Wer hat die Geschichte mit der Ehebrecherin eingefügt?

7 Antworten

Woher "weiß man" das? Mir ist es neu, und ich finde, die Geschichte passt hervorragend ins Johannesvangelium.

Woher ich das weiß:Hobby – Bibelschule, gute Predigten, Bibellesen, Austausch

In der MacArthur-Studienbibel findet sich dazu:

"Dieser Abschnitt, der von einer Ehebrecherin handelt, gehörte sehr wahrscheinlich nicht zum ursprünglichen Inhalt des Johannes - Evangeliums. In mehreren Handschriften wurde er an verschiedenen Stellen des Evangeliums eingefügt (z.B. nach V. 36.44.52 oder 21,25), wohingegen eine Handschrift ihn im Anschluss an Lk 21,38 aufführt.

Die Gesamtheit aller erhaltenen Bibelhandschriften, die eine große Vielfalt an Textüberlieferungen repräsentiert, ist entschieden gegen die Aufnahme, da die frühesten und besten Handschriften den Text nicht enthalten. In vielen Handschriften ist die Passage gekennzeichnet, um Zweifel an ihrer Aufnahme anzudeuten. In bedeutsamen frühen Versionen ist sie nicht enthalten.

Bis zum 12. Jhdt. gibt es zu dieser Stelle keine Kommentare großer Kirchenväter. Ebenso unterscheidet sich das Vokabular und der Stil dieses Abschnitts vom Rest des Evangeliums, darüber hinaus unterbricht er den Zusammenhang zwischen V. 52; 8,12 ff.

Allerdings meinen viele, dass dieser Text alle Kennzeichen historischer Richtigkeit besitzt; vielleicht ist er ein Stück der mündlichen Überlieferung, die in Teilen der westlichen Kirche im Umlauf war.

Trotz aller Überlegungen hinsichtlich der wahrscheinlichen Unzuverlässlichkeit dieses Abschnitts ist es möglich, sich dennoch darin zu irren, so dass es gut ist, die Bedeutung dieser Passage zu durchleuchten und sie ebenso wie Mk 16,9-20 im Text zu lassen."


knight4 
Beitragsersteller
 27.05.2019, 15:56

sehr interessant, dass mit Mk 16,9-20 wusste ich gar nicht.

ich frag mich aber trotzdem wer diese Geschichten erfunden hat und warum.

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chrisbyrd  27.05.2019, 16:06
@knight4

Wer den Text geschrieben hat, dürfte nicht mehr rekonstruierbar sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_und_die_Ehebrecherin

Vielleicht sind es wirklich überlieferte Erzählungen aus dem Leben von Jesus Christus, die irgendwann zusätzlich eingefügt wurden. Johannes schreibt dazu: "Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären" (Johannes 21,25).

Es gibt aber nur ganz, ganz wenige Bibelstellen, die zusätzlich geschrieben wurden. Die Bibel ist mit vielen Quelltexten so gut belegt wie kein anderes antikes Buch. U. a. deshalb ist die Bibel ein sehr zuverlässiges und genau überliefertes Buch.

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knight4 
Beitragsersteller
 27.05.2019, 16:17
@chrisbyrd

Man müsste auch logisch an die Erzählung mit der Ehebrecherin ran gehen.

Die Erzählung ist zwar schön aber dennoch ergibt es keinen Sinn.

Jesus war in diesem Zeitpunkt noch nicht Tod und auferstanden, dass Gesetz der Gnade war somit noch nicht da. Es zählte immer noch dass Gesetz welches der Vater Moses übergeben hat. Die Frau hätte gesteinigt werden müssen, so verlangte es das Gesetz.

Jesus hätte somit sein eigenes Gesetz gebrochen und es wäre ungerecht gewesen gegenüber denen die gesteinigt worden sind und keine 2 Chance bekommen haben.

Und wie wir wissen ist Jesus gekommen um das Gesetz zu erfüllen und nicht um zu brechen.

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Kevidiffel  27.05.2019, 18:32
@knight4
Und wie wir wissen ist Jesus gekommen um das Gesetz zu erfüllen und nicht um zu brechen.

Dann hätte er deutlich mehr Menschen selbstständig hinrichten müssen, denn er kam als Schwert. Hat er aber nicht, also hat er sein eigenes Gesetz gebrochen. Dein Gott widerlegt. Gute Nacht.

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chrisbyrd  28.05.2019, 00:11
@knight4

Eine interessante Theorie!

