Welche konkreten Beweise hat die Evolutionstheorie?

7 Antworten

Welche konkreten Beweise hat die Evolutionstheorie?

Alle Beweise zu nennen, würde ganze Bücher füllen, aber um ein paar zu nennen:

  • Fossilienbestand
  • Biogeographie
  • Homologien und verschachtelte Hierarchien
  • Experimente und Feldbeobachtungen

Die University of California, Berkeley geht auch einige dieser Beweislinien in ihrem kostenlosen Kurs durch, kann ich nur empfehlen!:
https://evolution.berkeley.edu/lines-of-evidence/

Die Evolutionstheorie wird durch umfangreiche Datenmengen gestützt, die ihre Gültigkeit untermauern, sowie durch zahlreiche Vorhersagen, die sich als korrekt erwiesen haben. Genau deswegen gehört sie auch zu den am besten unterstützten Theorien in den Naturwissenschaften und ist so wahr, dass sie heute die Grundlage der modernen Biologie bildet.

Und wie erklärt sie die Entstehung des Lebens?

Die Evolutionstheorie erklärt nicht die Entstehung des Lebens, sondern bezieht sich auf die Artenvielfalt und deren Entwicklung. Das Themengebiet, welches sich mit der Entstehung des Lebens beschäftigt, heißt Abiogenese.

Wie das Leben entstanden ist, weiß man nicht genau. Die Wissenschaft hat dazu Hypothesen, welche auch einige Aspekte bereits gut erklären können, aber doch ist vieles noch immer ungeklärt. Hier sind beispielsweise gute Infos zur RNA-Hypothese: https://elifesciences.org/articles/32330

Und wie passt der Entwicklungszyklus der Schmetterlinge in die Theorie?

Das ist zwar überhaupt nicht mein Thema, aber warum sollte der Entwicklungszyklus nicht passen? Jüngere Insekten blieben länger in einer embryonalen Form und verschoben ihre vollständige Entwicklung auf einen späteren Lebensabschnitt. Es gibt viele Variationen dieses Prozesses, von sehr einfach bis hin zu sehr spezialisiert, wie beim Schmetterling. Manche Insekten durchlaufen keine Metamorphose, andere eine teilweise Metamorphose und wieder andere eine vollständige Metamorphose.

Das fängt bei fossilen Funden an und zieht sich bis heute wo man sehen kann wie schnell Mutationen einer Tierart ganz neue Eigenschaften geben da sich ihre Umwelt drastisch geändert hat.


lumbricussi 
Beitragsersteller
 05.09.2024, 02:05

Hast du ein Beispiel?

heeyy1234321  05.09.2024, 07:37
@lumbricussi

Ich habe tausende.Aber wenn du jetzt noch eins brauchst ist diskutieren mit dir eh Zeitverschwendung.

Und wie erklärt sie die Entstehung des Lebens?

Durch Abiogenese (chemische Evolution). Wobei die Evolutionstheorie selbst streng genommen keine Erklärung liefert. Sie erklärt nur, wie Arten sich verändern und wie neue Arten entstehen. Die Entstehung des Lebens versuchen andere Modelle zu erklären, die aber oftmals von Evolutionsbiologen bearbeitet werden, weil die Frage nach dem Ursprung des Lebens für Evolutionsbiologen natürlich von großem Interesse ist.

Allerdings haben wir bislang noch kein allgemein akzeptiertes Modell darüber, wie die Abiogenese im Detail ablief. Es gibt eine Reihe verschiedener Hypothesen, von denen die bekannteste (heute aber als unwahrscheinlich angesehene) die Ursuppen-Hypothese ist, zu der es in den 1950ern auch das bekannte Urey-Miller-Experiment gab. Die meisten neueren Hypothesen verorten den Ursprung des Lebens an hydrothermalen Quellen des Urozeans, sodass man heute über das Wo?als recht gesichert annehmen kann, dass das Leben dort entstanden ist (es gibt aber auch Alternativen, manche Hypothesen, z. B. eine von Ulrich Schreiber und Christian Maxer verorten den Entstehungsort des Lebens z. B. in der Erdkruste oder in vulkanischen Quellen). Über das Wie? gibt es verschiedene Erklärungsansätze, die sich auch oft nicht gegenseitig ausschließen. Die Oberflächenmetabolismus-Hypothese, oft auch als Ur-Pizza-Hypothese bezeichnet, von Günter Wächtershäuser etwa geht davon aus, dass das Leben in den Hydrothermalquellen an der Oberfläche von schwefelhaltigen Mineralien entstand. William Martin hingegen vertritt eine Hypothese, wonach das Leben in winzigen Poren des Gesteins der Hydrothermalquellen entstanden sein könnte.

