Wie funktioniert Selbstverleugnung?


17.07.2024, 22:35

Hier eine mögliche Erklärung aus dem neutestamentlichen Wörterbruch von Ralf Luther:

Selbstverleugnung

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Selbstverleugnung ist der Verzicht auf die eigene Führung

Unter Selbstverleugnung versteht das Neue Testament nicht Selbstquälerei. Die Forderung Jesu an seine Jünger, sie sollten sich selbst verleugnen (Matth. 16,24; Mark. 8,34; Luk. 9,23), hat es nicht darauf abgesehen, dass die Jünger sich allerlei Leiden selbst auferlegen oder suchen.Gemeint ist damit vielmehr: Die Jünger sollen ihr eigenes Ich nicht mehr als massgebend anerkennen. Sie sollen darauf verzichten, den Antrieben ihrer eigenen Person zu folgen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie sich seiner Führung unterstellen.

Matthäus 16,25 ist zu übersetzen: »Wer seine Persönlichkeit retten will, der wird sie verlieren; wer sie aber darangibt um meinetwillen, wird sie gewinnen.« Das heisst: Wer seine eigene Persönlichkeit durchsetzen und ihren Eingebungen folgen will, wird die Würde einer menschlichen Persönlichkeit - und mehr - verlieren. Wer aber seinen persönlichen Ansprüchen, Neigungen, Wünschen und Willenszielen absagt, um sich ganz der Leitung Christi zu unterstellen, der wird richtig eine Persönlichkeit werden.

Selbstverleugnung ist Bereitsein für die Verfügungen eines Höheren

Sich selbst verleugnen heisst: es aufgeben, ein Leben aus eigener Bestimmung zu führen, um restlos bereit zu sein für die Verfügungen eines Höheren. Die Grundvoraussetzung für das alles ist natürlich, dass die Verbindung mit diesem Höheren da ist und man ganz bestimmte Weisungen von ihm erhält.Die Schwierigkeiten, Leiden und Kämpfe, die das zur Folge hat, bringt der Dienst mit sich, man wählt sie sich nicht selbst und vergrössert nicht seinerseits die, die sich einstellen. Welchem Soldaten fällt es ein, sich Wunden zu schlagen über die hinaus, die die Schlacht ihm einträgt, oder sich dem Frost auszusetzen, wo der Dienst es gar nicht erfordert?

Freilich, die Leiden, die sich aus der Nachfolge Christi ergeben, nimmt der Jünger unweigerlich auf sich. Das gehört mit zur Selbstverleugnung.

4 Antworten

Das ist ganz einfach.

Jesus selbst sagte das wenn dieser Kelch an Ihm vorüberziehen kann so soll es geschehen aber nicht SEIN Wille geschehe sondern der Wille des Vaters.

Bedeutet im Umkehrschluss das Jesus seinen Willen und somit sich selbst verleugnet hat um den Willen des Vaters zu erfüllen.

Ein anderes - zwischenmenschliches - Beispiel:

Ich möchte ein Nachfolger Jesu sein aber ich Kiffe regelmäßig. Es wäre eigentlich nicht schlimm aber ich merke - da ich reflektiert bin - dass das Kiffen mich schon irgendwo und irgendwie im Leben bremst, fauler macht, was auch immer.

Nun hörst du das erste mal eine Stimme die dich dazu bewegt über das aufhören nachzudenken weil es dich eben im Leben schwächer macht, von Gott abbringt. Aber auf der anderen Seite magst du es zu kiffen, bist nicht einmal abhängig, du magst es einfach.

Nun würde sich die Frage stellen ob du dich selbst verleugnest, denn du magst das Kiffen, es ist aber mit der Nachfolge Jesu nicht vereinbar.

Was tust du also?

Ich möchte auch betonen das dieses "sich selbst verleugnen" bei jeden Menschen unterschiedlich sein kann. Der Eine hat diese Kämpfe und Wünsche, der andere jene.

PS. Im Grunde ist es ein Schattensprung oder wie man möchte ein "sich selbst" besiegen. Dieses Ziel scheint weit und schwer, ist aber so nah wie nichts anderes.

LG


Gucknix 
Beitragsersteller
 17.07.2024, 22:48

Vielen Dank, ja der Schattensprung ist es. Aus dem Schatten in das Licht. Ich Frage mich nur, wie man das hinbekommt. Harte Arbeit an sich selbst vermutlich.

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BlessedUnion  17.07.2024, 22:59
@Gucknix

Bleibe mit Gott bzw. Jesus in der Beziehung und du bekommst deine Antworten :)

1

Wenn ich mich oder mein Wesen/Charakter abstreite. Wenn ich mich beispielsweise für etwas verkaufe, was ich gar nicht bin.


Gucknix 
Beitragsersteller
 17.07.2024, 22:55

Verkaufen wir uns nicht ständig für etwas, was wir nicht sind? Ich bin in Wirklichkeit gar kein Bürohengst. Wäre also der Weg zur Selbstverleugnung über die Beendigung der Selbstverleugnung zu suchen?

Also einfach mal wahrhaftig zu sein?

Danke für den Denkanstoß, das hilft sehr.

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Epilz  17.07.2024, 23:03
@Gucknix

Würde ich sagen. Zwar nicht in einem sehr extremen Maß, aber sind wir mal ehrlich: Bei wem ist man schon so, wie man wirklich ist?

Doch wohl eher zu sich selbst, wahrscheinlich noch zu den engsten aller Freunde und, auf jeden Fall ich als Christ, zu Gott. Aber sonst passen wir uns ja eigentlich immer erst einmal an.

Ich finde, um da auf die beiden Fragen in dem Kommentar einzugehen, eine gnadenlose, aber natürlich dennoch respekt- und liebevolle Ehrlichkeit wäre ein guter Anfang. Dass man sich, seine Gedanken und Gefühle einfach offen ausdrückt, ohne den Gegenüber zu verletzen.

Das würde beispielsweise auch zu einem viel besseren Miteinander führen.

🤔🙋🏻‍♀️

2

"Selbstverleugnung" muß man keineswegs strikt religiös sehen.

Es gibt das auch ohne Gläubigkeit.

Selbstverleugnung ist z.B. wenn ein Vater in ein brennendes Haus eindringt, in dem noch sein Kind oder seine Frau ist.

Selbstverleugung kann man z.B. bei Gandhi sehen, der sein Leben dafür opferte, die britische Kolonialherrschaft durch zivilen Ungehorsam zu brechen.

Selbstverleugnung kann man auch dem derzeit durch alle Medien gehenden Stauffenberg zubilligen, der dadurch Millionen Landsleute vor dem Untergang retten wollte.

Ich erinnere mich, als ich noch zu Hause bei meiner Mutter und meinen Geschwistern wohnte. Da klingelte spät Abends das Telefon. Ich ging dran und mein Chef war am Apparat. Es lag eine große Störung vor und er bat mich, sofort irgendwo hinzufahren um zu helfen diese Störung zu beheben.
Ich sagte zu ihm: Tut mir leid, aber mein Bruder ist nicht zu Hause. Ich weiß auch nicht wann er kommt, aber ich werde ihm sagen, dass sie angerufen haben.

Das war eine Selbstverleugnung.


Gucknix 
Beitragsersteller
 18.07.2024, 07:16

Ich glaube, ich beginne zu verstehen: wenn der Chef sich meldet für eine Aufgabe, die mich aus meinem Heil reißen würde, dann sage ich ihm, daß ich es gar nicht bin, mit dem er redet.

Sehr tiefgründig, vielen Dank.

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