Wie kann ich einer Freundin (sie sitzt im Rollstuhl) helfen?
Hallo!
Ich (26) habe eine Freundin, die im Rollstuhl sitzt. Sie ist beidseitig Oberschenkelamputiert. Eine echt tolle Person, super lieb, hübsch, ehrlich, gebildet.. und trotz ihrer Behinderung meistert sie (auch 26) ihr Leben total gut :) Sie ließ sich nie hängen, besuchte die Regelschule, fährt 'nen Automatikauto, lebt inzwischen in ihrer eigenen Wohnung, geht aus.. das volle Programm :) Sie hat die Realschule sehr gut abgeschlossen, absolvierte eine Ausbildung zur Bürokauffrau & ist total happy in dem Sinne. Sie hat keine Prothese, sitzt also immer im Rollstuhl & ist mit diesem überall anzutreffen.
Zur Zeit ist sie nach dem Konkurs der Firma, wo sie bisher wirkte, auf Jobsuche & einer meiner Freunde würde sie gern als "Serviceassistentin" in seinem Autohaus einstellen ------> das ist so eine Art Empfangsdame, die Telefonate annimmt, Büroarbeit macht, Rechnungen schreibt, die Kunden begrüßt/betreut und ähnliches.. die Voraussetzungen dafür hat sie & sie könnte am nächsten Monatsersten anfangen.
Es würde ihr auch total Spaß machen, sie hat schon probe-gearbeitet und mein Kumpel hat ihr gesagt, dass er sie gern nehmen würde. Sie hat aber die Bedenken, dass sie als Rollstuhlfahrerin in einem Autohaus unglaubwürdig wäre & weiß nicht ob sie zusagen soll. ANdererseits wäre die Stelle für sie leicht erreichbar, mein Kumpel und sie kamen gleich gut miteinander aus ------> kurzum sie weiß nicht, was sie machen soll.
Ich würde ihr gerne helfen, zumal sie mich gefragt hat was sie machen soll & würde mal von euch wissen wollen, wie ihr das seht und ob eine "Serviceassistentin", die im Rollstuhl sitzt und beidseitig Oberschenkelamputiert ist, in einem Autohaus "glaubwürdig" wäre.. damit hadert sie etwas.
Wäre euch dankbar :)
13 Antworten
Eine Angestellte auf Rädern? Was kann denn besser zu Autos passen?
Also bei den Umständen gibts doch gar keine Überlegung. Wann findet man schon so schnell einen Job, der auch noch Spass macht? Wenn einer Bedenken haben müsste, wäre es der Chef und der scheint ja keine zu haben.
Als wichtigen Aspekt sehe ich allerdings, dass deine Freundin selber Auto fährt...das sollte eigentlich Argument genug sein. Dass Behinderte allerdings mit der ständigen Furcht vor Ablehnung leben weiß ich, sollte aber kein Hinderungsgrund sein. Das ist eine Chance und bei Chancen muss man zugreifen, so oft kommen die nicht. Katastrophen kommen häufiger.
Das Problem mit den Selbstwertgefühlen kenne ich, habe selber zwei Schwerbehinderte in der Familie, da kann man nix machen. Aber gerade deshalb muss sie diese Chance nutzen, bei der sie beweisen kann, was in ihr steckt.
Und sie darf nicht den Fehler machen, gelegentliche Ablehnung, die es zweifelsohne gibt, auf alle Menschen zu übertragen. Das wäre ein schwerwiegender Fehler.
Von Selma Lagerlöff (Pipi Langstrumpf) stammt ein schönes Zitat:
"Lieber werde ich hin und wieder enttäuscht, als allen Menschen zu misstrauen."
Im Übrigen wird schon noch der richtige kommen, vielleicht ja sogar ins Autohaus. ;-)
Behinderte kompensieren ihre körperlichen Mängel nicht selten durch einen besonders angenehmen und guten Charakter sowie mit einer sehr ausgereiften und bewussten Persönlichkeit. Das muss man halt zu schätzen wissen.
Das Zitat ist Super --------> Selma Lagerlöf hat doch auch Nils Holgersson geschrieben, oder? Die Serie fand ich immer so schön :)
In der bisherigen Firma hatte sie kein Problem.. da gab es ein paar Kollegen, da gab es keinen Kundenverkehr & alles war gut -----> und in dem Autohaus wäre das einzige Problem der Kundenverkehr, vor dem sie etwas ANgst hat.
Aber sie hat echt einen total lieben und aufrichtigen Charakter, könnte eine der ehrlichsten und höflichsten Personen sein die ich kenne :)
Da kommt mir gerade noch ne Idee in Richtung, man muss aus Schwächen Stärken machen.
Dein Kumpel sollte direkt neben dem Eingang einen Parkplatz für sie reservieren, aber nicht die Autonummer auf das Schild schreiben sondern ihren Namen, z.B. "S. Schlüter" oder "Frau Schlüter". Ohne irgendetwas zu erklären wird deine Freundin dann sofort als BMW-Fahrerin identifiziert und das dürfte den einen oder anderen Kunden positiv staunen lassen.
Das kann ich meinem Kumpel sogar mal vorschlagen^^ er muss es ihr ja nich sagen, dass er den Input von mir hat bzw. aus diesem Forum hier -------> klasse, danke für die Hilfe :)
Oder er sagt gar nix und am ersten Arbeitstag steht das Schild einfach da....wäre ne schöne Überraschung zum Anfang.