Welche konkreten Beweise hat die Evolutionstheorie?

Es gibt eine Vielzahl von Einzelbelegen, die so groß sind, dass man sie unmöglich alle aufzählen kann. Eine kleine Auswahl:

  • System der abgestuften Ähnlichkeit: d. h. Merkmale sind nicht zufällig verteilt, sondern in gruppenspezifischen Mustern, die in einen Stammbaum des Lebens umgeschrieben werden können
  • Molekularbiologische Belege, etwa der Vergleich von DNA-Sequenzen, die gleichfalls in einen Stammbaum umgeschrieben werden und den auf morphologischen Merkmalen (weitgehend) bestätigen
  • Cytologische Merkmale (z. B. Form und Anordnung der Chromosomen verwandter Arten), Bau der ribosomalen RNA, Universalität des genetischen Codes und gemeinsame Grundprinzipien der Proteinbiosynthese
  • Fossilien, fossile Stufenreihen und Brückenorganismen wie Tiktaalik, Ichthyostega, Morganucodon oder Archaeopteryx
  • Die (allerdings nicht uneinfeschränkt gültige) biogenetische Grundregel, z. B. Metamorphose der Amphibien
  • Freilandexperimente und Messungen wie etwa die jahrzehntelange Dokumentation der Mittleren Grundfinken auf der Galápagosinsel Daphne Major
  • Die "Pizza-Maus" im Central Park, die sich im Zeitraffer an eine neue Nahrungsquelle (Fast Food) angepasst hat
  • Langzeitexperimente im Labor, darunter das Long Term Evolution Experiment
Und wie passt der Entwicklungszyklus der Schmetterlinge in die Theorie?

Als abgestuftes Merkmal passt die Metamorphose der Schmetterlinge insofern dazu, dass sich damit die Verwandtschaft der holometabolen Insekten begründen lässt, also ins System der abgestuften Ähnlichkeit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

lumbricussi 
Beitragsersteller
 05.09.2024, 00:39

Vielen Dank. Bin ein absoluter Laie auf diesem Gebiet, aber es interessiert mich schon immer sehr. Ich lese und lese, doch ich finde immer neue Fragen.

Zur Abiogenese:
Im Urey-Miller-Experiment - du schreibst ja selber, dass das die unwahrscheinlichste Erklärung ist - wurde die Uratmosphäre einer UV-Strahlung und künstlich generierten Blitzen durch elektrische Entladungen ausgesetzt. Und jedesmal entstanden dabei organische Molekülketten, also Aminosäuren. Und da geht es anscheinend nicht mehr weiter.
Damit Proteine und Enzyme entstehen können, braucht es lange Aminosäureketten. Z.B. beruht ein kleines menschliches Protein auf einer Verkettung von 150 Aminosäuren. Für diese Aminosäuren gibt es eine gigantische Anzahl von verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten. Und so eine Aminosäurenkette muss auch noch dreidimensional gefaltet werden, um ein funktionsfähiges Protein zu sein.
Da ist zum einen diese Unmenge von Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Aminosäuren in der Kette, und zum anderen die Unmenge von Möglichkeiten der Faltungen der Kette - dass so ein Protein durch Zufall entstanden sein soll, das kann nicht sein. Und wenn es Zufall gewesen wäre, dann müsste es schon ein paar mehr Zufälle gewesen sein, dass es weiterginge. Ungefähr so, wie 50 mal hintereinander einen Sechser im Lotto.

