Welche Argumente sprechen laut Kant gegen den kosmologischen Gottesbeweis?

4 Antworten

Gottesbeweis nennt man ein Argument, das ohne die Voraussetzung geoffenbarter Weisheiten oder theologischer Dogmen zu beweisen versucht, dass Gott existiert.

Der kosmologischen Gottesbeweis (mit Varianten) schließt von der Existenz der Welt auf die Existenz Gottes, der die Welt geschaffen hat.

Das Gemeinsame aller Varianten (des kosmologischen Gottesbeweises) liegt in der Voraussetzung, alle Existenz müsse einen Grund haben: Von nichts kommt nichts. Alle diese Varianten sind von der Kantischen Kritik betroffen, dass sie die Begriffe Bewegung, Ursache, Möglichkeit und Grund außerhalb des Bereichs möglicher Erfahrung anwenden, in dem allein diese Begriffe einen wohldefinierten Sinn haben können.

Auch für die Gott zugeschriebenen Eigenschaften, wie Ewigkeit, Allmacht, Allwissenheit, Allgüte besitzt der Mensch keine Erfahrungsmöglichkeit. Kants „Kritik der reinen Vernunft“ beschränkt deshalb die mögliche Erkenntnis über irgendeine Sache auf den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren bzw. der Erfahrungsmöglichkeiten. Die klassischen Gottesbeweise seien infolgedessen nach dieser Auffassung nicht schlüssig.


Stellungnahme: Die Frage ist, ob Kant Recht hat oder nicht von neuem Behauptungen aufstellt (immerhin ist ja auch Aristoteles ein Anhänger des kosmologischen Gottesbeweises). Tatsache und unwiderlegbar ist Kants Aussage, die göttlichen Eigenschaften ewige Existenz, Allmacht, Allwissenheit und Allgüte seien von der irdischen Vernunft nicht nachzuvollziehen, nicht zuletzt auch wegen des Ausschlusses irgendwelcher Erfahrungsmöglichkeit. Deshalb ist Kants Schlussfolgerung nicht zu widerlegen

Hegel allerdings weist Kants Kritik zurück. Zwischen dem, was wirklich ist (existiert), und dem, was unwirklich ist (nicht existiert), setzt Hegel verschiedene Grade von Wirklichkeit an. Gott, bei Hegel das Absolute genannt, bedeutet seinem Begriff nach den höchsten Wesenszusammenhang in der Welt und insofern die höchste Wirklichkeit, die alle andere Wirklichkeit bedingt. Die Existenz Gottes zu bestreiten ist daher sinnlos. Denn über die zufällige Existenz  (des Menschen) lässt sich gar nicht sinnvoll sprechen, wenn die Existenz des höchsten Wesenszusammenhangs nicht schon vorausgesetzt wird, also die Existenz Gottes.

Hallo.

Also - der ontologische Gottesbeweis beruht ja auf Kausalität. Alles muss eine Ursache haben. Damit ergäbe sich aber eine unendliche Kette von Ursachen. Solche unendlichen Folgen (infiniter Regress) galten aber lange Zeit als unlogisch. Darum muss es eine erste Ursache geben: Gott.


Kausalität ist nach Kants Kritik der reinen Vernunft eine Kategorie der Vernunft. Es gibt Kausalität für uns nur in unserer Vernunft. Unsere Vernunft legt die Kausalität sozusagen in die Welt, wie wir sie sich uns darstellt, immer schon hinein. Wenn wir einen Blitz sehen und dann einen Donner hören, dann gibt unsere Vernunft uns zu dieser Wahrnehmung die Kategorie der Vernunft dazu.

Das ist auch sehr nützlich, weil es uns hilft die Welt vernünftig zu orden. Darum ist das auch völlig gerechtfertigt. ABER: Wir können mit Hilfe unserer Vernunft unmöglich erkennen, ob es Kausalität in der Struktur der Welt wirklich gibt. Das liegt daran, dass sich die Welt uns niemals so darstellt, wie sie an sich ist, sondern immer nur so, wie sie unsere Vernunft für uns ordnet.


