Bibel: Was spricht für und was gegen die Höllenlehre?


23.01.2020, 14:31

Kleiner Nachtrag zu allen Menschen, die jetzt kommen mit Antworten wie "Die Bibel ist ein Märchenbuch!". Bitte spart es euch. Es beantwortet nicht die eigentliche Frage und ist hier absolut Fehl am Platz.

22 Antworten

Was gibt es denn an der Aussage Gottes zu zweifeln? Wenn ER das so sagt, dann ist es auch so. Es geht ja nicht um unsere Gefühle und Bedenken. Hier spricht Gott!


Gloven1914  23.01.2020, 17:46

Gott sagt also was, das in Gegensatz zu seiner Liebe steht?

GandalfAwA  24.01.2020, 10:28
@Gloven1914

Ja, ein bisschen mitdenken sollen wir schon, das sehe ich auch so, und steht sogar auch in der Bibel, in den Briefen z.B. mehrfach, dass das Wort der Bibel ausgelegt werden soll/muss.

Nefesch  29.01.2020, 22:20
@Gloven1914

Wenn Stalin und Hitler im Himmel vor dem heiligen Gott stehen würden, der die Liebe ist, dann würden sie - wenn das möglich wäre - vor Entsetzen vergehen. Und wenn sie als Verbrecher unter lauter Heiligen sind und im strahlenden Licht, wo sie doch die Finsternis lieben, wäre es noch schlimmer als die Hölle. Doch Gottes Liebe hatte ihnen Vergebung und Heiligung angeboten durch das Sühneopfer Jesu - wenn sie das nicht annehmen, wie willst du das dann als Gegensatz zur Liebe Gottes ansehen?

Gott ist Liebe (1. Johannes 4,16). Deshalb passt die Theorie von der endlosen Qual und ewigen Verdammnis nicht in dieses Gottesbild.

Völlig richtig. Man darf sich daher durchaus fragen, ob der Gott der sich aus Gnade den Menschen in Jesus selbst opferte, wirklich zu so einer Theorie passt.

Aber dann wiederum fällt mir das Gleichnis von Lazarus (Lukas 16:19-30)

Kleiner Hinweis: dieses Gleichnis handelt nicht von der Hölle, sondern von einer jüdischen Vorstellung vom Totenreich.

Was ist eure Meinung dazu?

Mir würden da zwar ein paar Ausnahmen einfallen, aber ansonsten geht es mir wie dir: ich kann mir nicht vorstellen, wie die Hölle mit einem Gott der Liebe zusammen gehen soll.

Wenn ihr an die Hölle nicht glaubt, wie interpretiert ihr dann die von mir genannten Bibelstellen?

Als Abbildung der Vorstellung jener Zeit. Zu jener Zeit war die Idee einer Strafe nach dem Tod für Vergehen im Leben noch radikal revolutionär. Heute denken wir anders über die Allmacht Gottes, als man es damals tat.

Das Problem hatte ich auch eine Weile, aber inzwischen habe ich Klarheit.

Es ist doch so: Wenn du einen Unfall hast und am verbluten bist und den Notarzt wegschickst (in diesem Fall natürlich Jesus), dann stirbst du.

Wenn du dich dagegen entscheidest, dir deine Schuld von Jesus abnehmen zu lassen und dich vollkommen machen zu lassen (letzteres heißt unter anderem auch, dass du für immer anderen Menschen schaden zufügen willst), dann musst du mit der Konsequenz leben, dass Gott dich nicht im Himmel haben will. Ich übrigens auch nicht.

Gott ist Liebe, aber wenn du seine Liebe ablehnst, dann zwingt er sie dir auch nicht auf - denn das wäre keine Liebe. Liebe zwingt nicht. - und du musst aber auch mit den Folgen leben.

Was die Sterblichkeit angeht: körperlich ist es der physische Tod und geistlich ist das die Trennung von Gott. Es gibt zwei Tode.