Die Wissenschaft weiß also nicht, wie das Leben entstanden sein könnte, nur das WO ist klarer. Wird eigentlich weitergeforscht nach der Entstehung des Lebens? Da gibt es doch noch den Kreationismus, die Entstehung des Lebens durch den biblischen Gott. Aber wie ist es mit dem "Intelligenten Design"? Das ist doch auch Wissenschaft und nicht Religion?
Ich hab ein Buch von Frederic Vester: "Denken, Lernen, Vergessen". Der hat es 1991 geschrieben. Meiner Meinung nach ist es immer noch aktuell. Und er sagt, dass es im Universum 3 Entitäten gäbe: Materie, Energie, Information.
Und wenn man es so ausdrückt: Materie, Energie, Intelligenz?
Jede Zelle steckt doch zum Platzen voll mit Intelligenz.
So rein logisch will mir nicht in den Kopf, dass Intelligenz das Produkt von toter Materie sein soll. Wenn man mal umgekehrt forschen würde, danach, wie Intelligenz die Materie kreiert, das würde spannend werden.
Ich meine, so in Richtung der morphogenetischen Felder, wie es Rupert Sheldrake sieht. Es ist doch auch nichts rechtes, wenn die Wissenschaft in der Sackgasse steckenbleibt, da muss man halt auch mal andere Wege gehen.
Wie siehst du das?

Darwinist  05.09.2024, 10:43
@lumbricussi
Da ist zum einen diese Unmenge von Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Aminosäuren in der Kette, und zum anderen die Unmenge von Möglichkeiten der Faltungen der Kette - dass so ein Protein durch Zufall entstanden sein soll, das kann nicht sein.

Doch, das kann sein. Es ist leicht vorstellbar, dass zunächst nur kürzere Ketten aus Aminosäuren (AS) entstanden (sog. Peptide, die gibt es nämlich auch in unserem Körper) und diese wurden nach und nach einfach länger, ab 100 AS spricht man dann von einem Protein. Unser Körper setzt ständig neue Proteine zusammen aus einzelnen AS, ganz ohne göttliches Zutun. Die Kombination der AS kann völlig planlos erfolgt sein. Schon hier hat das Prinzip der natürlichen Auslese dafür gesorgt, dass "sinnvolle" Kombinationen sich erfolgreicher vermehren konnten (bzw. erst dadurch der "Sinn" entstand).

Die Faltung der Proteine erfolgt von ganz alleine (Selbstorganisation). In unserer DNA ist z. B. die räumliche Struktur gar nicht gespeichert, sondern nur die Primärstruktur (Abfolge der AS in der Kette). Die Faltung erfolgt danach von selbst und ergibt sich einfach aus den energetischen Wechselwirkungen zwischen den AS (Schwefelbrücken, van der Waals-Kräfte usw.) Bei größeren Proteinen gibt es zwar Hilfsproteine (Chaperone), die bei der Faktung unterstützen. Sie falten aber nicht selbst, sondern schützen nur vor Wechselwirkungen mit anderen Proteinen. Kleine Proteine wie die Ribonuklease falten sich ganz von allein.

Außerdem stand am Anfang der Evolution sehr wahrscheinlich die RNA-Welt, bei der die Enzymfunktion der Proteine ohnehin noch von der RNA übernommen wurde. Diese hat also gleichzeitig als Speichermedium gedient (später durch die DNA ersetzt) und als Katalysator (man spricht deshalb von Autokatalyse). Spuren der RNA-Welt finden wir in uns noch heute, die Ribozyme, deren bekanntestes das Ribosom ist. Und warum wohl muss für die Proteinbiosynthese die DNA erst in RNA umgeschrieben werden, ehe sie in den AS-Code übersetzt werden kann? Richtig, wegen der RNA-Welt.

Wird eigentlich weitergeforscht nach der Entstehung des Lebens?

Ja, natürlich. Ein paar der neueren Hypothesen habe ich ja in der Antwort oben genannt.

Aber wie ist es mit dem "Intelligenten Design"? Das ist doch auch Wissenschaft und nicht Religion?

