Wie heißt die Übersetzung denn nun wirklich "Die Würfel sind gefallen"?

4 Antworten

Hallo,

fallen heißt cadere, cecidi, casurus.

Also:

aleae ceciderunt.

Die Römer ließen die Würfel aber nicht fallen, sondern warfen sie. 

Aleae ceciderunt wäre wahrscheinlich eher als:

'Die Würfel sind runtergefallen' verstanden worden.

Das Originalzitat hieß auch eher: alea iacta esto - der Würfel soll geworfen sein.

Cäsar soll diesen Ausspruch vor der Überschreitung des Rubikon getan haben, als er, anstatt sein Heer zu entlassen und die Befehlsgewalt über Gallien und Illyrien abgeben sollte, wie vom Senat gefordert, mit seinem Heer diesen Fluß südlich von Ravenna überquerte und gegen Rom zog. Dieser Entschluß bedeutete Bürgerkrieg, worüber sich Cäsar durchaus im klaren war.

Herzliche Grüße,

Willy


100th  19.03.2016, 20:29

hast du das gesamte schulwissen bis zum abitur aiswendig gelernt? ist ja krank was du alles weißt 😅 bin hier nur aus zufall auf dich gestoßen, sonst bist du ja im bereich mathe unterwegs

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Willy1729  19.03.2016, 20:34
@100th

Ach was. Ich beschäftige mich allerdings mit so einigem, kann aber nicht alles auswendig, sondern weiß, wo ich nachschlagen muß.

Latein und Mathe waren seinerzeit meine Leistungskurse - ein bißchen ist hängengeblieben, das meiste weiß ich noch, weil ich mich täglich damit beschäftige. 

Ich habe eine recht üppig ausgestattete Bibliothek zu Hause und lese alles mögliche.

Herzliche Grüße,

Willy

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alea iacta est heißt wörtlich:

der würfel ist geworfen worden

alea bezeichnet aber auch ein würfelspiel als ganzes, deshalb kann man es auch mit die würfel im plural übersetzen

ist/sind gefallen ist aber wie gesagt nicht wörtlich sondern ist/sind geworfen worden

(I) Caesar tat diesen Ausspruch bei der Überschreitung des Rubicon.
Die wichtigsten Quellen für Caesars Überschreitung des Rubicon sind (1) Caesars Bellum civile, (2) Plutarchs Caesar-Biographie, [zusätzlich (3) Plutarchs Pompeius-Biographie] und (4) Suetons Caesar-Biographie.
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(II) Quellen
(1) Caesar selbst erwähnt in seiner eigenen Darstellung des Bürgerkriegs die später von seinen Biographen überlieferten Worte, die er beim Überschreiten des Rubicon getan haben soll, nicht. Er berichtet folgendermaßen (Caesar, Bellum civile 1,5,3-8,1):
Am 7.1.49 fasst der Senat den Notstandsbeschluss (senatus consultum ultimum), wodurch er den höchsten Beamten (Konsuln, Praetorn, Volkstribunen, Prokonsuln) unumschränkte Staatsgewalt gibt, ‚damit der Staat keinen Schaden erleide‘ (nequid res publica detrimenti capiat). Laut Caesar rief der Senat damit das Volk zu den Waffen. Daraufhin fliehen die Volkstribunen Caesar entgegen richtung Ravenna. Der Senat verlegt seine Sitzungen auf außerhalb Roms, damit Pompeius teilnehmen kann. Als Caesar das erfährt – er ist in Ravenna –, beschließt er, seine Truppen nach Rom zu führen, und bewaffnet in Rom einzumarschieren heißt Bürgerkrieg. Seine Truppen, vertreten durch die 13. Legion, versichern ihn ihrer Treue, und Caesar zieht mit der 13. Legion von Ravenna nach Rimini, um die Volkstribunen zu treffen.
Auf diesem Weg, in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49, überschritt Caesar den Rubicon.

(2) Der griechische Schriftsteller Plutarch von Chaironeia (Karriere-Höhepunkt um 85 n.C., schrieb nur Griechisch, nicht Lateinisch, da die Griechen zu dieser Zeit nicht romanisiert, aber die Römer hellenisiert waren) berichtet in seiner Caesar-Biographie, dass Caesar vor seinem Entschluss, den Rubicon zu überschreiten, den griechischen Komödiendichter Menander (Karriere-Höhepunkt um 300 v.C.) zitiert habe (Plutarch, Caes. 32,6):

τέλος δὲ μετὰ θυμοῦ τινος ὥσπερ ἀφεὶς ἑαυτὸν ἐκ τοῦ λογισμοῦ πρὸς τὸ μέλλον, καὶ τοῦτο δὴ τὸ κοινὸν τοῖς εἰς τύχας ἐμβαίνουσιν ἀπόρους καὶ τόλμας προοίμιον ὑπειπὼν, “̓Ανερρίφθω κύβος,” ὥρμησε πρὸς τὴν διάβασιν καὶ δρόμῳ τὸ λοιπὸν ἤδη χρώμενος εἰσέπεσε πρὸ ἡμέρας εἰς τὸ ̓Αρίμινον καὶ κατέσχε.

