Wie findet ihr "professionelles Gaffen"?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Alles richtig so 67%
Finde ich komisch/falsch 33%
Keine Meinung 0%

5 Antworten

Alles richtig so

Die Presse hat einen Auftrag, welche der Gaffer mit Handy so nicht hat. Siehe § 3 der Landespressegesetze.

Der Presse ist bewusst Was sie darf und Was nicht. Dem Großteil der Bevölkerung sind die gesetzlichen Bestimmungen zum Recht am eigenen Bild doch nicht mal ansatzweise bekannt.

aber die dicke TV-Kamera darf auf 3m dran und direkt neben die Einsatzkräfte, obwohl ich das als Feuerwehrmann vermutlich auch nicht so toll fände.

Lass mich raten. Du bist kein Feuerwehrmann?

Sorry aber die Presse darf nur dort hin wo ich sie als Einsatzleiter der Feuerwehr hin lasse. Ich bin an der Einsatzstelle für deren Sicherheit verantwortlich. Die Allermeisten Pressevertreter die an Einsatzstellen aufschlagen wissen das und halten sich von ganz allein an die Regeln. Den paar Neulingen wird das ganz schnell klar gemacht.

J a ich kann das sehr gut unterscheiden. Was Gaffer so manchmal aus ihren Aufnahmen macht ist oft grenzwertig, oft genug werden sogar Grenzen überschritten. Da fallen die fachlich unsinnigen Kommentare schon fast nicht ins Gewicht. Mit der Presse arbeitet man in aller Regel gut zusammen. Es gibt also keinen Änderungsbedarf.

Alles richtig so
Was ich dabei besonders merkwürdig fand: Die TV-Kamera hat alles gefilmt. Mit dem Presseausweis ist es ja auch erlaubt. Gleichzeitig diskutiert der TV-Sender dann über härtere Maßnahmen für Leute, die das Handy draufhalten.

Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe!

  1. haben professionelle Medien und Journalisten - anders als Gaffer - den gesetzlichen Auftrag, die Menschen über besondere Ereignisse zu informieren. Und dazu gehören eben auch Unfälle aller Art.
  2. machen professionelle Journalisten so etwas jeden Tag und wissen, wie sie sich an Einsatzstellen zu verhalten haben. Sie behindern dabei in der Regel keine Rettungskräfte, sie gefährden nicht die Allgemeinheit (z.B. durch starkes Abbremsen auf der Gegenspur, um bei Unfällen auf der Autobahn besser sehen zu können) und sie melden sich meist an der Einsatzstelle bzw. beim Einsatzleiter an.
  3. auch wenn Journalisten erst einmal "draufhalten" und alles filmen/fotografieren: Im Nachhinein werden im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben Bilder oder Szenen aussortiert oder Personen unkenntlich gemacht, ehe diese veröffentlicht werden - anders als bei "Handygaffern", die das Material ungefiltert per WhatsApp, Insta, Facebook oder wie auch immer in den Umlauf bringen
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

paulfragtgf 
Beitragsersteller
 16.07.2023, 17:54
haben professionelle Medien und Journalisten - anders als Gaffer - den gesetzlichen Auftrag, die Menschen über besondere Ereignisse zu informieren. Und dazu gehören eben auch Unfälle aller Art.
machen professionelle Journalisten so etwas jeden Tag und wissen, wie sie sich an Einsatzstellen zu verhalten haben.

Naja. Wenn die BILD die Kamera drauf hält und damit Klicks generieren will, wofür sie bekanntlich alles tun würde, dann hat das wenig mit einem gesetzlichen Auftrag und Professionalität zu tun. Die Medien sind eben nicht nur die öffentlich rechtlichen. Das könnte man entsprechend auch noch schlimmer sehen: Während Handygaffer einfach sensationsgeil sind und seltene Ereignisse mit Freunden teilen, die z.B. dort auch jeden Tag her fahren, versucht die Presse, mit solchen Bildern Geld zu machen. Und wer wirklich glaubt, dass da niemals eine Verbindung herrschen würde und es keine Journalisten gäbe, die hier mal übertreiben oder solche Bilder rein aus Geldgründen machen, der glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann.

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26Sammy112  16.07.2023, 20:35
@paulfragtgf
Die Medien sind eben nicht nur die öffentlich rechtlichen.

Das hat auch mit öffentlich-rechtlichen Medien nichts zu tun. Das Presserecht gilt für alle professionellen Medien - ob nun ör oder privat.

Naja. Wenn die BILD die Kamera drauf hält und damit Klicks generieren will, wofür sie bekanntlich alles tun würde, dann hat das wenig mit einem gesetzlichen Auftrag und Professionalität zu tun.

Zur "Bild" kann man persönlich stehen, wie man möchte. Aber auch die "Bild" ist eine professionelle Zeitung mit ausgebildeten Journalisten, gehört zu einem renommierten Verlag (der übrigens auch "seriöse" Blätter publiziert) und die ebenso dem Presserecht unterliegt. Und: Die "Bild" ist die größte Zeitung der Bundesrepublik und erreichttäglich mehr Leser als jede andere Tageszeitung. Insofern hat das selbstverständlich etwas mit gesetzlichem Auftrag und Professionalität zu tun.
Natürlich hat die "Bild" einen anderen Stil... große Bilder und provokante Überschriften. Aber auch die "Bild" bringt nicht alles und hält sich an geltendes Recht.

Das könnte man entsprechend auch noch schlimmer sehen: Während Handygaffer einfach sensationsgeil sind und seltene Ereignisse mit Freunden teilen, die z.B. dort auch jeden Tag her fahren, versucht die Presse, mit solchen Bildern Geld zu machen.

