Welche deutschsprachigen Schriftsteller/-innen, die erst nach/seit 1985 bekannt waren, sind und waren die einflussreichsten & bekanntesten?

3 Antworten

Ich weiß nicht, ob diese die einflussreichsten oder bekanntesten sind, aber Andreas Eschbach ist schon ziemlich bekannt und mW sehr erfolgreich.

Wolfgang Hohlbein ist ebenfalls sehr erfolgreich und wohl auch einflussreich (trotz der zweifelhaften Qualität seiner Bücher), allerdings verfehlt er dein Kriterium knapp, da sein Debutroman, den er zusammen mit seiner Frau schrieb, von 1982 ist, auch wenn es vermutlich eine Weile gebraucht hat, bis er richtig bekannt wurde. (Das "vermutlich" daher, weil es vor meiner Zeit war. Mich gab es 1982 zwar schon, aber habe ich noch keine Romane gelesen, nur vorgelesen bekommen! 😉)
Außerdem hat er schon vor seinem Romandebut Heftromane geschrieben, allerdings unter Pseudonymen.

Cornelia Funke wäre auch ein Kandidat. Ihr erstes Buch kam Ende der 80er raus, wenn ich das richtig sehe, und sie ist eine der wenige Autoren aus deinem Zeitraum, die auch international Erfolg hat, z.B. mit ihrer Tintenherz-Reihe.

Walter Moers ist m.W. erst Anfang der 90er als Romanautor in Erscheinung getreten und ist mit seinen Zamonienromanen schon bekannt, z.T. auch international. Sein Käpt’n Blaubär dürften zudem auch viele junge Leute kennen.

Weitere Namen, die mir einfallen, aber sind Sebastian Fitzek, Rebecca Gablé und Ingrid Noll.


CorgiMcweasel 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 09:51

Welche Bücher von denen magst du am meisten?

JensR77  06.10.2024, 12:53
@CorgiMcweasel

Ich habe diese Autoren nur Teil gelesen und dann auch nur Auszüge aus deren Bibliographie, die jeweils ziemlich umfangreich ist. Genannt habe ich sei deshalb, weil sie ziemlich große Nummern in den jeweiligen Genres sind und daher den entsprechenden Lesern bekannt sind und manche vermutlich das Genre dadurch mitbeeinflusst haben, dass Verlage vielleicht ähnliche Romane von anderen Schriftstellern ins Programm genommen haben.

Von Eschbach hat mich sein Jesus-Video begeistert und zum Fan gemacht. Herr aller Dinge fand ich auch interessant.

Zu Hohlbein habe ich mittlerweile ein zwiegespaltene Verhältnis. Was er gut kann, ist einen in die Geschichte zu ziehen. Aber wenn man einige seiner Bücher gelesen hat, fällt einem auf, dass er immer die gleichen "Tricks" anwendet, die einen dann irgendwann nerven. Zumindest ging es mir so. Vielleicht liest man ihn auch besser als junger Leser, wo man vermutlich noch unkritischer ist.
Viele seiner Bücher bestehen zum Großteil aus Rumgerenne oder Geflüchte und könnten oft schon schnell vorbei sein, wenn die entsprechenden Personen, die die entscheidenden Informationen haben, diese früher preisgeben würden. Aber oft ist es so, dass es immer gerade ungelegen ist, den Protagonisten aufzuklären oder just in dem Moment, wo die Information ausgespuckt werden soll, wieder ein Gegner auftaucht, vor dem man wieder Reißaus nehmen muss. Wie gesagt, ich bin mittlerweile etwas genervt! 😛
Außerdem haben viele Bücher das, was ich den "Hohlbein-Schluss" nenne. Das ist irgendeine hanebüchene Auflösung, die so wirkt, als hätte Hohlbein sie sich 5 Minuten vor Abgabetermin aus den Fingern saugen müssen.
Der gute Mann hat also offensichtlich viele Ideen zu interessanten Ansätzen, die aber zu oft enttäuschend enden.
Ich denke mir mittlerweile, dass er mehr auf Qualität als Quantität setzen sollte. Wenn man sich seine Bibliographie anschaut, dann wundert es einen nicht mehr, dass er keine Zeit hat, die Stories gut auszuarbeiten.Das Druidentor ist ein Paradebeispiel. Super Hook gleich zu Anfang, mit einem Ende, das so schlecht ist, dass man das Buch am liebsten quer durchs Zimmer schleudern wollte, und man es auch machen würde, wenn dort der Hohlbein stünde, damit man ihn mit diesem Schmarren am Kopf treffen kann.
Was mir als Jugendlicher sehr gut gefallen hat, war Midgard. Das Siegel fand ich damals auch klasse. Der Drachenzyklus (Die Töchter des Drachen und Der Thron der Libelle) haben ein sehr interessantes Setting, das eine Überraschung parat hat, allerdings haben die Bücher auch deutliche Schwächen und sind schlampig geschrieben / lektoriert.Der Greif ist ein typischer Hohlbein, wo der Schluss nicht so wahnsinnig schlecht ist.
Azrael ist in sich nicht ganz schlüssig, aber stellenweise interessant und geht in die Horrorrichtung. Der Folgeband Azrael – Die Wiederkehr wirft dann die halbe Logik über den Haufen und man fragt sich, was das alles soll.
Ein Buch mit einem überraschend starken Schluss, weil zur Abwechslung mal schlüssig und gut durchdacht, ist Spiegelzeit. Allerdings wird das Buch wieder durch das übliche Gerenne künstlich aufgebläht. Eine Straffung hätte der Story gutgetan.

