Was haltet Ihr von Antiautoritärer Erziehung?

Das Ergebnis basiert auf 53 Abstimmungen

Gegner von Antiautoritärer Erziehung 45%
Sonstige Meinung 30%
Befürworte Antiautoritäre Erziehung 25%

25 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Sonstige Meinung

Um darüber richtig abstimmen zu können, fehlen uns einfach noch die klaren Definitionen über autoritärer oder antiautoritäre Erziehung.

Wo der eine "antiautoriäre Erziehung" als gewaltfreie Erziehung definiert, versteht ein anderer unter dem selben Begriff quasi sowas wie ein "Laissez-Faire"-Prinzip, also die völlige Abwesenheit sozialisierender Maßnahmen den Kindern gegenüber. Schon dadurch scheiden sich hier die Geister.

Dieses Problem haben wir auch themenübergreifend, dass inhaltliche Bedeutungen von Vokabeln und Begrifflichkeiten nicht klar und sauber definiert werden, sondern deren Defintion vielmehr subjektiven Meinungen überlassen. Subjektive Meinungen haben ihre absolute Daseinsberechtigung, sind aber für die Kommunikation bei der Nutzung von Vokabeln völlig kontraproduktiv. Kurz und knapp erklärt: Wir haben z.B. 3 Teilnehmer einer Debatte mit 3 unterschiedlichen Ansichten, die allerdings exakt dieselben Begriffe benutzen, mit denen alle 3 etwas völlig anderes aussagen wollen und alle 3 zu völlig voneinander abweichenden Interpretationen gelangen. Das ist ein echtes Problem teils schlampiger Vokabelnutzung. Das nur am Rande.

Zurück zum Thema:

Ich unterscheide zwischen 2 verschiedenen Formen von Autorität:

Erstens, die traditionelle Autorität, die auf Gewalt und Zwang beruht.

Zweitens, die inspirative Autorität, die auf das Vorleben eines positiven Vorbildes beruht.

Ich persönlich mag auch schon den Begriff "Erziehung" nicht, weil dieser bisher immer wie eine Abstufung von "Dressur" verstanden und auch praktiziert wurde. Ich bevorzuge es eher, ein Kind 'anzuleiten'.

Jemand, der die urtypische Form der auf Zwang basierenden Autorität anwendet, scheint allgemein schon ein Problem damit zu haben, Authentizität, Aufrichtigkeit und Überzeugungskraft glaubhaft rüberzubringen, so dass andere dazu geneigt wären, dieser Person vertrauen entgegenzubringen. Im Gegenteil: Sie nutzen lediglich jeden verwertbaren Vorteil aus, und wenn es nur die reine körperliche Überlegenheit ist, anderen mit Gewalt Gehorsam aufzuzwingen. Dieser, von anderen meist als fadenscheinige Autorität wahrgenommene Zustand, wird meist auch schon von Kindern als Machtmissbrauch entlarvt, was völlig logischerweise auch Widerstand provoziert.

Typisches Merkmal dieser Vertreter ist, wenn ein Kind fragt, warum es dieses und jenes nicht darf und warum es dieses und jenes tun soll, sie dem Kind diese vollkommen argumentationsfreie Antwort hinklatschen: "Weil ICH es Dir sage !!!" oder schlimmer noch "Weil Du sonst welche an den Latz kriegst !!!".

Solche Erziehungsformen bringen überwiegend traumatisierte, mitläuferische Individuen hervor, die sich später auch im Erwachsenenalter schwer tun, sich im Leben durchzusetzen oder sich sonstwie zu behaupten. Diesen Effekt wollen sich viele solcher Erziehungsberechtigten nicht eingestehen. Selbst wenn ein Kind 20 Jahre mit so einem Vater aufgewachsen ist, würden viele dieser Väter noch mit Nachdruck darauf bestehen, dass SIE mit der persönlichen Entwicklung ihres Kindes REIN GAR NICHTS zu tun haben.

Gerade das Schlagen eines Kindes oder das Schlagen einer anderen Person überhaupt ist ja schon ein schwerwiegender Akt der Demütigung und eine Missachtung der Würde meines Gegenübers.

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Bei der inspirativen Autorität achte ich die Würde und Individualität des Kindes und nehme es so an, wie es ist.

Prinzipien und Verhaltensweisen, die ich von meinem Kind erwarte, muss ich auch als Vater authentisch vorleben. Wenn ich ein Kind zu etwas mahne, mich selber aber vollkommen entgegengesetzt des Gesagten verhalte, verliert das Kind sein Vertrauen in mir und folglich wird es wesentlich schwieriger, das Kind anzuleiten.

Wenn ich meinem Kind etwas verspreche, muss ich dieses Versprechen auch einhalten. Darauf wird das Kind bestehen. Nur so habe ich eine gute Voraussetzung, dass ein Kind sich ebenfalls an Zusagen. Man schafft Verbindlichkeit.

Wenn ich meinem Kind etwas Positives vorlebe, was in Nachahmung auch zu Erfolgserlebnissen beim Kind führt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das Kind dieses beibehält.

