Wie findet ihr Kommunismus?

4 Antworten

Die Widersprüche und katastrophalen Folgen des Kapitalismus sind heute so aktuell wie vor hundert Jahren. Kapitalismus bedeutet Armut, Ausbeutung, Diskriminierung, Imperialismus, Krieg und Umweltzerstörung, er führt durch seine eigenen Dynamiken zwangsläufig zu Wirtschaftskrisen und er dringt in jeden Bereich unseres Lebens ein, um ihn zur Ware zu machen - alles für grenzenloses Wachstum zugunsten einer kleinen Minderheit.

Die Alternative ist eine bedürfnisorientierte Wirtschaft, die auf demokratischer Planung und Gemeinbesitz beruht. Nicht anderes sind Sozialismus und Kommunismus. Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die im Kapitalismus ausgebeutet und unterdrückt wird, wäre der Sozialismus natürlich eine bessere Alternative als das derzeitige kapitalistische System. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von kapitalistischen Unternehmern, die vom derzeitigen System profitiert.

Gerade weil diese Klasse der Kapitalisten aber die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht auf sich konzentriert, hat sie auch die Möglichkeiten, unter der breiten Bevölkerung Rechtfertigungen für ihre privilegierte und herrschende Stellung zu streuen, mit anderen Worten Ideologie und Propaganda zu verbreiten. Mit kapitalistischer Ideologie ist man z.B. in der Schule oder in den Massenmedien ständig konfrontiert und auch viele der übrigen Antworten hier geben solche Vorstellungen wieder, wie z.B. folgende:

  • dass der Kapitalismus Leistung belohnen würde und jeder reich werden könnte, wenn er sich nur genügend anstrengt. Tatsächlich basiert immenser Reichtum nicht auf der eigenen Arbeit, sondern auf der Ausbeutung der Arbeit anderer Menschen. Die Chance, tatsächlich aus bescheidenen Verhältnissen in den Club der Reichen aufzusteigen, ist verschwindend gering, trotzdem bringt diese Aussicht viele Leute dazu, sich selbst mit ihren Ausbeutern zu identifizieren und aus diesem Grund z.B. Vermögenssteuern abzulehnen, obwohl sie selbst davon profitieren würden.
  • dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte und der menschlichen Natur entsprechen würde - hat er nicht und tut er nicht. Kapitalismus und mit ihm profitorientiertes Wirtschaften und Lohnarbeit sind in Europa erst seit wenigen Jahrhunderten vorherrschend und wurden in anderen Erdteilen noch später eingeführt. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. 
  • dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist - ist er nicht. Die Oktoberrevolution in Russland erzeugte eine bisher noch nie dagewesene Form der Rätedemokratie, Umverteilung des Reichtums und Rechte für Frauen und nationale Minderheiten. Dass diese Errungenschaften nicht von Dauer waren und die Rätedemokratie durch die stalinistische Diktatur abgelöst wurde, war nicht eine unvermeidbare Folge des kommunistischen Programms, sondern der spezifischen damaligen Bedingungen, d.h. der Armut Russlands, der Zerstörung und Entvölkerung des Landes nach Welt- und Bürgerkrieg und der globalen Isolation nach dem Scheitern der Revolutionen in den stärker industrialisierten Ländern wie Deutschland. Die kapitalistischen Großmächte haben durch den Versuch, die junge Sowjetunion militärisch zu zerschlagen, selbst ihren Teil dazu beigetragen, sie zu einem autoritären Staat umzuformen.
  • dass der Kapitalismus sich bändigen lassen würde, z.B. in Form einer "sozialen Marktwirtschaft". An den grundlegenden Spielregeln und Widersprüchen ändert auch ein Grundmaß von sozialer Absicherung nichts, dadurch kann die Zunahme der Ungleichheit nur verlangsamt werden, aber nicht aufgehalten oder umgekehrt, und auch Krisen und imperialistische Kriege bleiben unvermeidlich. Zudem sollte man sich vor Augen führen, dass alle sozialen Regelungen durch harte Kämpfe dem Kapitalismus abgerungen wurden und in Momenten der Schwäche der Arbeiterbewegung deshalb auch wieder verloren gehen können, wie es in Deutschland im Zuge des Neoliberalismus seit den 80er Jahren der Fall ist.

Allen gemeinsam das Unsere und einem jedem das Meiste - allen voran mir selbst!

Eine schöne Utopie!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich bin studierte Geisteswissenschaftlerin & Historikerin

Nach Marx und Engels ein erstrebenswertes System, das zutiefst demokratisch und sozial gerecht ist.

Nur leider existierte bisher kein kommunistischer Staat, der sich Marx und Engels wirklich zu Herzen nahm. Stattdessen fraß die Revolution die eigenen Kinder und entwickelte sich zu einer staatskapitalistischen Diktatur.

Wichtig zu erwähnen ist aber, dass der Kapitalismus am Ende trotzdem ein vielfaches mehr an Menschenleben auf dem Gewissen hat. Wir lernen immer wie grausam der Kommunismus war und wie viele Millionen Menschen gestorben sind. Das ist grausam, aber im Vergleich zu den Abgründen des Kapitalismus halt kein Vergleich. Der Kapitalismus kostet SO viele Menschenleben, da konnten nicht mal Stalin und Mao mithalten.

Woher ich das weiß:Hobby – Politik geht nur links!

Naruto522  06.06.2024, 01:55

Vor allem nimmt der Kapitalismus den Menschen ihr Leben ohne dass sie es merken würden und wenn doch verteidigen sie es sogar. Es hat etwas bitter ironisches von 1984

erikbhrdt  06.06.2024, 03:05
@Naruto522

Wenn du damit den Roman von George Orwell meinst, dann muss ich dich enttäuschen. Den hab ich nicht gelesen. Aber es ist in der Tat so, dass viele, die Teil der Krise sind, gar nicht realisieren, dass sie selbst Teil des Abbaus sind.

Naruto522  06.06.2024, 13:58
@erikbhrdt

Schade. Solltest du unbedingt nachholen. Aber ja stimme dir zu

Solange es freiheitlich demokratisch bleibt und alle Menschenrechte geschützt und garantiert sind, ist mir egal wie gewirtschaftet wird.


Katzenblau  06.06.2024, 00:34

Kommunismus ist keine Wirtschaftsform.

lumlum36  06.06.2024, 01:56
@Katzenblau

Falsch. Der Kommunismus enthält als Alternative zum Kapitalismus genaue Vorstellungen über wirtschaftliche Fragen.

Katzenblau  06.06.2024, 16:34
@lumlum36

Der Kommunismus enthält gar keine Vorstellungen dazu wie eine Wirtschaft funktionieren soll, was der Kommunismus enthält sind Ideen darüber wie Besitz verteilt sein soll. Wohin das führt konnte man gut unter Stalin und Mao sehen. Nimm mal lieber ein Geschichtsbuch in die Hand, die häufigste Wirtschaftsform des Kommunismus ist die Planwirtschaft, welche mit Kommunismus nur dahingehend zu tun hat dass einige Wenige darüber bestimmen wollen was alle bekommen oder brauchen. Oder um es in deinen Worten auszudrücken:
Du laberst nur Bullshit.