Das Intelligent Design (ID) ist nicht wissenschaftlich, weil es sich mit den Methoden der Wssenschaft (Hypothese, empirische Überprüfung, Verifikation bze. Falsifikation) nicht testen lässt und beruht allein auf dogmatischen Glaubensannahmen. Es ist deshalb keine wissenschaftlich akzeptable Alternative zur Evolutionstheorie (ET) und letztlich nichts anderes als der Kreationismus in einem pseudowissenschaftlichen Gewand.

Die Argimente, welche der Kreationismus gegen die ET angeblich hervorgebracht hat, sind alle bereits entkräftet und damit haltlos. Das gilt für die Lückenhaftigkeit des Fossilberichts (das schon Darwin selbst entkräftet hat) ebenso wie für das Uhrmacher- und das Wahrscheinlichkeits"argument". Zudem gibt es eindeutige Belege, die zumindest den biblischen Schöpfungsmythos eindeutig widerlegen (z. B. Biogeographie, Alter von Gesteinen, Fossilien).

Wie siehst du das?

Die ET ist die gegenwärtig einzig plausible und wissenschaftliche Erklärung zur Veränderlichkeit und Entstehung neuer Arten und steht auf einem so breiten Fundament an Belegen, dass sie als gesichert gelten muss. Alles andere ist pseudowissenschaftliches Aluhutgeschwurbel.

lumbricussi 
Beitragsersteller
 05.09.2024, 16:47
@Darwinist

Da bleibt mir also nichts anderes übrig, als einfach die Erklärung der Wissenschaft so hinzunehmen und sie einfach zu glauben. Ein Wissenschaftler liest vermutlich nicht solche Sachen, die nicht als gesichert gelten. Der neugierige Laie hingegen liest alles kunterbunt durcheinander, das gesicherte und das ungesicherte, eben weil er neugierig ist. Nicht einmal Darwin hat gesagt, dass seine Theorie alles erklärt, sondern: "Ließe sich irgendein zusammengesetztes Organ nachweisen, dessen Vollendung nicht möglicherweise durch zahlreiche kleine aufeinanderfolgende Modifikationen hätte erfolgen können, so müsste meine Theorie unbedingt zusammenbrechen." Steht so in "Über die Entstehung der Arten".
Und darum stößt der interessierte Laie eher auf Unstimmigkeiten und beschäftigt sich mit diesen, eben weil er bloß wissen will, und neugierig ist.

Da ist z.B. diese komische Lücke in der Datierung. Die ersten echten skelettartigen Fossilien kennt man erst seit dem Kambrium. Und in der Zeit vor dem Kambrium ist in den geologischen Schichten nichts da. Die Fossilien des Präkambriums fehlen einfach in den geologischen Schichten der 200 bis 300 Millionen Jahre vor dem Kambrium. Ist das denn nichts? Es fehlen all die Vorstufen für die Explosion des Lebens im Kambrium. Prof. Lesch kommt hier zum Schluss, dass es hier Erosionsvorgänge gegeben haben muss, die alle fossilen Übergangsformen ausgelöscht haben. Es gibt aber keinerlei Beweise dafür. Diese Erosionsvorgänge müssten dann auf der gesamten Erde im selben Zeitraum stattgefunden haben. Wäre das nicht ein unglaublicher Zufall?

Es ist nicht richtig, Kreationismus mit Intelligent Design gleichzusetzen.
Geist, Intelligenz ist nicht gleichzusetzen mit dem Gott der Bibel, der in 6 Tagen die Welt erschaffen hat. Sogar Max Planck war der Auffassung, dass die Materie ohne den Geist nicht bestünde. Ist Geist oder Intelligenz für dich eine "Ausschwitzung" oder ein Produkt der Materie? Wie erklärst du Geist?

Pseudowissenschaftliches Aluhutgeschwurbel - ok, das kann man so nennen.
Aber weißt du eine bessere Erklärung als Prof. Leschs weltweiter Erosion, die leider alle Vorstufen der Fossilien im Präkambrium ausgelöscht haben soll?
Gibt es irgendeinen Nachweis für diese "Erosion"?