Wenn es darum geht, Grenzen zu vermitteln, nutze ich das Prinzip der Selbstreflexion - "Du möchtest nicht, dass andere sich Dir gegenüber so verhalten, also machst Du es gefälligst auch nicht!". So kann ich durch Erleben und Erfahren die Werte "Respekt" und "Ehrlichkeit" vermitteln.

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Doch muss man trotz aller elternlichen Bemühungen auch dennoch darauf vorbereitet sein, dass Kinder und Jugendlichen im Kontakt mit Gleichaltrigen von den elternlichen Werten abzuweichen drohen, insbesondere dann, wenn es darum geht, innerhalb der Clique Ansehen zu erlangen. Schließlich möchte jedes Kind, jeder Jugendlicher von den anderen nicht als "uncool" oder "spießig" wahrgenommen werden. Das ist für Eltern immer die größte Herausforderung, den schmalen Grat zu wandern, wobei ich dem Kind seine Individualität lasse und andererseits verhindere, dass es durch falsche Freunde auf eine schiefe Bahn gelangt.


ninanewpart9 
Fragesteller
 03.08.2019, 04:11

Es gibt aber auch Dinge wie zu Bett gehen - wenn das Kind einfach nicht ins Bett will, wie genau würdest Du dann vorgehen?

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RhoMalV  06.08.2019, 11:37
@ninanewpart9

Generell muss man sich wirklich Zeit nehmen, wenn man ein Kind zu Bett bringt.

Einfach Kind ins Bett stecken und sagen "Jetzt wird geschlafen!" und dann Raum verlassen funktioniert nicht. Und dennoch verfahren viele Eltern immer wieder nach dieser Methode.

Gerade kleine Kinder haben noch ein großes Bedürfnis nach Geborgenheit. Deshalb muss man sie in den Schlaf begleiten.

Heisst, man muss sich neben das Kind legen, Geschichte vorlesen, Kind auf dem Bett noch geringfügig turnen lassen, aber darauf hinwirken, dass es runterkommt und immer mal wieder darauf hinweisen "Jetzt ist aber Schlafenszeit, jetzt wird nicht mehr getobt".

Es kann dann manchmal eben auch bis zu ner Stunde dauern, bis das Kind endlich schläft.

Ganz wichtig: Abends dem Kind kein Zucker mehr geben!

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Heretic479  29.05.2020, 20:31
@ninanewpart9

Dazu möchte ich sagen, wenn ein Kind partout nicht ins Bett gehen will erklärt man es dem Kind so oft mit Wörtern Dialogen und viel Geduld aber auf gar keinen Fall mit Prügel oder andere psychische Bestrafungen, so mache ich es bei meinem Sohn auch wenn er mal nicht hört erkläre ich ihm solange vernünftig und dann das klappt doch dann auch und es ist keine Gewalt nötig die ist auch nie nötig niemals er hört dann auf mich iss anständig brav und lieb ist er ja immer wenn meine Kinder nicht hören wollen meine Güte ist das so schlimm müssen wir denn gleich dann Gewalt anwenden niemals Textende

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morchen511  17.06.2020, 17:32
@ninanewpart9

Gut ich bin von der alten Schule.Aber ich fände Gründe dem Kind zusagen, wenn Du nicht wioillst ,ich auch nicht..Du willst Fernsehen, Handy und und ich nicht mehr. ..nur wenn Du dich an die Regeln hälst,halteich mich ab jetzt daran..ABER KONSEQUENT BLEIBEN

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666Faustus  03.08.2019, 04:43

*Pfeif* Findet sich jemand der das liest?

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Sonstige Meinung

Kindern sollte man meiner Meinung nach erklären, warum sie etwas nicht tun sollten oder dürfen und warum sie etwas so und so machen sollten. Es nutzt nichts ein Verbot aufzustellen und bei Nichtbefolgen zu strafen oder zu schlagen. Einmal das "Warum" erklärt, so dass es die Kinder verstanden haben, und du brauchst nie wieder etwas dazu sagen.

Schlagen trifft die Würde des Menschen, gerade Schläge ins Gesicht, und man erreicht mit Schlägen nur Verhärtungen und versteinerte Herzen. Liebe gewinnt man so nicht. Aber mit Liebe und Freundlichkeit erreicht man andersherum immer noch am meisten.

Das hat nichts mit antiautoritär zu tun. Als Eltern hat man schon Autorität gegenüber dem Kind. Man hat auch Verantwortung dafür. Wenn die Kinder älter werden, wird man die Autorität aufgeben und mit den Kindern auf Augenhöhe reden.

Gegner von Antiautoritärer Erziehung

Seine Kinder zu schlagen ist kein Zeichen einer autoritären Erziehung, sondern ein Zeichen von Brutalität, Dummheit und Hilflosigkeit.

Kinder brauchen bei der Erziehung Autorität, weil sie lernen müssen, dass sie nicht immer machen dürfen was sie wollen. Diese Autorität kann durchaus sehr liebevoll sein und ganz ohne körperliche Gewalt auskommen.


