Welche wissenschaftliche Erkenntnis führte rund 1850 zur Änderung des Menschenbildes?

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Charles Darwins' Buch "Über die Entstehung der Arten" von 1859 vermutlich.

Vorher war der Mensch ein von Gott als perfekt und endgültig geschaffenes Wesen. Durch die Evolutionstheorie wurde klar, dass der Mensch nur ein Produkt aus Selektion, Mutation und Umwelteinflüssen ist.

Meiner Meinung nach kann man höchstens Jahrhunderten irgendetwas zuordnen. So ist das 19. Jahrhundert Europas das Zeitalter der Erkenntnis der Entwicklung (in Allem).

Hier nur sehr wenige Beispiele:

  • Beethoven schrieb 1799 in seiner ersten Sinfonie in der Einleitung ein erstes kleines sich entwickelndes Thema in der Musikgeschichte.
  • Goethe schrieb lebenslang am Faustus-Drama, über einen Gelehrten, der sich persönlich entwickelt hat.
  • Hutton und Lyell erkannten die geologische Entwicklung (Uniformitarismus): Der Erkenntnisse der Gegenwart der Erde zeigen uns deren Vergangenheit, vielleicht auch deren Zukunft.
  • Marx schrieb, dass die ewige Interpretation von "Gott und der Welt" keinen Sinn hat, man muss sie endlich - besonders im Wirtschaftlichen - zum Guten hin entwickeln, weil alles veränderbar ist.
  • Darwin entdeckte die biologische Entwicklung, insbesondere die des Menschen, die Evolution: Der Mensch stammt eben nicht vom Affen ab, sondern er hat mit dem Affen gemeinsame Vorfahren.
  • Fontane u.v.m. schrieben halbfiktive Romane über Hauptfiguren und deren Lebensläufe, in denen diese sich entwickelten.
  • Wagner komponierte den Tristan-Akkord, die Grenze der Ausweitung der Harmonie, somit das Ende der Bachschen (Werckmeister) "temperierten Stimmung und Harmonien": Wie geht es weiter? Die barocke Fortspinnung in der Musik war damit auch am Ende.

Alle Intelligenten entdeckten bis zum Ende des 19. Jhs., dass sich alles entwickelt. Die antike Feststellung Heraklits "panta rhei" wurde nicht mehr nur in "alles fließt" übersetzt, sondern in "alles entwickelt sich". Die Aussagen der Bibel über die Erde (Schöpfungsmythos) wurden als wissenschaftlich falsch erkannt: Die Erdgeschichte, die Geschichte des Lebens auf der Erde, die Menschheitsgeschichte muss doch sehr viel älter sein.

Und im 20. Jh. entdeckte man, dass sich auch etwas vom Weitesten zum Engsten, vom Großen zu Kleinen entwickeln kann, nicht nur umgekehrt: Etwas kann auch immer weniger werden. Es existieren genau so viel leicht veränderbare Gleichgewichte wie (angeblich) unveränderbare.

Die Gründung der Schweiz, zwei Jahre davor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Stammtisch-Praktikum unter Gutgelaunten.