Wie kam es dazu, dass Menschen Milch trinken können?

5 Antworten

Es ist eher umgekehrt, die Menschen die keine Milch vertragen, bei denen hat sich die Produktion dieses Entzyms was Milch verarbeiten kann im Erwachsenenalter zurückgebildet.

Die meisten vertragen auch Muttermilch und in dieser ist ebenfalls Laktose drinn.

Es gibt aber auch Menschen mit einer Laktoseintolleranz


mariadiecool893 
Beitragsersteller
 04.04.2022, 21:35

Danke! Aber was genau hat jetzt die Mutation von Laktosetoleranz mit der Evolution zu tun? Gibt es da einen Zusammenhang ?

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Richard30  04.04.2022, 21:45
@mariadiecool893

Naja zumindest in der Form, dass sich etwas angepasst hatte. Evolution ist ein ist nicht das gleiche wie die Evolutionstheorie.

Evolution ist eine Entwicklung, Anpassung, Veränderung, also z.B, dass sich Menschengruppen so entwickelt haben, dass sie im Erwachsenenalter nicht mehr dieses Entzym produzieren.

Die Evolutiuonstheorie ist die Annahme, dass sich aus einfachen Lebewesen höhere Lebewesen entwickelt haben, dafür wird vermutet, dass solche Mechanismen ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

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Verschiedene Mutationen führten dazu, dass erwachsene Menschen Milch vertragen.

Betroffene konnte mehr Kinder bekommen und großziehen.

https://www.spektrum.de/news/die-milch-revolution/1203870

In der Milch ist u. a. Lactose (Milchzucker) enthalten, ein Zweifachzucker, der über die Dünndarmschleimhaut nicht aufgenommen (resorbiert) werden kann. Dass Säuglinge Lactose dennoch verdauen können, liegt am Enzym Lactase. Es spaltet den Zweifachzucker Lactose in seine Einzelbausteine, nämlich Glucose (Traubenzucker) und Galactose, welche die Darmschleimhaut passieren können.

Mit zunehmendem Alter (und zunehmender Entwöhnung von der Muttermilch) produziert der Körper normalerweise kaum noch Lactase, sodass die Aktivität der Lactase abnimmt, bei Erwachsenen beträgt sie nur noch etwa 10 bis 15 % der Aktivität bei Neugeborenen. Es kommt zur Milchzuckerunverträglichkeit (Lactoseintoleranz). Die Lactose kann dann vom Körper nicht mehr aufgenommen werden, sondern sie gelangt bis in den Dickdarm. Die dort lebenden Bakterien nehmen den Milchzucker auf und vergären ihn u. a. zu Lactat (Milchsäure), kurzkettigen Fettsäuren und Gasen wie Nethan und Kohlendioxid. Die Gase verursachen Blähungen und Bauchkrämpfe und die Milchsäure hat die Eigenschaft osmotisch wirksam zu sein, sie zieht also Wasser an und es kommt zu Durchfällen.

Vor etwa 7000 Jahren wurde der Mensch in mehreren Regionen der Welt sesshaft und begann Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Dabei entdeckte man sehr bald, dass man nicht nur das Fleisch von Rindern, Ziegen, Schafen und Co. nutzen kann, sondern auch deren Milch. Wegen der Lactoseunverträglichkeit und weil man Milch nicht lange lagern konnte, hat man wahrscheinlich zunächst die Milch zu Käse verarbeitet. Während des Produktions- und Lagerungsprozesses wird der Milchzucker im Käse abgebaut, sodass Käse von Natur auf frei von Lactose ist und auch von Menschen mit Lactoseintoleranz verdaut werden kann.

Irgendwann kam es zu einer winzigen Mutation auf dem langen Arm des Chrimosoms 2. Dort befindet sich die Promotorregion des Lactase-Gens (wir erinnern uns: Lactase ist das Enzym, das Milchzucker spalten kann). Der Promotor ist vereinfacht gesagt die Region eines Gens, die dessen Aktivität steuert. Die Mutation bewirkte, dass das Lactase-Gen auch bei Erwachsenen aktiv bleibt, dass also auch Erwachsene das Enzym noch in ausreichender Menge herstellen, um Milchzucker verdauen zu können. Die Mutation bewirkte also eine Lactasepersistenz. Wobei "die Mutation" nicht ganz richtig ist - in verschiedenen Regionen der Welt entstand die Mutation mehrfach unabhängig voneinander, wahrscheinlich drei Mal. Die in Mitteleuropa verbreitete Variante hat ihren Ursprung vermutlich im heutigen Ungarn. Gegenüber jenen Individuen, die Lactose nicht verdauen konnten, war die neue Mutation ein Überlebensvorteil, da ihre Träger ja eine Nahrungsquelle nutzen konnten, die anderen verwehrt blieb. Durch natürliche Selektion setzte sich das neue Merkmal schließlich durch. Überall dort, wo sich eine Milchkultur entwickelte, ist die vorteilhafte Mutation daher heute weit verbreitet. In Deutschland sind z. B. nur rund 15 % der Bevölkerung lactoseintolerant, während es in vielen Teilen Asiens und Afrikas, wo sich keine Milchkultur entwickelte, bis zu 70 % sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Milch auch nach der Kleinkindphase zu verstoffwechseln war eindeutig ein Evolutionsvorteil. Darum setzte sich das in weiten Gegenden der Erde durch.

Na er bildete länger diese Enzyme, die sonst nur der Säugling herstellt.