Matt 25: Endzeitrede: Das Gericht

31 Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen;32 und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken[8] scheidet.33 Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.34 Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich[9], das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an!35 Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf;36 nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.37 Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken?38 Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich?39 Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir?40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was[10] ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.41 Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer (wäre das Leid in der Hölle nicht ewig, dann wäre auch das Feuer nicht ewig, denn wozu sollte Gott es ewig brennen lassen, wenn da niemand mehr drin ist? Das ergäbe überhaupt keinen Sinn.), das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!42 Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken;43 ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht.44 Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was[11] ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan.46 Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.

Es gibt auch noch eine andere Stelle, wo steht, dass darin der Wurm nicht stirbt. Es wird also etwas ewig darin leiden. Wurm ist hier eine Metapher für den Menschen und die Gefallenen Engel.

Hallo GottInUns,

ich kann Deine Überlegungen sehr gut verstehen! Einerseits passt die Höllenlehre nicht ins Gottesbild, andererseits scheinen die von Dir zitierten Bibeltexte die Lehre einer Feuerhölle zu bestätigen. Wie kann man hier Klarheit ins Dunkel bringen?

Um es vorweg zu sagen: Die Höllenlehre ist nicht biblisch und lässt sich auch nicht mit verschiedenen Aussagen in der Bibel in Übereinstimmung bringen. Ja, es stimmt, in etlichen, vorwiegend älteren Bibelübersetzungen, wird der Begriff "Hölle" gebraucht. Mit "Hölle" werden jedoch die zugrundeliegenden Wörter aus den Ursprachen der Bibel nicht richtig wiedergegeben!

Ein Beispiel: In der hebräischen Sprache gibt es das Wort scheol, das manche Übersetzer mit Hölle , Totenreich oder Unterwelt übersetzt haben. Wird damit aber die richtige Bedeutung des Begriffs scheol widergegeben?

In einer Enzyklopädie wird erklärend dazu gesagt: "Da Scheol in alttestamentlichen Zeiten einfach den Aufenthaltsort der Toten meinte, ohne zwischen den Guten und den Bösen zu unterscheiden, ist das Wort ‚Hölle‘, wie man es heute versteht, keine glückliche Übersetzung" (Collier’s Encyclopedia, 1986, Bd. 12, S. 28).

Mit anderen Worten: Das Wort scheol beinhaltet weder den Gedanken einer Bestrafung im Jenseits, noch überhaupt ein Weiterleben nach dem Tod in irgendeiner Form! Somit könnte man scheol einfach auch mit Grab übersetzen. Das bedeutet, dass sich die Toten nicht an einem jenseitigen Ort befinden, sondern lediglich im Todesschlaf ruhen.

Das ist auch in Übereinstimmung mit dem, was die Bibel über den Zustand der Toten sagt: "Was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt" (Prediger 9:5). Da nach dieser Aussage die Toten ohne Bewusstsein sind, können sie logischerweise auch nicht, in welcher Form auch immer, gequält werden!

Verfechter der Höllenlehre weisen jedoch darauf hin, dass in der Bibel an mehreren Stellen von einer künftigen Bestrafung durch ein Feuer gesprochen wird. Die Frage, die sich hier jedoch stellt, ob es dabei wirklich um ein buchstäbliches Feuer geht!

Auch hierzu ein Beispiel: Jesus sagte einmal mit Blick auf das künftige Gericht: "Geht weg von mir, ihr, die ihr verflucht worden seid, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist" (Matthäus 25:41). Dieser Text, für sich allein betrachtet, könnte den Anschein erwecken, als wenn Jesus hier tatsächlich von der Hölle gesprochen hätte. Was ist in dem Text aber wirklich mit dem "ewigen Feuer" gemeint?

Nun, wenn in der Bibel in Zusammenhang mit der künftigen Bestrafung Gottes das Wort Feuer gebraucht wird, dann ist es als ein Sinnbild ewiger Vernichtung zu verstehen! Das geht z.B. aus einem Text aus der Offenbarung sehr deutlich hervor, wo es heißt:

"Was aber die Feiglinge und die Ungläubigen und die betrifft, die zufolge ihrer Unsauberkeit abscheulich sind, und Mörder und Hurer und solche, die Spiritismus ausüben, und Götzendiener und alle Lügner, ihr Teil wird in dem See sein, der mit Feuer und Schwefel brennt. Das bedeutet den zweiten Tod" (Offenbarung 21:8).