Selbstverständlich möchte die "Bild" mit ihren Texten und Bildern Klicks generieren bzw. Leser gewinnen. Das möchte aber jede andere, "seriöse" Tageszeitung oder auch TV- oder Radiosender auch - für die nicht öffentlich-rechtlichen darunter ist das sogar existenziell wichtig!

Und wer wirklich glaubt, dass da niemals eine Verbindung herrschen würde und es keine Journalisten gäbe, die hier mal übertreiben oder solche Bilder rein aus Geldgründen machen, der glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann.

Natürlich gibt es Journalisten, die übertreiben. Es gibt 45.000 festangestellte Journalisten in Deutschland und ein Vielfaches an freiberuflichen oder selbstständigen Journalisten. Das es darunter auch mal ein "schwarzes Schaf" gibt, ist doch völlig klar.

Und wie gesagt: Prinzipiell kann ein Journalist erst einmal auch alles fotografieren und filmen, was er möchte. Er darf nur eben nicht alles veröffentlichen. Und da ist der große Unterschied: Professionelle Journalisten und Redaktionen wissen, was sie veröffentlichen dürfen und was nicht. Und bei Zuwiderhandlung wird sowas schwer bestraft, das kann sich niemand leisten, der mit diesem Beruf sein Geld verdient. Zudem ist jedes in den Zeitungen und im TV veröffentlichte Bild nachvollziehbar.

Bei "Gaffern" sieht das gänzlich anders aus: Wird so ein Bild mehrfach geteilt, dann ist der Urheber kaum noch ermittelbar. Zudem hat ein "Gaffer" auch nicht das Wissen und die Erfahrung bzw. macht sich da auch gar keinen Kopf drum, wa er veröffentlichen darf und was nicht.

Glaube mir - ich bin seit 25 Jahren im Medienbereich beruflich tätig und genauso lange auch als Feuerwehrmann, inzwischen mit Führungserfahrung. Ich kenne also beide "Seiten" der Medaille...

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Finde ich komisch/falsch

Die Berichterstattung über Unfälle etc finde ich persönlich absolut falsch und mit dem gaffen durch Privatpersonen gleich zu setzen. Die Presse begründet dieses Verhalten mit ihrem "Informationsauftrag" bei Vorkommnissen kleineren bis mittleren Ausmaßes liegt dieser allerdings nicht vor: ein zB Verkehrsunfall hat allenfalls sehr lokale Bedeutung, ebenso wie ein Wohnungsbrand. In München interessiert es niemanden, dass in Frankfurt eine Wohnung ausgebrannt ist und zwei Bewohner schwer verletzt ins Krankenhaus transportiert wurden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

26Sammy112  29.06.2023, 10:18
Die Presse begründet dieses Verhalten mit ihrem "Informationsauftrag" bei Vorkommnissen kleineren bis mittleren Ausmaßes liegt dieser allerdings nicht vor: ein zB Verkehrsunfall hat allenfalls sehr lokale Bedeutung, ebenso wie ein Wohnungsbrand. In München interessiert es niemanden, dass in Frankfurt eine Wohnung ausgebrannt ist und zwei Bewohner schwer verletzt ins Krankenhaus transportiert wurden.

Doch, der Informationsauftrag liegt auch bei kleineren Ereignissen wie einem Verkehrsunfall vor.

Natürlich ist ein Wohnungsbrand oder normaler Verkehrsunfall in Kiel nur von lokaler Bedeutung und wird nicht in der Tagesschau oder der Süddeutschen Zeitung landen - aber er ist eben für einen bestimmten Personenkreis von Bedeutung, womit ein öffentliches Interesse vorliegt und die Presse ihrem Informationsauftrag nachkommen muss. Beispielsweise für diejenigen, die wissen wollen, warum sie gestern 2 Stunden auf der Landstraße im Stau gestanden haben, für diejenigen, die nachts aufgrund dutzender vorbeifahrender Einsatzfahrzeuge wach geworden sind oder für diejenigen, die sich seit Jahren für eine Verkehrsberuhigung, ein Tempolimit, eine Ampel oder was auch immer an dieser Stelle eingesetzt haben.

Außerdem sind die Menschen nun einmal neugierig und wollen wissen, was bei ihnen "vor der Haustür" passiert. Und da sind professionelle Medien deutlich besser als das "Stille-Post-Spiel" oder der Mix aus Halbwissen und Vermutungen, der dann sofort durch die Sozialen Medien geht.

Zudem ist so eine Berichterstattung in gewisser Weise auch präventiver Natur... die Menschen werden angehalten, z.B. langsamer zu fahren, ihre Küchengeräte nicht unbeaufsichtigt arbeiten zu lassen, Rauchmelder zu installieren usw. da man ihnen durch die Berichterstattung vor Augen führt, dass so ein Unglück eben auch hier vor Ort passieren kann.

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Alles richtig so

Gaffen geht garnicht! Weiterfahren und Platz für die Rettungskräfte machen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Finde ich komisch/falsch

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit fanden z. B. Hinrichtungen vor großem Publikum statt, und das Gaffen bei Unfällen, Bränden usw. war ganz normal, weil es keine Zeitungen und Massenmedien gab.

Heutzutage ist die ethische Schwelle nur noch ein paar Mikrometer hoch.

Ich erinnere mich an eine Schulklasse auf Klassenfahrt, deren Bus ausgerechnet auf einem Bahnübergang defekt stehenblieb. Die "Lernenden" mit Fahrer und Lehrerin stiegen rasch aus, und viele von ihnen filmten dann mit dem Handy, wie der herankommende Zug in den Bus raste.

Die Klatschpresse ist aber keinen Deut besser.