Wie findet ihr den Begriff "Menschen mit besonderen Bedürfnissen" als Ersatz für "Behindert"?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Mir geht die politische korektheit auf die Nerven 37%
Diskriminierend 21%
Andere Antwort... 21%
Ist mir egal 16%
Ich bin mir nicht sicher 5%
Gut 0%

9 Antworten

Diskriminierend

Als Autistin sage ich dazu: Bescheuert.

Die Bedürfnisse von Behinderten/Menschen mit Behinderungen sind nicht "besonders", sondern eben einfach anders. Und daran ist ja auch nichts Schlimmes.

"Besonders" klingt tatsächlich so wie, als wollen wir eine Extrawurst. Versteh' mich nicht falsch: Ich mag eine gute Currywurst mit Senf, aber die korrekte Bezeichnung dafür ist eben "Nachteilsausgleich" und nicht "Vorteil", wie manche das leider komplett falsch verstehen (wollen).

Und ja, es ist auch als Ersatz für das Wort "Behinderter"/"Mensch mit Behinderung" bescheuert, wenn nicht sogar diskriminierend. Ich mag das Wort "behindert" selbst nicht (bzw. "retarded"), da es oft in einem negativen Kontext genutzt wird, doch in einer neutralen Benutzung - wie das hier der Fall wäre - ist das für mich in Ordnung, bzw. die Bezeichnung "behinderte Menschen/Leute".

Es hat ein bisschen was von der "Autist/Autistin" gegen "Menschen mit Autismus"-Debatte. Die einen sagen A, die anderen B. Ich persönlich ziehe A vor. Mich von meinem Autismus trennen zu wollen, das funktioniert halt einfach nicht. "Mensch mit Autismus" klingt so, als wäre mein Autismus mit mir, wie ein Handtäschchen, und nicht wortwörtlich tief in meinem Gehirn verankert und würde fast alles an mir verändern. (Doch das sieht auch jeder (Autist) etwas anders und manche interessiert das echt nicht die Bohne.)

Irgendwie lässt es behinderte Leute auch wie etwas Negatives erscheinen. Das bietet doch nur noch mehr Freiraum für die Leute, die "behindert" in einem beleidigenden Kontext benutzen. Ich finde, das Kind hat einen Namen und das darf auch gerne so genannt werden. Denn wenn das Kind damit aufwächst, dass sein Name nie genannt wird, weil dieser "böse", "schlecht" und "verletzend" ist, hat das keine positive Auswirkung auf die Entwicklung des Kindes.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Mir geht die politische korektheit auf die Nerven

Bescheuert trifft es am Besten!

Der seltsame Drang einiger Bessermenschen treibt schon seltsame Blüten und in dem irrwitzigen Wahn unsere Sprache umzubauen, dass sich niemand gestört fühlt, kommen schon sehr komische, unfreiwillig komische Redewendungen heraus. Nun also "Menschen, mit besonderen Bedürfnissen" statt Behinderte.

Dabei gibt es viele Menschen, welche besondere Bedürfnisse haben: Kinder, Schwangere, Egoisten und selbstlose Helfer, Soldaten in der Ukraine oder Radfahrer. Jeder von ihnen hat besondere Bedürfnisse.

Was sollte falsch daran sein, Behinderte so zu nennen was sie auch tatsächlich sind: Menschen, die durch einen Unfall oder einer Fehlbildung in ihrer Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, also behindert sind?

Merkste selber, ne?

Andere Antwort...

Mal abgesehen davon das deine Frage und das daraus von dir entstehende Bild diskriminierend ist, langt auch einfach die Bezeichnung „Mensch“ - da braucht es keinen extra Zusatz.


Kriegstaube  23.05.2023, 23:33

Da wird es aber schwierig wenn man da nur "mensch" sagt. Da können plötzlich alle auf dem behindertenparkplatz parken, wenn er menschenparkplatz heißt.

1
MrMiles  23.05.2023, 23:36
@Kriegstaube

Nein, denn so ein Parkplatz erfordert einen entsprechenden Parkausweis.

0
Kriegstaube  23.05.2023, 23:39
@MrMiles

Ja aber der heißt auch menschenausweis, das wort "behindert" willst du doch nicht mehr benutzen.