Wie hier klar gezeigt wird, handelt es sich bei dem hier erwähnten Feuersee um ein Symbol für den "zweiten Tod". Was ist aber mit dem "zweiten Tod" gemeint? Nun, wenn es einen "zweiten Tod" gibt, dann muss es logischerweise auch einen ersten geben.

Der erste Tod ist der Tod, den wir alle eines Tages sterben müssen. Er wird jedoch nicht ewig andauern, denn aus ihm wird es eine Auferstehung geben! Der "zweite Tod"hingegen bedeutet, dass es aus ihm niemals eine Rückkehr zum Leben geben wird. Er steht somit für den ewigen Tod oder die ewige Vernichtung. Das ist übrigens auch die einzige Strafe, die Gott für die Bösen vorsieht!

Gott würde niemals ein Lebewesen quälen, auch wenn es noch so schlecht gehandelt hat. Gott selbst sagt: "Ich habe kein Gefallen am Tod des Bösen" (Hesekiel 33:1). Wenn Gott also noch nicht einmal am Tod eines Böses Gefallen hat, wie viel dann weniger an dessen ewiger Qual! Der Gedanke einer Hölle steht darüber hinaus auch in völligem Widerspruch zu Gottes Persönlichkeit!

Gott ist zwar gerecht und lässt die Bösen nicht für immer am Leben, doch handelt er mit Sündern grundsätzlich sehr nachsichtig und barmherzig. Über ihn heißt es: Gott ist "barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte" (Psalm 103:8). Gott käme es daher nie in den Sinn, jemanden in irgendeiner Weise zu quälen!

Diese wenigen Passagen aus der Bibel zeigen, dass es sich bei der Hölle eindeutig nicht um eine biblische Lehre handelt! Ist diese Erkenntnis nicht sehr erleichternd? Ich finde schon!

LG Philipp


GandalfAwA  25.01.2020, 14:44

Vielen lieben Dank Philipp59, für Deine sehr hilfreichen Gedanken und die passenden Bibelzitate zum Thema! 😊

Man versteht die Bibel nur richtig, wenn man alle Aussagen unter einen Hut bringt, das hast Du wirklich sehr schön und sehr treffend aufgezeigt! 😊

ManfredFS  27.01.2020, 08:03
@GandalfAwA

Was an der Aussage von Philipp ist bitte schön biblisch? Nur weil dort Bibelstellen zitiert und dann umgedeutet werden?

Meiner Meinung nach spricht vieles für eine Art Hölle, ganz gleich, wie sie wirklich ist, irgendetwas in der Form muss es geben. Nicht umsonst zeigte die Heilige Maria Muttergottes in Fatima/Portugal den drei Seherkindern die Hölle und das die Täter des Holocausts und vieler anderer abscheulicher Verbrechen niemals eine Strafe erwarten würden- weder auf Erden noch nach dem Tod- kommt mir nicht in den Sinn, dann wäre alles sinnlos und es gebe dann auch keine Sünde, weil wir dafür ja nicht bestraft würden. Eine entsetzliche Vorstellung!
Merkwürdig auch, dass ein Papst wie Benedikt XVI. behauptete, es gäbe keine Hölle, mit den Holocaustleugnern der Piusbrüder kungelte und dann zurücktrat und Jesus verraten hat, weil er sein Kreuz- Papst bis zum Tod zu sein- nicht getragen hat. Der Teufel verneint sich gerne selbst, um Menschen glaubhaft zu machen, es gäbe keine Hölle (und auch keinen Gott) und die Menschen könnten tun und lassen was sie wollten, auch an Verbrechen, denn niemand zöge sie vor Gericht. Daher meine These: Es gibt die Hölle sehr wohl, um die abgrundtief bösen zu bestrafen (das kann dann hier auch ein Akt der Liebe sein!). Alles andere wäre ein Horror.