Wie entladen ich mich (für PC Zusammenbau)?
Hey ich möchte in Zukunft mein PC zusammen bauen und ich weiß das ich mich statisch entladen muss. Ich weiß das man es mit der Heizung machen kann allerdings haben wir eine bodenheizung also geht das nicht. Gibt es noch andere Möglichkeiten sich zu entladen und wenn ja welche? Und muss man wirklich so doll aufpassen das man entladen ist beim PC Zusammenbau?
4 Antworten
Und muss man wirklich so doll aufpassen das man entladen ist beim PC Zusammenbau?
Nein, wenn du nicht gerade mit Socken oder Crocs über einen Polyesterteppichboden schlurfst. Die Hysterie ist übertrieben und hat eher den Charakter eines religiösen Rituals, genauso wie dieser bizarre Schwachsinn des ständigen Wärmeleitpaste-Austauschens...
Entladung ist letztlich an allen auch nur halbwegs leitenden Gegenständen möglich, die mit Erde verbunden sind. Die Erdkontakte der normalen Schuko-Steckdose sind eine zuverlässige Methode. Das sind die freiliegenden Metallnasen drin, die du auch mit dicken Wurstfingern direkt erreichst (bitte nicht mit irgendwelchen Werkzeugen in der Dose stochern).
Heizung anfassen wäre das eine, die beiden Metalnasen an der Steckdose eine andere Alternative.
An die Heizung oder Wasserhahn fassen. Auch mit einem PC-Gehäuse aus Metall funktioniert es
Am PC Gehäuse funktioniert das nur, wenn der Netzstecker eingestöpselt ist.
Lowend-Lösung: Draht um's Handgelenk anderes Ende an Heizung.
Highend-Lösung: Aufschraubbaren Schuko-Stecker, beide Stifte raus (und die Drähte natürlich), nur gelb-grünen Draht und Schuko-Kontakte lassen und miteinander verlöten, dicken Knoten neben dem Kontakt, Stecker wieder zuschrauben, durch das Kabelloch mit Heißkleber verfüllen, Metallarmband an anderes Ende löten. Vom Armband noch einen zweiten Draht zum PC-Gehäuse, dort mit Krokodilklemme ran.
Oh, von der 2. Lösung würde ich doch eher Abstand nehmen.
Die wirkliche High-End-Lösung wäre es, wenn man irgendwo in der Leitung noch einen 1 Megaohm-Widerstand einbaut, aus dem folgenden ganz einfachen Grund:
Wenn du z.B. (wie auch immer) aus Versehen an 230V kommst, kriegst du ohne den Widerstand ordentlich eine gewischt. MIT dem Widerstand fließt nur noch ein vergleichsweise geringer Strom über deinen Körper und deine Chancen sind größer, den Stromschlag zu überleben.
Das Ganze gibt es aber auch fertig, und auch diese haben mindestens einen Innenwiderstand von 1MOhm.
(ESD-Erdungsstecker)
Komisch, dann müsten eigentlich alle Schukogeräte mit Metallgehäuse (da hängt der Schuko dran) verboten werden. Und nicht umsonst habe ich geschrieben, die Kontaktstifte auszubauen und das ganze zum Abschluss noch mit Heißkleber zu vergießen.
Um die Kontaktstifte des Steckers geht es bei meiner Antwort eher weniger, (ist trotzdem sinnvoll)
Es geht hier eher darum, wenn man z.B. Geräte in Betrieb nimmt, die man z.B. selbst gebaut oder repariert hat.
Was, wenn jetzt unglücklicherweise das PC-Netzteil defekt ist und dann irgendwo Spannung anliegt, wo keine Spannung anliegen sollte? Und wenn man dann auch noch unglücklicherweise genau an diese Stelle fasst?
Genau dann ist man froh, dass man den 1MOhm-Widerstand in die Erdungsleitung eingebaut hat.
Der PE an sich sollte möglichst niederohmig sein, dass die Sicherungen im Fehlerfall möglichst schnell fliegen (sowohl RCD als auch MCB).
Ach so, diese Kleinigkeit hatte ich vorausgesetzt: Beim Basteln am PC soll selbstverständlich das Kabel gezogen sein. Kleiner Handgriff, wirklich nicht schwer.
Das hat dann aber auch zur Folge, dass im Fehlerfall ein hoher Strom über den PE fließt.
Wenn du dann blöderweise da dazwischen hängst, musst du das u.U. mit deinem Leben bezahlen.
