Wie finde ich ein passendes Fahrrad?
Ich möchte anfangen weniger Auto und mehr Fahrrad zu fahren.
Bisher habe ich gar kein Fahrrad, und ich bin auch seit ein paar Jahren nicht mehr gefahren, das war einfach noch nie meins... ich hatte allerdings auch immer nur die alten von meiner Schwester, die mir viel zu groß waren und wo ich immer runtergefallen bin wenn ich absteigen wollte 🙈
Jetzt wollte ich mir ein E-bike kaufen und habe keine Ahnung welches 🤯 da gibt es ja 1.000 verschiedene 🤯
Ich würde mit dem E-Bike zur Arbeit fahren und in den Stall zu meinem Pferd, also Asphalt und Feld-/ Waldwege
Wie soll ich mich entscheiden? Auf welche Kriterien muss ich achten? Kann mir bitte jemand helfen 😢
Ich bin auch gerne bereit ein gebrauchtes Fahrrad zu kaufen, oder würdet ihr davon abraten?
Was muss ich sonst noch beachten? Habt ihr noch Tipps?
2 Antworten
Ich habe eins neu und eins gebraucht gekauft. Beides hat Vor- und Nachteile.
Wichtig, wichtig, oberwichtig, ist probefahren. So ein Fahrradrahmen hat eine Geometrie, wie er einen hinsetzt. Die muss zur eigenen Anatomie passen wie beim Reitsattel auch der Sattel für's Pferd so passend sein kann, wie er mag, wenn Du nicht drin sitzen kannst, hat auch das Pferd verloren. Also sucht man sich seinen Sattel für das ganze Paar aus und das Fahrrad eben für den Fahrer. Ein bisschen was lässt sich gut nachjustieren, aber wenn Du lange Beine und einen kurzen Rumpf hast, auf ein Fahrrad setzen, das für Sitzriesen gebaut ist, ist eine Katastrophe. In der Regel sind die Geometrien innerhalb der Modellpalette einer Marke sehr ähnlich. Scott ist mir zum Bespiel immer zu lang, bei Simplon habe ich immer den Eindruck, ich sitze zu weit hinten, um auf das Vorderrad guten Einfluss zu haben, auf Cube ist es einfach nur anstrengend, kraftraubend, ärgerlich, wenn ich mich auf Specialized oder Trek setze, fühlt es sich an wie für mich gebaut. Dabei ist egal, ob Cityrad, Mountainbike, Rennrad oder was auch immer. Ein Specialized Vado ist ein Trekkingrad, das wie für mich gebaut ist, ein Levo in Mountainbike wie für mich gebaut. Ein Trek Fuel exE ist ein für mich super passendes Mountainbike, ein Domane ein für mich passendes Rennrad.
Nur über Probefahrten und besprechend dessen, was Du dabei fühlst mit jemandem, der sich gut auskennt mit der Anpassung von Rädern kommst Du zu dem für Dich richtigen. Es gibt natürlich inzwischen jede Menge Kenntnis über die Biomechanik des Menschen und was an Radgeometrie für welchen Körper passt und beim Bike Fitting wird das auch rechnerisch bestimmt. Aber mancher Körper entscheidet subjektiv anders und das wird einbezogen.
Dann musst Du rausfinden, was Du an Ausstattung brauchst. Ich bin Straßenradler, ich hasse mit dem Trekkingrad das Gerüttle von Schotterwegen. Zur Arbeit (26 km, 450 hm) fahre ich mit dem Rennrad ohne jegliche Tasche. Einen Satz Kleidung inkl. Schuhe, einen Waschbeutel und ein Handtuch habe ich vor Ort. In den Stall (11 km, 110 hm) bin ich einige Zeit mit dem Trekkingrad mit riesigem Fahrradkorb gefahren, weil der Eimer eingeweichte Heucobs für das alte Pferd da rein gepasst hat. Inzwischen ist der alte Herr verstorben und ich habe in junges Pferd, für das ich nichts mitnehmen muss. Ich fahre weiterhin mit Trekkingrad und Korb, weil da die Reithose, Arbeitshandschuhe etc. drin sind. Aber ich meide da die Feld- und Waldwege.