Darwinist  06.09.2024, 13:34
@lumbricussi
Da bleibt mir also nichts anderes übrig, als einfach die Erklärung der Wissenschaft so hinzunehmen und sie einfach zu glauben.

Mit Glauben hat das nichts zu tun. Die Wissenschaft lebt ja davon, dass sie gerade nicht einfach glaubt, sondern empirisch überprüft.

Nicht einmal Darwin hat gesagt, dass seine Theorie alles erklärt, sondern: "Ließe sich irgendein zusammengesetztes Organ nachweisen, dessen Vollendung nicht möglicherweise durch zahlreiche kleine aufeinanderfolgende Modifikationen hätte erfolgen können, so müsste meine Theorie unbedingt zusammenbrechen." Steht so in "Über die Entstehung der Arten".

Ich weiß, was in Über die Entstehung der Arten steht, ich habe es vollständig gelesen. ;-)

Wenn es dir aufgefallen ist, hat Darwin seinen Satz im Konjunktiv verfasst. Das heißt deshalb nicht, dass er glaubte, dass seine Theorie nicht alles erklären könne, sondern drückt ein wesentliches Element einer jeden wissenschaftlichen Theorie aus, nämlich ihre Falsifizierbarkeit. Das heißt, dass es möglich sein muss, eine Theorie wiederlegen zu können. Dann, und nur dann, kann man sie nämlich überhaupt erst wissenschaftlich testen.

Seinen Satz kann man auch so umformulieren: "Wenn man ein Organ fände, das zweifelsfrei nicht schrittweise entstanden sein kann, dann träfe die Evolutionstheorie nicht zu." Ein solches Organ hat man aber trotz intensivster Suche bislang nicht finden können. Kreationisten nennen als ein solches "Gegenargument" gern das Linsenauge. Tatsächlich ist aber gerade die Evolution des Auges durch morphologische Stufenreihen verschieden "fortschrittlicher" Augentypen (z. B. einfache Augengruben, Becheraugen, Lochkameraaugen und schließlich verschieden hochrntwickelte Linsenaugen) sehr gut dokumentiert. Dasselbe gilt für alle anderen Organe, die Kreationisten als "Beispiel" für ihr Uhrmacher-"Argument" anführen. Alle lassen sich durch Zwischenformen erklären.

Es ist nicht richtig, Kreationismus mit Intelligent Design gleichzusetzen.

Doch. Beim ID wird einfach der Begriff "Gott" durch "intelligenter Schöpfer" ersetzt, um wissenschaftlicher zu klingrn. Im Kern ist das ID aber dieselbe Idee wie der Kreationismus.

Im Übrigen verweise ich hier auf die Tatsache, dass viele Konstruktionen in der Natur nicht intelligent sind, sondern fehlerhaft und deshalb nur durchvEvolution erklärbar. Beispiele dafür sind z. B. der inverse Aufbau der Retina oder der absurde Verlauf des N. laryngeus recurrens.

Wie erklärst du Geist?

Ich kann nur den menschlichen Geist erklären. Einen solchen definiere ich als Summe der synaptischen Verschaltungen der Neuronen im Gehirn.

Da die Evolutionstheorie ja ohne die Annahme eines schöpferischen Geistes auskommt und dennoch plausibel ist, bedarf es keiner Definition von "Geist" in diesem Sinn.

Aber weißt du eine bessere Erklärung als Prof. Leschs weltweiter Erosion, die leider alle Vorstufen der Fossilien im Präkambrium ausgelöscht haben soll?

Klar. Die Lösung ist einfach: dami etead fossil erhalten bleibt, muss erst mal was da sein, was fossilieren kann. Das sind in der Regel harte Strukturen wie Knochen, Schalen oder Gehäuse. Da die vorkambrischen Lebewesen noch nicht solche Strukturen hatten, standen die Chancen für eine fossile Erhaltung nicht gut.