Cornelia Funke schreibt Kinder- und Jugendbücher. Mir hat ihr Buch Drachenreiter gut gefallen. Es ist auch super für Kinder geeignet, weil es nicht nur eine nette Geschichte erzählt, sondern man auch die Reise des Drachen und seiner Freunde von Schottland bis ins Himalaja-Gebirge auf der Karte mitverfolgen kann und so nebenher Geographiekenntnisse vermitteln werden können.
Die Tintenherz-Bücher habe ich noch nicht gelesen, aber die sind ausgesprochen populär.

Von den anderen habe ich noch keine Romane gelesen, habe sie aber auf meinem Lesestapel. Von Moers kenne ich nur einige Comics, aber ich habe wegen seiner Zamonienromane erwähne.
Von ihm gibt es ein weniger bekanntes Werk, Der Fönig, das man am besten in der genial von Dirk Bach eingesprochenen Hörversion genießt.

Mir fällt da zuerst Frank Schätzing ein. Viele seiner kritischen Romane wurden Bestseller und sogar verfilmt https://www.deutschlandfunkkultur.de/frank-schaetzing-ueber-kuenstliche-intelligenz-sie-kann-uns-100.html Der Roman ist spannend von Beginn bis Ende und regt wirklich zum Nachdenken an.


CorgiMcweasel 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 09:53

Welche Bücher von Mitchener und Follet magst du am meisten? Und was hältst du von den einzelnen Verfilmungen von Follets Büchern?

Neugier4711  06.10.2024, 11:50
@CorgiMcweasel

Von James A. Michener hatte ich "Mazurka" zuerst gelesen und daher blieb es besonders positiv haften "Karawanen der Nacht" ist eins der kürzesten Romane von ihm, doch danach hatte ich einen Eindruck, wie es zum Krieg in Afganistan kommen konnte. Der Roman wurde schon vor Ausbruch des Krieges geschrieben. Viele Romane behandeln die einzelnen Staaten der USA und da fand ich den Roman über Alaska interessant. "Verheißende Erde" fand ich interessant, als Geschichte über Südafrika.

Bei Ken Follett ist die "Kingsbridge" Serie für mich der Höhepunkt. Leider wegen Burnout habe ich noch nicht alles lesen können.

JensR77  05.10.2024, 14:00

Wo hast du denn das her? Von Chat-GPT oder schlampig gelesen?

Ob Schätzings Romane "kritisch" sind, sei dahingestellt, aber verfilmt wurden davon nicht viele, sondern drei.

Und der letzte Satz ist kompletter Schwachsinn.
Schätzing hatte mit GoT nichts zu tun und die Serie ist natürlich auch nicht von RTL.
Hast du diesen Satz aus der Wikipedia gelesen und nicht verstanden?
"Als Produzent konnte der für die Serie Game of Thrones bekannte Frank Doelger verpflichtet werden, während Frank Schätzing selbst an den Drehbüchern mitschrieb." (Quelle)
In dem Zitat geht es um die Verfilmung von Schätzings Schwarm beim ZDF!

