Wer hat dir das Fahrradfahren beigebracht?
12 Stimmen
7 Antworten
Wobei "beigebracht" ungenau wäre. Er hat das Rad anfangs hinten haltend und mitlaufend stabilisiert, und nach der vierten Runde stand er plötzlich nicht mehr hinter, sondern weit vor mir.
Ich habe es mir selber beigebracht.
Ich bin auf einem Dorf aufgewachsen in den 80gern. Wir Kids durften schon mit 3 Jahren alleine durch den Ort tingeln. Es gab nur 2 Straßen. Die in der wir wohnten und die Hauptstraße. In der gesamten Gegend waren nur Dörfer und Einsiedlerhöfe, so das oft nur ein Trecker vorbei fuhr.
Wir Kids gingen nicht in die Kita. Die Vormittags tingelten wir über die Höfe und spielten in Gruppen auf der Straße. Dort lag auch das gesamte Spielmaterial im Straßengraben. Dreiräder, Spieleautos und auch Fahrräder. Wir wussten, wir durften es nicht auf der Straße liegen lassen, sonst machts der Trecker kaputt. Also flog das Zeugs da auch immer wieder in den Graben. Auch die Fahrräder. Und als Kind hatte ich kein eigenes aber die lagen da ja, also hat man sich das irgendwann zum Spielen benutzt. Erst wurde es wie ein Laufrad genutzt, dann holte man Schwung mit beiden beinen und hielt beide Füße hoch. Danach kam dann das normale Fahren.
Da war keiner der uns das zeigte. Vorbilder waren immer die Größeren die damit ihren Spielradius vergrößerten. Wer also mit von der Partie sein wollte musste radeln können. Ich konnte mit 4 Jahren Rad fahren.
Und er sagte zu mir, dass Menschen aus dem Weg gingen, würde ich klingeln. Als ich klingelnd in eine Gruppe alter Männer rauschte, sah er seinen Fehler sofort ein und entschuldigte sich an meiner Stelle.
Genau genommen habe ich es mir, wie jeder andere auch, selbst beigebracht.
Meine Mutter war diejenige, die neben mir her gelaufen ist und mich im Gleichgewicht gehalten hat, bis ihr die Puste ausging. Ich habe es später immer wieder ohne sie probiert, bis ich das erste mal im Gleichgewicht geblieben bin und gespürt habe "jetzt hab ich es, jetzt kann ich es".
Diese Gefühl, das Gleichgewicht gefunden zu haben und halten zu können, war eines der erhabendsten Gefühle, die ich je in meinem Leben erlebt habe.
Das Gefühl, das Gleichgewicht zu finden und zu suchen, hat eine zentrale Stellung in meinem Leben eingenommen.
Das war dann wohl mein Papa. 🙂 Für gewöhnlich hat der sowieso die "wilderen" Sachen mit mir unternommen.