Wie hat das Privatfernsehen Deutschland verändert?

19 Antworten

Hallo!

Als "Kind der 90er" erinnere ich mich noch sehr stark dran, wie sehr die Privaten noch Mitte der 90er in der Kritik und oft genug sehr harsch unter Beschuss standen. Gerade Spiegel und Focus haben genüsslich jede neue Sendung von "vis-a-vox" bis hin zur Peepshow und "Hallo Heino" (das lief auf Sat-1) und weiß Gott was noch zerrissen, noch bevor es überhaupt ausgestrahlt wurde und auch "Medienweise" haben sich dem angereiht.

Seriös ging anders, es wurde öffentlich viel Antistimmung gegen die Privaten gemacht und auch gegen ihre Programmgestaltungen - ich erinnere mich auch an den Sendestart von vox ("Westschienenkanal") im Jahr 1992 oder 1993, der schon vor dem offiziellen Sendebeginn lächerlich gemacht worden ist inklusive Kritik am Weggang Ruprecht Esers von ZDF zu vox; ich meine Fritz Egner war damals auch angegangen worden, weil er zu den Privaten überging - ich meine zu Sat-1, bin mir aber nicht sicher.

Auf jeden Fall nahmen der Einfluss von US-Produktionen und die Verrohung von Programmen in Verbindung mit niedrigerem Informationswert sowie üblen Räuberpistolen auf der Mattscheibe stark zu - auf einmal gab es nicht mehr Derrick, in dem kein Blut floss, oder den lockere Sprüche raushauenden Matula als Höchstes der Gefühle in Sachen Krimi, sondern übelste Serien.. irgendwann in den 90ern war in einem Magazin auch von "digitalem Voyeurismus" die Rede - weiß nicht ob es die Peepshow mit Amanda Lear (!) betraf oder sonst irgendein Format dieser Richtung.

Vera am Mittag und Andreas Türck waren noch nicht mal am schlimmsten; die Talkwelle nahm mit Hans Meiser erst richtig Fahrt an und "Notruf" war ja auch so eine schlimme Sache. Später kamen Kuppelshows, kam Endemol und BigBrother nebst einem Rattenschwanz erfolgloser Kopien, kam "Cashman" wo Leute für 500 D-Mark eine Rolltreppe ableckten oder Hundefutter aßen usw., dann kamen Domino-Day und die Zurschaustellung von wehrlosen Tieren in Thomas Koschwitz' "Hamster TV"; da waren Jürgen Draegers Zonk, Harry Wijnvoord und Freddi Meissner mit seinem Glücksrad sowie Richter Alexander Hold schon wieder "out" - schade, den Zonk habe ich geliebt :)

Will sagen: Die Qualität wurde nicht verbessert; teilweise kam auch im Kinderprogramm dann so viel unterirdischer Mist, dass man kein Kind mehr allein vor den Fernseher lassen konnte - es sah ja dann nur noch Schrott. Auch unsere Lehrer sahen das Medium sehr kritisch und haben uns u.a. in der 3. Klasse "goldene Regeln fürs Fernsehen" empfohlen - die Meisten haben sie sogar umgesetzt; das waren noch andere Zeiten und Mama hat da schon mal den Kasten ausgeknipst und die Kinder ins Spielzimmer geschickt um mit Puppen, Teddys oder den kleinen Autos zu spielen oder ein Buch zu lesen... ich wuchs auch so auf und es hat keinem geschadet; wir waren keine Fernsehfamilie und mein Opa sträubte sich sehr lang dagegen, Kabel zu bekommen - ich glaube, wir haben noch 2005/06 terrestrisch (!) Fernsehen empfangen mit Zimmerantenne, ARD und ZDF und Regionalem ... und hat es geschadet? Nicht dass ich wüsste!

Aber auch die Öffentlich-Rechtlichen wurden immer schlechter, ich erinnere an merkwürdige "Hitlerfilme", trutschige "Alpenkrimis" und SOKOs sowie diese Psycho-Tatorte mit Ermittlern, die allesamt irgendwie einen Schatten zu haben scheinen.. scheinbar haben sie sich ein Beispiel genommen an den privaten Sendern wohl aufgrund der Konkurrenz.

Aber es änderte sich gleichsam das Publikum: In meiner Kindheit sah man fern um sich zu informieren und konnte sich auch anders beschäftigen, hörte Radio, las ein Buch, legte eine Platte oder Kassette ein oder hat sich um die Familie gekümmert. Heute ersetzt der Fernseher leider nicht selten die Erziehung einer Kinderschar.

Woher ich das weiß:Hobby

Es hat sich massiv die Quantität geändert. Qualität wurde zurückgedrängt weil es nicht Mainstream war.

Diese "Talksendungen" gingen den ganzen Nachmittag lang und waren tödlich langweilig und stupide. Ich bin froh, dass diese jetzt weg vom Schirm sind.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurden ARD und ZDF nur zu gewissen Zeiten gesendet. Rund um die Uhr fernsehen gab es danoch nicht.

Mittlerweile werden auf vielen privaten durchaus auch sehr hochwertige Sendungen gezeigt

Es gab zwischen den Privaten und den Öffentlich Rechtlichen eine gegenseitige Befruchtung. ARD und ZDF haben sich lange geweigert, die Privaten zur Kenntnis zu nehmen. Doch irgendwann ging das nicht mehr und sie mussten sich verändern. Das Programm wurde noch besser.

Bei den Privaten hat man die Zuschauer mit Abfall zugeschüttet. Doch durch die Konkurrenz der Öffentlich Rechtlichen ging das nicht lange gut. Es wird dort noch immer Abfall gesendet, aber es ist nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Jahren. Selbst die Sendungen für die Unterklasse ist besser geworden.

Ohne die Konkurrenz wären weder die Öffentlich Rechtlichen noch die Privaten besser geworden. Sollten ARD und ZDF irgendwann abgeschaltet werden, weil jemand den Bürgern etwas "Gutes" tun will und die Gebühr sparen möchte, dann wären die Privaten nicht länger gezwungen hochwertiges Programm zu senden. Die Qualität würde sofort zurück gehen. Nur noch billiger Kram ginge dann über den Sender.

und teilweise auch Haut gezeigt worden ist.

Nun gibt es auch Formate in denen nichts anderes mehr gezeigt wird. Nackte und Halbnackte, die sich permanent gegenseitig anpöbeln (Berlin 4711 u. a.).