Was war jetzt der Grund dafür, daß man bei der Rechtschreibreform nicht das Volk gefragt hat, nicht die historische Entwicklung berücksichtigt hat und nicht..?

2 Antworten

Die natürliche Entwicklung wäre vielfältig. Siehe Schweiz. Wir haben keine Grammatik. Jeder kann schreiben, wie es ihm beliebt.

Ist nicht wirklich ein Problem, ist einfach nicht einheitlich


Epson110 
Beitragsersteller
 27.12.2024, 12:31

Ja, man kann doch fragen! Abstimmen lassen!

Das ist eigentlich keine frage, sondern eine dreifache tese. Ich fange mal hinten an:

3. Eine natürliche entwicklung gibt es bei der sprache. Reformgegner verwechseln oft sprache und rechtschreibung. Das eine ist 100'000 jahre alt, das andere knapp 200. Das eine lernt man zu hause, das andere wird (wie alles, was man in der schule lernt) in der schule von oben diktiert. Seit es die schulpflicht gibt, bestimmt der staat, welche rechtschreibung gelernt wird – die amtliche schulrechtschreibung. Das ist auf der ganzen welt so. Ein schüler, der auf natürliche weise «fogel» schreibt, wird «belehrt» wird, er müsse «Vogel» schreiben.

2. Die historische entwicklung hat man selbstverständlich berücksichtigt. Was spricht dagegen? Und warum hätte die entwicklung 1996 nicht weitergehen sollen?

1. Da die amtliche schulrechtschreibung nur für die schule gilt, ist sie keine wesentliche staatsaufgabe. Wenn sie das wäre, müsste der entscheidungsweg in der verfassung festgelegt werden. In der Schweiz haben wir ja sehr viele sachabstimmungen, aber hier ist niemand auf die idee gekommen, eine volksabstimmung zur schulrechtschreibung zu fordern. Es gibt umfragen, die eine bis 90-prozentige opposition zeigen. Anderseits weiss man, dass mindestens zwei drittel die rechtschreibung gar nicht beherrschen. 90 prozent von einem drittel sind keine mehrheit!

Unser verein Bund für vereinfachte rechtschreibung leistet übrigens einen beitrag an eine natürliche entwicklung, indem wir für uns die unnötige substantivgrossschreibung abschaffen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – korrektor, Bund für vereinfachte rechtschreibung

Epson110 
Beitragsersteller
 28.12.2024, 21:37

Was soll ich dazu jetzt schreiben? Es ist und bleibt nicht in Ordnung, so völlig über die Köpfe des Volkes hinweg, Bestimmungen zu erlassen.

RLandolt  31.12.2024, 13:14
@Epson110

Wäre es ohne reform in ordnung? Ohne rechtschreibreform von 1996 würden die regeln von 1901 gelten. Sind die besser legitimiert? Wurde damals das volk gefragt?

Epson110 
Beitragsersteller
 01.01.2025, 02:16
@RLandolt

Interessante Frage. Wurde beim Edikt von Potsdam das Volk gefragt, ob Hugenotten ins Land dürfen? Wurde in der Ostmark gefragt, ob Slawen die Bevölkerung ersetzen dürfen, nach der Pest? Rechts ist nicht gleich rechts und auch nicht gleich oberflächlich!

RLandolt  01.01.2025, 13:52
@Epson110

Ich befasse mich mit rechtschreibung, also mit linguistik. Zu unverständlichen filosofischen ergüssen kann ich nichts sagen.