Wie kann ich diesen Bibelvers aus Kohelet verstehen?
Es geht um Prediger 3,10. Von welcher auferlegten Arbeit ist dort die Rede?
Hier mal der Text (Gute Nachricht Übersetzung):
1 Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine von Gott bestimmte Zeit:
2 geboren werden & sterben, einpflanzen & ausreißen,
3 töten & Leben retten, niederreißen & aufbauen,
4 weinen & lachen, wehklagen & tanzen,
5 Steine werfen & Steine aufsammeln, sich umarmen & sich aus der Umarmung lösen,
6 finden & verlieren, aufbewahren & wegwerfen,
7 zerreißen & zusammennähen, schweigen & reden.
8 Das Lieben hat seine Zeit & auch das Hassen, der Krieg & der Frieden.
9 Was hat ein Mensch von seiner Mühe & Arbeit?
10 Ich habe die fruchtlose Beschäftigung gesehen, die Gott den Menschen auferlegt hat.
11 Gott hat für alles eine Zeit vorherbestimmt, zu der er es tut; & alles, was er tut, ist vollkommen. Dem Menschen hat er eine Ahnung von dem riesigen Ausmaß der Zeiträume gegeben, aber von dem, was Gott in dieser unvorstellbar langen Zeit tut, kann der einzelne Mensch nur einen winzigen Ausschnitt wahrnehmen.
12 Ich bin zu der Erkenntnis gekommen: Das Beste, was der Mensch tun kann, ist, sich zu freuen & sein Leben zu genießen, solange er es hat.
6 Antworten
Diese Bibelstelle erinnert mich an die Mahnung Jesu, sich nicht von Alltagssorgen bestimmen zu lassen. Alles hat eben so seine Zeit. Wir können dem Leben nicht eine Stunde hinzufügen, auch wenn wir uns sorgen können wir das nicht.
Der Vers 10 wird in der Elberfelder-Bibel etwas anders widergegeben:
"Ich habe das Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich darin abzumühen."
Vers 11 zeigt auf, dass nicht das Mühen des Menschen Ewigkeitscharakter hat, sondern das, was Gott im Leben bewirkt. Gott geht planvoll vor. Im Vertrauen, dass ER uns auch in diesem Plan "einbaut", können wir auch gelassen - ohne Alltagssorgen - leben. ==> das gibt die Erfahrung Salomos wider, der diese Zeilen niederschrieb.
Von welcher auferlegten Arbeit ist dort die Rede?
Dort geht es um das "Alltagsgeschäft" eines jeden Menschen zu der Zeit in der Gegend, die Gesamtheit des menschlichen Handelns und Tuns.
In Koh 1,13f wird die Frage gestellt, ob das von Gott auferlegte Alltagsgeschäft übel ist: "Ein übles Geschäft hat Gott da den Menschenkindern gegeben, sich darin abzumühen. 14 Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit"
Beachte: "Ein übles Geschäft". In 3,10f beantwortet er sich diese Frage dann: "Ich habe das Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich darin abzumühen. 11 Alles hat er schön gemacht" (was in der von dir zitierten GNB-Übersetzung schlecht übersetzt ist).
Die neue Erkenntnis des Koh hier ist im Vergleich zu Kap 1, dass das Alltagsgeschäft zwar immernoch mühsam, aber von Gott schön gemacht ist.
Die Schlachter 2000" übersetzt mit:
- "Ich habe das mühselige Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich damit abplagen."
Und die Elberfelder:
- "Ich habe das mühselige Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich damit abplagen."
In der MacArthur-Studienbibel steht dazu:
"Irdische Beschäftigungen (V. 1-8) sind wertlos, wenn sie für das Wichtigste im Leben gehalten werden, denn das war nie Gottes Absicht."
Dieser Kommentar zu diesen Versen gefällt mir recht gut...
Die MacArthur-Studienbibel kann ich nur empfehlen. Man muss natürlich alles anhand der Bibel überprüfen, aber das gilt ja für alle Vorträge, Bücher, Predigten und Bibelkommentare...
Salomo schreibt selbst in Prediger 1,3:
- "Was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?"
Man muss natürlich alles anhand der Bibel überprüfen
Was MacArthur anscheinend selbst nicht gemacht hat, denn er hat offensichtlich Verse 11-12 übersehen.
