„Wichtig sind nicht die Details einer Erziehung, sondern das sie stabil und vorhersehbar für die Kinder ist“?

4 Antworten

Abgesehen davon, dass ich das Wort "Er-ZIEH-ung" furchtbar finde (man sollte einfach ein gutes Vorbild sein und die Kinder nirgendwo hin-[er]-ziehen), interpretiere ich die Aussage

"stabil" so, dass die Eltern konsequent bleiben sollten und sich selbst nicht widersprechen, z. B. Forderungen oder Versprechungen nicht zurücknehmen oder gemachte Aussagen nicht leugnen sollten. Das bedeutet, die "Erzieher" sollten sich aufrichtig (sich selbst treu) und zuverlässig verhalten.

Das gleiche gilt für "vorhersehbar": Die Erziehungsmaßnahmen oder Konsequenzen sollten vorhersehbar sein, also im direkten Zusammenhang mit dem Verhalten des Kindes stehen, sodass es weiß, warum ihm Grenzen gesetzt, Dinge verboten oder auch erlaubt werden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Heilpraktiker (eingeschränkt auf Psychotherapie)

Ja und nein. Aber als komplette Aussage in diesem Kontext insgesamt nein.

Wichtig sind nicht die Details einer Erziehung, sondern das sie stabil und vorhersehbar für die Kinder ist

Ja, dem stimme ich komplett zu.

Damit meint die Person, dass es im Grunde egal ist, ob die Erziehung jetzt eher autoritär oder antiautoritärer gestaltet ist

Hier kann ich nur ganz vehement verneinen. Denn es gibt sehr wohl umfangreiche Forschung zum Thema Erziehung und Erziehungsstile.

Die Conclusio der Sache ist jedoch nicht, dass es einen Erziehungsstil gibt, welcher kochrezeptmäßig auszuführen ist und zum perfekten "Ergebnis" führt, sondern dass es vielmehr verschiedene Grundsätze gibt (an welchen man sich orientieren kann). Und da gibt es ganz klar bessere und schlechtere Grundsätze, daran gibt es nichts zu diskutieren, dazu gibt es Studien.

Nun, vorhersehbar und stabil widerspricht sich mit manchen Erziehungsstilen :D Wäre für mich ein krasser GEgensatz zu antiautoritär/ laissez faire. Ja, gut, wenn man "du darfst alles" als vorhersehbar sieht. Stabil ist es halt nicht, weil ja gerade Grenzen die Stabilität also den RAhmen, in dem sich Kinder bewegen und entwickeln dürfen, stellen.

Ebenso wäre ein autoritärer Erziehungsstil häufig ein widerspruch, weil in der "Ur-Definition" autoritär mit Willkür einhergeht. "du darfst das nicht, weil ich das sage". Und so werden Grenzen willkürlich gesetzt, nach Laune agiert. Das ist halt auch nicht so recht vorhersehbar.

Ich habe das schon häufiger gelesen und ich dneke, da ist auch was dran. Zum Beispiel bei der Frage, vertraue ich mich jetzt meinen Eltern an und schildere ihnen meine Probleme, spielt es eine sehr große Rolle, was das Kind glaubt, wie die Eltern reagieren werden. Wenn sie die Reaktion nicht vorhersehen können, dann behatlen sie Geheimnisse eher für sich. Oder auch, wenn sie eine Reaktion als stark negativ einschätzen, wieStrafen, Schreien, Schimpfen... vielleicht ist das sogar mit Stabilität gemeint? Dass Eltern eigentlich emotionale Stabilität geben sollten und vermitteln sollten und wenn Kinder negative Reaktionen erfahren müssen, stabilisiert sie das nicht.

Aber ich sehe auch, dass Erziehung auch viel mit den eigenen Grenzen zu tun hat. So wie es mir geht, so variieren auch meine Grenzen. Und es wäre unmenschlich, wenn man das nicht sein Kind wissen lässt. Und wenn man es richtig kommuniziert, denke ich, dass Kinder das auch verstehen. Zum Beispiel, dass es grundsätzlich kein Problem ist, wenn sie auf der Couch hüpfen. Aber wenn Mama Migräne hat, oder selbst auf der Couch sitzt, dann verträgt sie das nicht gut und dann dürfen si es nicht. So ist ja auch die Zimmerlautstärke sehr variabel und abhängig von meinem eigenen Gemüt.

Ich kann die Sichtweise verstehen.

Kinder wachsen unter allen möglichen Umständen auf, in verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen Erziehungstilen. Nicht alles ist gut, aber es scheint tatsächlich viele gute Möglichkeiten zu geben.

Kinder brauchen vor allem Halt und Orientierung. Insofern ist Stabilität tatsächlich eines der wichtigsten Dinge. Und Kinder brauchen authentische Erwachsene. Wenn man da mal aus der Haut fährt, ist das weniger schlimm als wenn man uneindeutige Signale sendet, seine Emotionen verbirgt.