1
Reinkanation 
Beitragsersteller
 23.05.2023, 23:24

Wass daran ist Diskriminierend?

2
MrMiles  23.05.2023, 23:30
@Reinkanation

Unter anderem zu implizieren das sie immer eine extra Wurst - wollen -, um bei deinen Worten zu bleiben. Gleichberechtigt am täglichen Leben teilzunehmen hat nichts mit wollen zutun, das ist ein Recht was uns allen gleichermaßen zusteht.

0
Selkiade  23.05.2023, 23:37
@MrMiles

Und genau deswegen findet der FS den Euphemismus "Menschen mit besonderen Bedürfnissen" diskriminierend. Weil diese Formulierung - anders als "behindert" impliziert, dass Teilhabe ein besonderes Bedürfnis ist und kein Menschenrecht.

1
Ich bin mir nicht sicher

Eher nicht gut, es gibt genauso Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die aber nicht als behindert gelten.

Andere Antwort...

Welche besonderen Bedürfnisse haben Menschen mit Behinderung (was ich auch für einen angemessenen Begriff halte) denn?

Zum Thema politische Korrektheit: Früher oder später bekommen ehemals neutrale Begriffe in solchen Kontexten praktisch immer abwertende Bedeutungen. So sind mir die aktuell korrekten Wörter zwar von Begriff, was aber nicht heißt, dass ich sie in jeder Situation auch anwende. Das hängt vor allem von der Angelegenheit und meinem Gegenüber ab.

Ich kann auch nachvollziehen, warum aus "geistig behindert" inzwischen "Mensch mit Lernschwierigkeiten" wurde. Im beruflichen Kontext ist es für mich auch klar, dass ich mich daran zu halten habe.

Wenn mich aber jemand fragt was meine Schwester hat, hätten die Leute mit dem Begriff "Lernschwierigkeiten" noch weniger eine Idee, wie sie das einordnen können.

Fakt ist, dass meine Schwester "behindert" nicht als Beleidigung ansieht sondern sie freut sich zum Beispiel, wenn eine andere Person auch eine Behinderung hat. Auch ist ein Rollstuhl für sie etwas durchweg positives. Andere denken sich oft "Der/die Arme braucht einen Rollstuhl". Sie nimmt das Positive wahr - die Person kann mit dem Rollstuhl von A nach B, sonst kann sie das nicht, also ist das gut.

Andere Betroffene reagieren da natürlich sensibler darauf - das ist auch zu akzeptieren und zu respektieren.


Selkiade  23.05.2023, 23:50
Ich kann auch nachvollziehen, warum aus "geistig behindert" inzwischen "Mensch mit Lernschwierigkeiten" wurde.

Ich dagegen kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe eine Kollegin mit Lernbehinderung, die ist aber keinesfalls geistig behindert.

Das sind nämlich zwei unterschiedliche Behinderungsbilder!

Bei einer geistigen Behinderung können zudem weitere Entwicklungsstörungen wie z. B. im Spracherwerb, bei der Motorik oder im Sozialverhalten vorhanden sein, während die Lernbehinderung vor allem zu bemerken ist, wenn die Menschen etwas neues Lernen sollen z. B. im Kindergarten oder in der Schule.

0
Mariiaaca  23.05.2023, 23:55
@Selkiade

Richtig. Deshalb stört mich der Begriff selbst ziemlich, sodass ich ihn privat nicht verwende.

Was ich aber sehr wohl nachvollziehen kann und auch beim Schreiben meiner Antwort als Hintergrund im Kopf hatte ist die Tatsache, dass es eben Menschen mit einer geistigen Behinderung gibt, die den Begriff diskriminierend finden, da er von einigen Leuten nicht gerade in einem netten bzw. neutralen Kontext verwendet wird.

Mir persönlich fällt allerdings kein passender Begriff ein, der die Tatsache treffend beschreibt. Daher verwende ich eben im privaten Umfeld auch den Begriff geistige Behinderung. Aber ich kann es eben irgendwo nachvollziehen, warum der Begriff der Lernschwierigkeiten verwendet wird.

Zwischen beispielsweise Legasthenie und einer Vielzahl von geistigen Behinderungsbildern liegt eben ein sehr deutlicher Unterschied.

1