Salomo bringt es durch Inspiration auf den Punkt. "Alle Arbeit, die der Mensch unter der Sonne tut, ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind" - Jede Arbeit des Menschen führt nicht zu einem friedlichen freundschaftlichen Verhältnis zu Gott, schon gar nicht zum ewigen Leben. Alles was erwirtschaftet wird, geht an die nächste Generation, die es wieder weitergeben muss. - Erst durch Gottes Gnade wird dieses Dilemma aufgehoben! - Offenbarung 21:3,4
Luther: Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.
Das Wort zu "plagen" meint ein beschäftigt sein, auch im negativen Sinn, fertig gemacht werden.
Das kann man als die Strafe sehen, die Gott den künftigen Menschen auferlegt hat:
1M3,17 ... Verflucht ist der Erdboden um deinetwillen, mit Mühsal wirst du dich von ihm nähren dein Leben lang.
18 Dornen und Disteln wird er dir tragen, und das Kraut des Feldes wirst du essen.
19 Im Schweiss deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, denn von ihm bist du genommen.
Das kann man als die Strafe sehen, die Gott den künftigen Menschen auferlegt hat
Wie passt das dann zu den Versen 3,11-12
11 Alles hat er so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die ferne Zeit hat er den Menschen ins Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht hat, nicht von Anfang bis Ende begreifen kann.
zu seiner Zeit: Also: Heute Strafe ... dann was Besseres (ferne Zeit )
Aber das Ganze ist relativ, siehe V12.
Du meinst "Zu seiner Zeit" ist in ferner Zukunft? Worauf beruht diese Annahme?
Das beruht auf dem Folgesatz
Auch die ferne Zeit hat er den Menschen ins Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht hat, nicht von Anfang bis Ende begreifen kann.
Ah.. welche Übersetzung ist das, die "olam" nicht mit "Ewigkeit" übersetzt?
welche Übersetzung ist das, die "olam" nicht mit "Ewigkeit" übersetzt
Diese Ungeheuerlichkeit des Nichtübersetzens von Olam als Ewigkeit begeht die Zürcher Bibel.
Und das ist auch gut so, denn olam heißt nur beim Laien einfach nur mal "Ewigkeit". Die Bedeutung ist eine lange Zeitdauer in Vergangenheit und/oder Zukunft. Besonders auf Genauigkeit viel Wert legende englische Übersetzungen unterscheiden verschiedenste Bedeutungen und damit Übersetzungen bei olam. ZB NASB.
In unserem Satz wird olam durch die Aussage "Anfang bis Ende" zu einer zukünftigen Zeit.
Diese Ungeheuerlichkeit des Nichtübersetzens von Olam als Ewigkeit begeht die Zürcher Bibel
Seltsam, wo die ZB doch sonst kein Problem mit der Ewigkeit hat, zB in Koh 1,4.
Und das ist auch gut so, denn olam heißt nur beim Laien einfach nur mal "Ewigkeit". Die Bedeutung ist eine lange Zeitdauer in Vergangenheit und/oder Zukunft.
Eben: „Vergangenheit und/oder Zukunft.“ Und wie in Koh 1,4 besteht zB die Erde auch in der Gegenwart des Autors.
In unserem Satz wird olam durch die Aussage " Anfang bis Ende" zu einer zukünftigen Zeit.
Liegt denn der Anfang des Gotteswerks nicht weit in der Vergangenheit? Die ZB übersetzt schließlich an der Stelle „das Werk, das Gott gemacht hat“. Daher verstehe ich nicht, wie man dort auf eine ferne Zukunft kommen will.
dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die ferne Zeit hat er den Menschen ins Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht hat, nicht von Anfang bis Ende begreifen kann.
Gegenwart und Zukunft im selben Vers. Was machts. Ist nicht heilsentscheidend. Macht bloß Fragen und Diskussion. Da nehm ich mir keine Zeit für.
Ok. Ich mag den Kohelet, deswegen hätt's mich halt interessiert.
Absolut nicht. Es wirkt fast, als hätte MacArthur den Abschnitt gar nicht gelesen (was bei ihm ja keine Seltenheit ist).