Neugier4711  05.10.2024, 16:06
@JensR77

Chat-GPT nutze ich nicht, da ich mit moderner Technik Schwierigkeiten habe. Gelesen hatte ich zwei Romane und mir einen Film angesehen.

Mit "Game of Thrones" hast du recht, dass war schlampig bei Wikipedia nachgelesen. Daher werde ich den Satz lieber löschen.

JensR77  05.10.2024, 16:53
@Neugier4711

Dann entschuldige bitte den etwas scharfen Ton. Ich sehe in letzter Zeit öfter offensichtlich nicht selbst erstellte Antworten, mit mehr als fragwürdiger Qualität.

Ich habe übrigens nichts gegen Schätzing.
Auf einem Einsatz habe ich sein Limit im Kollegenbücherschrank gefunden und mir das einfach mal geschnappt und war so begeistert, dass ich mir danach mehrere seiner Romane gekauft habe. Ich weiß nur nicht, ob die mit "kritisch" richtig beschrieben sind. Limit wohl kaum, Breaking News schon eher.

Ich kann bei vielen Autoren schlecht einschätzen, wie einflussreich sie sind, aber Schätzing ist wohl schon relativ bekannt, insofern ist die Antwort gar nicht schlecht.
Er hat halt bloß nichts mit GoT zu tun gehabt! 😁

Neugier4711  05.10.2024, 17:18
@JensR77

Entschuldigung nehme ich gerne an. Du hast völlig recht, es nervt wirklich, wenn nicht selbst verfasste Antworten hier verfasst werden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Rebecca Gablé habe ich ein paar Bücher gelesen. Ich bin nur gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie eine deutschsprachige Schriftstellerin sein könnte. Zuerst bin ich durch ihren Roman "Siedler von Catan" auf sie aufmerksam geworden, danach habe ich noch einen historischen Roman von ihr gelesen. Das Spiel fand ich als es neu war super, doch es ist wohl nur als Ideengabe für ihren Roman zu werten. Damals kamen endlich vielseitige neue Spiele auf dem Markt, die das Spielverhalten sicher beeinflußt haben. Ob ihre Bücher einflußreich sind weiß ich nicht. Sie lassen sich gut lesen.

Meine Lieblingsautoren sind James A. Michener und Ken Follett, das sind jedoch ältere und auch keine deutschsprachigen Autoren.

JensR77  05.10.2024, 19:23
@Neugier4711

Ja, die gute Frau Gablé heißt im wirklichen Leben Ingrid Krane-Müschen, das hört sich dann schon deutscher an! 😂

Ich glaube, der Catan-Roman fällt ohnehin ein bisschen aus der Reihe. Sie hat sich nach anfänglichen Krimis ja auf historische Romane spezialisiert, während die Siedler, wenn ich das richtig verstanden habe, eine komplett fiktives Szenario mit leichtem Fantasyeinschlag benutzen.

Ich vermute, dass man sie im Zuge des Riesenerfolges des Lächelns der Fortuna angefragt hat. Die Popularität des Spieles und die Zugkraft ihres Namens haben sich da wahrscheinlich gegenseitig befruchtet.

Ich kenne mich mit historischen Romanen nicht genug aus, um ihren Einfluss einschätzen zu können, aber ich glaube, sie einer der großen Namen auf dem deutschen Markt für historische Romane.

Michener habe ich noch nicht gelesen, aber Follett ist super Lesefutter. Aber die passen, wie du selbst sagst, nicht in das Fragemuster.

Neugier4711  05.10.2024, 20:19
@JensR77

James A. Michener ist ideal, bei einer Kulturrundreise durch ein Land. Es sind spannend geschriebene historische Familienromane, in denen die typische Mentalität der verschiedenen Länder deutlich wird. Die Hintergründe sind hervorragend recherchiert und das was den erfundenen Familien passiert ist wirklich passiert.

Nach der Grenzöffnung nach Polen organisierte mein Vater eine Busrundreise durch das Land und da erhielten seine befreundeten Teilnehmer alle den Roman "Mazurka" von ihm geschenkt. Das kam damals super an.