Ich bin am überlegen, ein MTB für diese Fahrten und Bergtouren im "Bike & Hike"-Tourentyp zu kaufen. Inzwischen gibt es aufsetzbare Gepäckträger für Fullys, wo ich theoretisch die Heucobs auch mitnehmen kann, wenn mal wieder einer zu alte Zähne hat, um Heu gut zu kauen. Ich möchte einfach auf Schotter "freier", sicherer fahren können als mit einem Trekkingrad, wo einen bergab das Hinterrad überholt, wenn man mal bremsen muss, wo auf vom Regen ausgespültem Weg das Rad aufschwimmt. Ich habe E-MTBs gefahren, die da deutlich einfacher zu fahren waren, wo man über das gar nicht nachdenkt, wozu ich jetzt Balance brauche.
Du musst also auch den für Dich passenden Fahrradtyp finden und auch dafür ist probefahren gut.
Die Qualität der Ausstattung ist bei heutigen Fahrrädern in der Regel so solide, dass Du Dir da keine großen Gedanken machen musst. Das ist im Sport interessant, etwas zu wählen, was noch einen Tick besser ist. Du bist jetzt eher an der Stelle, die Rahmengeometrie und den Radtyp zu wählen, die für Dich sinnvolle Ausrüstung zu erwerben und was dann drauf ist, ist drauf. Beim nächsten Rad wirst Du schon wählerischer sein und das ist auch in Ordnung.
Du kannst beim Händler probefahren (geh zu einem, der Dich draußen fahren lässt, im Laden ist es völlig anders) oder auch mal einen Tag ein Mietrad leihen und ausprobieren.
Wenn Du über Gebrauchtkauf Geld sparen möchtest, dann sag das dem Händler ehrlich. Der hilft Dir lieber, ein gebrauchtes Rad zu suchen als zu denken, Du kaufst neu und dann kommt es nie dazu. Er kennt Leute, die vielleicht schon um ein neues Rad kreisen und ihm eines abkaufen würden, wenn sie wüssten, was aus ihrem alten wird. Einige Händler nehmen auch welche in Zahlung. Und die Händler, deren Konzept Probefahren draußen beinhaltet, verkaufen die Vorführer auch recht günstig. Sowas habe ich mir gekauft. Hatte 60 km, war deutlich günstiger.
Vom grundlegenden Radtyp ist das Trekkingrad sehr universell und auch für Wald- und Feldwege noch geeignet. Schutzbleche, Gepäckträger und Licht ist oft schon fest verbaut.
Damit es nicht zu schnell kaputt geht, und die Funktionen (Schaltung, Federgabel wenn verbaut, Abdichtung und damit auch Haltbarkeit der Kugellager) ne Weile erhalten bleiben ist ein Mindestneupreis von ~>1000€ für ein Nicht-E-Bike empfehlenswert. Beim E-Bike noch mal mindestens 1000€ extra.
Die Qualität lässt sich vor allem bei Nicht-E-Bikes ganz gut auch am Gesamtgewicht erkennen. Bei E-Bikes ist das Gesamtgewicht natürlich wesentlich höher, und spielt durch die Antriebsunterstützung nicht mehr so eine große Rolle.
Federgabel - wenn du Räder ohne Federgabel findest, vor allem wenn du nicht so viel mehr als die genannten Mindestneupreise bezahlen willst, nimm Diese. Eine billige Federgabel federt oft schlecht, wird schnell klapprig oder mindestens noch schlechter in der Federfunktion, und ist dann nur noch unnötiges Gewicht. Außerdem lassen sich Federgabeln nachträglich nur durch besonders lange Ersatz-Starrgabeln oder wieder nur billigste, oder erheblich teurere Federgabeln ersetzen. Gute ergonomische Griffe helfen auch schon viel, und eine Starrgabel federt auch immer, sehr sensibel, wenn auch nicht so weit.
Wenn du dir ein E-Bike zulegst, solltest du auch die Möglichkeit haben, es Nachts, ebenerdig in einen nicht einsehbaren, abschließbaren Raum einstellen zu können. E-Bikes sind einfach beliebter unter Dieben.
Gebrauchte Räder sind oft wesentlich preiswerter, man sollte allerdings viel daran selbst machen können, auch schon etwas Erfahrung damit haben, oder jemand kennen, der da Ahnung hat, und auch beim Kauf schon mit berät.