränkung o. ä.). Ist keine leichte Aufgabe, weil derjenige dein Vertrauen ja nicht missbrauchen darf, muss man vorsichtig angehen. Jedenfalls denke ich, dass du ruhig diesen Lehrer auch als "eine" Stütze nutzen kannst - wenn er dir so sympathisch ist kann das schon eine gute Sache sein für vereinzelte Dinge. Aber er kann natürlich nicht <die> zentrale Stütze sein wie ein richtiger Vater, es ist aber auch möglich die Vateraufgaben über mehrere Schultern zu verteilen. Und vielleicht kann er dir bei der ein oder anderen Sache ja helfen, wenn er dich auch sehr sympathisch findet und ein Mensch ist, der gerne hilft.

Manche Lehrer sind ja z. B. auch "Vertrauenslehrer", das man auch mal nach dem Unterricht zu persönlichen Sachen eine Frage stellen kann oder so. Aber du musst wohl v. a. versuchen "noch weiter zu suchen".

Ich kenne dein Leben nicht. Ich weiß auch nicht wie du zu deinem Vater stehst.
Aber es hört sich so an ,dass er eine wichtige Bezugsperson ist und das verkörpert, was du dir von einem Vater erhoffen würdest. (Annahme)

Ausweg: Du findest eine Person bei der du die selben Gefühle hast. Nun ja, die Chance so eine Person am besten in deinem Alter zu finden ist schwierig. Da älter Menschen im Gegensatz zu jungen, oft so etwas wie einen Anker darstellen. Meist liegt es an der Lebenserfahrung, dazu ist er Pädagoge.

Das vermissen wirst du also so schnell nicht los. Vielleicht ändert es sich wenn du älter wirst.

Alles Gute :)

Loslassen tut weh und ist alles andere als leicht. Aber du musst es lernen, du musst diesen Schritt gehen.

Versuch weniger an ihn zu denken, weniger Kontakt zu ihm zu suchen und dich von ihm nach und nach zu distanzieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Schulsozialarbeiterin

Also, da du nicht weißt, ob das Gefühl auch von ihm ausgeht, denke ich mal ziemlich sicher, dass dem nicht so ist. Du musst dir einfach bewusst sein, dass er dein Lehrer ist und du ihn auch in dieser Rolle sehen solltest, denn er ist nicht dein Vater und er kann auch nicht dein Vater sein. Das ist sehr hart, ich weiß. Aber die Enttäuschung ist größer, wenn man weiter in der Illusion lebt, statt die Realität so früh wie möglich anzunehmen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – aktives Studium der Psychologie

Hacker48  24.04.2022, 17:20

Ist das so? Natürlich wird er nie ihr Vater sein. Aber was spricht dagegen, wenn sie ihn so sieht und er ihr der Anker ist, den sie braucht, so lange bis sie ihn nicht mehr braucht?

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WeiserNathan  24.04.2022, 17:23
@Hacker48

Er wird sie enttäuschen, weil er nicht das ist, was sie sich wünscht. Auch wenn er lieb sein mag, er ist nicht ihr Vater und kann sie durch ihre idealisierende Vorstellung nur enttäuschen. Diese Enttäuschung kann man vermeiden. Er kann ja immer noch ihr Anker sein. Aber als Lehrer und nicht als Vater!

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Hacker48  24.04.2022, 17:25
@WeiserNathan

Ich denke, das Wording ist nicht ausschlaggebend. Sie bezeichnet es so, dass sie ihn als Vater sieht, weil es das ist, was sie sich unter einem Vater, einer Vaterfigur vorstellt - und als Abgrenzung zu romantischer Schwärmerei. Ich denke nicht, dass sie ihn tatsächlich als ihren Vater sieht.

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WeiserNathan  24.04.2022, 17:27
@Hacker48

Das ist Prinzip ganz egal. Es geht um die Idealisierung, die mit dem Vaterbild einhergeht und der ein Lehrer einfach niemals gerecht werden kann, will und sollte.

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Hacker48  24.04.2022, 17:30
@WeiserNathan

Das sehe ich anders. Solange ihr bewusst ist, dass er nur ihr Lehrer ist, sehe ich keinen Schaden darin, wenn sie ihn unterbewusst als Vaterfigur sieht.

Und welche Idealisierung meinst du?

ksa01 hat es, aus meiner Sicht, gut zusammengefasst.

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WeiserNathan  24.04.2022, 17:32
@Hacker48

Idealisierung dahingehend, dass sie ihm als "Vaterfigur" eben positive, väterliche Eigenschaften zuschreibt, die einfach nicht mit der Lehrerrolle vereinbar sind und in der Realität nicht zutreffen werden.

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Hacker48  24.04.2022, 17:34
@WeiserNathan

Danke. Und welche Eigenschaften wären das? Ich meine jetzt vor allem die, die "nicht mit der Lehrerrolle vereinbar sind und in der Realität nicht zutreffen werden".

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WeiserNathan  24.04.2022, 17:37
@Hacker48

24/7 ansprechbar sein, körperliche Nähe, emotionale Nähe von beiden Seiten (der Lehrer wird einer Schülerin kaum viel von seinem Privatleben und seinen Gefühlen erzählen), gemeinsame Unternehmungen außerhalb der Schule, etc.

