Wie groß sind Eichen nach 30 Jahren?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Ja, es gibt tatsächlich Tabellen für sowas, allerdings für Bäume im Wald. Solche Tabellen nennen sich Ertragstafeln. Ihnen liegen Versuchsflächen zugrunde, die tatsächlich über lange Zeit, mindestens viele Jahrzehnte, beobachtet und immer wieder penibel ausgezählt und sämtliche entnommenen und stehen gebliebenen Bäume vermessen wurden. Der ganze Aufwand muss dann auch noch auf verschiedenen Standorten, auf denen die jeweilige Baumart unterschiedlich gut wächst, getrieben werden, dann hat man das komplette Ertragstafelwerk für eine Baumart bei unterschiedlichen Ertragsniveaus (= 'Bonitäten'.) Wenn du googelst, kommen verschiedene Ertragstafeln für Eiche zum Download als PDF. Hier ein Link mit einer Vorschau auf zumindest einen Teil einer älteren Eichen- Ertragstafel, ich weiß jetzt auch nicht, auf welche Bonität sie sich bezieht:

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-91592-5_2

Für uns Förster sind solche Ertragstafeln wichtig für die langfristige Planung: wenn ich weiß, wie alt ein Bestand jetzt ist, und welche Bonität er hat, dann kann ich der Tabelle entnehmen, wie viel Holz jetzt auf der Fläche stehen sollte, mit welchem Zuwachs in den nächsten zehn oder 20 Jahren gerechnet werden könnte, wie viel Holz welcher Stärke ich bei Orientierung an einen bestimmten Behandlungsmodell in diesem Zeitraum entnehmen könnte und sollte, etc. Der Eingangswert, an dem man die Bonität festmacht, also entscheidet, welche der Tabellen für unterschiedliche Ertragsniveaus man hier anwendet, ist übrigens üblicherweise genau der, nach dem du hauptsächlich fragst: die Höhe, die die Bäume in diesem Alter erreicht haben. In unserem Beispiel wird im Alter 30 eine Mittelhöhe von 12,9 m angegeben. Das erscheint mir viel, es muss sich also um eine gute Bonität handeln.

Zu beachten: Diese Werte gelten für Bäume in einen geschlossenen Waldbestand. Deine einzeln stehende Eiche hat ja keine Konkurrenz von irgendwelchen Nachbarbäumen und kann ihre Äste überallhin strecken wo sie möchte. Sie wird daher viel mehr Blattmasse haben als ein eingezwängt im Bestand stehender Baum. Mit dieser Blattmasse kann sie mehr Zuwachs leisten und wird daher dicker werden können. Andererseits hat sie nicht die Notwendigkeit, schneller als die anderen nach oben zu wachsen und wird daher eine etwas geringere Höhe erreichen.


Blumenacker  30.12.2020, 02:18

Klasse Antwort!

Pomophilus  30.12.2020, 10:45
@Blumenacker

Naja, bisschen was von solchen Dingen sollte ich in meinem Job schon mal gehört haben!😉

Pomophilus  31.12.2020, 00:04
@Blumenacker

Danke!

Und was ist aus dir dann geworden? Mit Natur hast du ja auch zu tun, scheint mir.

Blumenacker  31.12.2020, 00:09
@Pomophilus

Obst- und Gartenbau. Die Reste aus einstiger Landwirtschaft.
Nicht viel. Nur noch ein halbes Hektar. Weniger als Lebensunterhalt, sondern mehr aus Leidenschaft. Brotberufe hatte ich andere.

Aber das Thema Wald fasziniert mich seit jeher.

Pomophilus  31.12.2020, 00:24
@Blumenacker

Versteh ich - mich auch!

Ich bin zufällig zum Streuobst- Hobby gekommen: habe ein kleines Waldstück gehäuft, und da ging noch ein Stückchen Wiese mit dran. Ich habe überlegt, wie ich mit der Wiese was anfangen könnte, und dann Obstbäume gepflanzt...

Blumenacker  31.12.2020, 00:47
@Pomophilus

Streuobstwiesen sind ja bei uns ( in Ba-Wü.) historisch gewachsen und deren Erhalt wird inzwischen sogar behördlich gefördert - wegen der großen Artenvielfalt, die sich in Streuobstlandschaften entwickelt hat.
Allerdings verwahrlosen diese Bestände nach und nach, weil mit Streuobstfrüchten kaum noch Ertrag zu erzielen ist, und weil die Generation, die das bewirtschaftet hat, langsam ausstirbt.
Da ist es ja eine angenehme Überraschung, daß es Zeitgenossen gibt, die sich diese Mühe noch nachen wollen.

such dir eine freistehende mit etwa 20 cm Stammdurchmesser...fertig, so groß!