Welche Bedeutung hat das Sparen der Haushalte in der Volkswirtschaft?

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Und worauf beziehen sich die "Haushalte"?

Die öffentlichen, die privaten, oder beide?

Das Problem dabei: Sparen senkt in einer Volkswirtschaft nicht nur die Ausgaben, sondern auch die Einnahmen, und kann daher leicht dazu führen, dass das Defizit durch Sparen vergrößert wird.

Wenn nur einer spart, senkt der seine Ausgaben ohne merklichen Einfluss auf seine Einnahmen. Denn merke - die Einnahmen des einen sind immer die Ausgaben des anderen. Wenn jetzt alle ihre Ausgaben reduzieren, sinken auch alle Einnahmen.

Man kann sich dem vorübergehend entziehen, dann wird man vielleicht Exportweltmeister. Aber man hat nichts davon, wenn die anderen Länder die Exporte nicht bezahlen können :-(


berkersheim  15.01.2012, 22:09

Sehr geehrter TomRichter: Das ist leider falsch. Diese Aussage, dass Sparen die Ausgaben senkte, stimmt nur, wenn jemand seine Ersparnisser vergräbt oder unter die Bettdecke legt und nicht auf die Bank. Wird aber Sparen in Form von Investitionsmittel zur Verfügung gestellt, wird die Ausgabe lediglich vom Konsum zur Investition umgeschichtet.

In Bezug auf Griechenland, und das ist ja im letzten Absatz indirekt angesproche, ist es auch falsch. Da wird von der Presse meist sogar der Begriff SPAREN falsch verwendet. Da geht es einfach darum, dass ein Land nicht unentwegt über seine Verhältnisse leben kann und seine Strukturen so umschichten muss, dass es Importe aus eigenen Exporten bezahlen kann. Und es wäre in der Tat auch für unsere eigene Wirtschaft verheerend, wenn wir längere Zeit in Länder exportieren, die das von unserer Unterstützung zahlen müssen. Das wird dann auf Kosten der Steuerzahler eine Dauerschenkungsbeziehung. Dann wären wir mit Arbeitslosengeld günstiger dran und würden nicht noch "unechte" Profite finanzieren.

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TomRichter  15.01.2012, 23:45
@berkersheim

Diese Aussage, dass Sparen die Ausgaben senkte, stimmt nur, wenn jemand seine Ersparnisser vergräbt oder unter die Bettdecke legt und nicht auf die Bank.

Oder wenn die Bank im ausländischen Steuerparadies ist?

Wird aber Sparen in Form von Investitionsmittel zur Verfügung gestellt, wird die Ausgabe lediglich vom Konsum zur Investition umgeschichtet.

Investition via Kredit? Gerade war noch davon die Rede, dass alle sparen. Nicht davon, dass manche sparen und andere dafür mehr ausgeben.

Dein Beispiel passt ja halbwegs für den Fall, dass ein privater Haushalt sich entschliesst, weniger zu essen und mehr zu sparen.

Aber wenn derzeit ein Unternehmen spart (lies: Arbeitsplätze abbaut), dann nicht nur, um zu investieren, sondern auch, um die Gewinne zu erhöhen. Und die ausgeschütteten Gewinne fliessen dann wieder in den Konsum. Nur bringt eine Million eingesparter Lohnkosten deutlich weniger als eine Million weniger Gewinn.

Der Ausgewogenheit wegen müsste man ja bei den ausgeschütteten Gewinnen genauso von Gewinnkosten reden wie bei den Löhnen. Macht aber niemand :-(

Wenn der Staat spart, baut er zum Beispiel weniger Strassen. Dafür bleibt mehr Geld bei der Bank - so kann das Strassenbauunternehmen einen Kredit aufnehmen und investieren. Bloß - wieso sollte es investieren, wenn sein Hauptkunde keine Aufträge mehr vergibt? Wahrscheinlicher ist, dass es auch auf Sparkurs geht, dadurch weniger Löhne und weniger Steuern zahlt.