Außerdem sind ja sehr wohl präkambrische Fossilien bekannt, Stromatolithen nämlich. Die ältesten Stromatolithen sind 3.5 Mrd. Jahre alt.

leckaschmecka  06.09.2024, 16:30
@lumbricussi
Es ist nicht richtig, Kreationismus mit Intelligent Design gleichzusetzen.

Tatsächlich ist es dasselbe. Intelligent Design wurde von Kreationisten nach ihrem verlorenen Gerichtsprozess Edwards v. Aguillard begründet, um verfassungsmäßige Beschränkungen der Religion im naturwissenschaftlichen Unterricht zu umgehen, was dann ebenfalls im späteren Kitzmiller v. Dover scheiterte. Die Intelligent Design-Bewegung hat sogar dazu ein Lehrbuch veröffentlicht, das ursprünglich ein kreationistisches Buch war, in dem sie aber Begriffe wie "Schöpfer" durch "Intelligenter Designer" ersetzt haben. Es ist buchstäblich Kreationismus.

Für die Evolution gibt es diverse Belege, zum Beispiel:

  • die Abfolge der Fossilien von den ältesten zu den jüngsten Gesteinsschichten
  • homologe Organe bei verschiedenen Lebewesen wie unsere Arme, die Vorderbeine von Maulwürfen und die Flügel von Vögeln
  • rudimentäre Organe wie verkümmerte Augen bei ihr ganzes Leben in lichtlosen Höhlen lebenden Tieren, die Überreste von Beckenknochen bei Walen und das Steißbein
  • Atavismen, also das Wiederauftauchen von urtümlichen Merkmalen (wie die dichte Ganzkörperbehaarung bei manchen Menschen)
  • dauerhaft abgeschaltete Gene in der DNA
  • so etwas wie Kiemenspalten und ein Schwanz, die später wieder verschwinden, in der Entwicklung menschlicher Embryos
  • dass sich die Embryos von verwandten Arten wie den Wirbeltieren anfangs nahezu gleichen (evolutionäre Veränderungen erfolgen durch eine Veränderung des Ablaufs der Entwicklung vom Embryo zum ausgewachsenen Tier durch entsprechende Mutationen)
  • die geographische Verteilung der verschiedenen Arten
  • solche Kuriositäten wie der Verlauf der menschlichen Samenleiter und des rückläufigen Kehlkopfnervs, besonders bei Giraffen
  • Ringspezies wie die Salamander der Gattung Ensatina um das Central Valley in Kalifornien
  • endogene Retroviren
  • die Bakterien ähnelnden Mitochondrien und Plastiden
  • Mosaikformen wie der Archäopteryx, der Tiktaalik und das Schnabeltier

Die Entstehung der ersten Lebewesen wird zwar manchmal auch chemische Evolution genannt, aber die Evolutionstheorie erklärt sie nicht. Dafür, wie die ersten Lebewesen entstanden sind, gibt es verschiedene Hypothesen, die im Wikipedia-Artikel über die chemische Evolution genannt werden. Die Evolutionstheorie erklärt, wie sich schon vorhandene Lebewesen durch Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen im Lauf von Generationen verändern.

Der Enwicklungszyklus der Schmetterlinge hat nicht direkt mit der Evolutionstheorie zu tun. Das ist halt eine der vielen Varianten der Entwicklung vom Embryo zum erwachsenen Lebewesen, die sich im Lauf der Evolution entwickelt haben.

Beweise gibt es weder in den Evolutionstheorien noch in den Schöpfungstheorien. Aber es gibt eine Menge Hinweise, die Evolutionstheorien bestätigen.

Und wie erklärt sie die Entstehung des Lebens?

Die Kernprinzipien der Evolution sind die Variation und die Selektion. Die Variation besagt, dass von dem, was existiert, kleine Änderungen möglich sind. Die Selektion sorgt dafür, dass davon das bleibt, was funktioniert. Die Evolution ist also ein ständiges Experimentieren.

Diese Prinzipien der Evolution gelten nicht erst für die Biologie, also die Lebewesen. Sondern auch schon für Physik und Chemie. Die physikalische Evolution ist die Vorstufe der chemischen Evolution und diese die Vorstufe der biologischen.

