Was, wenn jeder so handeln würde?
diesen Satz hab ich schon öfters von meiner Ethik Lehrerin zu hören bekommen, und soll ein Ansatz dafür sein, Handlungen als Ethisch korrekt bzw falsch bewerten zu können. Ein Beispiel wäre das Schwarzfahren. Würde jeder Schwarzfahren, bekäme das Busunternehmen kein Geld mehr und ginge pleite. Demnach ist die Handlung ethisch falsch. Nun zu meiner Frage. Wäre diese Regel allgemeingültig, so wäre doch jede Aktion ethisch falsch? Ich könnte kein Bäcker werden, weil wenn jeder Bäcker wäre, hätten wir keine anderen Berufe mehr. Ich könnte nicht schlafen gehen, weil würde jeder jetzt schlafen gehen, entstünde überall auf der Welt Chaos. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Diese goldene Regel gilt also nur beschränkt. Aber inwiefern lassen sich die Fälle eingrenzen, bei denen diese Regel anwendbar ist? Oder ist sie Unfug und beweist lediglich, dass unsere Welt nur durch Diversität funktionieren kann? Sind offensichtlich ethisch falsche Handlungen wichtig um ein Gleichgewicht auf der Welt zu halten?
6 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/NoWay2000/1644635905975_nmmslarge__0_448_1170_1169_cccc699a32c35ca8c7270e2166109a82.png?v=1644635906000)
Du hast recht, unsere Welt lebt von Diversität. Würde jeder immer nur die Regeln befolgen, hätte es viele neue Dinge nicht gegeben und die Welt würde sich nicht ändern. Hätte sich z.B. niemand gegen die früheren Monarchien aufgelehnt, würde es heute keine Demokratien geben, usw.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/schmidtmechau/1444749264_nmmslarge.jpg?v=1444749264000)
Hallo imagdieseitenid!
In dem Buch "Catch 22" von Joseph Heller habe ich eine wunderbare Antwort auf diese Frage gelesen:
"Was, wenn jeder so handeln würde?"
"Wenn alle so handeln würden, wäre ich ja schön blöd, wenn ich es nicht täte!"
Eine wunderbare Umkehrung!
Gruß Friedemann
![](https://images.gutefrage.net/media/user/WhereIsMyBox/1647535857299_nmmslarge__112_0_528_528_30725b69f7200563dc7c712c6d1100b3.png?v=1647535857000)
Wenn einer auf einer brücke springt passiert nichts. Wenn die brücke voller menschen ist und alle springen gleichzeitig auf und ab stürzt sie irgendwann ein. Die Auswirkung des Handelns ändert sich mit der Anzahl der Handelnden
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/10_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Die „Goldene Regel“ ist nützlich um Gesellschaften stabil zu halten, aber schränkt das Individuum eher ein.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/10_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Die goldene Regel ist eine Vereinfachung des Kant'schen kategorischen Imperativs. Es ist ausdrücklich nicht so gemeint, wie du das jetzt interpretierst. Es geht nicht darum, einzelne Handlungen zu bewerten sondern die dahinter liegenden ethischen Vorstellungen. Es geht also darum, Kriterien zu erarbeiten, nach denen man dann entscheiden kann, ob eine eine Handlung moralisch ok ist oder nicht - und nicht einen Katalog von einzelnen Entscheidungen durchzugehen und da einen Haken dran zu machen oder eben nicht.
Eine solche Frage wäre z. B. ob jeder uneingeschränkt selbst aussuchen kann, welchen Beruf er ergreift. Muss ich bei meiner Berufswahl das Gemeinwohl berücksichtigen oder kann ich allein nach meinen Interessen entscheiden? Das wäre eine ethische Frage, nicht aber die Frage "Soll ich Bäcker werden?".
Nur zur Vollständigkeit: Kant hat gesagt: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
Das ist mit "Wenn das alle täten" nicht wirklich hinreichend ausgedrückt.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/13_nmmslarge.png?v=1551279448000)