Stimmt die "Out-of-Africa-Theorie"?
Es gibt außer der "Out-of-Africa-Theorie", was eigentlich eine Hypothese ist, also eine nicht-falsifizierte Theorie, auch andere Erklärungen wie die „multiregionale“ oder „polyphyletische Modell“ (MRM) und das „monogenetische Modell“ (OAA).
Auch laß ich mal, dass es auch noch weitere Erklärungen gibt, die den Ursprung des Menschen aus Europa, oder Israel erklärt.
Warum wird also dann immer noch behauptet, dass der Ursprung des Menschen aus Afrika sein soll?
„multiregionale“ oder „polyphyletische Modell“ (MRM)
9 Antworten
Weil das die bisher plausibelste These ist. Diese ist auch nur gültig, bis sie widerlegt wird.
man hat auch jahrhundertelang die Erde für den Mittelpunkt des Systems gehalten, bis dies widerlegt wurde. Gut, damals ist man allerdings wissenschaftlichen Neuentdeckungen nicht so aufgeschlossen begegnet.
Das geozentrische Weltbild mit moderner Wissenschaft zu vergleichen und quasi ebenbürtig zu behandeln, ist eine krasse Fehlleistung und kann nur als große Unwissenheit darüber eingestuft werden, welch ungeheuren Leistungen sie inzwischen bringt.
Weil das die bislang anerkannte These ist und die meisten Belege hat und auch die meisten wissenschaftlichen Unterstützer.
Daran ist doch nichts böses...
Die Wissenschaft ist flexibel und offen für Alternativen, aber das heißt doch nicht, dass jede neue These auch immer gleich richtig ist.
In den meisten Fällen (in Geografie, Physik, Geologie, Biologie, Geschichte .... und sogar Mathematik) hat sich gezeigt dass das Flickwerk was erarbeitet wurde, sich dann doch zusammenfügen wird, wenn man nur genug verstanden hat.
Nur Dummköpfe glauben immer an die einzige reine unabänderliche Wahrheit.
Folge der Spur der Steine ...
Es ist in den Naturwissenschaften immer gut, von mehr als einer Hypothese auszugehen, und dann stützende Ergebnisse für beide Thesen zu vergleichen. So genial aber auch der Ansatz des "gleichzeitige Erwachen des Menschen rund um den Globus" mit einer genetischen Vermischung durch Familienbanden ist, so wenig kann sie erklären, warum die "mitochendriale Eva" in Kenia verortet wird oder warum einige genetische Varianten von Afrika in den vorderen Orient und von dort nach Europa und nach Asien bis nach Fernost und dann von Nordamerika weiter nach Südamerika sich schrittweise verändern, aber kaum und nur über kurze Strecken in der Gegenrichtung. Dazu ins Bild passen die Hominidenfunde und ihre vermuteter, geschichtlicher Zusammenhang in der Homo-Familie als ganzes.
Wenn aber so viele Dinge bereits den OoA-Ansatz stützen wohingegen der MRM-Ansatz viele Widersprüche nicht erklären kann, warum sollte es dann eine von Dir als unlauter behauptete Aussage sein, dass die OoA-Hypothes vermutlich richtig sei?
Zudem kommt erschwerend hinzu, dass der MRM-Ansatz nationalistisch verfärbt, also unwissenschaftlich entzweckt wird. Dadurch mögen Nationalisten in Fernost ihre kulturelle Eigenständigkeit begründen wollen, m. E. ist das aber zum Ersten mit einer schlechter gestützten These nicht gut möglich und zum Anderen ist kulturelle Eigenständigkeit eher auf später stattfindende Zivilisationsprozesse zu begründen.
Warum wird also dann immer noch behauptet, dass der Ursprung des Menschen aus Afrika sein soll?
Das wird nicht behauptet, sondern das wird belegt durch mehrere unabhängige Befunde.
Zum einen spricht ganz klar der Fossilienbericht für die Out-of-Africa-Theorie. Die ältesten Fossilien (rund 318 000 Jahre) stammen aus Marokko. Nur unwesentlich jüngere Funde von anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) sind in Äthiopien entdeckt worden. Alle nichtafrikanischen Funde menschlicher Fossilien sind deutlich jünger. Das spricht eindeutig dafür, dass der Mensch in Afrika entstanden ist und erst danach den Rest der Welt besiedelte.
Auch die molekularbiologischen Befunde stützen diese Hypothese. Die genetische Variabilität ist in afrikanischen Populationen am größten. Im Rest der Welt ist sie geringer. Auch das spricht für die Out-of-Africa-Theorie. Genau das ist nämlich zu erwarten, wenn nur ein Teil der afrikanischen Population in andere Regionen auswandert und dort eine neue Population begründet. Weil aber nur ein Teil der ursprünglichen Population ausgewandert ist, ist mit ihr auch nur ein Ausschnitt des ursprünglich diverseren Genpools in die neue Region gelangt, ein Effekt der Gendrift, den man Gründer-Effekt nennt. Durch Vergleich der Haplotypen der mitochondrialen DNA und mittels molekularer Uhren lässt sich zudem der Ausbreitungsweg des anatomisch modernen Menschen zunächst über den nahen Osten, nach Indien und Südostasien und von dort aus einerseits nach Australien und andererseits nach Nordasien gut nachvollziehen. Europa wurde wahrscheinlich erst recht spät besiedelt, zuletzt kam der Mensch über die damals noch existierende Beringia über Sibirien nach Nordamerika, von wo er nach Südamerika einwanderte. Auch hier stützen die Altersdatierungen von Fossilien diese Ausbreitungsgeschichte im Wesentlichen.
An der Richtigkeit der Out-of-Africa-Theorie gibt es heute keinen Zweifel mehr, wenngleich die Ausbreitungsgeschichte des Menschen komplexer ist, als angenommen. So haben beispielsweise Studien gezeigt, dass der anatomisch moderne Mensch in Eurasien gleich zwei Mal mit dem dort lebenden Neanderthaler hybridisierte und es zu einem Genfluss vom Neanderthaler zum anatomisch modernen Menschen kam, den man heute noch nachweisen kann. Rund zwei Prozent der DNA aller Nichtafrikaner enthalten Neanderthaler-Gene - bis heute! Auch mit dem Denisova-Menschen in Asien hat es einen genetischen Austausch gegeben. Zumindest ein kleines bisschen trifft also auch die multiregionale Hypothese zu. Die Befunde bedeuten aber nicht, dass sie die Out-of-Africa-Theorie insgesamt widerlegen würden, im Gegenteil. Gerade, weil die Afrikaner keinen Anteil an Neanderthaler-Genen in sich tragen und wir diese Spuren nur in außerafrikanischen Populationen finden können, wird die Theorie vom Ursprung des anatomisch modernen Menschen in Afrika und seine Auswanderung in den Rest der Welt noch zusätzlich gestützt.
Warum wird also dann immer noch behauptet, dass der Ursprung des Menschen aus Afrika sein soll?
weil dieses modell die daten eben besser beschreibt als die anderen. so funktioniert wissenschaft. wenn ein anderes modell das besser - oder zumindest gleich gut kann - dann wird es sich auch durchsetzen. sonst nicht.