Welcher Generation gehört Ihr an?

Das ist bei mir (33 Jahre) die "Generation Y", was ich allerdings bis vor einiger Zeit selber nicht wusste - ich habe mich damit noch nicht beschäftigt. Halte aber von solchen Einstufungen generell nicht allzu viel und was ich bei Wikipedia zu dem Thema "Generation Y" gelesen habe, hat mit mir rein menschlich so gar nichts gemein - ich denke, jeder ist verschieden und solche Charakterisierungen erfassen allenfalls Mainstream und Durchschnitt. Weder habe ich viel Zeit und Geld in meine "Bildung" investiert (ich stamme aus einer Familie, in der Bildung wichtig war, da bekam es so vermittelt) noch lehne ich Hierarchien ab noch würde ich "Vaterzeit" oder sonst was beanspruchen - dafür bin ich ziemlich politisch, ohne jemals Abi gemacht zu haben. Bin auch so erfolgreich geworden, weil ich mich von unten nach oben arbeiten konnte und ein paar Leute hatten, die es doch halt mal gut mit mir meinten.

Die meisten meiner gleichaltrigen Freunde sind Nicht-Akademiker und wie ich im eigentlichen Sinne total provinziell, zwischen Kirche und Vereinen und Schule aufgewachsen, da hat man scheint's auch andere Parameter als Vaterzeit einzufordern und andere Probleme, als ohne Ende Geld und viele Jahre in Titel und Zertifikate zu investieren ... da war es seitens der Familien gar nicht erwünscht, dass man ewig in der Gegend rumstudiert, so bekam ich es auch gesagt, als ich die Realschule beendete ----> es hieß damals, es sei egal, was ich beruflich mache, ich solle glücklich werden, aber man sehe es nicht so gern, wenn ich Abi nachhole und ewig studiere oder zur Bundeswehr gehe. Ich habe dann erstmal Industriekaufmann gelernt und arbeite heute in einer Zeitungsredaktion. Meine damalige Freundin, die nach der Realschule ihr Abi nachholte und nach dem FSJ Lehramt studierte, musste sich übrigens permanent dafür rechtfertigen, warum sie nicht in die Lehre geht, sondern Lehrerin werden will (ist sie geworden, wir haben noch Kontakt).

Ich war dafür ziemlich entsetzt, als ich vor einigen Jahren ein Buch über Kriegskinder gelesen habe - da habe ich einige Eigenschaften wieder erkannt, die ich von mir kenne und teils merkwürdig fand, aber nie zuordnen konnte - muss dazu sagen: Ich bin aus familiären Gründen bei meinem Opa aufgewachsen und habe manches von ihm vererbt oder vermittelt bekommen. Was hier an "Eigenarten" zu lesen ist, kenne ich alles von mir selber sehr gut ... frühe Parentifizierung, starke und teils auch drückende Verantwortungsgefühle, das Hinauszögern von Abschieden und Entscheidungen, Ängste bei U-Bahn-Schachten, Unwohlsein beim Sehen einsamer Flugzeuge, Polizei und Feuerwehr oder bestimmten Lichtern. Mein Opa war genauso und mein Großonkel sprach nie drüber, aber ich merkte es ihm oft an, dass in so Situationen "irgendwas nicht stimmt" und er nur mir zuliebe so tat, als sei alles in Ordnung oder im Rückblick verstehe ich, warum er bei kritischen Situationen immer angefangen hat, alte Schlager zu pfeifen oder zu singen.

Ich hatte zwar eine Jugend, die dank Gleichaltriger dem typischen Standard der 90er und 2000er entsprach auch was Musik und Fernsehen angeht und mein Opa war ein sympathischer Mann, der alles getan hat, was er konnte - aber rein geistig bin in in vieler Hinsicht seiner Generation näher. Ich denke, es kommt immer drauf an, wo und wie man aufwächst und es wird seinen Grund gehabt haben, dass mich eine Lehrerin mit Alfred Biolek verglichen hat und ca. 2005 meinte, ich sei gedanklich "ein netter älterer Herr um die 60", der nur optisch ein Jugendlicher sei und vielen diesbezüglich voraus. Habe allerdings erst viel später begriffen, was sie wirklich damit meinte und dass es ernstgemeint war.

Mit Jahrgang 1976 gehöre ich zur Generation X.

Silvester 2000 war super ✨