Die Beziehung wäre einfach viel zu asymmetrisch, sodass der Lehrer eben nie diese Vaterrolle ansatzweise erfüllen konnte.

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Hacker48  24.04.2022, 17:42
@WeiserNathan

Ich dachte mir schon, dass du das schreibst. Aber jetzt kommt der Knackpunkt: Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie - obwohl sie ihn als Vater sieht - weiß, dass diese Dinge unmöglich sind und das auch nicht erwartet. Emotionaler Beistand wiederrum, ist - aus meiner Sicht - nicht unvereinbar mit der Lehrerrolle, insbesondere in der Unterstufe. Und wie ksa01 schreibt:

Jedenfalls denke ich, dass du ruhig diesen Lehrer auch als "eine" Stütze nutzen kannst - wenn er dir so sympathisch ist kann das schon eine gute Sache sein für vereinzelte Dinge. Aber er kann natürlich nicht <die> zentrale Stütze sein wie ein richtiger Vater, es ist aber auch möglich die Vateraufgaben über mehrere Schultern zu verteilen.
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WeiserNathan  24.04.2022, 17:44
@Hacker48

Du nennst den Kern selbst: emotionaler Beistand! Das ist als Lehrer möglich, aber da hört es dann auch auf. Und das ist der Unterschied zwischen Lehrer und Vater.

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Hacker48  24.04.2022, 17:50
@WeiserNathan

Ich bin ein bisschen verwundert, dass du - als jemand, der Psychologie studiert - so fokussiert darauf bist, harte Grenzen zu ziehen. Viele Kinder und Jugendliche, die in ihrer Mutter / ihrem Vater nicht die Bezugspersonen haben, die sie brauchen, suchen sich diese in ihren Erzieherinnen, ihren Trainern, ihren LehrerInnen. Und sofern sie davon ausschließlich profitieren und die entsprechenden Fachkräfte ihre professionelle Distanz wahren - wogegen weder emotionaler Beistand, noch die Erwiderung einer kurzen Umarmung spricht - dann sehe ich hier kein Problem. Die Welt ist kalt genug...

...und das lernen sie früh genug.

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WeiserNathan  24.04.2022, 18:06
@Hacker48

Nun, harte Grenzen sind natürlich nicht die Devise der Psychologie und die möchte ich auch gar nicht ziehen. Wie gesagt: der Lehrer darf und sollte für Schüler ein Ansprechpartner sein, eine Person, bei der sich die Schüler wohlfühlen und die sie auch ansprechen können.

Die einzige Grenze (wie du es formulierst), die ich hier ziehen würde und sehe, ist eben die, dass eine Person nicht in die Position einer Rolle gebracht werden sollte, der die Person nicht gerecht werden kann und die sie nicht erfüllen kann. Dabei ist das Ziel nicht, dem Kind eine Grenze zu setzen, sondern ihm bei der Reflexion zu helfen, wer diese Person in der Vorstellung ist und wer sie in der Realität aber "nur" sein kann. Der Sinn dahinter ist, dass eine Enttäuschung vermieden werden soll. Gerade wenn es um unklare oder unsichere Bindungsmuster der Kinder geht, möchte man vermeiden, dass diese durch Projektion zu vieler Emotionen und Erwartungen in eine Person erneut enttäuscht werden. Unser Ziel ist es, eine sichere Bindung mit dem Kind zu erreichen. Das funktioniert durch realistische Erwartungen und Gefühle in die jeweiligen Personen, die mit den Rollen der Personen kompatibel sind. Natürlich geht es nicht darum, dass das Kind vor jeglicher Misserfolgserfahrung abgetrennt werden soll. Hier geht es um die Intervention bei einem Kind, das unsichere Bindungsmuster aufweist und gewohnt ist, bei dem es ein Ziel wäre, sichere Bindungen zu ermöglichen und damit alte, negative Erfahrungen aufzuarbeiten.

Wichtig: Dieser Text ist allgemein formuliert und bezieht sich nicht mehr wirklich auf die Fragestellerin. Nicht missverstehen, was ich über Bindungsmuster schreibe. Ich möchte nicht behaupten, dass die Fragestellerin unsicher gebunden ist - um das zu beurteilen bräuchte es viel mehr Informationen!

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Hacker48  24.04.2022, 18:09
@WeiserNathan

Hm...

Ich denke, da gehe ich d'accord. Danke für den interessanten Austausch.

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WeiserNathan  24.04.2022, 19:16
@Hacker48

Jupp, ich danke ebenfalls. War mal eine angenehme Abwechslung mit jemandem wirklich diskutieren zu können ;)

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Hm, ich denke, du solltest versuchen, dich abzulenken. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass du ihn magst und es spricht auch nichts dagegen, dass du ihn vermisst. Problematisch wird es erst, wenn dich das im Alltag einschränkt.

Tut es das?


Leiawissenwill 
Beitragsersteller
 24.04.2022, 17:20

Nein tut es nicht zum Glück

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Hacker48  24.04.2022, 17:21
@Leiawissenwill

Dann ist doch alles in Ordnung.

Versuch Zeit mit Freundinnen und Freunden zu verbringen, so dass du auch alternative sozial-emotionale Bindungen aufbaust unf pflegst.

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