Ich finde es so toll das sie die chance hat und so gut klar kommt. Sie sollte das unbedingt machen wenn es ihr spaß macht. Wenn ich in ein Autohaus komme um mir ein Auto anzusehen ist es wichtig das ich freundlich behandelt werde und nicht ob die Person im Rollstuhl sitzt oder nicht. Ich habe keine behinderung und hätte noch mehr selbstzweifel ob ich mit Kunden überhaupt klar komme weil ich an mir immer was auszusetzen habe und Angst hätte. Da finde ich es umso schöner so etwas zu lesen und bin echt begeistert. Sie muss das umbedingt machen :)
Danke :)
Ich finde es auch total bemerkenswert, wie sie ihr Leben meistert ------> eine ganz klasse Person :)
Also es macht ihr Spass, der Kumpel würde sie gerne einstellen, da frage ich mich warum sie überhaupt noch überlegt.
Nun aus meiner Sicht eines potenziell sich in diesem Autohaus nicht zurecht findenden Kunden. Dummerweise sitzen diese Empfangsleute gewöhnlich hinter einer Theke und mir als Kunden wäre es nicht ersichtlich dass die Person auf der anderen Seite im Rolli sitzt.
Wenn ich die nun Etwas frage und sie mir aus dem Sitzen erklärt wo ich hin muss würde ich mich etwas vernachlässigt fühlen dass sie nicht ein paar Schritte rauskam um mir dies besser zu zeigen, ich weiss es ja nicht dass sie das gar nicht kann und rechne auch nicht damit (leider ist das ja so).
Andererseits völlig falsch würde ich es empfinden wenn sie das gleich deutlich erkennbar mittels Schildern oÄ aufzeigt. Wie Du sie beschrieben hast wird sie aber bestimmt einen Weg finden die es dem Kunden ersichtlich macht dass sie sich schon gebührend um den bemüht.
Ich persönlich würde dies an dem Autohaus vorteilhaft sehen, Jemandem der eine Behinderung hat trotzdem eine Arbeit zu geben die von Demjenigen erfüllt werden kann. Sie selbst fährt doch auch Auto, also Was an ihr soll dann unglaubwürdig für ein Autohaus sein? Wäre mir als Kunden doch lieber mit der zu reden als mit der knappen Bluse die eigentlich keine Ahnung hat, nur aufreizend aussieht (anschauen würde ich vielleicht lieber den kurzen Rock, aber in einem Autohaus habe ich andere Interessen).
Glaubt deine Freundin, wenn sie auf einem normalen Stuhl sitzen würde, wäre sie glaubwürdiger?
In erster Linie soll sie doch Schreibtischarbeit erledigen, oder? Und selbst wenn sie mal vor die Türe müsste, sollte es kein Problem sein, da mit Rollstuhl hinzufahren. In erster Linie zählen Freundlichkeit und Kompetenzen. Und wenn sie die hat, ist doch alles gut.
Sag ihr mal, wer bisher sein Leben gemeistert hat, sollte jetzt nicht plötzlich anfangen zu zweifeln. Sie und ihr Können werden gewollt - das sollte für sie ausreichen, zuzusagen.
Stimmt auch wieder. Vielen Dank -----> das hast du sehr schön geschrieben!
Und genau das ist es im Grunde auch.. sie hat immer alles gepackt, nur gibt es immer wieder diese Selbstzweifel, die sie dann hemmen.
http://www.pedrodelemos.eu/wp-content/uploads/2014/04/Spruch3.jpg
Drucke ihr das aus und packe es in einen schönen Bilderrahmen, den sie sich auf ihren künftigen Schreibtisch stellen kann.
Natürlich wäre sie glaubwürdig, da kommt es auf andere Dinge an. In der Regel merkt man auch sehr schnell wenn die Person vor einem kompetent ist, ob mit oder ohne Beine. Mich würde das nicht stören.
Danke :)
Also ich weiß, dass sie total kompetent ist & über Autos konnte ich mich mit ihr schon zur Realschulzeit recht gut unterhalten^^ und da macht mir kaum einer was vor :) Die Stelle wäre top für sie geeignet, nur hat sie damit zu kämpfen, dass sie oft auf den Rollstuhl reduziert wird und darauf dass sie keine Beine hat ------> das nagt oft an ihr.
Stimmt auch wieder :)
Zumal sie in diesem Autohaus auch eine sehr angenehme Arbeitsweise hätte bzw. eigentlich "alleinige Herrin" im Büro gemeinsam mit dem super netten Verkäufer -----> mein Kumpel schmeißt die Werkstätte und den Teiledienst!
Bei ihr ist das Problem mitunter mangelndes Selbstwertgefühl, da sie oft schon mit Ablehnung zu kämpfen hatte oder mit Skepsis nach dem Motto "puh, die sitzt im Rolli ... sie ist nicht voll belastbar" ------> es war für sie auch nicht mal einfach, überhaupt eine Ausbildung zu finden. Das hat ihr sehr wehgetan, auch dass sie noch nie einen Partner hatte belastet sie sehr. Obwohl sie an sich total offen ist auch mit ihrer Behinderung.
Danke!