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Adjany  16.01.2012, 09:14
@berkersheim

in D senkt leider das Sparen die Ausgaben nicht ... wieviel Miliarden hat nochmal der Staat in die Banken, die unser Gespartes investiert haben, gepumpt?

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berkersheim  16.01.2012, 11:49
@Adjany

Lieber TomRichter

Ich kann hier unmöglich Grundlagen der Volkswirtschaftslehre dozieren, dazu ist kein Platz und dafür ist GFN auch nicht da. Ich kann das nur empfehlen.

Sparen bedeutet nicht konsumieren, sondern für Investitionen zurückhalten. Ein Unternehmen kann seine Gewinne komplett ausschütten (soweit Reinvestitionen nicht bereits über Abschreibungen systemintern zurückgehalten sind), es kann aber auch Teile der Gewinne reinvestieren, ohne dafür Kredite aufnehmen zu müssen. Kredite (umfassend, d.h. auch Aktien sind nur eine besondere Form des Kredits) bedeutet, dass sich Sparer am Risiko neuer Investitionen beteiligen. Eine Wirtschaft, die nicht Investiert oder Reinvestiert ist gelinde gesagt nicht zukunftsfähig. Darum bedeutet Sparen grundlegend wirtschaftliche Prosperität auf Zukunft. Die Geschichte von Raiffeisen zeigt, was geschehen würde, wäre Raiffeisen als Genossenschaftssparen nicht gegründet worden. Die Landwirte wären auf Verderb von der Gnade des Wetters abhängig gewesen. Ist bei Wikipedia gut beschrieben.

Du solltest Dir mal abschminken, dass ein Mensch auf lange Zeit umsonst arbeitet. Und von Verlusten eines Unternehmens können keine Löhne bezahlt werden. Wirtschaft ist nur insoweit eine moralische Veranstaltung, als sie unser Überleben sichert, indem wir Überschüsse erzielen.

Zum Sparen des Staates. Dass der Staat spart ist eigentlich Quatsch. Der Staat erhebt Abgaben von den Bürgern, um seine Aufgaben zu erfüllen, mit deren Besorgung die Bürger einverstanden sind und mehr oder weniger zähneknichend bezahlen. Das ist öffentlicher KONSUM! D.h. der Staat beschränkt den privaten Konsum um öffentliche Leistungen zu erbringen, die Konsum sind. Der Staat investiert auch, z.B. durch Straßenbau, durch Einrichtung von Krankenhäusern usw.. Dazu müsste er eigentlich eine Investitionsrechnung vorlegen, in der er darlegt, wieviel er aus aktuellen Steuer- und Abgabemitteln finanziert und wieviel aus Fremdfinanzierung. Staatsschulden zur Finanzierung von Investitionen sind in Ordnung. Unser Problem ist, dass der Staat längst auch seine Konsumausgaben über Schulden finanziert, d.h. die Politik macht große Versprechungen was die Leute alles bekommen sollen und diesen Konsum aller drücken wir über Schulden künftigen Generationen aufs Auge. Würden die Politiker alle öffentlichen Konsumausgaben direkt aus Steuern und Abgaben finanzieren, dann ließen sich manche Großtaten nicht mehr so einfach verkaufen und die Leute würden kritscher nachfragen, ob das denn sein muss.

Zu Adjany:

In D bedeutet Sparen im Moment genaugenommen, dass der Staat aktuell weniger NEUSCHULDEN mach als im Vorjahr. Das ist natürlich nicht Sparen im volkswirtschaftlichen Sinn. Es bedeutet nur, dass die Schuldenberge für die Zukunft weniger schnell wachsen als bisher. Eigentlich ist längst fällig, dass wir keine Neuschulden mehr machen und stattdessen langsam die riesigen Schuldenberge abbauen. Damit die Gesamtwirtschaft dadurch nicht ins Schleudern kommt, müsste es sowieso sehr langsam gehen, weil es Umschichtungen in der Wirtschaftsstruktur bedeuten würde, und sowas ist immer mit Kosten verbunden.