Und wie passt der Entwicklungszyklus der Schmetterlinge in die Theorie?

Du meinst vermutlich die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling.

Für alle Insekten beginnt der Lebenszyklus als Ei, dem mehrere Larvenstadien als wurmähnliche Wesen folgen. Die Verpuppung als vorletzte Stufe kennt schon ähnliches aus dem Wechsel zwischen vorherigen Stadien. Es ist also kein unerklärlicher Sprung in der Evolution von Schmetterlingen und anderen Insekten.

Die Vielfalt der ausgewachsenen Insekten ist dadurch erklärbar, dass es das Stadium ist, von dem die Fortpflanzung abhängt und Variation und Selektion deshalb am stärksten wirken. Die Geschwindigkeit der Evolution hängt vom Generationabstand ab, die bei Insekten sehr gering ist.


lumbricussi 
Beitragsersteller
 05.09.2024, 17:50

Doch, wieso sollte der Entwicklungszyklus der Schmetterlinge nicht der Evolution unterliegen? Auch Varianten sind da mit eingeschlossen. Es gibt keine plausible Erklärung für eine langsame, schrittweise Entstehung dieses Zyklus.

Da kann man wieder Darwin selbst zitieren:
"Ließe sich irgendein zusammengesetztes Organ nachweisen, dessen Vollendung nicht möglicherweise durch zahlreiche kleine aufeinanderfolgende Modifikationen hätte erfolgen können, so müsste meine Theorie unbedingt zusammenbrechen."
Beim Schmetterling ist nichts dergleichen zu sehen.
Beim Schmetterling gibt's Männchen und Weibchen. Die Weibchen legen Eier.
Die Raupen, die da rauskommen, haben kein Geschlecht. Sie können sich nicht paaren und keine Eier legen. Wozu Eier legen, wenn es die weiteren Schritte nicht gäbe? Der Zyklus geht entweder ganz oder gar nicht.

Machtnix53  05.09.2024, 18:38
@lumbricussi

Die Raupe und der Schmetterling sind dasselbe Wesen. So wie der Embryo bei Säugetieren dasselbe Wesen ist wie das geborene Tier. Oder der sich entwickelnde Vogel im Ei mit dem später geschlüpften Vogel.

Im Schmetterlingsei oder der Raupe ist schon der fertige Plan für den fertigen Schmetterling. Die evolutionäre Entwicklung einer Art ist nicht dieselbe wie die individuelle Entwicklung eines Lebewesens.

Auch wenn die evolutionären Vorfahren von Schmetterlingen raupenähnliche Wesen waren, waren sie anders als die heutigen Raupen, aus denen Schmetterlinge und andere Insekten werden.

In ihrem letzten Stadium konnten sie sich immer vermehren, egal wie sie dann aussahen, ob noch mehr wie Raupe oder Larve oder schon mehr wie ein Insekt.

Von außen mag der Wechsel von Raupe zu Schmetterling wie ein Sprung aussehen. Es ist aber nur eine Entwicklung im Inneren der Puppe und nicht rätselhafter als die Entwicklung eines Säugetiers in der Gebärmutter oder eines Vogels im Ei.

In der Evolution muss es deshalb weder im einen noch im anderen Fall einen unerklärlichen Sprung gegeben haben.