Weil Kausalität aber nur eine (sehr nützliche) Kategorie der Vernunft ist und wir nicht wissen, ob es Kausalität außerhalb unserer Vernunft wirklich gibt, kann man damit auch die Existenz Gottes nicht beweisen. Schon die Prämisse des kosmologischen Gottesbeweises ("Alles hat eine Ursache) lässt sich nach Kant gar nicht überprüfen.


Verstanden? Wenn nicht, kannst du auch gerne in einem Kommentar nochmal nachfragen.



Kant ist durch und durch ein Mensch der Vernunft (Verstand < vgl. Kartesische Wende), nicht der Leidenschaften (Affekte). Vielleicht besser gesagt, nur das Denken zählt, nicht das Fühlen. Der Gedanke ist das Menschliche. Das Gefühl das Tierische. Kant wirkte in der zweiten Hälfte des 18. Jhs., das Wissen war aus heutiger Sicht sehr gering...

Kant unterscheidet drei Arten von Gottesbeweisen und ersann noch eine vierte, den moralischen Gottesbeweis.

Seine negative Kritik an Gottesbeweisen ist ganz einfach:

Da eine platonische Idee des Guten (und Schönen) personifiziert namens (jüdisch-christlicher) Gott mit einem ethischen Anhang (Religion) mit der reinen Vernunft nicht erkannt werden kann, ist er ja auch nicht im Sinne der Vernunft beweisbar.

Da jedoch die menschliche Liebe zu Gott oder menschliche Angst vor Gott nur Anschauungen aufgrund der sinnlichen (gefühlsmäßigen) Wahrnehmung sind, ist Gott a priori, weil ja Anschauungen keiner Wahrheitsfindung dienen können, weil Anschauungen nicht objektiv sind, sondern immer subjektiver Deutungen (Interpretationen mit Begriffen) bedürfen, nicht beweisbar. 

So gelangt Kant zu seinem moralischen Gottesbeweis, der seinen kategorischen Imperativ in gewisser Weise "vergöttlicht", quasi diesem Grundsatz der Moral eine unumstößliche Richtigkeit verleiht. 


Skoph  02.11.2017, 17:19

Vielleicht ist dazu noch erwähnenswert, dass Gott auch aus obigen Gründen nicht widerlegbar ist, dass es in der Kantschen politischen Philosophie Gott (und eine unsterbliche Seele als das größte Erhabene aus der irdischen Welt) allerdings als Idee der absoluten Vernunft zu geben hat (Postulat), weil ja sonst die Kantsche humanistische Vernunftethik keine prinzipielle Ursache hätte, was die Vernunft jedoch fordert...

Da Kant wohl selbst reine Vernunft war, erkannte auch er noch nicht, dass der Mensch ein Lebewesen der Sinneswahrnehmung mit Gefühlen und Gedanken ist, dass sich deshalb sein Gehirn eine subjektive Welt erstellt, dessen Brücke zu anderen Gehirnen stets die angestrebte Objektivität ist, die Erkenntnisse der so genannten "Wissenschaft"; diese Brücke ist logischerweise nicht die Wahrheit, sondern eine immer wieder neue Annäherung an ständig sich wiederholend verändernde Wahrheiten, mehr kann die durch alle Jahrhunderte hindurch gesuchte "Wahrheit" gar nicht sein.

Aufgrund dessen sind Gottesbeweise niemals Beweise, sondern für die Menschheit wohl wichtige, möglichst unwiderlegbare Gründe für die Existenz Gottes; nach dem modernen Motto: Wenn es Gott nicht gäbe, müsste man ihn erfinden!

2

Die ist aber klar, das kant, genauso wie gottesgläubige, behauptungen aufstellt, welche er letztendlich nicht beweisen kann....?

Wenn man gerne rumphilosophiert um sich die zeit zu vertreiben, kann man sich mit kant beschäftigen, weiser wirst du dadurch allerdings nicht.