Wie findet Ihr das Buch "Female Choice: Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation" (M. Stoverock)?
Grüezi,
ich bin schon interessiert daran, wie die Frauen im Feminismus (sowie deren männliche Mitglieder) ticken. Auch an Frauen gerichtet, die generell sich mit dieser Thematik beschäftigen und das Buch lasen.
Ich hatte noch keine Zeit, dieses Buch zu lesen, darum frage ich Euch generell, ob sich ein Kauf lohnt..
Bitte wohl nur die antworten, die das Werk gelesen oder wenigstens einen guten Teil des Buches hinter sich haben.
Vielen Dank.
9 Stimmen
2 Antworten
Wenn jemand vom Ende der Zivilisation spricht, wenn ein anderer dieselben Rechte bekommt, wie man selbst, dann kann man wohl Geld sparen.
hier, der klingt, als wenn er wüsste, wovon er redete
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Ich hab das Buch gelesen und kannte mich schon ganz gut aus mit der Thematik. Am Anfang dachte ich es handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Buch, welches primär evolutionsbiologische und soziologische Bezüge herstellt. Ich lag falsch.
Die Autorin stellt überwiegend korrekt evolutionsbiologische Zusammenhänge dar. Wobei wahrscheinlich einige Thesen ihrerseits umstrittener sind als sie es darstellt und sie die Datenlage auch nicht umfänglich würdigt. Das wird oft an der Argumentationsweise deutlich, die einem eindeutigem Narrativ folgt. Es handelt sich hier nicht um eine neutrale Bewertung und Einordnung evolutionsbiologischer Fakten mit anschließender Einordnung deren gesellschaftlicher Bedeutung. Beispielsweise wird die patriachale Gesellschaftstruktur hautpsächlich aus dem Blickwinkel der unterdrückten Frau dargestellt und weniger als damals alternativlose zivilisierte Gesellschaftsform, von der jedermann profitierte. Ihr Argument ist, dass die sog. female choice als biologisch in DNA verfestigter Ur-Zustand durch diese patriachalischen Strukturen überlagert wurde. Das ist insoweit korrekt. Aber ihr Argument dafür, dass die Frau quasi nicht mehr freiwillig selektieren konnte, und die Ehe ein valdies Tauschgeschäft war, vermag nicht zu überzeugen. Den Ehepartner komplett unbestimmt aussuchen zu können, war für Männer als auch Frauen damals eine sehr utopische Konstellation, vor allem gab es zu den damaligen Zeiten sicher wichtigeres als einen schönen oder perfekten Partner zu haben, es ging vor allem ums Überleben.
Widersprülich wird ihre Argumentation vor allem dann, weil sie die Unterdrückung der weiblichen Sexualität nicht als Selektionsbedingung wahrnehmen will (was an sich schon unwissenschaftlich ist) aber die Einführung frei verfügbarer Verhütungsmittel als selbstverständliches Mittel der Frau ansieht ihren biologischen Imperativ durchzusetzen.
Hier offenbart sich dann auch die zentrale Schwäche des Buches. Es geht, wie eingangs erwähnt, darum ein Narrativ zu fördern, dies ist hier überwiegend ein stark feministischer. Man könnte ohne Übertreibung sagen, dass dieses Buch lediglich die Optimierung weiblicher Sexualstrategien im Rahmen einer feministischen Politik zu fördern versucht. Dies wird vor allem in dem Kapitel deutlich, indem sie quasi Lösungsvorschläge gibt, wie der Konflikt aufzulösen ist, dass ein Großteil der Männer kaum nennenswerten sexuellen Erfolg mehr haben wird. Ihre Vorschläge zielen überwiegend auf die Optimierung von weiblichen Reproduktionsinteresse ab, sprich Jungs in der Erziehung zu vermitteln, dass es völlig normal ist keinen Sex zu haben, weil nicht alle Männer in den Genuss kommen oder das Herunterfahren jeglicher Sexualmoral, was irgendwie die Auslebung der weiblichen Sexualität limitieren könnte. Dabei wird leider auch verkannt, dass man der eigenen Tochter nicht wünscht promiskutiv zu sein, weil man Teil des bösen Patriacharts ist, sondern weil man sich wünscht, dass sie Sexualität vor allem erstmal im Kontext mit Vertrautheit und Intimität erkunden sollte.
Abseits davon liest man auch massenhaft die typischen feministischen Thesen über die gender pay gap oder Abtreibungspolitik, die die Autorin stellenweise, wie ein wütendes Mädchen wirken lassen. Es fügt dem Buch eine Art Beigeschmack eine Art unsachlicher Abrechnung mit den "bösen Männern" hinzu. Dabei verwischt auch immer wieder die Faktenlage mit ihrer eigenen Beurteilung. Auffällig ist auch, dass am Ende auch die romantische Paar-Beziehung heftig kritisiert wird. Dort wird dann unter anderem behauptet, dass die monogame Beziehung zwischen Mann und Frau wenig im Interesse der Frau steht, und diese Beziehung oft in Form der Ehe vor allem androzentrisch ist. Und dass sexuelle Untreue ja auch gesellschaftlich induziert ist und irgendein Gefasel über polyamore Beziehungskonstrukte. Zu guter letzt sehr linke Kapitalismuskritik. Hab aber noch gut gelacht als die Autorin ihr Nachwort mit einem Schopenhauer-Zitat abschließt, einer mit dem besten Frauenbild :D
Fazit:
Das Buch hat eine interessante Sichtweise geboten. Aber anstatt völlig sachlich und weniger politisch das Thema zu beleuchten, hat die Autorin sich einfach nur auf der gegenüberliegende Seite der Maskulinisten und der kritisierten "Manosphere" eingereiht. Aber nicht nur das. Sie benutzt den wissenschaftliches Unterbau um ihr eigenes feministisches Narrativ zu unterbreiten und ihren Frust runterzuschreiben. In fast allem sieht die Autorin eine Unterdrückung von Frauen: Religion, Staat, Wirtschaft, Geld, Kapitalismus in allem.