Serpentshadow75  02.12.2022, 10:12

Das stimmt nicht ganz. Autoritäre Erziehung hat zu 100 Prozent mit Gewalt zutun. Ich glaube, du befürwortest, genau wie ich, die liebevolle, konsequente Erziehung in der es Regeln gibt, aber das Kind trotzdem in seiner Persönlichkeit akzeptiert wird und von seinen Eltern beschützt und unterstützt wird. In einer autoritären Familie würde ein Kind misshandelt und gedemütigt werden, weil es zB einer anderen Religion als die der Eltern angehören will.

Das ist halt die fixe Definition von autoritärer Erziehung

Viele Grüße

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Sonstige Meinung

Ein zweischneidiges Schwert. Sowohl zu wenig Autorität als auch zu viel fügt dem Kind Schaden zu, der möglicherweise nie repariert wird. Eine gesunde Mischung wäre also angebracht.

Grundsätzlich würde ich es bevorzugen, mit meinen Kindern auf Grundlage von Logik diskutieren zu können. Aber da Kinder nun mal Kinder sind, muss eben manchmal autoritär durchgegriffen werden.

Gruß Than


ILoveNewZeeland  03.08.2019, 02:30

Was machst du wenn dein Kind auf einmal Religiös wird?
Da hilft nur noch schlagen, mit Logik kommt man bei der Debatte nicht weit : ^) Baka!

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ThanatosBell  03.08.2019, 02:31
@ILoveNewZeeland

Wenn mein Kind religiös wird, enterbe ich es einfach.

Und mal vom Spaß abgesehen, wenn es nicht radikal wird, kann mein Kind tun und lassen, was es will. So lange es die anderen auch tun und lassen lässt, was sie wollen.

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SacreVacheSacre  03.08.2019, 02:36

„..da Kinder nunmal Kinder sind..“ Kinder können logisch denken. Was ihnen fehlt ist nicht Logik, sondern gesellschaftliche Konventionen. Wenn die Logik darauf zurückzuführen ist, dass man etwas in der Gesellschaft eben so macht, dann ist es für ein Kind nicht mehr logisch (weil es auch objektiv betrachtet nicht logisch ist). Die Erklärungen der Eltern müssten von 0 beginnen und die gesellschaftsfreie Sicht des Kindes berücksichtigen, was aber (behaupte ich) viele Eltern nicht beachten (Vlt weil sie es selbst nicht so gelernt haben?).

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ninanewpart9 
Fragesteller
 03.08.2019, 02:52
@SacreVacheSacre

Was genau meinst Du mit, "die Gesellschaftsfreie Sicht des Kindes berücksichtigen"?

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ThanatosBell  03.08.2019, 02:53
@SacreVacheSacre

Ja, Kinder können logisch denken. Müssen sie aber nicht. Immerhin ist Logik auch eine Fähigkeit, die gemeistert werden muss.

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SacreVacheSacre  03.08.2019, 03:30
@ninanewpart9

Kinder kommen ohne Wissen auf die Welt. Also auch ohne wissen über die Gesellschaft. In ihrer Sichtweise der Welt ist die Gesellschaft nicht enthalten, in der der Eltern allerdings schon. Die Eltern müssen dem Kind die Welt also aus einer Sichtweise erklären, die kein Vorwissen über die Gesellschaft hat

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ninanewpart9 
Fragesteller
 03.08.2019, 03:31
@SacreVacheSacre

Aber man erzieht doch sein Kind damit es Mitglied einer Gesellschaft wird oder nicht?

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SacreVacheSacre  03.08.2019, 03:34
@ThanatosBell

Da bin ich mir nicht sicher.

ich bin kein Psychologe, also sollte die Frage vermutlich eher ein anderer klären, aber wenn alle Menschen in einer Gesellschaft aufwachsen, in der einem immer wieder gesagt wird „das ist eben so“, kann es auch sein, dass den Menschen die Logik ausgetrieben wird.

Kinder fragen auch viel öfter nach, bis ihnen dann das ständige Nachfragen ausgetrieben wird, mit der Logik könnte es ähnlich sein.

Deswegen würde ich nicht von logikunfähigen Kindern ausgehen. Und sie in der Hinsicht zu schonen wäre sowieso idiotisch - Logik nützt einem in jeder Situation.

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SacreVacheSacre  03.08.2019, 03:36
@ninanewpart9

Ja, deswegen muss man dem Kind die Gesellschaft auch erklären. Aber zu erwarten, dass es einfach so alle Normen und Konventionen kennt, wäre naiv

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Ob die Kinder selber entscheiden ob sie Schläge verdient haben oder nicht verstehe ich das richtig oder so ähnlich Ja Nein von dieser Art von Erziehung halte ich auch nichts Kinder schlagen ist schwach feige und gemein habe ich schon oft rein gesprochen und diese Art von Erziehung ist für mich auch ein absolutes No-Go habe ich mich klar genug ausgedrückt ich hoffe ja