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TomRichter  16.01.2012, 12:49
@berkersheim

Ich kann hier unmöglich Grundlagen der Volkswirtschaftslehre dozieren

Das ist schon deshalb auch gar nicht nötig, weil unsere Differenzen vorwiegend darauf beruhen, dass "Sparen" ein Wort mit mehr als einer Bedeutung ist. Und wir zwei verschiedene Bedeutungen des Wortes in den Fokus der Betrachtung gerückt haben. Und niemand weiss, auf welche Bedeutung von "Sparen" sich die Frage bezog.

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berkersheim  16.01.2012, 13:26
@TomRichter

Also ich haben den Untertext mitgelesen, und der lautet:

"Die Frage bezieht sich auf Volkwirtschaftslehre (VWL)"

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Ob in einer reinen Landwirtschaft oder auch in der industriellen Volkswirtschaft: Es gibt immer a) normalen Verfall, z. B. auch Verschleiß der Produktionsmittel und es muss b) etwas in die nächste Saison vorgeschossen werden, z.B. Saatgut, das kann nicht aufgebraucht, sondern muss neu eingesetzt werden.

Sparen im volkswirtschaftlichen Sinn ist also mehr als Sparen der Privaten z.B. bei der Sparkasse. Das ist nur eine echte Teilmenge davon. Sparen im volkswirtschaftlichen Sinn bedeutet, nicht alle Produktion einer Saison zu konsumieren und nichts zurückzuhalten als Start in die nächste Saison, Erneuerung verschlissener Produktonsmittel eingeschlossen. In der Marktwirtschaft schreiben z.B. die Betriebe ab und legen so neue Mittel für Ersatzanschaffungen zurück. Das ist z.B. im Sozialismus nicht gemacht worden, weshalb deren Betriebsanlagen mit der Zeit sowohl nicht mehr auf neuestem Stand waren und großenteils auch verschlissen.

Die Privaten stellen mit Ihrem Sparen, d.h. Nichtverbrauch von Ausgabepotential (Geld = Ausgabepotential) anderen Inverstoren oder Reinvestoren Mittel zur Verfügung, über das selbst zurückgehaltene Kapital zu Investieren, sodass die Volkswirtschaft entweder wachsen oder Fehlinvestitionen ausgeglichen werden können.

Ein praktisches Beispiel ist in der Geschichte die Genossenschaftgründung von Raiffeisen:

Wikipedia: "Raiffeisen erkannte das Leiden der Landbevölkerung, die durch Missernten oft auf Wucherer angewiesen waren. So gründete er den Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte, bei dem die Bauern Geld ansparen, aber auch zum Ankauf von Vieh und Gerät günstig leihen konnten. So half er der Landwirtschaft und verhinderte endlich die Verarmung der bäuerlichen Bevölkerung. In Heddesdorf vollendete Raiffeisen nicht nur seinen Straßenbau, sondern gründete 1864 auch den Heddesdorfer Darlehnskassenverein. Dieser wurde Beispiel vieler Genossenschaftsbanken, von denen es heute 330.000 in aller Welt gibt."


TomRichter  15.01.2012, 23:51

Ist ja alles völlig richtig. Nur ist mit dem, was derzeit unter "Der Staat muss sparen" durch die veröffentlichte Meinung geistert, nicht Deine Art des Sparens gemeint, sondern Kostensenkung um jeden Preis.

Welche Art des Sparens in der Frage gemeint war, weiß ich auch nicht.

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berkersheim  16.01.2012, 11:04
@TomRichter