lumbricussi 
Beitragsersteller
 06.09.2024, 00:07
@Machtnix53

Raupe und Schmetterling sind dasselbe Wesen, das ist klar. Nach Darwin müsste die Vollendung dieses Wesens durch zahlreiche kleine aufeinanderfolgende Modifikationen geschehen sein, wenn die Evolution das durch Mutation und Selektion hervorbringen soll. Wo fängt man beim Schmetterling an?
Gab es zuerst nur Raupen, die aus Eiern krochen? Aber Raupen sind geschlechtslos und können deshalb keine Eier legen. Gab es irgendwann eierlegende Raupen? Oder gab es mal Schmetterlinge, die zunächst lebendgebärend waren und dann im Laufe der Evolution sich aufs Eierlegen verlegten? Aber wozu Eier legen, wenn es die weiteren Schritte mit Raupe und Puppe noch nicht gäbe? Da ist nichts mit zahlreichen kleinen aufeinanderfolgenden Modifikationen.
Natürlich ist die evolutionäre Entwicklung einer Art nicht dieselbe wie die individuelle Entwicklung eines Lebewesens. Aber die Evolutionstheorie kann man nicht mit Schmetterlingen belegen. Wenn das bei Säugetieren auch so wäre, dann würde eine Frau nicht ein Kind gebären, sondern ein Lebewesen, das nicht nach Mensch aussieht und geschlechtslos wäre und das sich dann irgendwann und irgendwie umwandelt in einen Menschen.
Machtnix, es gibt keinen Beleg, nur Vermutungen, dass es auch bei den Schmetterlingen zahlreiche kleine aufeinanderfolgende Modifikationen gegeben haben muss, aber man kennt keine.

Es gibt alternative Möglichkeiten, z.B. das von Rupert Sheldrake postulierte morphische Feld. Mir gefällt die Idee. Ich hab mich mal so ein bisschen hineingedacht, wie es wohl für die Lebewesen in den Ozeanen gewesen sein muss, als es noch keine Augen und Ohren gab. Nur wenn zwei Lebewesen aneinander rumpelten, merkten sie, dass da noch was war. Grob gesagt. Auf dem ganzen Planeten gab es weder Augen noch Ohren. Der Planet flog seine Umlaufbahn, ungesehen, ungehört. Und irgendwann erwachte in den Lebewesen das Bedürfnis, die Sehnsucht nach mehr Wahrnehmung. Und da entwickelte sich anfangs nur ein kleiner lichtempfindlicher Fleck irgendwo am Kopf und sie konnten hell und dunkel unterscheiden. Und die Lebewesen wollten deutlicher sehen. Und diese Sehnsucht gepaart mit der Vorstellung schuf dann das Auge. Ähnlich entstand das Ohr. Also das sagt nicht Sheldrake, das ist auf meinem Mist gewachsen. :-) Aber das morphische Feld könnte Muster sammeln, reagieren auf Vorstellungen und Gefühle, Bedürfnisse.
Da gibt es auch viele Belege für dieses nichtmaterielle Sammelbecken.
Aber weil ich Laie bin und kein Wissenschaftler, darf ich das, muss mich an keine Lehrmeinung halten und kann denken, was ich will. 😊

Machtnix53  13.09.2024, 09:13
@lumbricussi

Es gilt wohl für alle sexuellen Lebewesen, dass sie erst im letzten Entwicklungsstadium geschlechtsreif werden und sich vermehren können. Die Raupen jetziger Schmetterlinge sind noch nicht in diesem Stadium und können deshalb keine Eier legen. Das gilt aber nicht für die raupenähnlichen Vorfahren der Schmetterlinge.

Beim Menschen und anderen Säugetieren ist das geschlechtslose Wesen, das noch ganz anders aussieht, noch im Mutterleib und fällt deshalb nicht so auf.

lumbricussi 
Beitragsersteller
 13.09.2024, 12:27
@Machtnix53

Hhm. 🤔 Stimmt. 🙂
Aber es ist schon ein dickes Ding, dass dieser Schmetterlingsembryo, die Raupe, in der Puppe stirbt oder eingeschmolzen wird, und aus dieser Pampe dann die Grundbausteine des Schmetterlings gebaut werden.

Machtnix53  13.09.2024, 13:05
@lumbricussi

Der Plan für den fertigen Schmetterling steckt schon in dem winzigen Ei. Doch es fehlt noch an Material und Energie, um den Plan zu verwirklichen. Deshalb muss das Ei, die Made, die Larve und schließlich die Raupe sich erst Materie und Energie anfressen, um am Schluss der Fresserei zum Schmetterling zu werden.

Bei größeren Tieren liefert die Mutter mehr Material und Energie mit, doch die Eier von Insekten sind meist ganz auf sich selbst gestellt. Dafür haben die Insekten und Kleintiere die Möglichkeit einer enormen Vermehrung.