Wenn sowohl der PC als auch der Mensch direkt am Schutzkontakt hängen (der Mensch also definitiv nicht dazwischen), kann das nicht passieren. Und wie ich schon in meinem letzten Beitrag schrieb, sollte bei Bastelarbeiten die Stromversorgung getrennt sein. Stecker aus dem Netzteil ziehen ist jetzt kein großer Akt.
Irgendwann nimmst du das Gerät aber in Betrieb. Und genau da kann dieser Fehler dann Auftreten.
(Bzw. In meinem Job muss man bei der Erstinbetriebnahme teilweise auch auch der Platine rummessen, auf welcher auch die Spannungsversorgung drauf ist. D.h. es gibt offene Stellen, an denen 230V anliegen, da ist Arbeitsschutz relativ wichtig.)
Ok, einen solchen Job mache ich nicht. Wenn aber sowohl das PC-Gehäuse als auch der Mensch direkt am Schuko hängen, dann ist der Mensch nicht zwischen PC und Schuko.
Optimal wäre natürlich, der PC steht mit Metallfüßen auf einer Metallplatte, die dann am Schuko hängt. Mensch selbst noch über Draht an den Schuko oder gleich die Metallplatte. Wenn da noch etwas schiefgeht, dann muss das schon irgendwie höhere Gewalt sein.
Habe mal einen Job gemacht, bei dem ein Kollege durch Induktion indirekt verletzt wurde. Gleisbau, Platow-Kran in etwa sowas: Gleisverlegekran. Auf dem Teil turnen die Arbeiter herum, auch ganz oben dicht unter der Oberleitung. Die muss abgeschaltet und geerdet sein, der Kran fährt selbst mit einem Dieselmotor. Kollege von mir steht da oben. Das oberste Joch (Gleisstück von 12,5 m Länge) hat sich verkantet, er versucht es mit einer Brechstange in Position zu bringen und berührt dabei die Oberleitung. Ein Zug (elektrisch) fährt im Nachbargleis vorbei, er bekommt eine gefunkt und stürzt grob über den Daumen gepeilt 5m nach unten. Arm gebrochen, ein paar Prellungen, Schwein gehabt. Die Erdung hätte maximal 100m entfernt vor UND hinter dem Kran erfolgen müssen, eine der beiden Erdungen hatte jemand vergessen. Hätten sie beide gefehlt, wäre er jetzt klein scharz und hässlich.
Ist 35 Jahre her, kann mich aber noch gut daran erinnern. Der Staatsanwalt ermittelte, ein Kollege bekam wegen fahrlässiger Körperverletzung eins aufs Dach, die gesamte Baubrigade durfte ein paar Tage zur Arbeitssicherheitsschulung antanzen, der Chef hat im Dreieck getanzt ... da hat die Knochenarbeit auf dem Kran wirklich mehr Spaß gemacht.
Wichtigste Sache beim Arbeiten mit Strom (aus meiner Sicht jedenfalls):
- NICHTS der Varantwortung Anderer überlassen, wenn dies nicht unbedingt nötig ist.
- Ruhig ein wenig paranoid sein und alles MEHRFACH KONTROLLIEREN.
- NIEMANDEN dazwischenfunken lassen.
- AUSSCHALTEN, was bei der Arbeit nicht eingeschaltet sein muss.
- KEINE blanken Leitungen anfassen, auch wenn man weiß, dass sie ausgeschaltet sind.
- Ausnahme von 5: der bereits GEPRÜFTE Schutzleiter.
- An den Schutzleiter hängen, was an den Schutzleiter gehängt werden kann.
- Nach der Arbeit: Entfernen der Schutzmaßnahmen in UMGEKEHRTER Reihenfolge.
Verlangt DISZIPLIN und ein wenig STURHEIT, viel Fachkenntnis ist da nicht erforderlich.
Das Problem: es müssen nur 2 Zufälle auf einmal auftreten und schon funktioniert das mit 'PC-Gehäuse hängt an Schuko' nicht mehr.
Wenn jetzt das PC-Gehäuse beispielsweise nicht mit PE verbunden ist, weil z.B. vergessen wurde, den PE mit dem Gehäuse zu verbinden oder weil z.B. einfach das Kaltgerätekabel defekt ist, UND dann irgendwie auch noch ein sogenannter Körperschluss Auftritt, dann hast du ein Problem.
(Normalerweise sind das eh mehrere Sicherheitsmaßnahmen, die ausfallen müssen...)
Deshalb ja: Kaltgerätekabel RAUS. Dann ist der PC nur noch eine Kiste, die mit dem Strom nichts zu tun hat.
Wer schonmal RAMs, die vor ein paar Minuten noch gingen, zerlegt hat, wird sich vielleicht doch mit dieser Religion beschäftigen.