Was zur Zeit durch die Presse geistert ist zum Teil großer Blödsinn und von sensationsgeilen Journalisten ohne Fachkenntnisse verzapft. Nehmen wir Griechenland. Natürlich hilft denen kein Sparen im Sinne von S = I - sprich Sparen ist Investition. Die sind gelinde gesagt pleite und werden z.Zt. mit Milliardenzuschüssen aus der EZB und dem Griechenlandrettungsschirm finanziert! Die schwierige Aufgabe in Griechenland ist, deren Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen, die durch Beamtenmurks, Schiebereien und anderen Mist total am Boden liegt. Das hängt aber auch davon ab, wie weit die mitspielen und endlich mal begreifen, dass sie Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt haben und nur noch von den drei Tomaten leben könnten, die sie selbst ernten. Mit Sparen wird dort bezeichnet, dass ein total aus dem Ruder gelaufener Haushalt mit übermäßig vielen und partei- und gewerkschaftsbuchkompetenten Beamten wieder auf ein Maß zurechtgestutzt werden muss, den das Land selbst irgendwann finanzieren kann, wenn die Wirtschaft wieder in Gang gekommen ist. Das wird noch Jahrzehnte dauern, dass wir die bezuschussen, bis da mal wieder alles richtig läuft. Wer etwas anderes sagt, verharmlost und träufelt dem deutschen Steuerzahler Beruhigungstropfen in die Augen. Das wäre noch verkraftbar, denn das Pleitebundesland Bremen finanzieren ja auch alle fleißigen Deutschen seit Jahren, von Berlin gar nicht zu sprechen.

Das Problem Griechenland ist eigentlich erst jetzt markant geworden, weil andere Staaten wie Spanien, Italien oder Frankreich diese Last nicht mehr mittragen können, sondern selbst Unterstützung brauchen. Inzwischen finanzieren wir in Deutschland allen diesen Schuldenstaaten einen Lebensstil, den sie sich selbst schon lange nicht mehr aus eigener Kraft leisten könnten. Und die Schuldenmacher USA haben Wahlkampf und der hier so vereehrte Obama tut alles, um zur Vertuschung des Wirtschaftsversagens dort einen Teil seiner Wirtschaftsprobleme auf Europa abzuwälzen. Dieser ganze Ratingkram ist auch teils Wirtschaftskrieg. Die Anklagen der US-Justiz auf deutsche international aufgestellt Unternehmen ebenso. Ich würde persönlich weder Griechenland noch Resteuropa ein Garantieversprechen geben, dass wir sie auf ewig finanzieren. Sollen sie verkaufen, z.B. an die Chinesen. Die machen ihnen dann Beine.

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Wenn Du die Antwort der Volkswirtschaft als Theorie willst:

S=I

Sparen = Investitionen

Denn nur aus den angelegten Geldern können Gelder für eine Kreditaufnahme und für Investionen entstehen.

Jedenfalls in einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf und einer vollkommenen Wirtschaft und ohne Berücksichtigung der "Horte "

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq


tiibam 
Beitragsersteller
 14.01.2012, 20:29

sry aber ich hab nichts verstanden :S

kannst du das auch bitte nochmal und verständlicher erklären ?

danke :)

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Nasdaq14  14.01.2012, 21:06
@tiibam

Entweder man gibt das Geld aus ( Konsumieren ) oder man spart es - Wenn man es spart, kann man es einem andern leihen der damit eine Maschine kauft, die etwas herstellt ( = Investieren )

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

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TomRichter  15.01.2012, 01:08
@Nasdaq14

So einfach ist das aber nicht!

Was, wenn man selber eine Maschine kauft? Was, wenn alle anderen auch sparen und keiner mein Geld leihen will?

In der aktuellen Debatte ist mit "Sparen" nicht das Bilden von Rücklagen gemeint, sondern das Reduzieren von Ausgaben, ohne Unterscheidung von Konsum und Investition.

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Nasdaq14  15.01.2012, 20:53
@TomRichter

Die Frage bezieht sich auf Volkwirtschaftslehre (VWL)

Wir gehen hier von der reinen volkswirtschaftlichen Theorie aus - 1. Vorlesung 1. Semester.

Ich nehme mal an, der Fragesteller ist Schüler und da ist das die Grundantwort.

Ich sage nicht, das das der State of Art der Volkswirtschaftslehre ist und schon gar nicht, das das unbedingt die Realität abbildet.

In der aktuellen Realität kommt von dem " Sparen " und dem EZB - Geld in der Realwirtschaft weniger denn je an.

Realwirtschaftlich haben wir eigentlich ( Staatsschulden außen vor ) einen Credit Crunch

Mit freundlichen Grüßen

Nasdaq

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