Es könnte aber auch folgendermaßen gewesen sein:

Ich zitiere mal die MacArthur-Studienbibel: "Wer unter euch ohne Sünde ist.  Das bezieht sich direkt auf 5Mo 13,10; 17,7, wo die Zeugen eines Verbrechens als erste mit der Hinrichtung beginnen sollten. Nur jene, die sich nicht der gleichen Sünde schuldig gemacht hatten, konnten sich daran beteiligen:"

Anscheinend war keiner der Anwesenden diesbezüglich unschuldig und deshalb wussten sie, dass sie kein Recht hatten, den ersten Stein zu werfen.

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Es gibt eine ganze Reihe von Briefen der alten Kirchenväter aus den ersten 3 Jahrhunderten, die in der Vatkanbibliothek teils im Original nachgelesen werden können, in denen sie sich darüber austauschen, was ihnen an den diversen christlichen Schriften so alles nicht passt und wo sie geändert werden müssten, damit sie besser zur Theologie der entstehenden katholischen Kirche passen. Dementsprechend ist da sehr viel "redaktionell überarbeitet" worden, bevor die Bibel im 4. und 5. Jahrhundert in ihrer heutigen Form entstand.


johann77  27.05.2019, 15:45

Warum sollte die Geschichte der Ehebrecherin zu der gesetzlichen kath. Kirche vor hunderten Jahren nicht passen?

Ich glaube du hängst bewusst einem Trugschluss nach.

Ich glaube, sie passt sehr gut zum Gott der bedingungslosen Liebe, aber natürlich nie zu Allah.

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Mit der Aussage, wonach es sich bei der Jesus untergeschobenen Erzählung von der Ehebrecherin um eine Lüge handelt, wäre ich vorsichtig. Auch läßt sich heute nicht mehr abklären, wer diese Geschichte eingefügt hat - evtl. der Evangelist Johannes selbst ? -, aber bezüglich des "wozu" kommt man weiter.
Nach dem Gesetz des AT sind beide, damit Mann und Frau, sofern sie beim Ehebruch ertappt worden sind, zu steinigen; es läßt sich leicht herausfinden, wo dies in einem der fünf Bücher Mose steht. Damit stellt sich die Frage, wo ist in der Erzählung des Johannes der zugehörige Mann geblieben? Ist es etwa so, daß nach dem Johannestext im Falle eines Ehebruchs grundsätzlich allein die Frau schuld ist, aber niemals der beteiligte Mann belangt werden kann?


knight4 
Beitragsersteller
 27.05.2019, 15:44

die Geschichte ist erfunden, in den ältesten Urschriften des Neuen Testaments ist die Erzählung nicht dabei.

Auch die meisten Gelehrten sind sich einig dass die Verse 7,53-8,11 nicht im ursprünglichen Johannes Evangelium dabei waren.

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Rizini  27.05.2019, 15:48
@knight4

Danke für die Ergänzung. Meine Deutung des Vorgangs habe ich oben notiert.

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Tutor1940  27.05.2019, 17:52

Die Frau war in der Antike IMMER die Schuldige.

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666Phoenix  27.05.2019, 19:16
@Tutor1940

Genau wie heute!

Bei einer Scheidung haben immer beide Schuld:

die Ehefrau und die Stiefmutter!

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Wieso sollte das eine Lüge sein?


knight4 
Beitragsersteller
 27.05.2019, 15:49

In keinem der ältesten Urschriften ist die Geschichte dabei.

Auch die meisten Gelehrten sind sich einig dass die Verse 7,53-8,11 nicht im ursprünglichen Johannes Evangelium dabei waren

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Superreich  27.05.2019, 16:05
@knight4

Dann waren sie halt im Evangelium des Jakobus oder sonst eines Jüngers. Sie sind jedenfalls sehr Jesus!

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knight4 
Beitragsersteller
 27.05.2019, 16:12
@Superreich

Jesus war in diesem Zeitpunkt noch nicht Tod und er war auch nicht auferstanden, dass Gesetz der Gnade war somit noch nicht da. Es zählte immer noch dass Gesetz welches der Vater Moses übergeben hat. Die Frau hätte gesteinigt werden müssen, so verlangte es das Gesetz.

Jesus hätte somit sein eigens Gesetz gebrochen und es wäre ungerecht gewesen gegenüber denen die gesteinigt worden sind und keine 2 Chance bekommen haben.

Und wie wir wissen ist Jesus gekommen um das Gesetz zu erfüllen und nicht zu brechen.

Die Erzählung ist zwar schön aber auch unlogisch.

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tst59  28.05.2019, 09:28
@knight4

Du irrst, knight4. Jesus steht über dem Gesetz. Jesus hätte so vieles nicht tun dürfen, wie zum Beispiel heilen am Sabbat und vieles mehr. Er hätte sich auch nicht Gott gleich stellen dürfen (die schlimmste Sünde, die es laut Altem Testament überhaupt gibt!), genau deshalb wollten die Juden ihn töten. Und haben es ja dann auch getan.

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