Bei Fen Follett war ich von der Jahrhundert-Trilogie überrascht. Eigentlich lese ich eher historische Romane, die viel früher spielen, wie die Serie über Kingsbridge. Bei der Jahrhundertsage hatte ich danach Dinge verstanden, die ich selbst erlebt hatte, doch wo mir die Zusammenhänge gefehlt hatten. Das war ein toller A-ha Effekt.

Cornelia Funke hast du recht, die hat vermutlich in der jüngeren Generation größeren Einfluss, denn die Tintenherz-Serie wird mit Begeisterung gelesen und was man gerne ließt, da bleibt dann auch viel mehr hängen, als bei Schullektüre.

Das ist sehr schwer zu sagen. Wahrscheinlich muss man differenzieren und sich fragen: Einflussreich in welcher Hinsicht?

Wenn es um einen stilprägenden Einfluss auf die literarische Welt geht, wären vielleicht Christian Kracht und Christoph Ransmayr zu nennen. Beide haben Nachahmer angeregt, ähnlich zu schreiben. Der erste (Kracht) gab wichtige Impulse für die Strömung der Popliteratur. Der zweite (Ransmayr) war wichtig für die Postmoderne. Breitenwirkung haben beide aber eher nicht erreicht.

Wenn es um die bekanntesten geht, sollte man Daniel Kehlmann wegen seiner hohen Auflagen nennen. Und Herta Müller wegen der Aufmerksamkeit, die mit der Verleihung des Nobelpreises einhergeht. Einflussreich war Herta Müller aber nicht. Kaum jemand hat ihre Bücher gelesen. Und einen Stil hat sie auch nicht geprägt.

Daneben gibt es noch eine weitgehend vergessene Gruppe von einflussreichen Autoren: Schulbuchklassiker! Die haben eine große Breitenwirkung, weil ganze Generationen von Schülern mit ihnen aufwachsen. Hier wäre zum Beispiel Bernhard Schlink zu nennen. Seinen "Vorleser" kennen zigtausende (ehemalige) Schüler.


JensR77  05.10.2024, 15:04

Haben diese Schulbuchklassiker denn Einfluss?
Ich meine, Einfluss, der darüber hinausgeht, Weniglesern auch noch die letzte Lust am Lesen zu nehmen? 😛

Rugall  05.10.2024, 15:23
@JensR77

Die Frage ist berechtigt. Immerhin aber werden doch stundenlang im Unterricht Probleme und Konzepte besprochen, die auf diese Autoren zurückgehen.

Wer in den 80ern zur Schule ging, kam an Frisch und Dürrenmatt nicht vorbei. Und auch, wenn sicher nicht alle Schüler die Werke tatsächlich gelesen haben, so wurden doch alle mit Fragen von Schuld und Identität konfrontiert, wie sie von diesen Autoren aufgeworfen wurden.

JensR77  05.10.2024, 20:13
@Rugall

Ich glaube, ich verstehe, was du meinst, bin aber trotzdem skeptisch, was den Einfluss bzw. die Nachwirkung dieser Schullektüren betrifft.

Ich bin 1983 eingeschult worden und habe 1996 mein Abi gemacht, war also in den 80ern auf der Schule, allerdings eher in unteren Klassen. Von Frisch wurde ich dankenswerterweise verschont, aber ich kam gleich dreifach in den zweifelhaften Genuss von Dürrenmatt. Wir haben den Besuch der alten Dame, seine Physiker sowie Das Versprechen gelesen. Den Besuch fand ich abstoßend, die Physiker uninteressant (ich hatte schon immer ein Faible für Naturwissenschaften und war dementsprechend enttäuscht, dass in Die Physiker herzlich wenig Physik vorkommt) und Das Versprechen war auch nicht so prickelnd. Nicht so übel wie die Theaterstücke, aber auch nicht so mein Ding.

Schlink und sein Vorleser waren mir bis zu der Verfilmung mit Kate Winslet, die ich bis heute noch nicht gesehen habe, überhaupt kein Begriff.

Ich schreibe alles das als Leseratte. Ich hatte damals schon immer meine Nase in einem Buch, empfand Schullektüren aber i.a.R. als lästig, weil sie mich vom Lesen derjenigen Bücher abgehalten haben, die mich eigentlich interessiert haben.