Schließlich aber schob er in leidenschaftlicher Bewegung die Zweifel von sich und tat den Schritt in die Zukunft mit dem Wort, das schon so vielen über die Lippen gekommen ist, die einem ungewissen Schicksal und kühnen Wagnis entgegengingen: „Der Würfel soll geworfen sein!“ So überschritt er den Fluss, und nachdem er den Rest des Wegs in rascher Fahrt zurückgelegt hatte, drang er noch vor dem Morgengrauen in Ariminum ein und besetzte die Stadt.

(3) Plutarch betont in seiner Pompeius-Biographie zusätzlich, dass Caesar „nur auf Griechisch“ zitiert habe (Plutarch, Pomp. 60,2):

εἶτα, ὥσπερ οἱ πρὸς βάθος ἀφιέντες ἀχανὲς ἀπὸ κρημνοῦ τινος ἑαυτούς, μύσας τῷ λογισμῷ καὶ παρακαλυψάμενος πρὸς τὸ δεινόν, καὶ τοσοῦτον μόνον ̔Ελληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, “ἀνερρίφθω κύβος,” διεβίβαζε τὸν στρατόν.

Dann tat er wie Leute, die sich vom Felsen in eine unabsehbare Tiefe stürzen, schloss in Gedanken die Augen und verhüllte sich vor der Gefahr, tat gegenüber seiner Umgebung nur auf griechisch den Ausspruch: „Der Würfel soll geworfen sein!“ und führte seine Truppen hinüber.

(4) Laut Suetons Caesar-Biographie (Caesar-Biograph, Karriere-Höhepunkt um 110 n.C., später Hadrians Kanzleichef) geschah vor der Überschreitung des Rubicon folgendes (Sueton, Divus Iulius 32):

Cunctanti ostentum tale factum est. Quidam eximia magnitudine et forma in proximo sedens repente apparuit harundine canens; ad quem audiendum cum praeter pastores plurimi etiam ex stationibus milites concurrissent interque eos et aeneatores, rapta ab uno tuba prosilivit ad flumen et ingenti spiritu classicum exorsus pertendit ad alteram ripam. Tunc Caesar: 'eatur,' inquit, 'quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est,' inquit.

Während er noch zögerte, geschah folgendes Wunder: Es erschien plötzlich ein Mann von außergewöhnlicher Größe und Schönheit, der sich in seiner Nähe niederließ und auf einer Flöte spielte. Um ihn zu hören, liefen außer Hirten auch sehr viele Soldaten von ihren Posten, unter ihnen auch Tubabläser; nachdem er einem von ihnen die Tuba entrissen hatte, sprang er zum Fluss, begann mit ungeheurer Stärke das Signal zum Angriff zu blasen und eilte zum anderen Ufer. Daraufhin bemerkte Caesar: „Lasst uns also gehen, wohin die Zeichen der Götter und die Ungerechtigkeit der Finde uns ruft“ Der Würfel ist gefallen.“
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(III) Einschätzung
Konrat Ziegler merkt zur Fassung, wie sie Plutarch berichtet, an: "Dies ist die richtige Form des griechischen Sprichwortes, nicht 'alea iacta est', wie es bei Sueton im Leben Caesars Kap. 32 steht, wo schon Erasmus das 'iacta alea est' richtig in 'esto' verbessert hat." esto ist 3. Ps. Imperativ.

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Zweisprachige Ausgaben / Übersetzungen:
M. L. Deißmann / J. Fündling (Hgg.), Caesar. De bello civili. Der Bürgerkrieg, Stuttgart 2014.
D. Schmitz (Hg.), Sueton, Caesar, Stuttgart 2010.
K. Ziegler (Hg.), Plutarch, Große Griechen und Römer. 6 Bd.e, München 1954-1965. [Pompeius Bd. 3, Caesar Bd. 5].

Plural von ,,alea'' ist ,,aleae''

fallen heißt ,,cadere''; 3. Person Plural Perfekt Indikativ Aktiv ,,ceciderunt''

=> ,,aleae ceciderunt''


Kevin0987654321 
Beitragsersteller
 19.03.2016, 20:14

? also heißt jetzt "die würfel sind gefallen" = "aleae ceciderunt" ?

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elenano  19.03.2016, 20:29
@Kevin0987654321

Wörtlich schon, was -wie ich es verstanden habe- deine Frage war.

Ob man es im Lateinischen wirklich so ausdrücken sollte, ist eine andere Sache

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