Ich habe von den Texten nur noch bruchstückhafte Erinnerungen, aber es ist mir lebhaft im Gedächtnis geblieben, wie wenig ich sie mochte.
An die von dir angesprochenen Motive kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Kann also nicht sagen, ob sie überhaupt nicht angesprochen wurden oder ob mir davon nur nichts im Gedächtnis geblieben ist.
Ich kann in dieser Beziehung natürlich nur für mich sprechen, aber es fällt mir schwer, einen Einfluss zu identifizieren, die diese Lektüren auf mich gehabt haben.
Außer, und das sage ich ganz im Ernst und ohne spöttischen Unterton, dass diese Lektüren der Ausgangspunkt meiner späteren Erkenntnis waren, dass mich Hochliteratur / literary fiction in den allermeisten Fällen absolut nicht interessiert.

Wenn ich mir deine Antwort anschaue, dann wird mir klar, dass deine Leselist komplett anders aussieht als meine. Vermutlich sind die Überschneidungen marginal, wenn überhaupt vorhanden. (Vielleicht Süskinds Parfum.)
Ich vermute, dass du ganz andere Dinge aus deinen Büchern ziehst als ich und zu einem anderen Zweck liest, du meine Bücher wohl als banal, belanglos und literarisch wertlos einstufen würdest. Und vermutlich haben dich, im Gegensatz zu mir, die von dir erwähnten Themen in deiner damaligen Schullektüre angesprochen und Spuren hinterlassen.

Dann stellt sich natürlich die Frage, welche unserer beider Erfahrungen die Üblichere ist.

Rugall  05.10.2024, 20:46
@JensR77

Ich glaube, wir liegen in unserer Einschätzung gar nicht so weit auseinander. Der Einfluss der "Hochkultur" und der anspruchsvollen "Großautoren" wird gemeinhin überschätzt. Das sehe ich auch so. (Und das hat - nebenbei - auch Reich-Ranicki sehr nüchtern und realistisch so gesehen.) Die haben schon deshalb wenig Einfluss, weil sie kaum jemand liest. Darum habe ich eingangs in meiner Antwort auch gesagt, dass man sich fragen muss, was denn mit "Einfluss" gemeint ist.

Bloße Unterhaltungsromane haben aber auch nicht zwingend mehr Einfluss. Auch dann nicht, wenn sie sehr hohe Auflagen erreichen. Warum? Weil nichts hängen bleibt. Das ist dann wie beim Betrachten von Katzenvideos. Man lächelt. Man fühlt sich kurz wohl. Dann ist das Video aus. Und das wars.

Wahrscheinlich hat Literatur aber grundsätzlich nicht mehr dasselbe Gewicht wie früher. Warum? Weil es so viele andere Medien gibt. Im 19. Jahrhundert waren viele Verse aus dem Faust in aller Munde. Da wurde vieles sprichwörtlich. Derlei erreichen moderne literarische Werke kaum noch.

Das können aber Serien oder Filme leisten. Weil du Süskind angesprochen hast: Der hat ja zusammen mit Dietl auch die Serie "Monaco Franze" geschrieben. Und zumindest in Bayern gibt es eine ganze Generation, die halbe Episoden hersagen kann und auf ein Stichwort hin wissend lächelt.

Zur Schullektüre: Ja. Das ist wohl oft ein Graus. Mir scheint ein Grundproblem, dass Schüler mit den Werken oft überfordert werden. "Der Besuch der alten Dame" ist halt einfach kein Stück für 14- oder 15-Jährige. Überhaupt bin ich der Meinung, dass man Dramen sehen und nicht lesen sollte. Und dann: Am Ende ist halt in der Schule doch alles nur "Stoff" und Zwang. Keine gute Voraussetzung für ein unbeschwertes Lesevergnügen. Aber darum geht es bei der Schullektüre wohl gar nicht in erster Linie.

Rugall  05.10.2024, 20:58
@JensR77

Zum Zweck der Lektüre: Nein, ich will schon auch vor allem unterhalten werden. Und ich würde da überhaupt nicht werten. Bücher, die in der Lage sind, Menschen zu unterhalten, zu erheitern oder zu fesseln, sind gut und haben ihren Sinn. Und über Geschmack zu streiten, ist müßig.